Hallo Kati!
Ich weiß ja nicht, ob Du noch in diesen Thread reinschaust und inwiefern Du das Bild schon für Dich abgeschlossen hast. Ich habe grad mal ein etwas ausführlicheres Overpaint gemalt, bei dem eine ganze Reihe von unterschiedlichen Aspekten mit eingeflossen sind, die mir bezüglich Deines Bildes einfielen. Ich hoffe, es ist jetzt nicht zuviel auf einmal, aber ich wollte auch nicht zwanzig Einzel-OPs malen.
Aufgefallen war mir, daß Du da jetzt Gegenstand für Gegenstand einzeln hinzugefügt hast.
Das macht bezüglich eines Bildes wenig Sinn, denn die formale Grundidee des Bildes sollte einheitlich sein. Jedes "Teil", das Du einfügst, verändert die Anmutung des Bildes wieder, der Käse z.B. hat zu einer komplett anderen Ausbalancierung geführt, weil er auf einmal zum Helligkeitszentrum und damit zur Hauptattraktion wurde. Dein letzter Step war überdies ein quadratisches Format, welches schwieriger als alle anderen Formate ist - davon sollest Du als Anfängerin vielleicht noch die Finger weglassen...
Drei Hauptpunkte bin ich in meinem Overpaint angegangen:
Erstens: eine Gesamtkomposition muß her mit einer entschiedenen Verteilung von Hell und Dunkel, einer Rhythmisierung der Gegenstände, einer Balance der Massen. Dazu gehörte als wichtigste Entscheidung die Verbreiterung des Formates und die Aufteilung des Hintergrundes in helle Mauer und dunkles Irgendwas. Dabei habe ich darauf geachtet, daß das Verhältniss von Mauer und Irgendwas ein angenehmes ist (dürfte so ungefähr im goldenen Schnitt legen, ohne das jetzt exakt nachmessen zu wollen).
Zweitens: Alle Gegenstände des Bildes "interagieren" miteinander. Der Boden spiegelt sich in der Flasche, ebenso wie die Trauben, das Brot, das Weinglas. Der Käse wirft einen Schatten auf das Brot, das Brot spiegelt und bricht sich im Glasstiel, der Schatten auf dem Ettikett wird von dem Wein im Glas gefärbt usw. usf. Da sind sicherlich bei mir jetzt diverse Schnitzer drin, Artdek hatte ja schonmal darauf hingewiesen, wie wenig rote Reflexions-Helligkeit man in den Weingläsern in der Wirklichkeit erkennt. Da kann man ruhig etwas großzügig von der Wirklichkeit abstrahieren und die "Effekte" übertreiben, damit sie vom Betrachter auch wahrgenommen werden. Wichtig ist,
daß die Gegenstände einander beeinflussen - nur so kann ein Zusammenhang im Bild entstehen. Daher macht es sich immer gut, wenn sie sich überschneiden oder Schatten aufeinander werfen. Aus diesem Grunde habe ich die Trauben z.B. über die Tischkante hinausragend gemalt - das erhöht den Eindruck von Tiefe.
Drittens: Die Farbigkeit. Zwar ist es sicherlich nicht verkehrt, sich Farbschemata am Anfang zu suchen, die interessant sind. Aber man darf sich von dem einmal gewählten Schema nicht tyrannisieren lassen. Ich habe die Tischfläche z.B. in ein kühleres Blau-Grau getaucht und als Gegengewicht zu dem leuchtend gelben Käse die Wahnd hinter der Flasche ebenfalls mit einem lichten Ocker aufgehellt. Zudem habe ich noch etwas Graublau in die Wand rechts gebracht, da ich das Rotbraun schlicht nicht mochte...
Jetzt sticht die grüne Flasche heraus - die sollte noch der Lichtsituation angepaßt werden, um das Bild stimmig zu kriegen.
So, das war's, vielleicht hab ich ja noch ein paar Anregungen geben können.
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Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.