Es gibt zwei, genaugenommen drei wesentliche Probleme bei dem Motiv.
Ich hab mal versucht, die durch einen "Perpektivwechsel" zu analysieren.
Problem 1: Die Beleuchtung. Die sollte klarer sein. Versuche Dir vorzustellen, Du seiest die Lichtquelle: welche Partien des Körpers kannst Du sehen, welche nicht? Indem Du Dich beleuchtungsmäßig zu sehr von Deinen Foto-Vorlagen leiten läßt, verlierst Du den Überblick über die Grundidee. In meiner Skizze rechts habe ich anhand des Schwanz-Ansatzes mal probeweise vorgeführt, wie man das Licht "einsetzen" kann, wenn man eine konkrete Licht-Idee konsequent "durchzieht": Bei mir kommt das Licht von etwas schräg links, aber vor allem von oben.Was dann z.B. zu der harten Grenze führt, die der Schlagschatten bildet, der vom Oberkörper auf den Schwanzansatz wirft. Auf die Art, wie ich es an dieser Stelle vormache, kann man den gesamten Körper "durchdeklinieren" und überall genau "berechnen", wie hell eine Stelle unter bestimmten Vorannahmen (welche Lichtquellen gibt es, wo im Raum befinden sie sich, wie stark leuchten sie?) ist. Das bedarf einer Menge Überlegungen, aber solange Du keine "echte" Vorlage hast, wo Du einfach abgucken kannst, wie eine bestimmte Partie beleuchtet ist, kommst Du um diese Überlegungen eigentlich nicht herum.
Problem 2: Anatomie. Da hilft nur lernen, lernen, lernen. Nicht umsonst ist "Character-Design" eine ganz eigene Sparte. Und Design bedeutet hier auch: der Charakter muß organisch funktionieren. Wenn man einen nackten Mann zur Basis nimmt und dieser nackte Mann muskulös ist - dann müssen sich seine Muskeln auch passend zur Pose verhalten. Also z.B. angespannt oder entspannt sein. Zwei Fehler fallen da bei Deinem Motiv sofort auf: der angespannte Tripceps und die komische Form des Gesäßes. Wenn der Typ seinen Schwanz trägt, also einer nach unten gerichteten Kraft entgegenwirkt - dann spannt er den Biceps mehr an als den Triceps. In der Fotovorlage (ich bin grad zu faul, sie nochmal zu laden) hat das Modell eventuell extra seinen Triceps angespannt und vermutlich den Arm auch eng an den Oberkörper gedrückt, um es noch beeindruckender aussehen zu lassen - eine übliche Bodybuilderpose, die aber recht dysfunctional ist.
Wenn Dir die Funktionsweise der Armmuskulatur stärker bewußt wäre, wüßtest Du, dass die Muskeltopografie auf Deinem Bild nicht zur Funktion, die der Arm gerade ausführt, paßt.
(überdies scheint mir auch der Übergang in den Ellbogen bis runter zum Handgelenkt nicht wirklich korrekt zu sein)
Noch problematischer ist das beim Gesäßmuskel. Je nachdem, ob das Gewicht auf einem Bein ruht oder nicht, bilden sich unter dem Gesäß Falten (oder nicht). Ich mag jetzt keine große Vorlesung halten - bei Gottfried Bammes kannst Du alles Wesentliche zur Funktion der Gesäßmuskeln nachlesen.
Problem 3: die Pose. Hast Du mal versucht, Dir diese Pose, die Du da gezeichnet hast, aus einer anderen Perspektive vorzustellen? Ich hab's mal probiert. Und heraus kam - siehe meine mittlere Skizee - eine ziemlich spastische Haltung. Nur mal als Beispiel die Achsen: Wenn man Deine Skizze als Bezugspunkt nimmt, ist die hintere Arschbacke niedriger, also ist die Hüfte nach links geneigt. Daraus ergibt sich eine vermutete Kontrapost-Pose - entsprechend wäre die linke Schulter höher (habe die Achsen mal rot markiert). Schau Dir nun mal die Umsetzung dieser Entscheidung in meiner mittleren Zeichnung an. Sieht behindert aus, oder?
Nun bin ich eh kein Char-Designer und insofern bekomme ich sofort Probleme, wenn einzelne Teile der menschlichen Anatomie verändert werden. Insofern kann ich mir nicht so richtig in 3D vorstellen, wie jemand mit so grotesk gemorphten Füßen auf denen "normal" stehen soll. Beim Stehen geht's ja immer um das Gleichgewicht - wie sind die Körpermassen verteilt, damit die Figur nicht einfach nach vorn oder hinten umkippt? Bei Deinem Schwanzdämon weiß ich nicht, wie seine Beine und Füße funktionieren. Mir ist schon klar, dass die in Richtung Tier-Bein gehen - aber Tiere, die solche Hinterextremitäten haben, bewegen sich eben in aller Regel auf vier Beinen und gehen nicht aufrecht.
Aber von der Statik mal abgesehen: räumlich befinden sich die Beine eng beieinander. Dabei sollte - so vermute ich zumindest - der Typ da eher "cool" rumstehen. Lässig, sicher, kraftvoll. Und das tut man, wenn man breitbeinig steht. Beine mindestens schulterbreit voneinander entfernt. Den Körperschwerpunkt etwas abgesenkt. Laß es Dir von Karate-Lehrern erklären.
Ich habe rechts auch hier versucht, eine etwas souveränere Pose zu wählen. Nochmal: richtig cool geht anders, aber ich bin halt kein guter Character-Designer.
Insgesamt würde ich Dir raten, Dein nächstes Projekt nicht von Anfang an so sehr an bestimmten Foto-Referenzen fest zu machen. Am Anfang solltest Du rough skizzieren und unterschiedliche Posen, Perspektiven und Lichtsituationen austesten. Und erst, wenn Du mit einem solchen Sketch zufrieden bist -
erst dann macht es sich, sich nach Fotorefs umzuschauen, die Dir bei der Ausarbeitung von Details helfen, bzw. bestimmte Fragen, die sich in der Scribble-Phase ergaben, zu beantworten.