Hehe, Großmeister. Aaaaaah, das kitzelt so schön unter'm Bart!
Ich mag die hochformatige Version momentan auch lieber - allerdings mußt Du da am Himmel noch recht viel ausprobieren, damit's am Ende nicht leer, sondern cool und gewagt wirkt. Momentan stößt der Char mit dem Kopf an die Mittelwaagerechte - mein Vorschlag wäre, unten noch etwas anzufügen, bis er klar mit dem Kopf in die obere Hälfte reinragt. Die andere Option, oben noch was anzufügen, wäre - hmm, nun ja... gewagt eben. Wenn's cool gemalt ist...
Ich hab ehrlich gesagt Probleme mit der Pose des Chars. Sie mag ja ganz gut aussehen, ist aber storytelling-mäßig ziemlich absurd. Witzigerweise plage ich mich gerade mit einem Bild (darf's leider nicht zeigen hier
), das mich etwas hier dran erinnert: eine Bardin ist darauf. Die Vorgabe ist aber nicht nur, diesen einen Char zu zeigen, sondern auch gleich eine ganze Geschichte zu erzählen. Und da fängt's dann schnell an, hakelig zu werden. Zum Beispiel beim Mantel. Meine Bardin trägt auch einen Umhang. Allein schon, damit da etwas Schwung in die Komposition reinkommt. Aber der Schwung des Mantels muß ja einen Grund haben. Warum weht er bei Dir links oben hoch? Zwei Gründe könnte es geben: Bewegung und Wind.
1. Wind. Der erklärt natürlich jeden noch so komischen Faltenwurf, jede Art von Schwung im Umhang. Aber wenn ich solch einen windgeblähten Mantel sehe, dann muß ich sofort an diese Windmaschinen denken, die dem Model im Studio die Haare flattern lassen... Ist immer etwas lächerlich, es sei denn, man thematisiert das Wetter gleich mit. Wenn das da keine weißen Gut-Wetter-Wölkchen im Himmel sind, sondern wenn wir es mit einem Schneegestöber zu tun haben - dann hätten wir einenguten Grund für den wehenden Mantel. Von dem Wetter krieg ich aber momentan noch nix mit auf Deinem Bild.
2. Bewegung. Bei meiner Bardin besteht das Problem, daß sie in einer Kneipe auftritt - da ist nix mit Wind... Also muß der Schwung ihres Umhangs durch Bewegung verursacht sein. Wenn wir uns nun Deinen Druiden/Waldläufer/whatever anschauen: welche Bewegung wäre da für so eine Umhang-Form verantwortlich? Er muß sich von links oben nach rechts unten gedreht haben (die Haarsträhnen deuten ebenfalls darauf hin), so, als wenn er eine Art Salto oder etwas in der Art ausgeführt hat.. Für einen Armbrustschützen macht so eine Bewegung dann aber mal überhaupt keinen Sinn. Naja, seine ganze Pose macht für einen Armbrustschützen nicht sehr viel Sinn, oder?
Natürlich ist es immer möglich, sich die Pose
irgendwie zu erklären. Vielleicht hat er gerade die Ambrust geladen und richtet sich in diesem Moment auf, um gleich anzulegen. Deswegen springt auch der Wolf über sein gebeugtes Knie, weil der Wolf nicht wußte, daß er sich so aufrichtet... Auch andere Erklärungen wären sicherlich denkbar. Der Punkt ist nur: Man will doch als Betrachter eine Geschichte erzählt bekommen, nicht sie sich selbst ausdenken müssen, um wenigstens die Ungereimtheiten halbwegs befriedigend zu erklären, oder?
Von Deinen Scribbles hätten sich storytelling-mäßig zwei Versionen als besonders überzeugend angeboten: Nr. 2 und Nr. 6. Nr.2 wäre ganz klar: Er legt gewissermaßen vorschriftsmäßig zum Schuß an, während sein Wolf auf den links heranstürmenden Gegner losspringt. Storymäßig stellen sich da keine Fragen.
Nr. 6 wäre die friedlichere Version gewesen: Er kniet nieder, um vielleicht eine Spur zu lesen, vielleicht kniet er sich aber auch nur nieder, um in Augenhöhe mit seinem Wolf zu kommunizieren - das Scribble ist nicht detailliert genug, um das jetzt zu entscheiden. Alle anderen Posen sind vielleicht dynamischer, interessanter, whatever - aber storytellingmäßig auch fragwürdiger.
Da mußt Du halt überlegen, was Dir (und Deinem Kunden) am wichtigsten ist.
Ich habe die Erfahrung gemacht, daß es bei erzählenden Bildern am schwierigsten ist, die Pose einzufangen, die tatsächlich das Gemeinte ausdrückt - und sich nicht verlocken zu lassen durch dynamischere, spektakulärere Posen, die aber der Geschichte zuwider laufen. Grad muß ich an daniels "In der Falle"-Thread denken. Für die Kobolde hatte er viele unterschiedliche Scribbles gemacht, unter denen er dann die coolsten auswählen konnte - weil sie nun mal Statisten waren, auf die es im Detail nicht so ankam (und weil es ja viele waren, war es bei einzelnen dann immer irgendwie denkbar, daß sie gerade so und nicht anders sich bewegten. Für den Helden aber kam nur eine ganz bestimmte Pose überhaupt infrage: Weil in der nun mal exakt das Gefühl des Jungen ausgedrückt werden mußte.
Also ich an Deiner Stelle (wenn ich dafür noch die nötige Zeit hätte...
) würde mich als erstes fragen: welche Situation will ich überhaupt zeigen. Was passiert da gerade? Wie kann ich es schaffen, daß der Betrachter auch tatsächlich erkennt, was passiert?
Welche Bewegung macht der Held? Welche Bewegung macht der Wolf?
Wenn das klar ist - dann kann man das Bild insofern anpassen, als man sich überlegt, aus welcher Perspektive die (inhaltlich schon festgelegte) Pose am coolsten und kompositorisch interessantesten gezeigt werden könnte. Da ist dann ja immer noch viel zu machen. Wenn wir z.B. die Pose von Scribble 2 nehmen, so sieht die ja gänzlich anders aus, wenn wir uns vorstellen, wie wären ein kleines Häschen, über dessen Ohren hinweg der Schütze zielt (nämlich, um uns vor der bösen Raubkatze zu retten, die sich gerade hinter uns herangeschlichen hat...
). Dann würden wir ihn nämlich untersichtig zu sehen bekommen, wie er da hoch vor uns aufragt - und dem gleich über uns hinwegspringenden Wolf könnten wir direkt unter den Bauch gucken...
Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.