Darktempler hat geschrieben:Ich glaub das mit dem Kontrast hab ich noch nicht richtig kapiert. Weil wenn man bei den Profis rauszoomt, wirkt das Bild trotzdem noch gut. Bei meinem wirkt es relativ "kindisch" von der Farbe her
Hi!
Ich nochmal...
JanSolo und Shivor haben da schon ein paar sehr hilfreiche grundsätzliche Tipps gegeben. Wobei man ja als Zeichner und Maler nicht
nur das Zeichnen und Malen lernen will, sondern immer auch gleich jetzt schon bestimmte Bilder malen will - das ist ja meist die eigentliche Motivation, daß man eben ein bestimmtes Bild, welches man vor Augen hat, auch hinkriegen will... Geht beides am besten Hand in Hand. Auch alle Fehler, die z.B. JanSolo aufgeführt hat, muß man mal selbst gemacht haben und man muß sie auch mehrmals gemacht haben, denn erst dann "weiß" man, daß es sich um Fehler handelt und "glaubt" es nicht nur, weil ein Fortgeschrittenerer es einem erzählt.
Zu den Kontrasten: Da schau Dir mal Shivors Overpaint an. Er hat da auf kleinem Format schon eine ziemliche Menge an essentiellen Regeln eingebaut.
1. Erstes eine bestimmte Komposition. Schau mal, sein Krieger ist viel größer, aber die Landschaft wirkt dadurch nicht kleiner - obwohl bei ihm die Berge im Hintergrund gar nicht mehr zu sehen sind. Größe wird immer durch Verhältnisse der Bildgegenstände zueinander suggeriert, ist also relativ. Der Krieger ist bei Shivor näher am Betrachter dran. Weil er größer ist, kann man sogar noch erkennen, wie er sich nach vorn lehnt, sein nach links flatternder Mantel suggeriert, daß er nach rechts auf das Tor zu geht. Man muß nicht unbedingt so ein extremes Querformat wählen wie er (sie? sorry, falls ich Dich hier mit dem falschen Geschlecht assoziiere, Shivor!), das ist halt so das übliche Cineascope-Format, daß viele Concept-Artists gern verwenden, weil man da am Ende halt immer schon ein fertiges Bild für die Kinoleinwand hat und weil es eben der Traum vieler ist, mal für Hollywood zu arbeiten oder für große Spieleschmieden, die Videospiele für die Widescreen-Monitore entwickeln. Zwar hat Shivor recht, daß das Quadrat ein besonders schwierig zu kompoinierendes Format ist, aber Deine Originale sind beide so weit weg vom Quadrat, daß ich da eigentlich kein echtes Problem sehe.
Aber Du fragest ja vor allem nach dem Kontrast. Und auch da kann man bei Shivor sehen, wie "einfach" es eigentlich ist. Kontrast meint zuerst einmal: Tonwertkontrast, d.h. Hell/Dunkel-Verhältnisse. Je weiter ein Objekt vom Betrachter weg ist, desto schwächer sind seine Kontraste. Denn zwischen dem Betrachter und dem Objekt befindet sich mehr Luft, d.h. mehr Staub, Dampf, sonstige Partikel, welche das Objekt verblassen lassen. Bei Landschaftsbildern kann man dieses simple "Regel" am einfachsten und gründlichsten einsetzen. Die Schatten des Kriegers auf Shivors bild sind ja eigentlich genauso dunkel wie die Schatten, die das Tor hinten enthält. Aber bis zum Tor ist's eben noch ein weiter Weg, daher liegt viel Athmosphäre dazwischen, welche sich wie ein Dunst über das Tor legt: die Tonwertkontraste
innerhalb des Tores sind also schwächer. Um diesen Punkt noch stärker zu veranschaulichen, hätte Shivor bei dem Krieger im Vordergrund noch ein paar helle Akzente setzen können. Wenn wir z.B. im Vordergrund noch einen Lichtstrahl hätten, der die Figur streift... Ich habe mal Shivors Version genommen und etwas abgeändert - kompositorisch nicht so gut, weil ich die Rahmenfunktion der dunklen Vordergrundebene jetzt zerstört habe, aber es geht hier ja um den Aspekt der Kontraste:
Der im Schatten liegende Schnee ist nun im Vordergrund als viiiiel dunkler zu erkennen als der von der Sonne bestrahlte. Auch da, wo die Figur jetzt ein bißchen Streiflicht abbekommen hat, zeigt sich, wie groß der Kontrast zwischen Licht und Schatten im Vordergrund ist. Um das noch klarer herauszuarbeiten, habe ich, wie Du vielleicht bemerkst, die Mittelgrundebene hinter der Figur etwas abgedunkelt - so hebt sich die Silhouette - wir sagen hier meistens: Shape - noch besser ab. Ich habe dem Stab oder Speer des Wanderers da noch eine Fahne angepappt. Sieht kacke aus, aber es ging mir wieder um den Kontrast - diesmal um den Sättigungskontrast. Das Grün des Tores im Hintergrund ist relativ gedeckt. Sie Farbsättigung in der Fahne im Vordergrund dagegen ist viel stärker. Nicht nur die Hell-Dunkel-Kontraste nehmen von Vorder- zu Hintergrund immer weiter ab, sondern auch die Sättigung.
Dein Problem, daß Deine Bilder beim Rauszoomen da so "kindisch" wirken, hängt wohl vor allem damit zusammen, daß Du die Sättigung der Farben nicht zielgerichtet genug einsetzt.
Das ist allerdings, soviel sei verraten, viel schwerer, als erstmal die Tonwerte zielgerichtet einzusetzen. Nicht umsonst hat Shivor gleich mal die Graustufenversionen seiner und Deiner Version nebeneinander gelegt - daß die Tonwerte stimmen, ist gerade zu Anfang noch viel wichtiger, als daß die Farben stimmen.
Allerdings sollte man deswegen nicht die Farben gänzlich außer Acht lassen.
Bei Deinen beiden Eingangsbildern ist das Stadtbild auch deswegen interessanter, weil es da eindeutig auf das im zentrum liegende Prachtgebäude ankommt, welches in der Sonne geradezu glänzen, strahlen, leuchten soll. Da der Bilick des Betrachters immer dorthin wandert, wo die Kontraste, auch die Farbkontraste, am stärksten sind, hat dieses Bild ein ganz grundsätzliches Problem: das, was am Wichtigsten ist (Prachtgebäude) ist relativ weit im Hintergrund. Ich hab mal ein kleines OP dazu gemacht, wie ich die Thematik angehen würde:
Das angesprochene Problem habe ich folgendermaßen etwas zu "umgehen" versucht: Erstmal habe ich einen Trick angewendet, den Shivor schon demonstriert hat: die dunkle Vordergrundebene zu einer Art "Rahmen" umfunktioniert, in welchem das Hauptmotiv sozusagen verankert wird. Dazu habe ich die Häuser links und rechts höher gezogen, bin also mit dem Betrachterstandpunkt runtergegangen, sodaß die Häuser links und rechts vom Betrachter aufragen.
Zweitens habe ich das "Komplementärprinzip" bei dem Prachtgebäude etwas systematischer angewendet, indem ich die Schattenpartien farbig und zwar tendenziell mit der Komplementärfarbe zu den hellen Stellen gemalt habe. Na gut, nicht wirklich komplementär - aber eben tendenziell. Also beispielsweise Gelb versus Violett.
Dann habe ich die Wolken abgeschwächt. Die interessieren uns hier gar nicht. Sie bilden bei Dir eine viel zu großen Konkurrenz zu dem Gebäude.
Oben, bei der leuchtenden Turmspitze, habe ich die Farbsättigung noch einmal gezielt erhöht: auch das Blau des Himmels ist da satter als in den anderen Partien. Der starke Farbkonstrast an der Stelle suggeriert da, daß es nochmal "heller" wird. Obwohl ich an anderen Partien des Gebäudes auch schon praktisch reines Weiß genommen habe - und heller geht ja eigentlich gar nicht.
Im Vordergrund habe ich so gut wie keine Details verwendet. Könnte man machen, wenn man viel Zeit hat - aber für den Ersteindruck ist das unerheblich. Und falls man später viiiiiel Zeit hat, sollte man die doch vor allem darauf verwenden, das zentrale Prachtgebäude noch weiter auszuarbeiten, statt uninteressante Details vorn zu malen, die nur von dre Hauptsache ablenken. umfunktioniert, in welchem das Hauptmotiv sozusagen verankert wird. Dazu habe ich die Häuser links und rechts höher gezogen, bin also mit dem Betrachterstandpunkt runtergegangen, sodaß die Häuser links und rechts vom Betrachter aufragen.
Zweitens habe ich das