Da wollte ich nach längerer Abstinenz mal wieder ins gute alte DAF schauen und vielleicht sogar ein paar Skizzen posten, und was muss ich sehen... es wird über die Schließung diskutiert! Nicht ganz unerwartet, zugegebenermaßen, da ja in den letzten Jahren nicht mehr wirklich was los war, dennoch eine traurige Entwicklung.
Aber es ist gut, dass diskutiert wird, denn die Welt dreht sich weiter und von Zeit zu Zeit muss man auch mal reflektieren und vielleicht Dinge ändern - und nicht alles was sich ändert, muss schlecht sein (ich kann ein Lied davon singen).
Man kann über die gute alte Zeit ja denken was man will, aber eines ist sicher, dass sie vorbei ist! Denn sonst wäre es ja nicht die gute alte Zeit, sondern das Hier und Jetzt.
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Und der verklärte Blick auf die Vergangenheit verschleiert auch manchmal ein wenig den Blick aufs Wesentliche - was man beibehalten und was man ändern und besser machen kann.
Eines vorweg, technische und Kostenfaktoren dürften bei einem Forum der Größe des DAF eigentlich (heutzutage) nicht ausschlaggebend sein. Daran sollte es auf jeden Fall nicht scheitern! Ein vServer für 5-10 € im Monat sollte da völlig ausreichen. Den könnte man zur Not mit einer jährlichen Spendenaktion finanzieren (sollte möglich sein, jetzt wo der Großteil von uns arbeitet
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).
Für mich persönlich gäbe es auf jeden Fall eine Lücke, die das DAF hinterlassen würde, wenn es ganz weg wäre. Wie ja schon von vielen erwähnt, hatte man hier eine kleine, aber feine Community, in der man auf seiner künstlerischen Entwicklung begleitet wurde. Es gab Mentoren, die "Größen", Chinasky (der Meister!), Daniel (eher seltene, dafür ausführliche und fast druckreife Posts - tiefe Einblicke in die eigene künstlerische Entwicklung), artvandeley, Duracel (ich hoffe ich hab niemanden vergessen) die sich teils hingebungsvoll und mit viel Kompetenz und Geduld um Neulinge gekümmert haben. Man fühlte sich willkommen, egal mit welchem Skill-Level. Es gab teils harte, aber immer faire und vor allem hilfreiche Kritik ("?!? - Ja... ne. Funktioniert so nicht. Am besten alles neumachen!" ;D). Und es gab die Leute, die hier klein angefangen haben und dann richtig abgehoben sind (nicht im negativen Sinne) und an deren sichtbarer Entwicklung man sich ein Beispiel nehmen konnte (you know who you are).
Für mich hat das DAF gut funktioniert, als im Grunde das Lernen von (Digital) Art meine Hauptbeschäftigung war. Ich konnte den Großteil einer Woche in die Challenges und Übungen und sogar fertige Illustrationen stecken, richtig an meinen Skills arbeiten. Das ist jetzt nicht mehr so, aber immer noch ist Kunst ein Teil von meinem Leben, in dem ich mich weiterentwickeln möchte. Dafür bedarf es neben dem gelegentlichen "Schulterklopfen", was einfach wichtig ist um am Ball zu bleiben (wohl ein Grund, wieso ich zu dA gegangen bin, als ich weniger Zeit hatte), natürlich auch des Austauschs und ehrlicher, konstruktiver Kritik - der großen Stärke des DAF.
Ich glaube hingegen nicht, dass Foren allgemein am Ende sind. Sie sind halt eine sehr textlastige Kommunikationsplattform, und dafür hat heute eben kaum noch jemand Zeit (man muss ja bei den hunderten von Künstlern am Ball bleiben, denen man auf Social Media folgt) - außer man ist in speziellen Situationen oder die Materie erfordert nunmal viel Text. Viele Funktionen, die das DAF erfüllt hat, machen aber die neuen Plattformen gar nicht so schlecht.
So viel hier auf das "Liken" und die Oberflächlichkeit von deviantArt und Co. geschimpft wird, auch das hatte im DAF seinen Platz. Ich denke da an die endlosen "Artdump" Sammelthreads, in denen es oft nicht mehr als ein "Yay, cool!" (bei den üblichen Verdächtigen) gab und man aufpassen musste, dass man nicht auf dem Page Break landet, weil der Post dann untergeht. Seien wir ehrlich, wenn es einem vor allem um Aufmerksamkeit geht, dann erfüllen Tumblr, Instagram, Facebook und dA diese Funktion viel besser.
Und dass auf den neuen Plattformen die "positiven Vibes" überwiegen, ist vielleicht auch gar nicht so schlecht. Inzwischen habe ich festgestellt, dass mein Fehler vielleicht war, dass ich sogar zu große Erwartungen in das DAF hatte. Es kommt letzten Endes bei der Entwicklung als Künstler einfach darauf an, dass man viel ausprobiert und macht, da muss man einfach "grinden", die Meilen zurücklegen oder wie auch immer man das nennen möchte. Es gibt keine Abkürzung, die unbequemen Ratschläge, die ich manchmal bekommen habe, die viel Arbeit bedeutet hätten - die waren eben richtig - aber nicht unbedingt das, was ich in meiner Frustration brauchte. Und obwohl sich über jedes WIP endlos diskutieren lässt und oft "alles neumachen" vielleicht der beste Ratschlag war, darf man letzten Endes auch nicht vergessen, dass Spaß an der Sache und Motivation das Wichtigste ist. Niemand, der irgendwann aufgehört hat, ist jemals wirklich gut in etwas geworden - und da ist Kunst vor allem keine Ausnahme. Dabei können ein paar Likes und "Awesome"s auf dA schon helfen.
Ansonsten gibt es meiner Ansicht nach schon ein paar sehr interessante Entwicklungen, die sicher nicht alle bösartig und falsch sind. Mentoring über YouTube finde ich gar nicht so schlecht. Es ist für professionelle Künstler einfach geworden, ihren Wissensschatz mit einer breiten Masse zu teilen, damit sogar via Patreon mehr oder weniger Geld zu verdienen. Für Neulinge ist es auf der anderen Seite einfacher geworden, von zuvor nahezu unerreichbaren Profis hilfreiche Einblicke in deren Prozesse und Entwicklung als Künstler zu bekommen - ein großer Teil dessen, was das Mentoring im DAF war - nur noch viel leichter verdaulich dank der Videos. Interaktion zwischen gleichgesinnten Artists findet jetzt vielleicht eher auf Twitch Creative statt. Ich habe damit noch nicht so viel Erfahrung aber das Konzept wirkt jedenfalls sehr reizvoll, ich könnte mir gut vorstellen, da in Zukunft tiefer einzusteigen.
Tiefergehende Kritik, gemeinsame Entwicklung und Unterstützung und ja - ausführlichere Abhandlungen und Ratschläge, für die man sich auch einfach mal ein bisschen Zeit nehmen muss (heute als "tl;dr" bezeichnet
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), das sind für mich die Stärken eines Forums. Die Community als Mittelpunkt und daher auch Quell unerwarteter Einflüsse und Anregungen, unabhängig von der heute eher üblichen "Vernetzung" mit den Künstlern, die man bewundert oder die man bereits kennt. Dies kann man sicher nicht durch die neuen Social Media Plattformen ersetzen. Auch die Möglichkeit, unfertige Sachen oder einfach nur Studien einem begrenzten Kreis von "Fachleuten" zu zeigen, ohne sie gleich weitweit zu publizieren, finde ich wichtig. Aeyols Idee mit dem nicht-öffentlichen Forum finde ich gut - so lange gewährleistet ist, dass sich nicht die gesamte Aktivität dort hin verlagert (im Falle des DAF sicher ein gewissen Risiko, da die Zielgruppe immer doch eher ein "Fachpublikum" war).
Wir könnten aber wohl überlegen, wie wir die Stärken der neueren Plattformen mit denen eines Forums verbinden können. Vielleicht gibt es da sogar technische Möglichkeiten (etwa, Artdump Threads auf Tumblr spiegeln o.ä.)? Das würde sicher auch die Reichweite erhöhen und vielleicht sogar das Interesse für das Forum bei Neulingen wecken. Wir könnten auch die Plattformen für uns nutzen und unsere eigenen Gruppen (und Hashtags?) schaffen.
In diesem Sinne hoffe ich, dass wir das DAF retten und fit für die Zukunft machen können. Es wäre ja nicht nur Schade um den gesammelten Wissenschatz, sondern auch um diese wunderbare Community, die uns so viele Jahre begleitet und uns so viel gegeben hat.
Und abschließend bleibt mir nur zu sagen (selbst wenn es nicht weitergehen sollte): Danke DAF, für diese großartige, unbezahlbare Erfahrung!
P.S.: Anscheinend ist es nun schon über 10 Jahre her, dass ich mich hier angemeldet habe. Holy crap. I feel old.
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Und ich möchte noch artguy werden.
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