Warings

Stellt Eure in Arbeit befindlichen oder fertigen 2D-Artworks hier aus, um sie diskutieren zu lassen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Euer Artwork in klassischen Techniken oder digital entstanden ist.
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acapulco
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Warings

Beitrag von acapulco » 19. Dez 2007, 12:50

So, meld ich mich auch mal wieder zu Wort. Ich hab die letzten Wochen damit verbracht mich mal wieder einem Bild total zu widmen.

Zu dem Bild wurde ich durch das Buch 'I'm the King of the Castle' von Susan Hill inspiriert. Die meisten werden das Buch denke ich mal nicht kennen. Also ein kleiner Abriss der Handlung:

Mr Hooper und sein Sohn Edmund Hooper wohnen in dem Anwesen, genannt Warings. Mrs. Kingshaw ist Haushälterin und fängt bei ihnen an und zieht mit ihrem Sohn in dieses Anwesen. Die beiden Kinder hassen sich von dem Moment, in dem sie sich das Erste mal sehen. Die Eltern wollen das nicht sehen, für die gibt es nur ihre heile Welt. Edmund Hooper ist ein schlimmes Kind, er mobt Charles auf die derbste Art und Weise. Er verfolgt ihn, lügt bei den Eltern und alles mögliche. Er zieht Kingshaw immer damit auf, dass er einmal vor einer Krähe flüchtete, stellt ihm eine ausgestopfte ins Zimmer. Gegen Ende überwindet Charles aber einige seiner Ängste, so zum Beispiel vor der Krähe. Charles reicht es irgendwann und flieht sozusagen aus dem Haus und geht in den Wald. Edmund folgt ihm und bei Charles setzt nurnoch Resignation ein. Nach weiteren, fehlgeschlagenen und unverstandenen (elterlicherseits) Versuchen sich von Edmunds 'Herrschaft' zu befreien geht Charles in den Wald und ertränkt sich in einem Teich, wo er sich das erste mal wirklich frei und geborgen fühlte.

Schon viel zu viel Text.

Nun, dieses Buch hat mir sehr gefallen und ich fand es krass, dass er sich am Ende das Leben nimmt. Gut, nun zu dem Bild.
Das Bild zeigt eben dieses Anwesen 'Warings' so, wie ich es mir während des lesens immer erdacht habe. Hab mal wieder einiges gelernt dabei und versucht einiges aus dem Hochzeitsbild mitzunehmen und zu verbessern.

Warings.
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Warings

Jede Art von Kritik ist sehr willkommen. Bin hier um zu lernen.

aca

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Jan
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Beitrag von Jan » 19. Dez 2007, 13:07

Heijeijei.. Das klingt aber nicht gerade nach heiterer Kost. :-)

Zum Bild: Wirkt auf mich sehr stimmig. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass die Veranda etwas großzügig daher kommst. Ich vermute, dass liegt an den kleinen Fenstern in den oberen Stockwerken. Vielleicht ist aber auch das Dach sehr hoch....

Ansonsten sehr schön!

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Beitrag von Chinasky » 19. Dez 2007, 13:25

Die Lichtsituation ist sehr gut, es paßt zu der Geschichte, die Du dazu erzählt hast. Die Krähe vorn erinnert an Hitchcock... :D
Es gibt da allerdings eine perspektivische Sache... Wenn ich das richtig erkenne, hast Du eine sehr gemäßigte Dreipunkt-Perspektive gewählt. Du hast einen recht niedrigen Horizont gewählt, sodaß der Blick also eher nach oben geht. Dementsprechend müßte ein Fluchtpunkt für das Haus eher oberhalb des Bildes liegen als unterhalb. Wenn man nun davon ausgeht, daß die Säulen/Pfosten der Veranta senkrecht zu Boden stehen, fluchten sie in die falsche Richtung. Oben müßte das Haus "enger" werden statt "Weiter". Indem es auf Deinem Bild anders rum ist, wird der "seltsame" Eindruck verstärkt. Mir fiel dieser perspektivische "Fehler" erst relativ spät auf, vielleicht ist er also in künstlerischer Hinsicht kein Fehler, sondern unterstreicht nur den unheimlichen Eindruck des Bildes, die inhaltliche Assoziation, das da in diesem Haus etwas nicht mit richtigen Dingen zugehen kann...

edit: Hab das mal überprüft. Tatsächlich scheint es sich icht um eine Dreipunkt- sondern nur um eine Zweipunktperspektive zu handeln. Die Säulen und Mauerseiten sind alle genau lotrecht, die Abweichungen sind minimal (im Bereich von 1, 2 Pixeln).
Insofern hatte mich mein Eindruck getäuscht und ich nehme alles wieder zurück. Ich hab das Bild wohl einfach nur mit der "Lösung" verglichen, die ich gewählt hätte (also Dreipunktperspektive mit dem dritten Fluchtpunkt weit oberhalb des Bildes).
Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.

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Logan
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Beitrag von Logan » 19. Dez 2007, 16:03

Die Stimmung finde ich gelungen.

Ich persönlich würde vielleicht den Himmel rechts noch entsättigen. Geschmackssache.

Was mich stört sind einige unschöne Überschneidungen in dem Bild. Bei dem Vogel z.B. schneidet sich die Außenlinie des Strohballens fast genau an dem Knick von Schnabel und Kopf, die Linie unten am Hals läuft praktisch durch den Schnabel durch und bei dem Strohballen weiter. Oder die Flügelspitzen: warum hören die genau da auf, wo das Gras aufhört und der Weg anfängt? Wo der Hals in den Rumpf übergeht hört genau hinten das Gras auf und das Feld fängt an.

Genauso oben mit dem Baum an der Wolkenlinie. Oder links an dem Zaun steht der Baum genau auf dem Zaunpfahl und der Schatten des Hauses hört auch genau an dem Pfahl auf. Oder die Umrisslinie von der Baumkrone von dem Baum rechts geht genau in das Vordach über.

Das klingt wohl negativer als ich es meine, es sind ja nichtmal unbedingt "Fehler", aber mir fallen solche Stellen oft negativ auf. Wenn du Dinge sich gegenseitig überschneiden lässt, dann erzeuge eine deutliche Überschneidung, dann kann man die Tiefenstaffelung besser erkennen.

HenrikFetz
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Beitrag von HenrikFetz » 19. Dez 2007, 17:28

Hi acapulco,
was etwas stört ist das die Fluchtpunkte zu eng beieinander liegen, dadurch wirkt die Perspektive stark gezwungen und wenig natürlich.

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Spikespine
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Beitrag von Spikespine » 19. Dez 2007, 18:02

Hi!
Erstmal ein Lob, das Bild ist wirklich schick geworden!! :)

Ich muss allerdings HenrikFetz zustimmen, das ist mir auch sofort aufgefallen. Der Betrachter steht ja einigermaßen weit entfernt vor dem Haus, so wirkt es ein wenig "weitwinklig", ein Effekt den man aus dieser Entfernung nur mit dem Fotoapparat erzeugen kann (oder eben, wie in deinem Fall, mit Stift und Papier ^^)

Ich vermute übrigens, dass daher auch Chinaskys Verwunderung über den dritten Fluchtpunkt kommt: Bei der starken Verzerrung auf der horizontalen Achse erwartet man auch eine Fluchtung auf einen dritten Punkt, im Himmel. Da die Linien allerdings parallel sind, wird die Wahrnehmung getäuscht, es entsteht für manchen Betrachter das Gefühl, die Linien würden auseinander laufen.

(Übrigens ist mir in letzter Zeit immer häufiger der gleiche Effekt im Geometrieunterricht aufgefallen. Die Randlinien eines Quaders in Kavalliersperspektive o.Ä. laufen auf der Zeichenebene parallel, was sie wirken lässt, als würde der Körper nach hinten größer werden. Andere Leute nehmen das allerdings nicht so wahr... ich vermute, das hängt damit zusammen, dass man sich beim Zeichnen an eine stärker fluchtende Perspektive gewöhnt.)

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acapulco
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Beitrag von acapulco » 19. Dez 2007, 19:42

So, danke für eure Kritik soweit.

Perspektive:
Im Grunde ist diese Perspektive gewollt, dass ich alles aufs Bild bring was ich will. Dreipunktperspektive wäre wahrscheinlich wirklich sinnvoll gewesen, aber ich wollte es mir auch nicht unnötig schwer machen. Diesen Effekt, dass es wie eine falsche 3PP wirkt, fällt mir gerade erst auf, das Bild hat sich wohl zu sehr verinnerlicht.

Übergänge:
Nachdem ihr das nun angesprochen habt, fällt mir das nun auch echt auf und bei der Krähe ist das echt ärgerlich, wo ich schon dauernd Probleme mit der hatte. Ich werd mal ein paar Steps hinzugeben.

ttp://aca.mine.nu/Kunst/Untitled-8.jpg
http://aca.mine.nu/Kunst/Untitled-8-2.jpg
http://aca.mine.nu/Kunst/Untitled-8-3.jpg
http://aca.mine.nu/Kunst/Untitled-8-4.jpg
http://aca.mine.nu/Kunst/Untitled-8-5.jpg
http://aca.mine.nu/Kunst/Untitled-8-m.jpg
http://aca.mine.nu/Kunst/Untitled-8-6.jpg

Ich hatte bei der Ausarbeitung extreme Probleme mit den Bäumen und habe viel rumprobiert und hier referenzen geforscht und da rumgeschaut. Am Ende hab ich diese Lösung für am besten befunden und ausgearbeitet.
Eigentlich wollte ich -> So <- einen Look für die Bäume, aber das ging einfach nicht, das hab ich nicht hinbekommen. Ich rätsel immernoch, was genau diese Bäume zu diesen Bäumen macht und was sie von meinen unterscheidet.
Falls das Buch doch mal wer lesen sollte, sei vorrausgesagt, ich habe mir einige Freiheiten erlaubt. Im Buch wird das Anwesen umgeben von einer hohen Hecke, welche ich aber in dieser Form in mein Bild nicht einbauen wollte, da so alles ausserhalb des Anwesens einfach weg wäre.

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Beitrag von Chinasky » 19. Dez 2007, 20:28

Ich finde die Bäume schon ganz gut gemalt. Mehr organischen Zufall hättest Du halt mit 'nem Structurebrush hinbekommen oder mit einer Struktur im Untergrund oder vielleicht im Painter, wenn da die Farben wieder angelöst werden...
Aber dadurch, daß die Bäume so durchgängig gemalt sind, bekommt das Bild etwas Statisches, was zumindest ich persönlich mag, bzw. was eben zum Thema paßt. Es erinnert (ganz entfernt!) an Bilder von Magritte oder von Edvard Hopper - beides Maler, die ihre Bilder dermaßen "durchgemalt" haben, daß sie dadurch einen Hauch von Künstlichkeit bekommen. Das von Dir verlinkte Beispielbild für die Bäume setzt auf einen ganz anderen Look. Er hätte bei Deinem Bild m.M.n. nicht gepaßt. Also: Mir gefällt Deine Vegetation. :)

Mir gefällt überhaupt das ganze Bild, das muß man immer nochmal sagen, wenn man kritisiert - ich finde, Du hast da einen ziemlichen Step gemacht in Deiner Entwicklung. Allein schon den Ansatz, mal ein ganzes Buch, bzw. den Stimmungseindruck, den Du aus diesem Buch hattest, in ein Bild zu packen, finde ich interessant, originell, gut, lobenswert!

Es sind daher auch nur Kleinigkeiten, die man anmerken kann. Was die Setzung der Fluchtpunkte angeht, wurde ja schon alles Nötige gesagt. Ich denke mal, Du hättest die nicht so eng setzen müssen und dennoch alles im Bild "unterkriegen" können - aber es ist Deine künstlerische Entscheidung und da braucht man dann auch nicht rumstreiten. Nur weil wir grad bei der Perspektive sind: verlängere mal die Strohballen-Reihe... ;) Der hinterste Heuballen ist eingewaltiges Stück kleiner als der Vorderste. Das haut perspektivisch nicht hin, dort hinten ist wirklich jeder Millimeter entscheidend. Die Heuballen bekommen eine starke Wichtigkeit, vor allem, da sie ungefähr genauso breit sind (zusammengenommen) wie die Krähe vor ihnen. Da entsteht ein kompositorisches Dreieck von der Schanzspitze zur Schnabelspitze zum hintersten Heuballen. Ich würde die Krähe freiher stellen, vor einen hellen Hintergrund, in dem nicht viel passiert - und die Heuballen würde ich weiter nach links versetzen, als eine hellere Einheit, vor welcher dann der Traktor sich wieder als dunklere Masse absetzen könnte.

Bild
Zuletzt geändert von Chinasky am 19. Dez 2007, 20:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von acapulco » 19. Dez 2007, 20:49

Ich wollte die Strohballen eigentlich dazu nutzen, die Shape des Raben besser zu definieren. Das mir dabei der Fauxpas am Schnabel passiert ist, ist ärgerlich.

Ich dank dir sehr für dein Engagement, Hank und freut mich, dass es dir gefällt. Ich werds wohl drucken lassen und mir aufhängen.

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Beitrag von Chinasky » 19. Dez 2007, 20:58

Hab eben noch ein op versucht. Guck mal, was es gebracht hat, oberhalb des Zaunpfostens den Boden einen winzigen Tick dunkler zu machen! Auch habe ich den Schatten der Krähe auf dem Holz schmaler gemacht - denn das Licht kommt stark von oben, wie man an den Schatten sehen kann, welche der Zaun wirft. Übrigens auch hier wieder: Da die Lichtsituation so glasklar ist, wird jeder Millimeter fraglich. Vergleiche mal den Schatten des Zaunpfostens auf dem Kiesweg - der müßte exakt parallel verlaufen zu dem Schatten, welchen z.B. die Säulen der Veranda auf dem Boden werfen... Tut er aber nicht - der Zaunpfostenschatten läuft stärker auf den Betrachter zu, der Schatten, den das Haus wirft, geht weiter nach links zur Seite... Das sind so die Frickeligkeiten, die man zu beachten hat, wenn man derartig exaktes, klares, scharfes Licht hat. (Aber dieses harte Licht ist dann ja dafür auch so eindrucksvoll und viel spannender als das übliche Athmosphäre-Dunst-Wischiwaschi...)
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Beitrag von acapulco » 20. Dez 2007, 20:39

Ich dank dir sehr für das Op, Chinasky. Macht es im Grunde wirklich besser. Mal schaun, ob ich nochmal drübergehen werde. Danke auf jedenfall!

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