Krise mit 20 ...

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Jabo
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Beitrag von Jabo » 23. Mär 2008, 18:15

Naja, ob jemand das leidenschaftlich gerne tut, was er den größten Teil seiner Zeit tut, ist eben der springende Punkt. Klar kann man sich nicht an allem erfreuen, was man tun MUSS. Aber man sollte die Menge der Zeit anpassen, in der man etwas tut, was einem nicht gefällt. Wenn man die meiste Zeit am Tag damit verbringt, den Teil des Jobs zu erledigen, der einem nicht zusagt, ist man natürlich leichter gewillt, sich abzulenken.

An Martin deshalb der Vorschlag, sich mal zu überlegen, wie die Verhältnisse deiner Tätigkeiten zueinander aussehen, rein kalkulativ (gibt's das Wort?). Und dann überleg dir, ob du diese Proportionen irgendwie ändern kannst. Wenn du Freiberufler bist, warst du vielleicht zu lange Zeit damit beschäftigt, mit Drecksjobs über die Runden zu kommen und hast darüber hinaus die Arbeiten aus dem Blick verloren, die du mal angepeilt hattest. Wenn du angestellt bist, überlege dir, ob du nicht eigentlich wo anders arbeiten willst.

Es kann natürlich auch eine reine Laune sein, die darüber entscheidet, ob du das magst, was du tust. Ich kenne das nur zu gut. Von einem Tag auf den anderen habe ich plötzlich wieder andere Zielsetzungen und der Job, auf den ich mich die letzten Wochen und Monate so konzentriert habe, bleibt liegen. Zum Beispiel habe ich seit über einem Jahr fast gar keine Motivation mehr, Grafik zu machen, obwohl es mein Job, mein Beruf ist. Das geht dann oft einher mit der erwähnten Ablenkung durch andere Dinge, die einem mehr Spaß machen.

Und wie Dura schon sagte, da muss ich ihm hundert Prozent zustimmen: Lieber mal einen Tag ausruhen, als sich rumzuquälen. Wenn du den Job dann endlich erledigt hast, bist du oft noch so froh, es geschafft zu haben, dass du vergisst, dass es da ja eigentlich ein Problem gab...

Katz
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Beitrag von Katz » 23. Mär 2008, 18:22

An dieser Stelle passt vielleicht Su-Shees Antiverpeil Howto gar nicht so schlecht. Hat viel Text und denkt einiges durch, was ich hier zu lesen meine. :)

MartinH.
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Beitrag von MartinH. » 24. Mär 2008, 03:05

Vielen Dank für den Input. Ich werde nicht direkt ausführlich antworten, sondern das Ganze erstmal sacken lassen und rumprobieren. Vor allem Duras Ansatz die Erholung bewusster zu machen klingt interessant. Katz, den Link werde ich auch noch durchlesen, jetzt geh ich aber erstmal schlafen.

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Jabo
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Beitrag von Jabo » 29. Mär 2008, 00:30

Seit gestern stecke ich wieder in einer dieser Phasen. Eine Woche ist an der FH vergangen. Die Frischlinge lernen sich kennen. Ich find's klasse. Und jeden Nachmittag muss ich aus der Stadt wieder zurück in mein Furzkaff fahren. Mir wird schlecht, sobald ich dran denke. Ich versuche, mich irgendwo in der Stadt rumzutreiben, aber ich weiß, dass es so nicht weiter gehen kann. Ich bin in den letzten Monaten über die Maßen häufig deprimiert und aus für andere unbekannten Gründen ständig gereizt, einfach weil ich die Ödnis in der Provinz nicht mehr ertrage. Aber in die Stadt ziehen ist momentan nicht möglich. Das Bachelor-Programm wurde im letzten Jahr nochmal ordentlich komprimiert, so dass wir innerhalb von 2 Semestern das durcharbeiten müssen, wofür andere die doppelte Zeit zur Verfügung hatten. Jedes Semester kostet 790 Euro Studiengebühren und Semesterbeiträge, Arbeitsmaterial wird davon aber nur teilweise geleistet, der Rest muss selbst beschafft werden. Ich muss jeden Tag hinfahren, was mich etwa 200 Euro im Monat allein an Sprit kostet. Dazu kommen die üblichen "größeren Kosten", z.B. der neue Scheibenwischer und die Reparatur des kaputten Scheinwerfers vorgestern für satte 80 Euro. Essen und Trinken während des Tages. Alltagsutensilien (in letzter Zeit als Training schon drastisch zurückgeschraubt). Rauchen habe ich zugegebenermaßen nicht nur wegen der Gesundheit aufgegeben, sondern weil ich somit 120 Euro mehr im Monat habe. Am Wochenende (mittlerweile nur entweder Freitag oder Samstag, wenn überhaupt) mal irgendwo mit Freunden ein Bier trinken. Da bleibt nicht mehr genug, um mir eine Wohnung in der Stadt zu leisten. Schon gar nicht in Wiesbaden.

Ich werde mir natürlich sofort einen Job suchen, wenn ich weiß, wann und wieviel Zeit ich dafür aufwenden kann. Mein Bruder studiert auch, für ihn muss nochmal das selbe Geld aufgebracht werden. Bis ich Arbeit finde oder finden kann hängt meine Existenz von meinen Eltern ab, was mir nach 4 Jahren selbstverdientem Geld wirklich sehr nahe geht, vorallem weil es für sie auch nicht rosig aussieht. Das ist auch gleichzeitig der Grund, warum ich weg will. Ich habe die 4 Jahre für meinen Vater gearbeitet und da meine Hilfe in der Agentur jetzt flach fällt, hängt ständig eine anbahnende Diskussion über das Für und Wider meines Studiums in der Luft. Noch wird sich in Zurückhaltung beiderseits geübt, da er es mir nicht verderben will (gerade weil es mir so viel bedeutet), aber das hält erfahrungsgemäß nur maximal noch zwei weitere Wochen. Eigentlich will ich nur die 3 Jahre, die aus Erfahrung immer schneller vergehen als man mit den Augen zwinkert, nur so gut wie möglich verbringen und ein bisschen was vom Leben mitbekommen. Dass jetzt schon nach einer Woche wieder die Depression hereinschlägt, trifft mich sehr.

Musste raus.

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Duracel
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Beitrag von Duracel » 29. Mär 2008, 16:36

Haha, Artdek, na, da ist ja schön dass du sicher weißt, dass ich eben leidenschaftlich gerne male.

@Jabo
"Aber in die Stadt ziehen ist momentan nicht möglich."
Du wirst wissen, dass das nicht stimmt! (Erstrecht, da du allein 200Euro an Spritkosten sparen würdest)
Sachen als "unmöglich" für sich auszuklammern bringt einen nicht vorran. Richte mal deinen Blick - mit ein wenig mehr Vertrauen in die Zukunft - auf die Gegenwart.
Was kannst du JETZT tun?


@Katz, danke für den Link, sehr schöner Artikel; vorallem mal darüber sehr lebendig geschrieben. Macht Spaß zu lesen und enthält sehr viele Wahrheiten. :)
Ziel ist, woran kein Weg vorbeiführt.

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Beitrag von MartinH. » 2. Apr 2008, 19:26

Kleiner Zwischenstand: ich hab angefangen das Antiverpeil-Howto zu lesen, finde es sehr interessant und bemühe mich einige Dinge in meinem Leben zu ändern um mehr geschafft zu bekommen. Dabei behalte ich das was ich in "getting things done" von David Allen gelesen habe im Hinterkopf.
Mein Real-Life ist gerade extrem stressig, das allein hält mich schon ein bisschen aus den Foren raus. Ich bin zuversichtlich das ich das noch in den Griff kriege.
Was den Spaß an der Arbeit angeht... da mach ich mir ein anderes mal Gedanken drüber und werde sie auch hier niederschreiben. Optimal motiviert bin ich sicher nicht, aber ich sehe auch momentan keinen Weg da etwas grundlegen zu verbessern, weshalb ich auch nicht großartig nach anderen Tätigkeitsfeldern suche. Ein anderes mal mehr dazu...
Nochmal vielen Dank für eure Vorschläge!

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Beitrag von MartinH. » 17. Mai 2008, 23:16

so, ich hab das antiverpeil how-to komplett gelesen. durchaus lohnenswert, vielen dank katz! anfangs dacht ich es funktioniert ganz gut, aber ich hab nicht lang genug durchgehalten, um es zur gewohnheit werden zu lassen. und ich hab auch gemerkt, das ich mich am besten aus einem forum raushalten kann, wenn ich selbst nicht dort poste. wenn ich was schreibe, dann bin ich sehr neugierig auf antworten und aktualisiere dauernd die übersicht.
mir kam in letzter zeit eine wertvolle erkenntnis. und zwar kann ich besser einschlafen, wenn ich das gefühl hab an dem tag produktiv gewesen zu sein/etwas erschaffen zu haben. das ist für mich sehr wichtig, da ich schon oft schlafstörungen hatte. eine zeit lang war ich dann auch wieder sehr zufrieden so wies läuft. nur momentan ist da wieder dieser punkt wo ich mich frage "was mach ich da überhaupt, will ich das wirklich?". langfristig will ich zumindest teilweise etwas anderes machen, da ich einfach zu wenig verdiene um auf dauer gut davon zu leben und noch freizeit oder zeit für eine beziehung zu haben. allerdings will ich auch die chancen nutzen die sich mir bieten und mir rücklagen anhäufen für die zeit nach dem studium, wenn ich mich in die selbstständigkeit stürze und keine finanzielle unterstützung durch meine eltern mehr bekomme.
seinen kundenstamm zu wechseln ist ja immer ne schwierige sache. erstens braucht man zeit, die man meist nicht hat, solang man noch im alten bereich arbeitet, zweitens braucht man ein bisschen glück oder vitamin B. den sprung mag ich auch nicht einfach so machen, ohne auf eine gewisse zeit finanziell abgesichert zu sein. generell ist mir das wichtig nicht mit +- 0 oder gar schulden dazustehen und ich weis von zu vielen leuten die das nicht geschaft haben mit einem gestaltungsberuf :-/.
ich könnte jetzt auch gar nicht ganz sicher sagen was für jobs ich lieber machen würde. das müsste ich quasi ausprobieren und würds auch erst mit der zeit merken. mich interessieren auf jeden fall foto retusche und analoge malerei als alternative zu den brettspiel illustrationen die ich grad so mache. vielleicht sollte ich mir dafür einfach mehr zeit nehmen und darauf vertrauen das der rest von selbst kommt?
eine wirklich konkrete frage hatte ich jetzt ja nun nicht. falls jemand bei sich parallelen sieht würde mich das aber interessieren. ich werd das hier weiter ergänzen wenn sich mir neue erkenntnisse aufdrängen.

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aeyol
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Beitrag von aeyol » 17. Mai 2008, 23:39

MartinH. hat geschrieben:und ich hab auch gemerkt, das ich mich am besten aus einem forum raushalten kann, wenn ich selbst nicht dort poste.

Ja, kenne ich auch. Wenn man Zeit und Energie in etwas investiert, dann will man natürlich auch gerne sehen, was die Früchte sind. Und sich Gedanken über einen Beitrag zu machen, den man in einem Forum schreibt, ist eben investierte Energie.
Deshalb ist es ja auch kein Wunder, wenn ganze Foren "sterben", bei denen dieses Ping-Pong nicht funktioniert... es ist einfach, diese Foren zu verlassen.
mir kam in letzter zeit eine wertvolle erkenntnis. und zwar kann ich besser einschlafen, wenn ich das gefühl hab an dem tag produktiv gewesen zu sein/etwas erschaffen zu haben.
Ich weiß ja nicht ob Dich auch hierzu interessiert, dass andere dies auch festgestellt haben, aber wie auch immer: "Pong". Ich hab mich damals gefreut, als ich das rausgefunden habe (ist schon ein paar Jahre her), denn so lässt sich ja eventuelle Unruhe an der Wurzel packen.
Finde ich auch gut, dass Du das hier schriftlich festgehalten hast, ich könnte mir schon denken dass gerade hier so manchem das bekannt vorkommt.
eine zeit lang war ich dann auch wieder sehr zufrieden so wies läuft. nur momentan ist da wieder dieser punkt wo ich mich frage "was mach ich da überhaupt, will ich das wirklich?"
Versuch dich doch mal daran zu erinnern, warum Du Dich mal für "das" entschieden hast...
mich interessieren auf jeden fall foto retusche und analoge malerei als alternative zu den brettspiel illustrationen die ich grad so mache. vielleicht sollte ich mir dafür einfach mehr zeit nehmen und darauf vertrauen das der rest von selbst kommt?
Zumindest findest Du eher raus, ob diese Bereiche eher "Deins" sind als das was Du gerade machst, wenn Du Dir diese Zeit mal nimmst... was den "Rest", vor allem den Finanziellen betrifft, tja... no idea. :?
Wenn ich kein Frosch wär´, könnten Vögel fliegen.

kaktuswasser
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Beitrag von kaktuswasser » 18. Mai 2008, 12:59

mir kam in letzter zeit eine wertvolle erkenntnis. und zwar kann ich besser einschlafen, wenn ich das gefühl hab an dem tag produktiv gewesen zu sein/etwas erschaffen zu haben.
Das ist sehr verständlich und das werden hier wohl die meisten schonmal festgestellt haben. Trotzdem sollte man da aufpassen, dass sich daraus nicht eine Art Produktivitätswahn entwickelt. Es sollte nicht so weit geraten, dass man meint man müsste jeden Tag so und soviel produktiv geleistet haben. Besonders nicht soweit, dass man meint, sonst überhaupt nicht schlafen zu können. Übrigens habe ich festgestellt, dass es, zumindest für mich, noch besser ist, wenn man etwas handwerkliches oder ähnliches geschaffen hat. Also etwas das dann auch in materieller Form existiert. Genauso bringt regelmäßiger Sport auch sehr (!) viel, wie ich dieses Semester feststelle. Wobei ich mit regelmäßig mind. 2 bis 3 mal die Woche meine.

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