@Dura: Danke!
Karpek: Das zweite finde ich sehr überzeugend, eventuell könntest Du noch etwas mehr Abwechslung in Deine Schraffurweise bringen, beziehungsweise noch mehr
mit der Oberfläche schraffieren, statt entgegen ihren Verlaufs.
@der_On: Robolus ist exakt getroffen, in dieser verschmitzen Art zu grinsen steckt ein gutes Stück seiner Persönlichkeit. Artvandely ist nicht wirklich getroffen. Ich vermag allerdings nicht den Hauptknackpunkt zu finden, woran das liegen könnte. Eventuell an den Augen - aber mir hat mal ein großer Portraitzeichner gesagt: "Wenn man dir sagt, Du habest die Augen des Modells nicht getroffen, dann solltest Du an Nase oder Mund was ändern..."
@MrInk: Da sind ein Haufen guter Zeichnungen dabei! Die (schlafende?) Souly hast Du sehr sensibel gezeichnet, insbesondere das Shading um den entspannten Mund herum ist gelungen. Der Daniel ist Dir gut gelungen, Du hast ihn so entstellt - der bekommt direkt ßhnlichkeit mit mir.
Im Ernst: Du hast die (allzu üppigen
) Volumina gut herausgearbeitet, gerade, wie Du die Weißhöhungen in der Schläfenpartie eingesetzt hast, ist super - meiner Meinung nach ist Dir das Höhen mit Weiß da am besten von allen Deinen hier gezeigten Zeichnungen gelungen. Der Mund ist nicht mein Mund, den Schädel hast Du etwas zu weit nach hinten fliehen lassen. Das Ohr dagegen ist so gut beobachtet, allein dieser Ausschnitt würde reichen, um ein Fahndungsbild herauszugeben, mit dem ich auf der Stelle geschnappt würde.
Das Portrait von Shadow ist Dir am besten gelungen - weil es auch eine sehr interessante Lichtsituation hat. Die Du da den Schattenrand über den Nasenansatz gezogen hast - solche Ideen kriegt man kaum aus dem Kopf, das muß man sehen und beobachten - und dann
umsetzen. Super!
Insgesamt scheinst Du mir eher ein Maler denn ein Zeichner zu sein. Deine Portraits wirken da am besten, wo Du Volumina durch das genaue Beobachten von Tonwerten darstellst. Dort, wo die Linien wichtiger werden (z.B. bei Dagos Haaren), wird's etwas weniger überzeugend, an der Ausdruckskraft der reinen Linien könntest Du noch allerhand optimieren. Insgesamt aber wirklich eine imposante Ausbeute des Wochenendes!
@Inken: Ach, Du warst schon in der 20-Minuten-Gruppe dabei und wolltest deshalb nicht mehr bei uns mitmachen? Niemand hätte sich da beschwert, denke ich, und Du hättest das noch bekommen, was Deinen Zeichnungen am meisten fehlt: Routine im Beobachten. Zwar sind die Leute schon noch zu erkennen (mein Namensgedächtnis allerdings will mir die entsprechenden Niks nicht liefern), aber vor allem an jenen "unverwechselbaren Charakteristika" wie z.B. dem Irokesenschnitt, dem Kinnbart oder der Brille. Ich hab
unverwechselbare Charakteristika daher in Gänsefüßchen geschrieben, weil das ja so nicht stimmt: diese Details sind lediglich Assecoires. Kinnbart und Iro könnten morgen schon abgenommen werden, statt der Brille könnten Kontaktlinsen getragen werden...
Deine Zeichnungen verraten noch den "normalen" Blick auf Gesichter. Augen sind eben Augen, Ohren Ohren, Münder sind Münder. Aber gerade da unterscheiden sich ja die Gesichter wirklich unverwechselbar. So, wie Du Augen, Ohren und Münder zeichnest, zeigst Du eher Symbole dieser Augen, Ohren und Münder. Vergleiche mal die Ohren auf den letzten beiden Zeichnungen - sind die nicht austauschbar? Woher diese Tendenz kommt, statt der tatsächlich existierenden Ohren, Münder und Augen nur "Symbole" zu zeichnen - kannst Du alles bei Betty Edwards in ihrem Buch "Garantiert zeichnen lernen" ausführlich nachlesen.
Allerdings gibt es eine Zeichnung, die meiner Meinung nach positiv von allen anderen heraussticht - und zwar die letzte (edit: beziehungsweise: die erste, ich hatte das geschrieben, dabei unten im Thread herumgescrollt und dabei vergessen, daß ja die Bilder in der umgekehrten Reihenfolge angezeigt werden). Ich kann zwar da nicht erkennen, wer es sein könnte - aber dafür kann ich da die Lichtsituation, in der sich Dein Modell befand, erkennen. Und das ist insofern viel wichtiger, weil es belegt, daß Du da auf einmal
wirklich hingeschaut hast: Ich kann mir vorstellen, daß dies für Dich die schwierigste Position war und Du innerlich gestöhnt hast, so quasi gegen das Licht auf das Modell gucken zu müssen. Aber das zwang Dich, zumindest teilweise auf die üblichen "Symbole" zu verzichten, und statt dessen das zu zeichnen was Du sahst. Nicht überall: Die Augen sind immer noch Symbol, und auch daß Du die Lippen wieder durch Umrißlinien eingekreist hast, ist ein ähnlicher Fehler wie bei den anderen Zeichnungen. Aber wie Du die Dunkelheit am Kieferknochen angesetzt hast - das ist richtig gut, ebenso wie das Shading an der Nase! Du hast sogar das Reflexlicht beobachtet, das von unten auf den Kieferknochen geworfen wurde, und den Schattenverlauf unter der Lippe hinunter zur Kinnspitze hast Du genauso gut beobachtet. Gleiches gilt für die Art, wie Du die Wangen schattiert hast.
In dieser Richtung solltest Du weiterüben: das zeichnen, was Du siehst, nicht das, was Du weißt, beziehungsweise zu wissen meinst. Daneben ist es sicherlich wichtig, all die Regeln zu lernen, die einem beim Portraitzeichnen helfen können: Allgemeine Proportionsverhältnisse usw.. Durch diese mühsame Phase müssen wir ja alle mal durch.
Wichtiger aber scheint mir, daß Du möglichst beim Zeichnen nach Modell so häufig wie möglich vergessen solltest, was Du da eigentlich gerade zeichnest - um Dich mehr auf das Hinschauen konzentrieren zu können. Also nicht: "Jetzt zeichne ich ein Kinn." sondern: "So und so weit geht da dieser Schatten nach links, und da kommt auf einmal abrupt eine helle Stelle."
Mit den Mündern könntest Du da mal anfangen. Setze Dich vor den Spiegel und zeichne Deinen Mund. Ohne Umrandungen - die sind nur Symbole. Zeichne die Stellen, die dunkel sind, dunkel, und die, die hell sind, hell. ßberlege erstmal nicht, warum sie dunkel oder hell sind - das kannst Du danach, wenn Du den Mund gezeichnet hast. Wenn Du genau das gezeichnet hast, was Du sehen konntest - dann wird nachträglich schnell klar, warum es hier dunkel, dort hell war. Aber wenn Du schon während des Zeichnens daran denkst, dann besteht die Gefahr, daß Du das, was ist, mit dem verwechselst mit dem, was da Deiner Meinung nach sein sollte.
So, ich hoffe, das war jetzt nicht zu konfus formuliert.
@souly: Mir gefallen insbesondere die beiden Profile des gutaussehenden Herrn mit den Locken und der markanten Nasenlinie. Gerade in der ersten Zeichnung sind die Striche wunderbar verspielt, ohne übertrieben oder maniriert zu wirken. Auch bei der letzten Zeichnung der Herr mit dem Kinnbart (sorry @ all: ich hab Eure Niks nicht im Gedächtnis!) ist Dir gelungen. Das erste Blatt überzeugt mich nicht so, aber es muß ja auch nicht jeder Schuß ein Treffer sein.