Yeah, ich will auch abstrahieren.
Hier ist dein Bild, auf die Form abstrahiert (nicht aufs Licht wie Dario)
So, und nun die "Kleine Lehrstunde"
Abstrakt.
Was ist Abstrakt?
Abstraktion ist der Ableitung in der Mathematik in gewisser Weise ähnlich.
In der Philosophie bedeutet die, den Gegenstand weiter zu denken.
In der Psychologie nennen wir das eine Form der Assoziation.
In der bildenden Kunst wird auch oft "reduziert".
Und manches mehr, aber nicht mein Weg.
Ich glaube, euer Lehrer will, ohne sich unbedingt darüber im Klaren zu sein, euch bewußt machen lehren, wie eure visuelle Verarbeitung funktionieren kann.
Du, Isida, machst es bisher so, dass du in das Dargestellte in seine geometrischen Grundlagen aufteilen kannst. Du denkst sehr formorientiert. Außerdem bist du in der Lage, dich von der Farbe zu lösen und eigene Wege der Farbigkeit zu suchen.
Doch du bist noch sehr ängstlich in deiner Entfernung vom Seienden. Du hängst zu sehr, an dem, was da ist und suchst nicht seinen einfachen Kern.
Abstrahieren heißt auch, weiter denken; oder: Weiter zurück denken. Quer denken, ohne den Beginn vergessen zu machen.
Du hast hier Bäume gemalt.
Man erkennt sie als Bäume.
Was sind Bäume?
Pflanzen. Große Zylinderdinger. Tentakelwesen. Luftfressende Monster. Aufspaltungen der Natur. Sich selbst spiegelndes. Delta-Röhren. Finger. Eine Reihe Kreuzungen, die zu neuen Kreuzungen werden. Linien, die sich teilen.
Verstehst du?
Bäume sind Leben sind Existenzen sind Zeit.
Abstrahiere, in dem du auf das vertraust, was du über die Dinge weißt und es mit dem kombinierst, was du siehst und es mit den Dingen auffüllst, die du nicht weißt - Dinge, die du dir Vorstellen musst.
Am Ende steht man vor deinem Bild, das "Bäume" heißt, und denkt:
"Was könnte das sein?"
Je mehr es sein könnte, um so besser!