@Darktempler: Also erstmal finde ich das Bild gar nicht schlecht. Du hast da eine Idee gehabt und bist die dann ziemlich gewissenhaft angegangen, was das Rendering betrifft. Das kann man z.B. sehr schön an der Halspartie sehen, Wo Du die Halswendemuskel deutlich ausgearbeitet hast. Und im Gesicht hast Du echt hochleistungsmäßig versucht, die von Dir angedachte Licthsituation präzise umzusetzen, indem z.B. die Oberlippe angestrahlt wird oder der linke Nasenflügel oder die unteren Augenlider. Die Lichtsituation ist also die künstlerische Hauptidee - und die kann man gut nachvollziehen.
Aber: Diese Hochleistung, mit der Dein Gehirn da quasi eine 3D-Szenerie ausgeleuchtet hat, reicht noch nicht so ganz aus, weil die Aufgabe momentan noch zu komplex ist für das "Programm" in Deinem Gehirn. Mir fällt gerade die Analogie zu einem Schachprogramm ein. Würde ein Schachprogramm jeden einzelnen Zug z.B. auf nur 6 Schritte voraus berechnen, kämme es wohl kaum in die Hufe und bräuchte schon für die ersten Züge soviel Zeit, daß die Überlegungs-Fristen bald ausgeschöpft wären.
Ein gutes Schachprogramm kann also am Anfang aus einer begrenzten Auswahl von Standard-Zügen auswählen. Und auch später im Spiel weiß es immer, wo die Prioritäten liegen. Beispielsweise macht es sich um die Dame im Durchschnitt mehr Sorgen (verbraucht mehr Rechenleistung, die richtig zu positionieren) als um einen einfachen Bauern. Indem das Programm weiß, wo die Prioritäten liegen, spart es Ressourcen und ist damit effektiver.
Übertragen auf Dein Bild hieße das: Du solltest Dich mehr darauf konzentrieren, was wichtig ist im Bild und was unwichtig. Darauf, wo der Fokus liegt.
Beispielsweise ist der Umhand des Herrn ziemlich aufwändig mit vielen einzeln ausmodellierten Falten gestaltet. Er wird rechts darüber hinaus zur hellsten Stelle im Bild, welche direkt an die dunkle Kante des "Kristalls" grenzt und somit den stärksten Hell-Dunkel-Kontrast im Bild bildet. Unser Auge wird immer zuerst duch die Bildstelle mit diesem stärksten Kontrast angezogen. Und somit liegt der Fokus also nicht etwa auf dem Gesicht des Magiers (ich nenne den jetzt mal einfach so), und auch nicht auf dem Kristall selbst - sondern auf seiner br Schulter!
Ich hab mich mal an ein OP rangesetzt, das nachher- wie so oft *schäm*- etwas ausgeartet ist.Aber an dem lassen sich ein paar Punkte besser nachvollziehen:
1. Wenn man kein Modell hat, muß man selbst sich vor den Spiegel setzen. Hättest Du das in der Pose getan, hättest Du gemerkt, daß die Haltung der Hände nicht hinhauen kann. Auch bei meinem OP passen die Hände noch nicht hundertprozentig in die Räumlichkeit - aber ich wollte zumindest Dein Format beibehalten und brauchte auch ein paar Negativformen, wollte also die Hände nicht an ungünstigen Stellen vom Bildrand überschneiden lassen.
2. Shapes...
Seine bl Seite habe ich größtenteils einfach in einer einzigen Farbe gehalten (fast Schwarz). Niemanden interessieren die Falten an seinem Gewand dort! Ähnliches gilt auch für sein Gesicht, dessen bl Seite ich fast ganz in der Dunkelheit verschwinden ließ. Wahrscheinlich habe ich da immer noch zuviele Details belassen - Stilisierung und Abstrahierung sind häufig die bessere Lösung als detailgenaues Ausrendern kleinster Bouncelights!
3. Lichtregie. Da die Bildidee nun mal aussagt, daß die Lichtquelle ganz vorn in der Hand des Magiers sich befindet, hilft nix: das muß die hellste Stelle sein. Wenn wir direkt in eine Lichtquelle schauen, ist die automatisch unser Fokus. Aber: Ich habe da einen Helligkeitsverlauf drüber gelegt, sodaß die den Kristall umschließende Hand nicht zu stark vorpoppt. Und ich habe da auch sehr locker und undetailliert gemalt, während ich im Gesicht des Magiers die meiste Detailarbeit leistete. Dadurch wird der Blick also rasch von der Lichtquelle weggelenkt, weil dort ja doch nix weiter Interessantes zu sehen ist - und geht dann sofort rüber zum Gesicht. Um es nicht zu kompliziert werden zu lassen, habe ich den Edelstein auf seiner Kopfbedeckung abgeändert: er glänzt nun bloß noch "passiv", statt aus sich selbst zu leuchten.
3. Ich habe bei seinem Gewand auch ein bißchen Detailarbeit geleistet, aber im Gegensatz zu Dir haben die Details auch informativen Charakter. Bei Dir ist die einzige Information: Hier sind Falten!
Ich habe z.B. links durch die Falten die Haltung des nach außen gespreizten Oberarms angedeutet und ansonsten eben gegenständliche Details seines Gewandes angedeutet, das nicht nur wie bei Dir eine Art glatter Umhang ist.
4. Beim Hintergrund hab ich einfach da was hell gemacht, wo ich's hell wollte und dort, wo es dunkel sein sollte, hab ich's halt dunkel gemacht. Ein paar Waagerechte und Senkrechte deuten irgendeine Art von Schränken oder so an - schon hat man ein "Setting", er steht vielleicht in seinem Studierzimmer oder so.
Was kannst Du jetzt daraus lernen?
1. Wichtiger als Details ist der Gesamteindruck. Details, die vom Fokus ablenken, sollten weggelassen werden.
2. Was man sich nicht wirklich aus dem Kopf zaubern kann, dafür muß man sich Referenzen suchen.
3. Wenn schon die Hauptidee darin besteht, eine extreme Lichtsituation darzustellen, sollte diese Idee auch systematisch durchgezogen werden. Man sollte dann die Möglichkeiten, die sich anbieten (starke Hell-Dunkel-Kontraste, Objekte, die komplett im Schatten verschwinden) auch nutzen.
4. Hintergrund ist wurscht. Den füllt man so, daß es dem Hauptmotiv zugute kommt.
@schlummi: Die sind echt fett. Vor allem das Zopfmädel im Gegenlicht gefällt mir, bei sowas die Farbigkeit zu treffen, ist extreeeem schwer! Respekt und Hut ab! Ref schick ich Dir mal gleich zu.
(war aber eigentlich nur was ganz Fixes, weil ich nicht den Pageturn ohne Pic machen wollte)
Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.