Marlas Paintings

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Chinasky
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Marlas Paintings

Beitrag von Chinasky » 28. Mär 2008, 04:46

Ich hoffe mal, das war noch nicht woanders hier im DAF Thema und ich hab's nur übersehen:
Diesen Film-Link hat mir in einem anderen Forum jemand als Tipp gegeben:

http://video.rutube.ru/0ebe7a4158148330350a4940a4eb7015

Teil 1

http://video.rutube.ru/e69a62bf2f8c0dbc15f960d4eb56a54c

Teil 2

Guckt es Euch mal selbst an, da sind ein paar interessante Twists in der Story. Ich selber weiß nicht, was ich dazu denken soll, vielleicht findet Ihr ja schneller eine Meinung dazu.
Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.

kaktuswasser
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Beitrag von kaktuswasser » 28. Mär 2008, 13:22

Tja, keine Ahnung was ich dazu denken soll... Allerdings find ich ein paar der Bilder auch ganz cool ;) Auf jeden Fall eine interessante Geschichte über den Kunstmarkt und Medieneinfluss.

Chinasky
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Beitrag von Chinasky » 28. Mär 2008, 14:41

Derjenige, der mir die Links schickte, fragte mich, wie ich denn jetzt bezüglich des Films die "Frage aller Fragen" beantworten würde. Was meinst Du? Gegen Ende sagt der Kunstkritiker der N.Y.T. einmal sinngemäß: "Alles ist eine Lüge, auch die Geschichte, die Sie hier konstruieren ist eine Lüge."
Da könnte man meinen, er meint die Leute, die den Film drehen. Aber je länger ich drüber nachdenke, desto eher glaube ich, diese Aussage trifft auch auf den Zuschauer zu.

Ich kann z.B. die "Frage aller Fragen" (will nicht spoilern, deswegen diese kryptische Formulierung) nicht beantworten, aber wenn ich nachdenke, aus welchen Gründen ich zu der einen oder anderen Beantwortung tendiere, dann muß ich sagen: es hat gar nicht so sehr mit Marla und ihren Bildern zu tun, sondern damit, ob ich mir wünsche, daß Marlas Eltern bekommen, was sie m.M.n. verdient haben.

Einige der Bilder fand ich übrigens auch sehr cool. :D
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Beitrag von oleg » 28. Mär 2008, 18:41

Chinasky hat geschrieben:Gegen Ende sagt der Kunstkritiker der N.Y.T. einmal sinngemäß: "Alles ist eine Lüge, auch die Geschichte, die Sie hier konstruieren ist eine Lüge."
Da könnte man meinen, er meint die Leute, die den Film drehen. Aber je länger ich drüber nachdenke, desto eher glaube ich, diese Aussage trifft auch auf den Zuschauer zu.
Ich würde sagen, bei der Geschichte geht es primär um den Hunger der Öffentlichkeit nach einem Genie/Star/Idol. Marlas Bilder selbst sind nebensächlich. Je unglaublicher die Story, je größer der Hype, desto eher entsteht ein Märchen. Und desto mehr ist das Publikum geneigt, die Realitäten auszublenden.

Ebenso versessen ist die Öffentlichkeit auf die Demontage des Märchens. Ob dabei "Lüge" und "Wahrheit" überhaupt eine Rolle spielen, ist fraglich.

kaktuswasser
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Beitrag von kaktuswasser » 28. Mär 2008, 22:21

Tja, die "Frage aller Fragen" kann ich auch nicht beantworten. Ich denke das Problem ist auch einfach das viele Leute so viele Dinge in dieses Mädchen reinprojezieren. Da werden Erwartungen aufgebaut die nicht gehalten werden können. Wenn das dann noch mit so viel Geld gekoppelt wird baut sich erst so ein explosives Potential auf. Erst dadurch wurde es ja für "60 Minutes" interessant die Frage zu stellen... Das ist wohl auch ein Problem eines überhypten Kunstmarktes.

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Beitrag von Alandur » 29. Mär 2008, 02:03

Hey, über das Mädchen haben sie schon vor zwei Jahren im Weltspiegel berichtet, ging ja damals wie ein Lauffeuer um die Welt.
Das da auch die Sammler mitmischen, weil sie immer wieder neue, einzigartige Kunstwerke suchen, ist ja klar. Die sammeln ja auch Bilder von Primaten und anderen Tieren. Hauptsache neues Futter. :D
Ich frage mich natürlich, ob dieses Talent ein Leben lang genutzt wird oder ob das nur eine Besonderheit in Marlas Jugend sein wird. Hmm, die Zeit wird es uns lehren. :)
Außerdem hieß es mal in einem Interwiev, das Marlas Vater auch malt. Könnte ja auch sein, das Papa hier und da etwas nachhilft. ;)
Aber ich will niemanden beschuldigen. Viel Glück an Marla. Es ist ja nur oft so das, Kinderstars im späteren Leben nicht klarkommen, ob sie nun Sportler, Schauspieler oder nur Kinder von berühmten Eltern sind.

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Beitrag von BRANDISH » 29. Mär 2008, 09:22

mag mir nicht 60 min den film anschaun, hab bilder auf ihrer galerie gesehen...
wenn andere kinder auch mit oelfarben statt mit buntstiften spielen wuerden, gaebs imho unzaehlige solcher "genies"
Vodka! Vodka! Play the Balalaika!
Olga Katinka dance and lose Control!

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Beitrag von Chinasky » 29. Mär 2008, 13:59

@Brandish: Mir geht es nicht darum, ob sie malen kann oder ein Genie ist. Der Film dreht sich eigentlich (jedenfalls kommt es mir so vor) eher um ihre Eltern, ihren Galeristen, den Kunstbetrieb als solchen. Und auch darüber, wie Erwartungen unsere Wahrnehmung manipulieren können. Eine Frage, die im Film aufgeworfen wird, ist, ob die Bilder von Marla überhaupt von ihr gemalt wurden. Das wirft Fragen darüber auf, welche Qualitätskriterien bezüglich abstrakter Kunst gelten könnten usw. Es gibt ein paar sehr interessante Filmstellen, z.B. eine, wo ein Kunstsammler eine bestimmte Stelle in einem der Bilder interpretiert... Und der bei seiner Interpretation, seiner Hinein-Interpretation bleibt, auch wenn Marla zu der Stelle nix zu sagen hat und wohl seine Interpretation auch überhaupt nicht nachvollziehen kann.

Mir ging es so, daß ich zuerst nach zehn Minuten schon aufhören wollte mit dem Angucken, weil ich dachte, da werden jetzt all die billigen Klischees bedient, die einem so bei Vorführ-pseudo-Genie-Kindern einfallen. Aber irgendwann merkte ich, daß Marla nur als Beispiel dient, zu untersuchen, wie Geschichten entstehen, wie Stars entstehen, wie der Kunst- oder der Geniebegriff zu Mitteln der Realitäts-Konstruktion werden. Hört sich jetzt vielleicht schwafelig an, aber einfacher kann ich das nicht ausdrücken. (Vielleicht lese ich gerade zuviel Luhmann :D )
Immer wieder wird von allen Beteiligten in dem Film betont, daß Marla ja eigentlich nur ein ganz normales 4jähriges Mädchen sei. Und man merkt, daß sie allen als Projektionsfläche dient. Der Journalistin, die die "erste Story" über das Mädchen brachte. Dem Galeristen. Den Eltern sowieso, aber auch dem Kunstkritiker, den Sammlern usw..

Außerdem sind da noch ganz andere, ethische Ebenen in dem Film: Dürfen Eltern ihr Kind (das sie offenbar doch sehr lieben) so exponieren? Wie gehen Geschwister damit um, immer nur die zweite Geige zu spielen? Welche Motive könnte es geben, das Genie Marlas als "Schwindel" zu entlarven? Und so weiter. Naja, ich fand den Film seeeehr interessant.
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Beitrag von Duracel » 29. Mär 2008, 16:14

Seh ich auch so!

Wobei ich auch meinen würde, das die Antwort geliefert wird - am Ende zählt eben, dass es eine gute Geschichte wird. Und dazu gehört eben auch die nötige Dramartugie. Jeder will im Grunde eine gute, eine lebendige Geschichte. Sei es als Zeitungsartikel, sei es ein Bild, indem man eine Geschichte (hinein)liest; das ein Kind ein paar Bilder malt ist ansich eben noch keine Geschichte(aber man kann wie gesehen manchesmal nachhelfen).

So würde ich zu der Frage nach der Wahrheit(über den Urheber) antworten wollen, dass diese ziemlich egal ist. Für mich representieren die Bilder ein intaktes positiv turbulentes Familienleben.(oder so ähnlich) Der Vater gehört da natürlich dazu. Ich fände es sogar sehr befremdlich, wenn man mit dem Künstler während des Malprozesses nicht kommunizieren würde; kein Mensch lebt autark. Wenn der Vater danebensteht und sagt "hey, ich hätt Bock auf ein wenig mehr Grün" und Marla schnappt sich die grüne Tube und drückt sie über dem Papier mit einem freudigen Grinsen aus, ist das doch allemal besser, als wenn sie ganz von sich aus nur mit Schwarz malt während der Vater mit Geschätfsleuten telefoniert und Marla stets mit den Worten "nicht jetzt" abwinkt.
Und wenn der Vater zwischendurch fragt "du hast doch bestimmt Lust auf malen?$$?", ist das so viel schlimmer als "Du mußt jetzt in den Kindergarten/Schule!" ?

Ich denke auch, das ist es letztenendes, was die Bilder teilweise wirklich schön macht. Sie sind lebendig! Sie sehen zwangsläufig so aus, weil sie eben so entstanden sind.
Da schließe ich mich auch Brandish an; ich denke bei den meisten Kindern in dem Alter ist einfach schon viel zu viel blockiert worden in der Hinsicht.
Oder kommt man wirklich selbst darauf als Kind Sonnenstrahlen Gelb mit Strichen von der Sonne weg zu malen? Das so einseitig symbolhaft linear zu beschreiben ist doch sicher ziemlich anerzogen.
Es ist ja schön und gut wenn man etwas dazulernt, aber man muß diese neuen Dinge dann trotzallem als ein Bestandteil sehen, der sich wieder in das Leben zu integrieren hat.


Letztenendes hat man doch über diese Geschichte die Chance ziemlich nahe an eine Menge Wahrheiten heranzukommen. Aber statt dass sich der Großteil der Leute z.B. selber fragen, worum es ihnen beim Malprozess(oder allgemein in ihrem Leben) eigentlich geht, konzentrieren sie sich auf den Gedanken des Talentes. Oder grundsätzlich gesehen konzentriert man sich mehr auf das Leben der anderen, als auf sein eigenes.
Das ist es doch was Marla eben nicht tut. In dem Moment wo sie malt ist sie ganz im hier und jetzt. Und das macht auch die Videoaufnahme so irritierend, denn sie zieht die Gedanken quer durch Raum und Zeit.
Und das wiederum ist, was die Leute nicht verstehen; man macht eben keine große Kunst, indem man sich überlegt, wie man damit übermorgen Geld verdient.
Ziel ist, woran kein Weg vorbeiführt.

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