Aktzeichnen
-
- Senior Member
- Beiträge: 655
- Registriert: 28. Mai 2006, 23:16
- Wohnort: Berlin
- Kontaktdaten:
@der_on und wen es sonst noch interessiert
ich habe mir erlaubt, paar meiner gedankengänge zusammen zu fassen, da du mit wenigen mitteln mehr aus deinen studien rausholen könntest.
da ich kein toller erklärbär bin, versuche ich mich ganz kurz zu halten und habe paar deiner zeichnungen als grundlage für overpaintings benutzt - hoffe, das ist ok.
als erstes wirkt dein strich sehr gleichmässig. ich nehme mal an, dass du ihn beim zeichnen genauso hälst, wie man schreiben würde, womit eine dynamische linie nur schwer erzeugbar ist. besser ist es, den stift flacher zu halten, in einer ähnlichen position, als wenn man einen schlüssel ins schloß stecken würde. dadurch hat man neben der durckstärke auch eine gute kontrolle über die breite der linie. zudem lassen sich so viel besser kurven auf größerer fläche beschreiben, da man den ganzen arm dafür einsetzen kann, als wenn man den stift in der verkrampften schreibhaltung benutzen würde. anfangs ist es etwas ungewohnt, aber schon nach kurzer zeit sollte man eine deutliche verbesserung merken und ehe man sich versieht, will man gar nicht mehr anders zeichnen. dann benutzt man die schreibhaltung meist nur noch beim ausarbeiten von details.
aber das sei nur am rande erwähnt. was ich eigentlich aufzeigen wollte, ist der flow/ rhythmus bzw. die kraft/ bewegung, die der körper ausführt.
beim aktzeichnen geht es weniger drum, alles akribisch genau zu kopieren - meist schadet es nur und die skizze sieht sehr steif und leblos aus.
aktzeichnen hat wenig mit dem umfahren der konturen zu tun.
viel wichtiger ist es die essenz einer pose einzufangen. die bewegung, die sie ausführt, die kraft, die auf den körper wirkt oder einfach nur deine eigene interpretation, deine gefühle der pose zu papier zu bringen.
was ist dir wichtig, wo siehst du interessante punkte am körper, die du schön, interessant findest und die es festzuhalten gilt. halte zu beginn etwas inne, suche nach diesen ankerpunkten in der pose. und wenn du mit der pose anfängst, dann betone diese stellen durch einen stärkeren und breiteren strich besonders. auch hilft es die stellen ruhig zu übertreiben - schließlich willst du darauf aufmerksam machen. alles andere kann getrost in den hintergrund treten und muß meist nur angedeutet werden.
deswegen kann ich dir nur empfehlen, dich nicht zu sehr auf das richtige treffen der proportionen zu versteifen. beschreibe erst mal grob den körper mit kurven oder zeichne dir wichtige ankerpunkte ein. wenn diese sitzen und das wesentliche festhalten, hat man schon mehr erreicht als man glauben würde - die skizze kann lebendig wirken, auch wenn nicht alles sauber an ort und stelle liegt. das treffen der proportionen kommt meiner meinung nach mit der zeit von alleine. wichtig ist, prioritäten zu setzen, was man eigentlich erreichen will und daran verstärkt zu arbeiten bis es zum automatismus wird. dann kann man sich aufs nächste problem stürtzen.
versteift man sich aber zu beginn erst einmal auf die konturen, dann wird es meiner meinung nach hinterher schwer, die posen schön locker und lebendig wirken zu lassen.
hier mal paar beispiele deiner skizzen, in die ich paar dinge eingezeichnet habe.
in dieser liegenden pose sehe ich erst mal den schönen bogen, den der körper beschreibt, welchen ich in rot über die figur gezeichnet habe.
als guten anfang hilft es mir eine linie durch den rumpf zu zeichnen - wie verhält sich brustkorb zur hüfte.
dann sticht für mich bei solchen liegenden posen immer die weit rausgeschobene hüfte hervor, die ich gerne betone, um das feminine zu unterstreichen.
als weiteres wirkt natürlich die schwerkraft auf die figur, sprich, bauch und brüste hängen, der ganze körper liegt auf, somit verdient die untere seite dieser partien eine betonung.
um in die ganze pose einen rhythmus reinzubekommen, versuche ich mich von kurve zu kurve durchzuarbeiten, die überall am ganzen körper zu finden sind. vom oberkörper gehts richtung bauch, von dort wieder hoch zur hüfte, dann fällt es wieder ab zum knie um dann die oberseite des unterschenkels zu beschreiben (die roten pfeile).
für mich hab ich das wesentliche damit beschrieben und die restlichen partien brauchen nur noch angedeutet zu werden, da sie für die pose nicht so wichtig sind.
in dieser pose fällt auf, dass sich die dame mir ihrem linken arm abstützt. somit lastet eine große kraft auf ihrer linken schulter, welche ich betont habe. von dort geht die kraft runter zur hand, die auf dem boden aufliegt.
ansonsten beschreibt auch hier der körper eine schöne durchgehende kurve.
in dieser pose ist der rücken, bzw die schulterpartie sehr wichtig. dort steckt die kraft, die nötig ist, um sich abzustützen.
desweiteren hab ich das standbein betont, welches den rest des gewichtes trägt.
den restlichen körper habe ich wiederum nur angedeutet. ob man die konturen durch leichte linien andeutet, den bereich nur grob einblockt oder sie ganz weg läßt, ist eigentlich egal.
gerade bei einigen bildern von herrmann und thomas sieht man sehr schön, wie das wesentliche der pose von wenigen linien festgehalten wird und der rest meist in der belanglosigkeit verschwindet, da er weggelassen oder ungenau eingeblockt wird. das gehirn hat genügend informationen/ankerpunkte, um sich den rest selber zu denken.
ich hoffe, dass ich dir und vielleicht dem ein oder anderen paar anregungen aufzeigen konnte.
würde mich freuen, wenn andere ihre erfahrungen dazu beisteuern würden oder ihre vorgehensweise beschreiben - womöglich liege ich ja mit einigen dingen falsch und das ein oder andere kann verbessert werden.
ich habe mir erlaubt, paar meiner gedankengänge zusammen zu fassen, da du mit wenigen mitteln mehr aus deinen studien rausholen könntest.
da ich kein toller erklärbär bin, versuche ich mich ganz kurz zu halten und habe paar deiner zeichnungen als grundlage für overpaintings benutzt - hoffe, das ist ok.
als erstes wirkt dein strich sehr gleichmässig. ich nehme mal an, dass du ihn beim zeichnen genauso hälst, wie man schreiben würde, womit eine dynamische linie nur schwer erzeugbar ist. besser ist es, den stift flacher zu halten, in einer ähnlichen position, als wenn man einen schlüssel ins schloß stecken würde. dadurch hat man neben der durckstärke auch eine gute kontrolle über die breite der linie. zudem lassen sich so viel besser kurven auf größerer fläche beschreiben, da man den ganzen arm dafür einsetzen kann, als wenn man den stift in der verkrampften schreibhaltung benutzen würde. anfangs ist es etwas ungewohnt, aber schon nach kurzer zeit sollte man eine deutliche verbesserung merken und ehe man sich versieht, will man gar nicht mehr anders zeichnen. dann benutzt man die schreibhaltung meist nur noch beim ausarbeiten von details.
aber das sei nur am rande erwähnt. was ich eigentlich aufzeigen wollte, ist der flow/ rhythmus bzw. die kraft/ bewegung, die der körper ausführt.
beim aktzeichnen geht es weniger drum, alles akribisch genau zu kopieren - meist schadet es nur und die skizze sieht sehr steif und leblos aus.
aktzeichnen hat wenig mit dem umfahren der konturen zu tun.
viel wichtiger ist es die essenz einer pose einzufangen. die bewegung, die sie ausführt, die kraft, die auf den körper wirkt oder einfach nur deine eigene interpretation, deine gefühle der pose zu papier zu bringen.
was ist dir wichtig, wo siehst du interessante punkte am körper, die du schön, interessant findest und die es festzuhalten gilt. halte zu beginn etwas inne, suche nach diesen ankerpunkten in der pose. und wenn du mit der pose anfängst, dann betone diese stellen durch einen stärkeren und breiteren strich besonders. auch hilft es die stellen ruhig zu übertreiben - schließlich willst du darauf aufmerksam machen. alles andere kann getrost in den hintergrund treten und muß meist nur angedeutet werden.
deswegen kann ich dir nur empfehlen, dich nicht zu sehr auf das richtige treffen der proportionen zu versteifen. beschreibe erst mal grob den körper mit kurven oder zeichne dir wichtige ankerpunkte ein. wenn diese sitzen und das wesentliche festhalten, hat man schon mehr erreicht als man glauben würde - die skizze kann lebendig wirken, auch wenn nicht alles sauber an ort und stelle liegt. das treffen der proportionen kommt meiner meinung nach mit der zeit von alleine. wichtig ist, prioritäten zu setzen, was man eigentlich erreichen will und daran verstärkt zu arbeiten bis es zum automatismus wird. dann kann man sich aufs nächste problem stürtzen.
versteift man sich aber zu beginn erst einmal auf die konturen, dann wird es meiner meinung nach hinterher schwer, die posen schön locker und lebendig wirken zu lassen.
hier mal paar beispiele deiner skizzen, in die ich paar dinge eingezeichnet habe.
in dieser liegenden pose sehe ich erst mal den schönen bogen, den der körper beschreibt, welchen ich in rot über die figur gezeichnet habe.
als guten anfang hilft es mir eine linie durch den rumpf zu zeichnen - wie verhält sich brustkorb zur hüfte.
dann sticht für mich bei solchen liegenden posen immer die weit rausgeschobene hüfte hervor, die ich gerne betone, um das feminine zu unterstreichen.
als weiteres wirkt natürlich die schwerkraft auf die figur, sprich, bauch und brüste hängen, der ganze körper liegt auf, somit verdient die untere seite dieser partien eine betonung.
um in die ganze pose einen rhythmus reinzubekommen, versuche ich mich von kurve zu kurve durchzuarbeiten, die überall am ganzen körper zu finden sind. vom oberkörper gehts richtung bauch, von dort wieder hoch zur hüfte, dann fällt es wieder ab zum knie um dann die oberseite des unterschenkels zu beschreiben (die roten pfeile).
für mich hab ich das wesentliche damit beschrieben und die restlichen partien brauchen nur noch angedeutet zu werden, da sie für die pose nicht so wichtig sind.
in dieser pose fällt auf, dass sich die dame mir ihrem linken arm abstützt. somit lastet eine große kraft auf ihrer linken schulter, welche ich betont habe. von dort geht die kraft runter zur hand, die auf dem boden aufliegt.
ansonsten beschreibt auch hier der körper eine schöne durchgehende kurve.
in dieser pose ist der rücken, bzw die schulterpartie sehr wichtig. dort steckt die kraft, die nötig ist, um sich abzustützen.
desweiteren hab ich das standbein betont, welches den rest des gewichtes trägt.
den restlichen körper habe ich wiederum nur angedeutet. ob man die konturen durch leichte linien andeutet, den bereich nur grob einblockt oder sie ganz weg läßt, ist eigentlich egal.
gerade bei einigen bildern von herrmann und thomas sieht man sehr schön, wie das wesentliche der pose von wenigen linien festgehalten wird und der rest meist in der belanglosigkeit verschwindet, da er weggelassen oder ungenau eingeblockt wird. das gehirn hat genügend informationen/ankerpunkte, um sich den rest selber zu denken.
ich hoffe, dass ich dir und vielleicht dem ein oder anderen paar anregungen aufzeigen konnte.
würde mich freuen, wenn andere ihre erfahrungen dazu beisteuern würden oder ihre vorgehensweise beschreiben - womöglich liege ich ja mit einigen dingen falsch und das ein oder andere kann verbessert werden.
Zuletzt geändert von TituS am 27. Mai 2007, 21:40, insgesamt 1-mal geändert.
hier noch die letzten beiden sitzungen. leider ist jetzt erst mal sommerpause
da wir fast ausschließlich 3 minuten posen gezeichnet haben, hat sich viel angesammelt.
hoffe, da ist das ein oder andere interessante dabei.
wo ich oben noch so schön am klugscheissern war, merke ich, dass ich mein posen eigentlich viel stärker aufs wesentliche beschränken könnte. der kontrast von ankerpunkten und dem rest ist teils sehr gering, was noch vom scanner verstärkt wird...
naja, hab ja jetzt genügend zeit drüber nachzudenken
da wir fast ausschließlich 3 minuten posen gezeichnet haben, hat sich viel angesammelt.
hoffe, da ist das ein oder andere interessante dabei.
wo ich oben noch so schön am klugscheissern war, merke ich, dass ich mein posen eigentlich viel stärker aufs wesentliche beschränken könnte. der kontrast von ankerpunkten und dem rest ist teils sehr gering, was noch vom scanner verstärkt wird...
naja, hab ja jetzt genügend zeit drüber nachzudenken
- ThomasVeil
- Senior Member
- Beiträge: 380
- Registriert: 29. Mai 2006, 10:42
- Wohnort: Amsterdam
- Kontaktdaten:
Wow, vielen Dank TituS dass du dir die Zeit genommen hast mal deine Herangehensweise zu erlaeutern. Sehr interessant. Beim naechsten mal werd ich dass mal ausprobieren - ich denke der richtige Flow ist etwas was mir noch fehlt. Wahrscheinlich hilfts nicht das ich ueberhaupt kein Rhythmusgefuehl hab.
Die Handhaltung muss ich auch mal testen. Der Stift ruht dann also auf den 4 Fingern und wird nicht zwischen Zeigefinger und Daumen geklemmt. Korrekt?
Deine Bilder sind wieder mal sehr schoen anzuschauen. Am besten finde ich das unterste. Wunderbarer Flow. Du koenntest allerdings noch sparsamer mit den Reflektionen umgehen IMO.
Werd auch mal ein bisschen was schreiben wenn ich Zeit finde - muss erstma noch n paar pics einscannen.
Die Handhaltung muss ich auch mal testen. Der Stift ruht dann also auf den 4 Fingern und wird nicht zwischen Zeigefinger und Daumen geklemmt. Korrekt?
Deine Bilder sind wieder mal sehr schoen anzuschauen. Am besten finde ich das unterste. Wunderbarer Flow. Du koenntest allerdings noch sparsamer mit den Reflektionen umgehen IMO.
Werd auch mal ein bisschen was schreiben wenn ich Zeit finde - muss erstma noch n paar pics einscannen.
webseite: http://www.oxpal.com - mein patreon projekt: https://www.patreon.com/oxpal
freut mich, dass du damit etwas anfangen kannst.
ich denke, deine bilder funktionieren auch super ohne flow
bin schon gespannt auf deine ausführungen. würde nämlich gerne mal was anderes probieren, bevor bei mir alles nur noch kurvig und cartoonig aussieht.
im nächsten halbjahr bekommen wir nen neuen lehrer, der uns nur noch stehend an der staffelei zeichnen lassen will. dann werd ich endlich mal die kohle auspacken und schaun, was bei rumkommt.
und danke für die blumen. bei den reflektionen hast du recht, da bin ich immer etwas unentschlossen. ich sollte entweder großflächiger mit weiß aufhellen oder wirklich nur gezielte highlights setzen - ich werde drauf achten, danke.
zur fingerhaltung hier ein scan aus henry yans figure drawing buch, was es besser verdeutlicht.
letztlich setzt man nur drei finger ein. mit daumen und zeigefinger hält man den stift und der mittlere dient dazu, den stift anzuheben/ abzusenken, um den winkel zu variieren.
damit bekommt man halt solche dynamischen linien hin, die mit der schreibhaltung ansonsten nur mit nem wacom möglich sind
ich denke, deine bilder funktionieren auch super ohne flow
bin schon gespannt auf deine ausführungen. würde nämlich gerne mal was anderes probieren, bevor bei mir alles nur noch kurvig und cartoonig aussieht.
im nächsten halbjahr bekommen wir nen neuen lehrer, der uns nur noch stehend an der staffelei zeichnen lassen will. dann werd ich endlich mal die kohle auspacken und schaun, was bei rumkommt.
und danke für die blumen. bei den reflektionen hast du recht, da bin ich immer etwas unentschlossen. ich sollte entweder großflächiger mit weiß aufhellen oder wirklich nur gezielte highlights setzen - ich werde drauf achten, danke.
zur fingerhaltung hier ein scan aus henry yans figure drawing buch, was es besser verdeutlicht.
letztlich setzt man nur drei finger ein. mit daumen und zeigefinger hält man den stift und der mittlere dient dazu, den stift anzuheben/ abzusenken, um den winkel zu variieren.
damit bekommt man halt solche dynamischen linien hin, die mit der schreibhaltung ansonsten nur mit nem wacom möglich sind
Ich will einfach mal zustimmen. Man kann natürlich alles Mögliche bedenken, aber das was du beschrieben hast ist wohl mit das wichtigste und das, was oft den Unterschied ausmacht.TituS hat geschrieben:würde mich freuen, wenn andere ihre erfahrungen dazu beisteuern würden oder ihre vorgehensweise beschreiben - womöglich liege ich ja mit einigen dingen falsch und das ein oder andere kann verbessert werden.
Ich denke man kann das getrost so stehen lassen!
... selbst bin ich grade zu faul aktuelle Aktzeichnungen zu digitalisieren .. .. ..
Ziel ist, woran kein Weg vorbeiführt.
- ThomasVeil
- Senior Member
- Beiträge: 380
- Registriert: 29. Mai 2006, 10:42
- Wohnort: Amsterdam
- Kontaktdaten:
Titus: Danke fuer die genaue Erklaerung. Echt interessante Technik.
Wollte ja wie versprochen mal ein paar Gedanken zu meinem Prozess aufschreiben.
Ich persoenlich achte auf 2 Dinge besonders: 1. Gute Planung. Ich schau genau nach was ich vor mir hab - was den Reiz ausmacht - was ich einfangen will. Selbst bei einer 5 Minuten-Pose warte ich bis ich weiss was ich zeichnen will und warum. Das definiert den Ganzen Prozess - Technik, Komposition usw.
Das finde ich besonders wichtig - oft kann man bestimmte Dinge ignorieren, weil sie nicht der Interessenspunkt sind. Ich verdrehe auch gerne die Anatomie - mache wichtige Sachen groesser als sie sind - oder gehe manchmal waehrend dem Zeichnen um das Model herum, um jedes Koerperteil von einer anderen Perspektive zu zeichnen. Wenn andere wichtige Aspekte stimmen, faellt sowas gar nicht auf.
Von da an kann man je nachdem voellig verschiedene Richtungen gehen. Und hier kommt der 2. Punkt: Wenn ich den Prozess dann weiss, gehe ich immer nur zum naechsten Schritt wenn alles stimmt. Wenn die Zeichnung zBsp. nicht zufriedenstellend ist, schattiere ich nicht. Und wenn ich ohne Zeichnung mit dem Schattieren anfange, dann zeichne die Linien erst, wenn die schattierten Volumen stimmen. Wenn irgendwas nicht stimmt - keine Angst vor Aenderungen! Ruhig auch zum Radierer greifen.
Hier mal ein Beispiel fuer die Schritte.
Generell fange ich grob an - meist mit schwachen Linien die den Umriss in einfache formen einteilen. Wuerde so etwa aussehen wie im ersten Bild.
Da sieht man schon recht eindeutig ob die Form passt. Augen zusammenkneifen hilft hier um sich auf die groben Shapes zu konzentrieren. Mit jedem weiteren Schritt wird das dann detaillierter. Wenn ich schoenen Linienschwung will, dann hab ich halt kuerzlich zum TituS's Tick gegriffen , wenn ich mich auf Volumen konzentrieren will, dann umreisse ich diese zuerst (ergibt n bisschen nen Michelangelo-look) - und ich geh auch manchmal den Weg den Hermann hier beschrieben hatte, bei dem zuerst grob die Schatten angedeutetet gemalt/gezeichet werden.
In diesem Schritt ist es sehr hilfreich Querverweise zu suchen um zu vergleichen ob die Anordnung stimmt. Ist die Hand auf Hoehe der Huefte? Ist das Knie vielleicht auf der selben Linie? Wenn all diese Dinge zueinander stimmen, weiss man dass man bereit ist ins Detail zu gehen. Das gibt einem auch mehr Selbstbewusstsein: Grosse Fuckups sind gar nicht mehr moeglich.
Oben sieht man die Zwischenversion. Die Vorzeichnung war komplett und das erste leichte Shading angefangen. Die Version hab ich noch, weil ich die dann aufgegeben und komplett neu angefangen hatte - war nicht komplett stimmig. Is aber is praktisch als Beispiel - auch dass sich der Neuanfang IMO manchmal lohnt.
Nun kommts natuerlich auf die Zeit an - wenn man mehr Zeit hat, kann man die Schattierung schoen in langsamen Schritten von Hell nach Dunkel durchgehen. Und (was mir noch nicht ganz gelingt) immer bei dem eigentlichen Plan bleiben und sich nicht in unwichtigen Details verlieren, was einem nur Zeit und Fokus vom wichtigen Punkt nimmt.
Naja, wohl nicht wirklich neue Infos drin im Text, aber ich habs wenigstens versucht
Natuerlich gibt es 1000 andere gute Vorgehensweisen - aber es gibt zBsp. ein paar Anfaengerfehler beim Aktzeichnen die ich oft sehe, und dann auch immer anspreche:
Schrubbellinien: Anfaenger haben die Tendenz Linien 5-6 mal zu zeichnen um sie zu perfektionieren. Ist in meinen Augen nicht schoen - und uebertraegt die Unsicherheit aufs Bild. Eine einfache Linie - moeglicherweise einmal korrigiert wirkt sicher und elegant. Und sie schaerft das Auge, denn in einem Linienwust wird das Auge sich Bild immer von selbst "gut sehen".
Mit Details anfangen: Oft fangen Leute an von der Zehe sich durch den ganzen Koerper zu arbeiten. Da bekommt man nur schwer ein homogenes Endresultat.
Gut jetzt. Und nu mei Stuff ... (hat sich etwas angesammelt - hatte keine Zeit regelmaessig zu posten):
Hier war Volumen fuer mich am interessantesten.
Das finale Bild von oben (perfekte Anatomie war hier nicht gewollt).
Ein paar Versuche mit dem Linienschwung ... muss ich noch ueben.
Wollte ja wie versprochen mal ein paar Gedanken zu meinem Prozess aufschreiben.
Ich persoenlich achte auf 2 Dinge besonders: 1. Gute Planung. Ich schau genau nach was ich vor mir hab - was den Reiz ausmacht - was ich einfangen will. Selbst bei einer 5 Minuten-Pose warte ich bis ich weiss was ich zeichnen will und warum. Das definiert den Ganzen Prozess - Technik, Komposition usw.
Das finde ich besonders wichtig - oft kann man bestimmte Dinge ignorieren, weil sie nicht der Interessenspunkt sind. Ich verdrehe auch gerne die Anatomie - mache wichtige Sachen groesser als sie sind - oder gehe manchmal waehrend dem Zeichnen um das Model herum, um jedes Koerperteil von einer anderen Perspektive zu zeichnen. Wenn andere wichtige Aspekte stimmen, faellt sowas gar nicht auf.
Von da an kann man je nachdem voellig verschiedene Richtungen gehen. Und hier kommt der 2. Punkt: Wenn ich den Prozess dann weiss, gehe ich immer nur zum naechsten Schritt wenn alles stimmt. Wenn die Zeichnung zBsp. nicht zufriedenstellend ist, schattiere ich nicht. Und wenn ich ohne Zeichnung mit dem Schattieren anfange, dann zeichne die Linien erst, wenn die schattierten Volumen stimmen. Wenn irgendwas nicht stimmt - keine Angst vor Aenderungen! Ruhig auch zum Radierer greifen.
Hier mal ein Beispiel fuer die Schritte.
Generell fange ich grob an - meist mit schwachen Linien die den Umriss in einfache formen einteilen. Wuerde so etwa aussehen wie im ersten Bild.
Da sieht man schon recht eindeutig ob die Form passt. Augen zusammenkneifen hilft hier um sich auf die groben Shapes zu konzentrieren. Mit jedem weiteren Schritt wird das dann detaillierter. Wenn ich schoenen Linienschwung will, dann hab ich halt kuerzlich zum TituS's Tick gegriffen , wenn ich mich auf Volumen konzentrieren will, dann umreisse ich diese zuerst (ergibt n bisschen nen Michelangelo-look) - und ich geh auch manchmal den Weg den Hermann hier beschrieben hatte, bei dem zuerst grob die Schatten angedeutetet gemalt/gezeichet werden.
In diesem Schritt ist es sehr hilfreich Querverweise zu suchen um zu vergleichen ob die Anordnung stimmt. Ist die Hand auf Hoehe der Huefte? Ist das Knie vielleicht auf der selben Linie? Wenn all diese Dinge zueinander stimmen, weiss man dass man bereit ist ins Detail zu gehen. Das gibt einem auch mehr Selbstbewusstsein: Grosse Fuckups sind gar nicht mehr moeglich.
Oben sieht man die Zwischenversion. Die Vorzeichnung war komplett und das erste leichte Shading angefangen. Die Version hab ich noch, weil ich die dann aufgegeben und komplett neu angefangen hatte - war nicht komplett stimmig. Is aber is praktisch als Beispiel - auch dass sich der Neuanfang IMO manchmal lohnt.
Nun kommts natuerlich auf die Zeit an - wenn man mehr Zeit hat, kann man die Schattierung schoen in langsamen Schritten von Hell nach Dunkel durchgehen. Und (was mir noch nicht ganz gelingt) immer bei dem eigentlichen Plan bleiben und sich nicht in unwichtigen Details verlieren, was einem nur Zeit und Fokus vom wichtigen Punkt nimmt.
Naja, wohl nicht wirklich neue Infos drin im Text, aber ich habs wenigstens versucht
Natuerlich gibt es 1000 andere gute Vorgehensweisen - aber es gibt zBsp. ein paar Anfaengerfehler beim Aktzeichnen die ich oft sehe, und dann auch immer anspreche:
Schrubbellinien: Anfaenger haben die Tendenz Linien 5-6 mal zu zeichnen um sie zu perfektionieren. Ist in meinen Augen nicht schoen - und uebertraegt die Unsicherheit aufs Bild. Eine einfache Linie - moeglicherweise einmal korrigiert wirkt sicher und elegant. Und sie schaerft das Auge, denn in einem Linienwust wird das Auge sich Bild immer von selbst "gut sehen".
Mit Details anfangen: Oft fangen Leute an von der Zehe sich durch den ganzen Koerper zu arbeiten. Da bekommt man nur schwer ein homogenes Endresultat.
Gut jetzt. Und nu mei Stuff ... (hat sich etwas angesammelt - hatte keine Zeit regelmaessig zu posten):
Hier war Volumen fuer mich am interessantesten.
Das finale Bild von oben (perfekte Anatomie war hier nicht gewollt).
Ein paar Versuche mit dem Linienschwung ... muss ich noch ueben.
hey thomas, vielen dank für deine ausführungen. da sind paar nützliche und allgemeine tipps zusammen gekommen. noch paar mehr und man kann einen kleinen leitfaden draus machen.
deine vielfalt ist bewundernswert - ich sollte auch wieder viel mehr experimentieren.
meine favouriten sind der im schneidersitz ruhende typ ganz oben - wirkt sehr lebendig,
die mittlere dame auf der 3. seite - sehr schön wie das haar grafisch ausläuft
und die letzten 3 blätter.
die verdopplung beim gitarristen macht zwar meine augen krank, kommt aber trotzdem sehr schön.
dem letzten bild würde eine vereinfachung des umhangs imo gut tun. also keine kurzen schraffierungen - das ist mir in kombination mit dem strukturierten kasten um ihn herum schon etwas zuviel und macht das bild zu unruhig. wenns flächiger und weicher wäre, dann würde die figur besser hervorstechen. so wird sie für mich durch die umliegenden strukturen etwas erschlagen und wirkt nicht mehr ganz so imposant.
deine vielfalt ist bewundernswert - ich sollte auch wieder viel mehr experimentieren.
meine favouriten sind der im schneidersitz ruhende typ ganz oben - wirkt sehr lebendig,
die mittlere dame auf der 3. seite - sehr schön wie das haar grafisch ausläuft
und die letzten 3 blätter.
die verdopplung beim gitarristen macht zwar meine augen krank, kommt aber trotzdem sehr schön.
dem letzten bild würde eine vereinfachung des umhangs imo gut tun. also keine kurzen schraffierungen - das ist mir in kombination mit dem strukturierten kasten um ihn herum schon etwas zuviel und macht das bild zu unruhig. wenns flächiger und weicher wäre, dann würde die figur besser hervorstechen. so wird sie für mich durch die umliegenden strukturen etwas erschlagen und wirkt nicht mehr ganz so imposant.
- ThomasVeil
- Senior Member
- Beiträge: 380
- Registriert: 29. Mai 2006, 10:42
- Wohnort: Amsterdam
- Kontaktdaten:
Rocko: danke fuers Lob
Titus: Ebenso... und auch fuer die Kritik. Ja beim letzten Bild da hab ich echt mit dem Fokus gekaempft. Das will ich auf jeden Fall verbessern - das Gesicht hat auch zu viel Detail, aber es ist schwer sich dagegen "zu wehren". Auch mit der Struktur im Hintergrund muss ich noch die richtige Balance finden.
Titus: Ebenso... und auch fuer die Kritik. Ja beim letzten Bild da hab ich echt mit dem Fokus gekaempft. Das will ich auf jeden Fall verbessern - das Gesicht hat auch zu viel Detail, aber es ist schwer sich dagegen "zu wehren". Auch mit der Struktur im Hintergrund muss ich noch die richtige Balance finden.
- ThomasVeil
- Senior Member
- Beiträge: 380
- Registriert: 29. Mai 2006, 10:42
- Wohnort: Amsterdam
- Kontaktdaten:
@Thomas: Deine Zeichnungen sind mal wieder eine wahre Freude, gefallen mir wirklich gut.
Ich war nur etwas irritiert von Henrik in seinem Showroom teils die gleichen Motive zu sehen. Habt ihr zusammen ne Skizzen Session eingelegt? Oder hab ich da was überlesen?
http://www.oxpal.com/images/gallery/tho ... 6_sls2.jpg
http://www.storage05.de/stuff/drawingdrawing03.jpg
http://www.oxpal.com/images/gallery/tho ... 14_sls.jpg
http://www.storage05.de/stuff/drawingdrawing02.jpg
Sehr interessant zu sehen wie unterschiedliche zeichnerische interpreationen des gleichen motivs aussehen. Ich mag beide.
Ich war nur etwas irritiert von Henrik in seinem Showroom teils die gleichen Motive zu sehen. Habt ihr zusammen ne Skizzen Session eingelegt? Oder hab ich da was überlesen?
http://www.oxpal.com/images/gallery/tho ... 6_sls2.jpg
http://www.storage05.de/stuff/drawingdrawing03.jpg
http://www.oxpal.com/images/gallery/tho ... 14_sls.jpg
http://www.storage05.de/stuff/drawingdrawing02.jpg
Sehr interessant zu sehen wie unterschiedliche zeichnerische interpreationen des gleichen motivs aussehen. Ich mag beide.
- The-Student
- Senior Member
- Beiträge: 505
- Registriert: 29. Jul 2006, 17:38
- Wohnort: Essen
- Kontaktdaten:
Hi alle,
ich war heute das erste mal beim Aktzeichnen, heute morgen und Freitag ist ein Modell bei mir in der Malschule... werde die Tage so gut es geht nutzen
Ab dem Ende der Sommerferien bin ich dann jeden Freitag Abend für 2 std in einem Aktzeichenkurs.... also hier meine aller ersten Versuche
ich war heute das erste mal beim Aktzeichnen, heute morgen und Freitag ist ein Modell bei mir in der Malschule... werde die Tage so gut es geht nutzen
Ab dem Ende der Sommerferien bin ich dann jeden Freitag Abend für 2 std in einem Aktzeichenkurs.... also hier meine aller ersten Versuche
If today was perfect there would be no need for tomorrow!
- ThomasVeil
- Senior Member
- Beiträge: 380
- Registriert: 29. Mai 2006, 10:42
- Wohnort: Amsterdam
- Kontaktdaten:
MartinH: Hehe, gut erkannt. Yo, wir arbeiten halt in der selben Firma - und wir haben in der Firma Aktzeichen, als auch in der Stadt. Wobei Henrik meist lieber die Lampen malt als die Models Auf einigen der aelteren Bilder hier is er sogar mit drauf.
Auf jeden Fall find ich den Vergleich auch sehr interessant - besonders wenn man jetzt zo praktisch hin und her klicken kann. Ist immer erstaunlich wie das gleiche "Bild" so unterschiedliche Ergebnisse bringt.
Sooo, ma wieder Wasserfarben:
Auf jeden Fall find ich den Vergleich auch sehr interessant - besonders wenn man jetzt zo praktisch hin und her klicken kann. Ist immer erstaunlich wie das gleiche "Bild" so unterschiedliche Ergebnisse bringt.
Sooo, ma wieder Wasserfarben:
Zuletzt geändert von ThomasVeil am 19. Jul 2007, 22:31, insgesamt 1-mal geändert.
- ThomasVeil
- Senior Member
- Beiträge: 380
- Registriert: 29. Mai 2006, 10:42
- Wohnort: Amsterdam
- Kontaktdaten:
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder