@Chinasky
Leider komme ich erst jetzt dazu Deine gut begründete Kritik zu verdanken. Sie hilft mir echt weiter. Ganz herzlichen Dank.
Erlaube mir kurz auf die einzelnen Punkte einzugehen.
Das finde ich ziemlich gut! Smile Interessante Idee, wie Du da mit den Negativflächen umgehst. Und die Figur sitzt - abgesehen vom leider abgeschnittenen br Fuß - gut komponiert im Blatt!
Hat mich echt gefreut.
Das mit dem Fuss ist echt störend.
Ansonsten würde ich mir noch mehr Mut wünschen bei Deinen letzten Aquarell-Akten. Du setzt die Farben eher schattierend und die Tonwerte bildend ein, statt farbig. Da kann man dann auch gleich ganz monochrom arbeiten, also entweder z.B. mit Sepia oder mit Holzkohle, wenn man größere Flächen dunkel haben möchte. Der Reiz bei Aquarellfarben besteht in ihrer Materialität, also z.B. im Kontrast zwischen weichen, verlaufenden Übergängen und klaren Akzenten.
Der Mut fehlt mir tatsächlich etwas. Wir haben pro Blatt ca. 20 bis 25 Minuten zur Verfügung. Beim Farbmischen direkt aus dem Kasten fürchte ich die meist sehr starke und schwierig zu kontrollierenden Farbaufnahme des Pinsels. Aber .... vielleicht muss ich mich da einfach einmal reinstürzen. Oder hast Du da einen wertvollen Tipp? (PS: Nachbearbeitungen mache ich bis jetzt grundsätzlich nicht.)
Nicht aber darin, vorsichtig eine Vorzeichnung "auszumalen".
Das "Ausmalen" vermeide ich in der Regel. (Ausnahme das von Dir eingangs erwähnte Bild mit den herausgehobenen Negativflächen). Gerade bei den Arbeiten die ich am 27.8. eintrug war das Vorgehen zum Teil umgekehrt.
Dazu das Vorgehen bei den einzelnen Arbeiten.
- Bild 1 / Weiblicher Akt
Grobskizze mit gelb/orangem Aquarell-Farbstift - Farbauftrag grün, rot, gelb, blau, grau (vorgemischte Farben aus Zeitgründen) - Präzisierungen und Senkrechtschraffur mit grauem und gelb/orangen Farbstift.
- Bild 2 / Weiblicher Akt
Keine Vorzeichnung, sondern direkter Farbauftrag (Versuch die Figur nur durch die Schattenwirkung zu erfassen) - Hintergrundfarbe als Präzisierung der schattenseitigen Figurbegrenzungen.
- Bild 3 / Weiblicher Akt
Kurze Vorzeichnung - Farbauftrag von hell zu dunkel mit Ziel die Schatten herauszuschälen.
(Zielvorstellung und Resultat treffen sich leider nur selten optimal.
)
- Bild 4 / Weiblicher Akt
Keine Vorzeichnung - Start mit gelber Aquarellfarbe, danach Rottöne und Grautöne - Aquarellstifte zur Präzisierung der Grundform (dort wo das Blatt noch nass war wurde dadurch der Farbstift-Auftrag zum Teil deutlich intensiver) - Zum Schluss noch beim Sockelmöbel den Aquarellstift mit dem Pinselverwischt
.
Offensichtlich ist aber die Wirkung auf den Betrachter wie von Dir beschrieben eine völlig andere, eben die des Ausmalens. Da muss ich ganz klar über die Bücher und bin froh um Deine Reaktion.
Ich habe den Eindruck, Du vergeudest mit Deiner Art des Aquarellierens meist zuviel Zeit, die Dir dann an anderen Stellen fehlt. So sind z.B. die Kompositionen der einzelnen Blätter nur selten überzeugend, von dem einen von mir anfangs herausgestellten Pic mal abgesehen. Richtig schlecht ist z.B. das vorletzte Blatt mit der sitzenden Frau, deren eh schon verkürzte Beine an einer sehr ungünstigen Stelle abgeschnitten sind. Und bei dem Blatt davor steht die Frau recht unmotiviert genau in der Mitte und links und rechts erstreckt sich Langeweile... Wink Verstehst Du, was ich meine? Bis man bei einer Pose die optimale Komposition im Blatt gefunden hat, braucht man schon mal einz, zwei, drei Minuten, um sich das Model genau anzuschauen und nachzudenken. Diese Zeit meint man i.d.R. nicht zu haben. Aber wenn Du genügend Zeit hast, so eine ausgearbeitete Version wie das letzte Blatt zu malen, dann würde ich vorschlagen, lieber auf das "Austuschen" der vorgezeichneten Figur zu verzichten, und dafür stärkeres Augenmerk auf die Komposition zu legen.
Schlicht und ergreifend ... da hast Du vollkommen recht und da werde ich mich in Zukunft gezielt damit auseinandersetzen. Deine klare und präzise Analyse hilft mir die Schwachpunkte gezielt anzugehen..
Habe - leider noch viel zu kurz - auch auf Deinen Hinweis zu den Rembrandtbildern (
www.rembrandtpainting.net) geschaut. Toll, Anregend - und Deine Bemerkungen abrundend. Tinte oder Lavier-Tusche werde ich bei Gelegenheit gerne ausprobieren.
Nochmals ganz herzlichen Dank!