gunther von hagens "körperwelten"

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jaymo
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Beitrag von jaymo » 3. Dez 2006, 17:11

Naja, Du unterstellst hier pauschal Scheinheiligkeit und Gaffertum, das ist schon ein ziemlich starkes Stück. Sehr undifferenziert und polemisch.
Beim ersten Erscheinen der Ausstellung (das war bereits 1996) gab es eine Debatte um die ethische Vertretbarkeit einer solchen Ausstellung. Meine persönliche Meinung dazu war und ist, dass es im Sinne der Aufklärung und des Verstehens unseres eigenen Seins kein Tabu sein sollte, den toten, menschlichen Körper zu erforschen. Und schon damals konnte man seinen eigenen Körper in einer Erklärung im Todesfall dieser Sache zur Verfügung stellen.
Einen Personenkult um Herrn von Hagens konnte ich damals nicht feststellen. Auch wurden keine Hollywoodszenen nachgestellt. Für mein Empfinden hat das Ganze damit einfach eine andere Qualität bekommen.
Ich bereue es keineswegs mir die Ausstellung angesehen zu haben und habe nachwievor nichts gegen die Ausstellung von Plastinaten des menschlichen Körpers einzuwenden. Im Gegenteil würde ich das sogar gerne fördern. Im Falle von Herrn von Hagens Ausstellungen nehme ich davon aber lieber Abstand, da ich dieser Person mittlerweile nunmal die IMO erforderliche ethische Integrität nicht zutraue.

Und von wegen, dass es damals in den Medien gewesen sei:
Im Januar 2004 erhob das Magazin „Der Spiegel“ Vorwürfe gegen Gunther von Hagens, für seine Ausstellungsstücke Leichen chinesischer Hinrichtungsopfer zu verwenden.

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IronCalf
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Beitrag von IronCalf » 3. Dez 2006, 17:49

Was mich eher entäuscht hat ist die Aussage, dass er seine Schaustücke aus verschiedenen Leichenteilen zusammenbastelt - wie ers halt gerade braucht. Dachte immer, dass die "original" von einer Person seien.
Vergesst niemals, dass sich auch der stärkste Mann aufs Kreuz legen lässt. Diesen Fehler machte Gott, als er auf die Erde kam.

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hamena314
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Beitrag von hamena314 » 3. Dez 2006, 18:39

Ich habe kürzlich eine Talkrunde vom Kölner Treff auf WDR gesehen, zu der auch Gunter von Hagens geladen war. Dort hat er sich vielen Themen gestellt, leider wurde nicht explizit zu den Vorwürfen bezüglich China gefragt.

Der Hut ist ein Anatomhut und hat nichts mit Beuys zu tun (wie hier im Forum bereits beschrieben).

Es gibt eine Liste mit mehr als 3.500 Körperspendern, etliche davon aus Deutschland/Europa. Er wäre daher also nicht angewiesen auf "billige Leichen" aus China. Ob er jedoch vielleicht "besondere Exponate" erworben hat, entzieht sich meiner Kenntniss. Ich möchte da auch nicht spekulieren, weil ich trotz Suchen keine genauen Vorwürfe gefunden habe.
Ich werde - ohne von Hagens schützen zu wollen - den Eindruck nicht los, dass viele Menschen glauben, es werden massenhaft Leichen aus China importiert.

Ein Körperspender kann sich bereits vor der Plastination Exponate anschaun, bspw. präparierte Beine von Krebsamputationen, also bevor überhaupt ein Mensch (ohne Wissen was Plastination eigentlich ist) präpariert wird.
Jeder Körperspender erhält eine 60-seitige Broschüre mit Aufklärungsmaterial, dazu im Vorfeld bereits einen Fragebogen mit mehr als 50 Fragen.
U.a. auch die Frage, warum man sich plastinieren möchte. Eine der Antwortmöglichkeiten "Ich möchte die Bestattungskosten sparen". :D

Von Hagens hat bereits auch enge Freunde plastiniert und ausgestellt, einen Arzt-Freund bspw. der den Menschen zu Lebzeiten geholfen hat und nach seinem Tod gerne weiter Wissen verbreiten und helfen wollte.
Von Hagens' Frau wird ihn bzw. er seine Frau plastinieren, je nachdem wer zuerst verstirbt.

Er weigert sich Menschen in unnatürlichen Aktionen zu zeigen oder so zu verfremden, dass aus einer Person z.b. Möbel werden und betonte mehrfach, dass er mit der Ausstellung ganz klar Lehre betreiben möchte.
Darüber hinaus ist es für einen normalen Menschen nicht möglich, an einer Anatomie-Präparation oder Obduktion teilzunehmen und genau das war seine Motivation, die Plastination zu betreiben.

Was ich persönlich interessant fand, ist dass die Ausstellung sich die Jahre über komplett gewandelt hat:
Aus Angst, er würde vorgeworfen bekommen, den "männlichen Voyeurismus" zu unterstützen, enthielten die ersten Ausstellungen KEINE Frau, bis auf die Schwangere mit Kind. Erst als Alice Schwarzer (Frauenrechtlerin) zu ihm kam und meinte, "Keine Brüste, keine Klitoris, das geht so nicht!" passte er Körperwelten an.
Mittlerweile sind Gerüchte aufgekommen, dass eventuell ein Paar gezeigt wird, das gerade im Geschlechtsakt ist.
Doch er hielt sich dazu bedeckt und meinte "Bitte abwarten", denn es gäbe noch Probleme wie er müsste ja entscheiden, wer mit wem für den Rest der Zeit Sex miteinander hat - nachher mögen die sich ja garnicht.

Was mir weiterhin aufgefallen ist, dass viele Menschen noch etliche Vorurteile haben und das explizit in der Sendung geäussert haben, indem sie von Hagens harsche Kommentare zuwarfen. Vor allem kamen die Kommentare von Menschen, die die Ausstellung nicht gesehen haben und nicht sehen wollen (u.a. Frank Lehman, der "DAX-Mann"), weil sie religiöse Bedenken haben. :roll:

Als mein eigenes Fazit kann ich nur sagen, ich habe die Ausstellung nicht gesehen. Nach vielem Denken bereue ich es mittlerweile sehr, weil "Körperwelten" vorerst weitergezogen ist.
Ich hatte/habe tatsächlich Angst, wie ich reagieren würde, nicht aus Ekel oder Schock, sondern weil mich die Schicksale berühren würden, dass ein Mensch gestorben ist und wie ich darauf reagieren würde.
Ich habe anatomische Bilder und Videos gesehen und bin sehr fasziniert vom menschlichen Körper.
Für viele andere denke ich, dass einfach das Thema "Tod und Angst" im Vordergrund stehen. Man muss sich damit auseinandersetzen.

Als Atheist ist es für mich eine zwiespältige Angelegenheit, weil ich vielleicht das Vorurteil pflege, dass viele religiöse Menschen die Angst vor dem Tod treibt.
Darum finde ich eine allgemeine Diskussion über uns und unseren Umgang mit dem Tod wichtig und nötig, denn ich bin aktiver Internet-Nutzer und stosse leider oft genug auf grausame Bilder, die einfach unter aller Sau sind (die Bilder der Gefangenenmisshandlung aus Abu Ghraib kennt ja jeder, sie waren auch zur Mittagszeit "zeigbar". Im Gegensatz dazu viele Bilder wie ein getöteter Iraker mit zerfetzter Brust daliegt, über den von Amerikanern "own3d!!" geschrieben wurde).

Ob die Ausstellung unsere Moral spiegelt und uns damit vorhält, oder sie sogar ändert, weiss ich nicht.
Meine Großmutter ist zuhause gestorben als ich noch recht klein war. Sie lag in einem Zimmer, aufgebahrt in ihrem Bett und unter ihrem Kinn einen Riemen, damit ihr Kinn geschlossen bleibt. Meine Eltern haben mir erlaubt, ihre Hand zu halten.
Sie war kalt und wie aus Wachs. Aber Angst hatte ich nicht.
Ebenso als ich die Hand meines toten Großvaters einige Jahre später hielt...

Ich habe inzwischen einige tote Menschen gesehen und habe noch immer nicht vergessen, dass der Tod nicht gut oder schlecht, sondern Teil des Lebens ist.
Lediglich dass der Tod manchmal sinnlos ist, dem stimme ich zu.
Es ist schwer bei diesem Thema ohne eigene Gefühle zu diskutieren, aber ich denke, dass ist es, was wir tun sollten: Darüber reden, denn wir sind erwachsene Menschen mit Verstand und Vernunft.

HAVE PHUN!

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Amanda
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Beitrag von Amanda » 3. Dez 2006, 18:40

Hallo,

hui, Glück gehabt, ich war 2003 in der Ausstellung und sicherlich kamen damals auch Fragen auf, wo er die vielen Körper her hat, aber das ist doch bitte sehr mehr als menschlich, zunächst die bösesten Absichten zu unterstellen. Klar, alle Ärzte schauen nur auf ihre Geldbörse, alle Blondinen sind dumm, alle Plastinatoren gemeine und geldgierige Mörder und alle Künstler haben einen an der Waffel.

Verallgmeinern wir doch gleich ganz: Menschen sind alle böse, ganz doll böse.

Nur die Besten haben den Durchblick. :o

Was mir in der Ausstellung auffiel, waren die vielen Raucherlungen. Ob es da einen Zusammenhang gibt? Vielleicht ein Vertrag mit Marlboro Country oder eine Verschwörung mit der Tabakindustrie, die heimlich Lungenkrebsopfer aus dem Weg schafft?

Ja, genau, alle Menschen sind böse, kaum einer informiert sich ausführlich und hinter der ganzen Aktion steht eine Weltverschwörung.

Die Idee das auch nur ein Mensch sowas freiwillig mitmacht, völlig absurd. Ne, die sind alle nur geklaut oder gekauft oder auch Beides.

Feist, was Du da von dir gibst ist sehr, sehr naiv und viel zu einfach. Wäre aber schön, wenn es wirklich so einfach wäre, wie Du glaubst, dann könnte man den Gunther plastinieren und in ein Mausoleum für Bösewichte stellen, damit die Menschheit endlich aufwacht. Na gut, ohne Beweise wäre das auch Mord, aber die Absichten sind ja gut und das zählt.

LG,
Ellie

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Goliath
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Beitrag von Goliath » 3. Dez 2006, 19:17

Jaaa Schlägerei!

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Beitrag von Amanda » 3. Dez 2006, 20:03

Nööö,

Konfrontation. Nicht Schlägerei.

Meine Darstellung überzeichnet Feist ja noch ein ganzes Stück. Es ist ja richtig zu fragen, ob da möglicherweise etwas schräg läuft, aber nicht gleich den Rest der Menschheit mit verurteilen sie wären zu blöde sich Gedanken zu machen.

Ich könnte jetzt zig sehr gemeine Vergleiche ähnlicher Art anstellen, die die entsprechenden Interessengruppen auf die Palme bringen könnte. Jeder hat Dreck am Stecken, ist ignorant, gafft, findet Gefallen an Sachen, die andere wiederum grausig oder ethisch unverantwortlich finden.

Menschen sind nun mal verschieden.

Und ich provoziere eben ganz gerne mal, es sei mir hoffentlich verziehen. :wink:

LG,
Ellie

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Feist
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Beitrag von Feist » 3. Dez 2006, 21:59

die zig sehr gemeine vergleiche ähnlicher art hätte ich auch machen können, hab ich aber aus gutem grund rausgelassen

ich unterstelle nicht dass die 'andern' zu blöde sind sich gedanken zu machen. ich unterstelle dass es absichtlich geschah um weiterhin die neugier befriedigen zu können. dass es damals in de mendien war weiss ich, weil ich noch zur laufzeit der ausstellung mitbekommen habe, dass hier wahrscheinlich hinrichtungsopfer genommen wurden, oder menschen erkauft aus ärmeren verhältnissen, auch alles ostasien.
genauso wie menschen für diese zwecke genommen wurden, die ihren körper der medizin vermacht haben. meistens von medizinern selber, die studenten die chance geben wollten aus ihnen noch wissen zu schöpfen. da gabs nen aufschrei und eine anti-körperwelten initiative der hinterbliebenen, die dann in der ausstellung ihren vater, onkel oder sonstwas wiedergefunden haben.

hätte die ausstellung selber einen medizinischen zweck könnte man sagen, dass es ja egal ob man auf einem seziertisch nur für medizinstudenten oder enthäutet für alle zugänglich in eine ausstellung gestellt wird. frage ist ob eine ausstellung medizinisch sein kann die eher versucht dali bilder mit echten menschen umzusetzen. (ich zieh da keinen anatomischen und wissenschaftlichen nutzen daraus wenn ein gesicht schubladen hat)

und es geht mir auch garnicht so sehr darum DASS menschen in die ausstellung gehn. ich selber hab den medienrummel mitbekommen, auch den negativen und mich dafür entscheiden dass es ekelhaft ist und ich das nicht unterstützen will. zuviele unklarheiten zuviel ausnutzen des zynischen kapitalismus. für mich ging die sache einfach zu weit.
für andere nicht.

das ist ok so, meinetwegen. wäre keine nachfrage da, wär diese ausstellung ja schließlich auch nie zustande gekommen. aber dann im nachhinein rumlabern und meinen man hätte ja nichts gewusst und damit zu versuchen alle schuld von sich zu waschen find ich ziemlich derb.

schließlich kann man davon ausgehen dass man die verantwortung dafür übernimmt was man tut, oder nicht?

hamena314
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Beitrag von hamena314 » 3. Dez 2006, 22:34

Feist hat geschrieben:(...)genauso wie menschen für diese zwecke genommen wurden, die ihren körper der medizin vermacht haben. meistens von medizinern selber, die studenten die chance geben wollten aus ihnen noch wissen zu schöpfen. da gabs nen aufschrei und eine anti-körperwelten initiative der hinterbliebenen, die dann in der ausstellung ihren vater, onkel oder sonstwas wiedergefunden haben.
Ich habe mal google bemüht und leider keinen Hinweis auf diese Initiative gefunden. Zumal die "Exponate" auch anonym bzw. einige auch mit verschiedenen Körperteilen zusammengesetzt sind.
Kannst du das etwas präzisieren? :?
Feist hat geschrieben:hätte die ausstellung selber einen medizinischen zweck könnte man sagen, dass es ja egal ob man auf einem seziertisch nur für medizinstudenten oder enthäutet für alle zugänglich in eine ausstellung gestellt wird. frage ist ob eine ausstellung medizinisch sein kann die eher versucht dali bilder mit echten menschen umzusetzen. (ich zieh da keinen anatomischen und wissenschaftlichen nutzen daraus wenn ein gesicht schubladen hat)
Ich beziehe mich da auf die Talkrunde des Kölner Treffs, wo von Hagens meinte, dass definitiv kein Mensch so bizarr verändert wird, dass er als Möbelstück endet.
Hast du die Ausstellung gesehen, oder hast nähere Info's dazu und kannst auch das ein wenig präzisieren?
Soll kein Angriff sein, sondern ich möchte halt wissen (weil ich selbst nicht in der Ausstellung war und es auch kaum Bilder davon gibt), ob von Hagens tatsächlich so arbeitet.

HAVE PHUN!

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Amanda
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Beitrag von Amanda » 3. Dez 2006, 23:11

Feist hat geschrieben:wäre keine nachfrage da, wär diese ausstellung ja schließlich auch nie zustande gekommen. aber dann im nachhinein rumlabern und meinen man hätte ja nichts gewusst und damit zu versuchen alle schuld von sich zu waschen find ich ziemlich derb.

schließlich kann man davon ausgehen dass man die verantwortung dafür übernimmt was man tut, oder nicht?
Hallo Feist,

da stimme ich dir wieder gerne zu. Die Realität schaut aber anders aus und am Ende bleibt es jedem selbst überlassen, was er - auch indirekt - unterstützt oder nicht.

Verantwortung kann ein Mensch erst übernehmen, wenn er entscheidungsfähig ist, d.h. ihm auch alle relevanten Informationen zur Verfügung stehen. Im Falle Gunther ist dies aus diversen Gründen ziemlich unklar und: in dubio pro reo - Im Zweifel für den Angeklagten.

Also bleibt eine ethische Verantwortung, die noch viel schwerer zu ermitteln ist, da sie abhängig von der Gesellschaftsform funktioniert. Tatsächlich besteht in China beispielsweise eine andere Auffassung der Menschenrechte - seitens der aktiven Regierung - und lässt daher Dinge geschehen, die nach unseren Maßstäben indiskutabel sind.

Ich kann mir anmaßen eine für mich gültige Entscheidung zu treffen, aber sie nicht auf andere Personen, Länder, Staaten ausweiten. Manchmal ist das Resultat positiv mal negativ, auch dies unterliegt einer subjektiven Bewertung.

Die Doppelmoral ist insofern normal, als das sie oft keine ist, weil die Menschen zu dem Zeitpunkt ihrer Entscheidung anders gewertet haben als jetzt. Ich darf natürlich bereuen, daß ich in der Vergangenheit etwas unterstützt habe, was ich heute für schlecht befinde. Aber dafür ver-urteilen wollen? Nein.

Das Thema ist sehr komplex und schwierig, sollte es bewiesen werden, daß Gunther Morde toleriert, wird sich das mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auf die Anzahl der Besucher dramatisch auswirken. Soviel Menschlichkeit traue ich auch einer konsumorientierten und oberflächigen Gesellschaft zu. Mich hat damals schon das Merchandising genervt, die Aussstellung als solche fand ich hochinteressant. Ist zweischneidig. Sicherlich.

Meine Antwort auf deine Frage: Ja!

LG,
Ellie :)

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Beitrag von Feist » 3. Dez 2006, 23:33

Ich habe mal google bemüht und leider keinen Hinweis auf diese Initiative gefunden. Zumal die "Exponate" auch anonym bzw. einige auch mit verschiedenen Körperteilen zusammengesetzt sind.
Kannst du das etwas präzisieren?

hm, in google leider ka. ich hatte damals einen bericht gesehen darüber, auf 3sat oder wdr wo manche nachrichtenmagazine sich in die länge ausbreiten. der ging darüber, dass so 7-9 leute damit an die öffentlichkeit getreten sind.
alles 'betroffene' von denen angehörige in der ausstellung standen. eine jüngere frau so um die mitte zwanzig rum hat dann die geschichte von ihrem vater erzählt, dem mediziner der seinen körper eigentl für studierende hergeben wollte.
im internet hab ich darüber nichts gefunden aber auch nichts gesucht weil ich damals das net nich für nachrichten benutzt hatte. ich kann ja mal suchen obn ich was finde, aber ich glaub wenns bei dir nich geklappt hat siehts schlecht aus :/

Ich beziehe mich da auf die Talkrunde des Kölner Treffs, wo von Hagens meinte, dass definitiv kein Mensch so bizarr verändert wird, dass er als Möbelstück endet.
Hast du die Ausstellung gesehen, oder hast nähere Info's dazu und kannst auch das ein wenig präzisieren?
Soll kein Angriff sein, sondern ich möchte halt wissen (weil ich selbst nicht in der Ausstellung war und es auch kaum Bilder davon gibt), ob von Hagens tatsächlich so arbeitet.
auch ne reportage. davon gabs ja haufenweise zu der zeit. diesmal zum thema ob man diese ausstellung der wissenschaft zuschreiben kann oder nicht. eins der kontrapunkte waren solche sachen, wie zb das gesicht eines älteren mannes, das zerschnitten und versetzt wurde. die pro-punkte die fein säuberlich enthäuteten menschen mit geöffneter bauchdecke, weil man an denen sehen kann 'wies da drinne aussieht'. wobei ich mich frage obs eine plastikpuppe nicht auch getan hätte.
ob es sich um ein exponat gehandelt hat was dann nachträglich rausgenommen wurde oder wirklich in der ausstellung war weiss ich leider nicht. bin wie gesagt nicht hingegangen. fänd die antwort aber interessant
Das Thema ist sehr komplex und schwierig, sollte es bewiesen werden, daß Gunther Morde toleriert, wird sich das mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auf die Anzahl der Besucher dramatisch auswirken. Soviel Menschlichkeit traue ich auch einer konsumorientierten und oberflächigen Gesellschaft zu.
da seh ich ganz ehrlich schwarz. dass das ganze dubios war und gerüchte im raum schwebten ohne stellungnahme von gunther hat die leute ja auch damals nicht vom besuch abgehalten. und da IMO die gesellschaft sowieso in letzter zeit dazu tendiert den wert des menschen immer niedriger einzustufen glaub ich nicht dass ein großer aufschrei folgt, ein rückgang der besuche schonmal garnicht. der anlauf wird erst dann wirklich stoppen wenns langweilig geworden ist, das ist IMO der maßstab

dass die ethik in anderen ländern anders ist als hier stimmt, da geb ich dir recht. wäre es eine ausstellung der chinesen in china würde ich dir auch mit dem anmaßen meine eigenen ethischen werte aufzudrücken recht geben. aber da weder gunther noch die ausstellungsorte aus diesem (oder einem anderen änhlichen) land kommen, sondern aus einem wo ungeföhr die gleichen ethischen vorstellungen herrschen, reicht mir das argument nicht.
gunther hat gegen seine anerziogenen kulturellen werte gehandelt und gegen die der besucher, da ist es egal ob er ein kulturelles schlupfloch gefunden hat um sein 'material' zu beschaffen.

auch deine def. eines entscheidungsfähigen menschen ist super. da kann ich nur zustimmen.
aber da diese ausstellung an sich ein heikles thema inne hat und sie von anfang an polarisierend war, was viele diskussionen und reportagen nach sich zog, ist es IMO auch die pflicht sich entscheidungsfähig zu machen!
wenn man weiss es könnte was im busch sein, -muss- man meiner meinung nach der sache nachgehen bis man zu einem entschluss kommen kann. sonst könnte man sich durch absichtliches nicht-nachforschen ja jeglicher verantwortung entziehen

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Beitrag von jaymo » 4. Dez 2006, 14:17

Feist hat geschrieben:da diese ausstellung an sich ein heikles thema inne hat und sie von anfang an polarisierend war, was viele diskussionen und reportagen nach sich zog, ist es IMO auch die pflicht sich entscheidungsfähig zu machen!
wenn man weiss es könnte was im busch sein, -muss- man meiner meinung nach der sache nachgehen bis man zu einem entschluss kommen kann. sonst könnte man sich durch absichtliches nicht-nachforschen ja jeglicher verantwortung entziehen
Das sehe ich genauso. Allerdings habe ich nicht den Eindruck, dass Du über die Ausstellung besonders gut geschweige denn besser informiert wärst. Du hast sie selbst nicht gesehen, hast offenbar den Eindruck es wären von Beginn an Leichen als surrealistische Bilder präsentiert worden und die Plastinate rekrutierten sich selbstverständlich nachgewiesenermaßen zu weiten Teilen aus in China gekauften Mordopfern, was dann auch bereits zu Beginn der Ausstellung Thema der Medien gewesen sein soll.
Zur Eröffnung der Ausstellung warst Du, wenn ich nicht irre, zwölf Jahre alt. Finde ich beeindruckend, dass Du Dich bereits zu diesem Zeitpunkt so umfangreich informiert hast, dass sofort klar war, dass man nur als perverser Voyeur mit Doppelmoral die Ausstellung besuchen kann. :thumb:

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Beitrag von Feist » 5. Dez 2006, 22:24

hab nachgeguckt, ich war zu der zeit wo ich damit in berührung kam grad 13 geworden.
und bitte lies meine posts anstatt aufzuschnappen was andere tippen, ich hab nie gesagt dass alle die die ausstellung besuchen eine doppelmoral hätten, sondern dass das besuchen und nachträglich jammern für mich doppelmoral ist. aber hauptsache..ne?

und irgendwie versteh ichs nicht, soll ich in die ausstellung gehen um zu wissen dass ich nicht reingehen will? ganz abgesehn davon hat die diskussion angefangen weil ich meinte, dass man zu dem stehen muss was man tut. und nicht nachträglich, über 6 jahre später (geschätzt, ist ja ne wanderausstellung) meinen, dass man informationen nicht gewusst hat, an die man zu der zeit hätte rankommen können, wenn man sich damit beschäftigt hätte.

und da es ein heikles ausstellungsthema ist, sehe ich auch als angebracht an sich zu informieren - vorher. bei einer macke ausstellung wärs natürlich was anderes man ja auch in ausstellung gehen wegen interesse. bei einer körperwelten sollte man aber vorher überprüfen ob man es mit seinem gewissen vereinbaren kann oder nicht.

ich wiederhol mich schon und klink mich hiermit aus.

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Beitrag von jaymo » 5. Dez 2006, 23:07

Naja, eben. Ich habe keine Lust mir Doppelmoral und Gaffertum vorwerfen zu lassen, nur weil ich mit dem Prinzip einer Körperweltenausstellung sehr einverstanden, aber letztlich enttäuscht über die Entwicklung des Machers dieser Ausstellung bin.
Ich denke nicht, dass Du die Ausstellung ansehen musst, um dazu eine Meinung zu haben. Aber um pauschal solch persönliche Vorwürfe zu machen, sollte man mindestens genau bescheid wissen.

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