Mit oder ohne Outlines...

Stellt Eure in Arbeit befindlichen oder fertigen 2D-Artworks hier aus, um sie diskutieren zu lassen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Euer Artwork in klassischen Techniken oder digital entstanden ist.
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aramis
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Beitrag von aramis » 22. Jan 2009, 12:54

Hallo Micha!
Na, auch neu hier? Dies ist mein erstes Posting in diesem Forum.

Zum Bild:
Ich finde dein Bild eindeutig besser mit Outlines. Die wirklich gelungene Körpersprache des Mädchens ist sehr lebendig und mit Action geladen, überhaupt scheint mir das Ganze stark in Richtung Cartoon/Comic zu gehen - da sind Ountlines (fast) unverzichtbar. Ohne Outlines ist es einfach stilistisch nicht mehr aus einem Guss.

Zum Gesichtsausdruck:
Ich finde den Unterschied beim König nur äußerst marginal. Es liegt an winzigen Kleinigkeiten am Auge. Er wirkt mit Outlines grimmiger, weil das Auge etwas zusammengekniffen aussieht. Dabei ist die untere Kontur entscheidend, die ohne Abwärtskrümmung ganz straight in den Augenwinkel führt. Sie drückt sozusagen leicht gegen die Iris. Das macht grimmig. Wenn du dieser Kontur eine winzige Aufwärtskrümmung gibst (also wie ein Hügel und nicht wie eine Wanne), verstärkst du diesen Effekt noch.

Viel größer scheint mir dagegen der Unterschied im Gesichtsausdruck des Mädchens zu sein. Er springt ohne Outlines geradezu ins Gegenteil. Mich wundert, dass du das überhaupt nicht erwähnst, denn mit Outlines lächelt sie, ohne hat sie Angst - was durch den Winkel der Oberlippe bedingt ist. Da sie ja wohl eher ängstlich sein soll (oder?) würde ich die Oberlippe in den Outlines dem Farbkanal anpassen, der ist genau richtig.

Gar nicht schön finde ich übrigens die linealhaften Fensterkreuze. Da muss noch mehr "human touch" rein, also krummer und und nicht ganz so scharf konturiert.

Gruß, Aramis

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Jan
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Beitrag von Jan » 22. Jan 2009, 13:17

So. Ich muss jetzt aber auch mal noch was zu diesem Thema sagen.
Ich würde so vorgehen.

Vorzeichnung (also Outlines)

Dann neue Ebene mit Colorierung

Dann Outlines auf bspsw. 50 % stellen

Weiter an der Colorierung arbeiten...

Outlines weiter ausblenden... bis man sie irgendwann ganz wegfallen lassen kann.


Man kann den EIndruck den man auf der Outlineebene erzeugt hat auch auf die Colorebene übertragen. Das ist allerdings mehr arbeit. Aber ich würde mir die Arbeit an deiner stelle machen.

edit:

Ich hab zur Veranschaulichung mal ein kleines Step by Step gemacht... Ist nicht besonders schön, aber ich hab auch sehr husch husch gemacht... ;-)

Vorzeichnung:
Bild

Vorzeichnung + Color:
Bild

Vorzeichnung etwas ausgeblendet...
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Colorebene weiter ausgearbeitet:
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Vorzeichnung teilweise komplett ausgeblendet... (über maske, oder mit Radiergummi je nach geschmack)
Bild

Weiter gefummelt...
Bild


Natürlich ist das Ergenis nicht perfekt. Jede Menge Details fehlen, manche Farben sind noch nicht stimmig und und und... aber man kommt auf jedenfall zu einem stimmigen Endergebnis.


Letzen Endes ist es natürlich auch eine Frage des persönlichen Geschmacks. Aber eine gute Übung ist es alle mal ;-)


edit2:
Yeahhh Effekte...
Bild
Sorry, ich konnte es nicht lassen.

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Beitrag von AnonymerUser » 22. Jan 2009, 16:36

@Jan danke für das kleine Tut, das war mir schon seit Jahren ein Rätsel... haha
@Donald Das sehen vielleicht manche anders, aber ich halte es für eine gute Idee vor allem am Anfang Sachen abzuzeichnen. Wenn du in die Comicrichtung gehen willst, können das ja ruhig auch comics sein, ich hab als Kind jahrelang Donald Duck gezeichnet. Dann hat man auch bald ein Repertoire und kann das ganze aus dem Kopf machen. Wobei ich dich nicht entmutigen will, es ist sicher genauso wichtig selbst Sachen zu versuchen und daran zu wachsen!
Wie dem auch sei, hör auf Jan und Aramis ;)

Chinasky
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Beitrag von Chinasky » 22. Jan 2009, 19:32

Willkommen im Forum, Donald Duck!

Das Problem bei Deinem Problembild liegt darin, daß Du nicht genügend in "Shapes" denkst. Der König wird von vorn durch das Feuer beleuchtet und von hinten durch das Fenster. Das Licht, welches durch das Fenster dringt, sieht nach hellem Tageslicht aus (auch wenn die Strahlenrichtung eher auf eine tiefer stehende Sonne hindeutet). Im Vergleich zu hellem Tageslicht ist Feuer immer relativ schwach. Da der König direkt vor dem Fenster, der primären Lichtquelle, sitzt, würde er eigentlich eine schwarze Silhouette vor der hellen Fensterfläche bilden. Ganz schwarz ist er natürlich nicht, weil es noch genug Umgebungslicht gibt und als zweite Lichtquelle das Feuer. Aber die Silhouette des Königs vor dem Fenster, sie ist das Wichtigste, Bestimmendste für den diese Figur. Ich habe mal ein OP gemacht, welches dies veranschaulicht: Selbst dort, wo der König vom Feuer angestrahlt wird, ist er doch immer noch dunkler als die Fläche des Fensters. Wenn Du den König als eine zusammenhängende Figur, als eine Fläche, als einen Shape gestaltest, machst Du das Bild leichter lesbar. Ich habe mal sein Gesicht soweit ausgearbeitet, daß dort alle Lines verschwunden sind. Er ist allein durch das Licht modelliert bei mir - wobei ich darauf geachtet habe, daß das Gesicht an keiner Stelle heller ist als die Fensterfläche. Du siehst also: auf Outlines bist Du da nicht angewiesen, wenn Du etwas detaillierter die Hell- und Dunkelwerte ausarbeitest. Schau mal, wie ich hinter dem König den Hintergrund noch etwas aufgehellt habe: So kann ich die im schwarzen Schatten liegende Rückenkontur des Königs noch stärker herausarbeiten: Wieder ein Denken in Shapes...

Den Lichtstrahl, der durch das Fenster auf das Mädchen fällt, habe ich mal etwas zurückgenommen: er nimmt ja auch über seine Länge hin an Intensität ab. Du hattest bei dem Mädchen schon den richtigen Einfall, nämlich durch die vom Lichtstrahl angeschienene Säule, welche so heller wird, die Rückenkontur des Mädchens klarer darzustellen. Dort hast Du also schon "in Shapes gedacht". Ich habe das noch etwas im Kontrast verstärkt, indem ich die Säule auch hinter den Haaren erhellt habe. Vorne habe ich dem Mädchen ein paar Highlights verpaßt, weil sie ja direkt im Strahl der Sonne steht.

Bild
Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.

Chinasky
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Beitrag von Chinasky » 23. Jan 2009, 13:06

DonaldDuck hat geschrieben:Jain. - ja, ok, du hast recht, das stimmt schon. Allerdings basiert der konkrete Teil deiner Erklärung auf einer Annahme, die wiederum auf einem weiteren Fehler von mir basiert: Vllt wäre es geschickt von mir zu erwähnen, dass das vermeitliche Tageslicht zwar wie ein solches aussieht (ist mir durchaus bewusst), aber dass es eigentlich gar keins sein soll. Gedacht ist das ganze ursprünglich als Nachtszene, in der das Mondlicht durch das Fenster auf das Mädchen scheint.
Der Hauptpunkt meiner Erklärung war eigentlich, daß Du versuchen solltest, Shapes (Konturen/Silhouetten, die für die Bildkomposition wichtige Flächen bilden) zu finden. Ob das jetzt eine Tages- oder eine Nacht-Situation betrifft, ist eigentlich egal. Das Problem Deines Bildes ohne Outlines war ja, daß der Arm, den der König ausstreckt, keine interessante Form bildet: die Tonwerte des Hemdstoffes und des Fensters im Hintergrund sind sich zu ähnlich. Gleiches gilt für das Gesicht. Um eine Form erkennbar vom Hintergrund abzuheben, muß ein markanter Tonwertunterschied her. Ob nun die Figur (König) hell ist und der Hintergrund (Nachthimmel) dunkel, oder ob die dunkle Silhouette des Königs vor einem Lichtbalken in der dunstigen Luft zu sehen ist - in beiden Fällen wirkt das Bild auch ohne trennende Outlines - weil die Trennwirkung der Outlines nicht mehr gebraucht wird.

Das war eigentlich der Kern meines Postings. Und der gilt für alle Bilder, nicht nur für das, welches Du gerade hier gepostet hast. ;)

Zu der Mond-Sache: Mondlicht bildet so gut wie nie solche Lichtbalken wie in Deinem Bild. Es ist i.d.R. recht schwach und würde, wenn man die Szene fotografieren würde, komplett von der Helligkeit des Feuers überstrahlt. Für die Szene, wie Du sie Dir vorstellst, würde das Licht des Mondes, welches durch das Fenster fällt, so gut wie keinen Unterschied machen - d.h. das Bild würde sich nicht viel ändern, wenn der Mond ganz fehlen würde. Wenn Du also diese Geschichte erzählen möchtest, würde ich an Deiner Stelle Mädchen und König nur von dem Feuer anstrahlen lassen, und den Mond höchstens noch als weißes Rund direkt durch das Fenster zeigen, ohne daß sein Licht sich großartig auf die Szenerie auswirkt. Das würde Dir die Arbeit auch erleichtern, weil Du eben nur die Wirkungen einer Lichtquelle bedenken müßtest. Welche bei der Platzierung der Lichtquelle (Feuer) immer noch schwierig genug darzustellen sein dürften.
Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.

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