Umfrage zum Thema Praktikum

Antworten

Ja
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8%
Nein
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Abstimmungen insgesamt: 72

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Amanda
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Umfrage zum Thema Praktikum

Beitrag von Amanda » 8. Jun 2007, 10:45

Moin,

Hintergrund für meine Neugier ist das Angebot einer Agentur das ich bekam, ein 3 oder 6-monatiges Praktikum zu machen ohne Bezahlung. Werktags 8h Arbeitszeit.

Mich interessiert nun, ob ihr sowas machen würdet, wenn nein, warum nicht, wenn ja, wo ihr den Sinn drin seht, welche Bedingungen erfüllt sein müssten... zur Diskussion freigegeben.

LG,
Ellie

kaktuswasser
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Beitrag von kaktuswasser » 8. Jun 2007, 11:59

Nein, da es für mich eine völlig unakzeptable Praxis ist und schwer nach Ausbeutung riecht. Wovon soll ich denn in der Zeit leben?

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IronCalf
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Beitrag von IronCalf » 8. Jun 2007, 12:46

Meine Meinung deckt sich in großen und ganzen mit der von Dario. - würde auch mal zwei Wochen bei Chinasky Pinsel auswaschen und Verdünner schnüffeln :D
Vergesst niemals, dass sich auch der stärkste Mann aufs Kreuz legen lässt. Diesen Fehler machte Gott, als er auf die Erde kam.

Art must be "A" work or its not art. Art won't shine your shoes, fuel your car, or feed your cat.
Therefore: ART HAS NO REASON TO EXIST, OTHER THAN THAT IT BE WELL MADE. - Stapleton Kearns
If you work to make excellent things your style will develop on its own. - Stape, again

Mein Personal Showroom: http://www.digitalartforum.de/forum/vie ... 0&#a117960

Steven
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Beitrag von Steven » 8. Jun 2007, 12:52

Auch wenn ich mit "Nein" gestimmt habe fällt es mir schwer eine stringente Argumentation aufzubauen. Ich kann nur sagen dass ausnahmslos alle Agenturen für die ich im letzten anderthalben Jahr gearbeitet habe, mir vor 2Jahren nach dem Vordiplom auch nur unbezahlte Praktika angeboten hatten. Daher fällt es mir selbst einfach sehr schwer das Argument der "Berufspraxis" als ausreichend genug zu erkennen, um bis zu 6Monate unvergütet Leistung für eine Agentur zu erbringen die zudem auf jeden Fall Profit durch meine Mehrleistung erwirtschaftet. Zumal dieser Job es wahrscheinlich unmöglich machen würde, nebenher durch andere Arbeiten seine Kosten zu decken.
Andererseits wäre ich z.B. bereit ein Praktikum bei einem richtig guten Zeichner/Maler/Illustrator zu machen, wenn ich glaube großen Nutzen für mein eigenes Fortkommen draus ziehen zu können. Vorraussetzung wäre allerdings auch, dass entweder ein kleines Gehalt gezahlt würde oder ich durch gemäßigte Arbeitszeiten in der Lage wäre, parallel mein Geld zu verdienen und damit meine Kosten zu decken.

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Logan
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Beitrag von Logan » 8. Jun 2007, 13:22

Ich wäre skeptisch. 3-6 Monate heißt in jedem Fall, dass sie Gewinn aus deiner Arbeit ziehen (mMn. Ausbeutung), bei kürzeren Praktika kann ich verstehen, dass viele nix geben wollen, weil die Zeit einfach zu kurz ist, als dass sich das irgendwie für die Agentur lohnen würde.

Von einer Top-Agentur würde ich eigentlich auch erwarten, dass es zumindest einen kleinen Ausgleich gibt. Ohne Bezahlung würde ich an deiner Stelle nur machen, wenn dir das Praktikum bei der Agentur persönlich so viel gibt (Erfahrung, Ansehen, Fortschritt), dass es dir das das Geld wert ist, was du nicht bekommst.

Sollst du denn wirklich überhaupt nichts bekommen? Oder sind zumindest Fahrtkosten o.ä. drin?

dan
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Beitrag von dan » 8. Jun 2007, 13:46

vor/während nem studium eventuell, ansonsten nicht.

also habe ich für nein gestimmt, da das nicht deine situation ist oder?

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Amanda
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Beitrag von Amanda » 8. Jun 2007, 13:52

Hallo,

diese Woche habe ich 4 Tage dort kostenlos Vollzeit mitgearbeitet und arbeiten heißt schon ganz schön ranklotzen, denn es handelt sich um eine Firma, die Set- und Modellbau macht und das ausnahmslos für die größten Werbeagenturen und Konzerne. Insofern war das sehr cool, dort reinschauen und auch sofort mitmachen zu können. Leider bin ich vergattert und darf nicht sagen, was dort wie und für wen gemacht wird.

Ich konnte klar feststellen (kunst)handwerklich talentiert zu sein, auch im Prinzip als HiWi sofort gut und zügig zuarbeiten zu können. Nur leider passiert dort das Gleiche wie in den Agenturen, für die diese Firma tätig ist: Über die Motivation und den Stolz, dort sein zu dürfen auf ein angemessenes (oder eben überhaupt) Gehalt zu verzichten, wobei eh nur freiberufliche Mitarbeit möglich wäre, wenn ich denn über die Praktikumszeit hinaus als brauchbar eingestuft werde.

Die festen Leute dort haben diese Woche täglich min. 14h arbeiten müssen und das Wochenende aufgrund des aktuellen Projektes wohl auch. Ehrlich habe ich das so ganz nicht glauben können, ich kenne ja die Arbeit in Agenturen selbst nicht, aber das Leben der Mitarbeiter findet wirklich mehr im Betrieb statt als zu Hause.

Falls ihr schon Praktika gemacht hat, mich würden eure Erfahrungen interessieren. Übrigens selbstredend das ich dort nicht Monate ohne Vergütung arbeiten werden, denn von Praktikum kann man nicht mehr reden. Wäre das ein Job gewesen der wenigstens halbwegs angemessen bezahlt wird, wäre das anders gelaufen, wobei ich mit bald 40 ehrlich gesagt nicht mehr das an Pensum leisten kann, was die jungen Leute dort reißen und Familie habe ich ja auch noch.

Und ja, Null heißt Null, nicht mal Fahrtkosten (aber dafür auch "nur" 8h täglich, lol).

LG,
Ellie

Christian
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Beitrag von Christian » 8. Jun 2007, 14:13

Hi, vor einiger Zeit gabs im Spiegel mal einen recht dicken Artikel dazu. Weiss leider nicht mehr welches Heft, der Titel war aber "Generation Praktikum" o.ä.

Ich seh´ das so:

Ein Praktikum ist für Schüler da, die noch in der Realschule oder Gymnasium sind, und mal in einen Aufgabenbereich reinschnuppern wollen, und nur minimale Vorbildung oder Fähigkeit in dem Bereich vorweisen können. Das dann nichts bezahlt wird ist gerechtfertigt, weil der Praktikant eher zusätzlichen Aufwand bedeutet, als das er mithilft.

Wenn es sich aber so verhält, dass jemand der sein Grundstudium schon hinter sich hat, also durch Aufnahmeprüfung an der Uni/Fh, Klausuren etc gezeigt hat, dass er was taugt und arbeiten kann, ist es unverständlich warum derjenige nicht auch Kohle bekommen sollte. Zumal er ja etwas beiträgt und mitarbeitet. Ein Praktikum ist also per Definition wirklich nur als "reinschnuppern" zu verstehen, als eine Tätigkeit, in der das Lernen vor der Arbeit steht.

Mit Praktikanten wird ziemlich schindluder getrieben. Es ist nicht einzusehen, warum manche Agenturen Praktikantenstellen ausschreiben, mit der Vorraussetzung, dass die Anwärter schon ein Studium abgeschlossen haben, und dann trotzdem für Lau arbeiten sollen. Leute, die für nichts ein Praktikum machen, schneiden sich doch ins eigene Fleisch. Teilweise werden schon Vollzeitstellen abgebaut und durch Praktikanten ersetzt, was dem Unternehmen natürlich massig Kohle spart, klar. Als ich noch studiert hab, hatte ich fürs Praktikum monatlich 400 Euro bekommen, plus Monatskarte für die Öffentlichen, und wenn bis spät in die Nacht gearbeitet wurde, haben die auch noch das Taxi übernommen. Das fand ich ziemlich fair, man musste teilweise aber ordentlich ranklotzen.

Ein paar Wochen ohne Geld, danach dann 300-400 Euro find ich auch ok. :)

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Amanda
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Beitrag von Amanda » 8. Jun 2007, 15:11

So,

dann habe ich glatt einen Link gefunden zum Thema Praktikum.

http://www.students-at-work.de

@Christian,
eine Woche ist für mich die Schmerzgrenze.

LG,
Ellie :)

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insania
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Beitrag von insania » 9. Jun 2007, 13:30

Ich habe mein Praktikum jetzt hinter mir,
und kann nur ein uneingeschränkt positives Fazit ziehen.
Insgesamt habe ich 5 Monate voll in der Kreation einer Werbe- und Designagentur mitgearbeitet. Ursprünglich waren nur 8 Wochen veranschlagt, ich habe aber immer wieder verlängert.
"Bezahlt" wurden mir meine Auslagen (Sprit, Materialien vor Ort, usw), eine Vergütung bekommen
generell nur Praktikanten, die von vorne herein 6 Monate arbeiten. (ein übliches Gehalt)


Allerdings waren bei mir auch die Rahmenbedingungen andere:
- als Abiturient bringe ich nur das Wissen/KnowHow mit, was ich mir privat angeeignet habe
- keine Ausbildung
- kein Studium
- also noch daheim wohnend, ohne finanz. Auslagen (abgesehen von Sprit, Telefon, DSL)
- finanz. relativ sicher, da geringe Auslagen und monat. Kindesunterhalt/Kindergeld/Taschengeld


Ich stand also nicht, wie Ellie (die Familie hat), vor dem Problem,
6 Monate nichts zum Lebensunterhalt beisteuern zu können.
Und aus dieser Situation heraus war das Praktikum perfekt. Würde ich mir aber mein Dach über dem Kopf und "mein Leben" ganz selbst finanzieren müssen, stünde fest,
dass ich eine solche Stelle auch nicht annehmen würde.



Manuel

idontlivehereanymore
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Beitrag von idontlivehereanymore » 16. Jun 2007, 14:31

Tja was soll ich da sagen. Ich muss bevor ich mein Studium beginnen kann ein mind. 3 monatiges Praktikum nachweisen (früher waren es sogar mal 6). Die Werbeagenturen die es hier gibt, sind jedoch alle winzige Klitschen, die einen einfach nur auslachen würden, wenn ich als Praktikant 400€ im Monat verlangen würde.

Da ich mir nun nicht auch noch Fahrtkosten aufbürgen wollte, hab ich mich für ein Praktikum hier in Bernburg entschieden und bin schließlich in der Werbeagentur vom Freund einer Klassenkamardin geladent.
Das ganze ist im wahrsten Sinne des Wortes ein "Ein-Mann-Unternehmen", sprich die "Agentur" besteht aus einem Raum mit einem PC und einem MacBook. Ich und mein Chef sind die einzigen Mitarbeiter.
Auch wenn ich es mir nicht so recht erklären kann, wie er bisher überlebt hat, aber er kann scheinbar weder html oder php, noch hat er wirklich großartig Ahnung vom Designen (BWL-Student), kann sich aber scheinbar durch massig Kontakte über Wasser halten. Naja gut, er wohnt mit 34 auch noch zu Hause.
Da er eh den ganzen Tag unterwegs ist bin ich eigentlich vom ersten Tag an dabei gewesen ca. 90% der Arbeit komplett allein zu übernehmen (Design, html-Programmierung, Bildbearbeitung, Flash etc.). Von Zeit zu Zeit nehm ich dann auch mal mein Wacom mit, weil er ja keins hat.
Vergütung bekomm ich 0. Ab und zu bekomm ich mal das Mittagessen ausgegeben, aber meist holt er sich dann von seinem Vater was zu essen und ich muss meine mitgebrachten belegten Brötchen essen...

Klingt doch nicht schlecht oder? :D
Ich kann mir jetzt etwa vorstellen, was ihr denkt, aber ich finde es garnicht mal soo schlimm . Klar, im Endeffekt werde ich gnadenlos ausgebeutet. Aber dafür hab ich da praktisch freie Hand. Ich komm meist persönlich mit den Kunden zusammen, die mir dann direkt sagen, was sie wollen und ich darf es dann auch praktisch alleine umsetzen. Ich kriege also die volle Dröhnung Praxis. Und lernen tu ich dabei genug. Auch wenn ich mir alles selbst beibringen muss ;)
Ausserdem hat er ein paar nette Kontakte, denen er mich schon vorstellt hat, bzw. noch vorstellen will, bezüglich späterer Praktika. So arbeitet seine Schwester z.B. bei MetaDesign. Und ein Praktikum bei denen wäre praktisch der Jackpot! :D
Und er hat mir angeboten, während des Studiums für ihn und eine Agentur in Berlin, mit der er zusammenarbeitet, gegen Bezahlung den ein oder anderen Auftrag zu übernehmen. Was eine recht sichere Einnahmequelle darstellen könnte(auch wenn man über deren Höhe wohl nochmal reden sollte)

Das Problem ist auch einfach, dass keiner gerne ungelernte Leute einstellt. Wenn ich während des Studiums dann die nächsten 3 Monate Praktikum machen muss, werd ich die Sache sicher auch etwas anders angehen, aber so lass ich mich halt erstmal ausnutzen. Ist mir im Endeffekt lieber unbezahlt richtige Praxis zu kriegen, als Geld fürs Kaffeekochen zu bekommen.

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Amanda
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Beitrag von Amanda » 16. Jun 2007, 15:24

Moin Ässn,

ja als Studienpraktikum mag das ok sein. Ich bin aber gelernte Medienbutze und habe Praxis... und Erfahrungen kann man auch machen, indem man sich einen Gewerbeschein holt und einfach loslegt. :D

Die Freiheit kann imho auch einschränken, merke ich, ich war einfach zu lange selbständig in meinem Leben, da ist es verdammt schwer wie ein Angestellter zu denken und zu handeln. So oft wie Chefs anmerken, sie wünschen sich "mitdenkende Angestellte" fühlen sie sich auch genauso schnell bedroht, wenn man es tut. Vielleicht bin ich auch nur zu komisch für diese Welt. *lol*

LG,
Ellie

xeNusion
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Beitrag von xeNusion » 16. Jun 2007, 16:33

bei uns werden alle praktikanten entlohnt. ca 800 euro,verpflegung,unterkunft.
das ist ganz ordentlich.
ich wuerde es wie balu halten... wenn es mich wirklich weiterbringt koennte ich es mir vorstellen. in der realitaet wird es nicht vorkommen.
und in werbeklitschen etc. wo gleich projektarbeit angesagt ist halte ich es gelinde gesagt fuer verarsche. wuerde mir nie im traum einfallen solcherart ausbeuterei noch zu unterstuetzen.

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Duracel
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Beitrag von Duracel » 16. Jun 2007, 18:51

Ich habe auch mal nüchtern für Nein gestimmt, schließe mich aber Steven, Christian, Ässn und im Prinzip dem Gesamtenor an.

Ässn insofern, dass für ein von der Hochschule verordnetes "Zwangspraktikum" man halt das kleinere Übel auf sich nimmt.
Ich selbst habe damals 3 Monate in einer absolut humanen hiesigen Werbeagentur gearbeitet - ein Praktikum, wie man es sich idealerweise vorstellt. Kein Kaffeekochen, ein paar Handlangertätigkeiten(Bilder freistellen i.ä.) und sobald es etwas "interessantes" gab, wie z.B. Fotoshooting(von Verpackungen o.ä.) dann dürfte ich mitm Chef mit; d.h. mir wurde die Gelegenheit gegeben, möglichst viel mitzukriegen. Dazu keine Überstunden, auch sonst keinerlei Stress. Also insgesamt eine Win/Win Situation. Und weil ich gut mitgearbeitet habe, war der Chef auch bereit mir unvereinbart Geld zu geben.

Klar sollte sein, eine ausgebildete Arbeitskraft ein Praktikum anzubieten ist unverschämt. Auch als "Testphase". Unbezahlt Arbeit unter "Realbedingungen" ist einfach nicht akzeptabel.
Und wenn es eine Top-Agentur ist, dann kann sich die auch leisten 'nen Praktikanten zu vergüten.


Ich selbst habe jetzt letzten einen bezahlten Job in der Spielebranche ausgeschlagen, weil deren Lohnangebot äußerst mager ausgefallen ist und die Arbeitszeiten/unbezahlten Überstunden(an eine 40 Stundenwoche wäre da nicht zu denken gewsen) daraus einen kümmerlichen Stundenlohn gemacht hätten. Die Aufgabe hat zwar mehr als gereizt, aber unter den Konditionen hätte ich die Motivation auch definitiv nicht lange aufrecht erhalten können.
Letztendlich muß ja jeder selber wissen, was er sich antut. Auf ein BurnOut-Syndrom hab ich aber definitiv keinen Bock, dann doch lieber HartzIV. ;)
Ernsthaft, eine gewisse Fairness verlange ich schon; wenn die Leute jemanden finden, der genausogut ist aber zusätzlich noch deutich leidensfähiger, dann lasse ich da gerne den Vortritt und studiere eben weiter.
Ziel ist, woran kein Weg vorbeiführt.

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Artdek
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Beitrag von Artdek » 17. Jun 2007, 11:43

Ich hatte auch mehrere und unterschiedliche Praktika.
Mein erstes war am Set eines Diplomfilms in Stuttgardt. Da wurde ich ziemlich ausgebeutet, mein Auto wurde beansprucht, die ersten Tage musst ich mich selbst um die Unterkünfte kümmern und Essen gabs auch nur eher sporadisch. Ich war damals noch recht jung, aber dankbar für die Einblicke, die ich bekam. Doch die Sache mit dem Auto war unverzeihlich. Am Ende des Drehs war die Automatik der elektr. Fensterscheibe der Beifahrerseite kaputt, denn jeder ließ die Scheibe runter (Spätsommer) und knallte die Türen. Böse, böse.
Mein nächstes Praktikum war in der Redaktion einer Film- und Fernsehproduktion (4 Monate). Hier wurde ich recht fair behandelt, auch mal getadelt, aber alles in allem war es sehr gut und ich bekam sogar Geld für Unterkunft und Verpflegung (220 €), doch das war nicht auf Absprache, sondern eher eine Überraschende Großzügigkeit.
Dann hatte ich im letzten Sommer wieder ein Praktikum bei einem Kinofilm. Da gabs viel zu tun, auch Arsch-vom-Dienst-Jobs, aber auch viel beizusteuern, sehr kreative Arbeit mit hervorragenden Leuten, viele Kontakte, regelmäßig und ausreichend Essen und Trinken, dazu was beim Film ohnehin kostengünstig bis gratis abfällt: Kleidung, Wohnausstattung, Bilder, Bücher, sogar eine 50 CD Sammlung mit Klassischer Musik und jede Menge Kuscheltiere konnte ich mit nach Hause nehmen, weil ich das meiste davon als Schenkung und Sponsoring besorgen konnte. Am Ende der sieben Wochen gabs eine Praktikantenspende in Höhe von 160 Euro. Ich denke, das war alles sehr gut.

Ich kenn mich zwar in Agenturen nicht aus, aber beim Film sind sie doch fair und spendabel, auch wenn es zu Beginn heißt, dass sie einem nichts geben können bzw. werden. Da sollte man auch ein wenig clever sein und bei Interesse das Praktikum dennoch beginnen. Stellt sich nach wenigen Wochen keine Verbesserung der Finanzsituation ein, dann kann man sich ja einen Trick überlegen, der einem den Praktikantenschein zusichert und dann aus diversen Gründen das Praktikum abbrechen. Ein "Nein" von Anfang an, das sich allein ums Thema Geld dreht, ist sicher nicht empfehlenswert - besonders nicht, wenns ein aussichtsreicher Arbeitsplatz ist.
"Hundert Schafe, von einem Löwen geführt, sind gefährlicher als hundert Löwen, geführt von einem Schaf."

stu
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Beitrag von stu » 25. Jun 2007, 22:10

Hallo,
ich hab gerade nicht die Zeit das alles zu lesen, was ihr geschrieben habt, habe aber beim überfliegen gemerkt, dass es doch viele gibt, die lieber geld sehen.

ich versuche das mal aus der sicht einer Werbeagentur zu schreiben:
Wenn man zur Zeit einen Angestellten für eine Werbeagentur sucht, z.b. für den Grafikbereich kann man sich wirklich auf etwas gefasst machen.
Es gibt 1000000 Menschen, alleine in München, die denken, in eine Werbeagentur zu müssen.
Leider können 99% davon gar nichts, 75% der Leute die was können sind unmotiviert und 80% von denen, die was können wollen entweder 8000€ im Monat oder wollen gleich eine Sonderbehandlung, weil sie wissen, das sie unter den einzigen 3 guten sind.

Das heißt: Nachdem man eine Anzeige bei DasAuge geschalten hat, bekommt man relativ schnell viele Bewerbungen. Davon kann man die meisten innerhalb von 3 sekunden ausschließen. Bei denen, die halbwegs interessant sind, kommen die meisten von einer Grafikschule und haben alle die gleiche Mappe.
Gerade die, die in München von der U5 kommen, einer sehr renomierten Schule, sind oft sehr eingebildet und vergessen dabei, dass sie Überhaupt keine Berufserfahrung haben.

Wenn man so einen kriegt, hat man noch eine Chance.
Wenn man einen Quereinsteiger nimmt, hat man noch ein viel Größeres Problem.
Die meisten könne irgendwas, aber das sind meistens Bereiche, die in einer Werbeagentur so gut wie gar nicht vorkommen. In allen anderen Bereichen erwarten Sie, dass sie etwas beigebracht kriegen.
D.h. man hat jemanden, der so gut wie nichts kann, sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, damit man ihm was erklären kann und hat gerade am Anfang jemanden, dessen Arbeit man nicht benutzen kann, denn gerade bei Printproduktionen gibt es so viele dinge, die falsch sein können, dass es oft schneller geht etwas selber noch zu machen, als die Arbeit vom Praktikanten zu kontrollieren. Es reicht, wenn bei einem Element ausversehen das Schwarz auf überdrucken gesetzt ist. Das sieht man im PDF nicht, auf den meisten proofs würd das auch nicht gemacht und das ist ja nicht das einzige, was falsch sein kann.
Verdruckt man aber ein Dokument im Auftrag des Kunden steht man als Agentur sehr blöd da.
Vor allem wenn Termindruck herrscht, oder die Sache aus Kostengründen nicht nachgedruckt werden kann. Und einem Kunden, der sich selber für den wichtigsten Menschen auf der Welt hält (was die meisten kunden tun) kann man auch nicht sagen, dass ausgerechnet seine Arbeit ein Praktikant gemacht hat.

Daher kommen auch diese Zeitspannen von 3-6 Monaten zusammen, in denen der Unerfahrene Praktikant (oder der ohne Berufserfahrung) wenig Geld bringt.
Dazu kommt noch, dass ein Praktikant einen Arbeitsplatz braucht, was mit Rechner, Monitor und Lizenzen ca. 10.000€ aufwärts kostet.

Das klingt jetzt vielleicht für manche einfach, aber wir als sehr kleine Agentur können es und nicht leisten, jemanden ein halbes Jahr lang zu bezahlen (inkl. Sozialabgaben, Arbeitsplatz etc.), der uns aber in der ersten zeit nichts bringt, aber unsere Arbeitszeit kostet (zeit = Geld), innerhalb eines halben Jahres sehr viel lernt (nach 3, 4 oder 5 Monaten sollten die meisten dann doch soweit sein, dass sie eine Unterstützung sind) und dann wieder gehen kann, wenn er keine lust hat bei uns zu arbeiten.

Und die meisten - vor allem kleinen - Agenturen wissen es schon zu schätzen, wenn jemand als Praktikant anfängt, sich von Anfang an reinhängt, obwohl er kein Geld bekommt, und wirklich was auf dem kasten hat. Und jemandem, mit dem man Geld verdient, kann man dann auch gerne etwas zahlen.

P.S. Einige Agenturen lassen sich zu einem Praktikum überreden, bei dem man als Praktikant keine unkosten hat, also dass die fahrt zur Arbeit und das mittagessen nicht bei dem Praktikanten bleiben, sondern von der Agentur übernommen werden.

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