Prozac (Fluoxetin) - Extasy für jeden Tag?

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Patchopfer
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Prozac (Fluoxetin) - Extasy für jeden Tag?

Beitrag von Patchopfer » 10. Aug 2008, 22:47

Huhu,
in der FAZ war heute in interessanter Artikel über Medikamentenkonsum in der Arbeitslandschaft. In diesem Zusammenhang wurde auch das Medikament Prozac, in Deutschland eher als Flouxetin bekannt, erwähnt. Ein Anti-Depressiva, das ähnlich wie Extasy in den Serotoninhaushalt eingreift.

Da wurde ich plötzlich stutzig, denn Prozac ist in den USA ein durchaus vielkonsumiertes Medikament. Die Wirkung lässt sich auf die Schnelle wohl am besten mit "gute Laune" beschreiben. Serotonin gehört zu den Glückshormonen.

Und was will ich nun?
Mir erklären, wie ein solches Medikament salonfähig werden kann, gleichzeitig aber die Droge Extasy als extrem schädlich gehandelt wird.
Eine Erklärung wäre die, dass man nicht wirklich wissen kann, ob man tatsächlich MDMA in seiner Pille hat oder nicht. Ginge man aber davon aus, zu 100% reine Extasy mit Prozac zu vergleichen, wo wäre die Rechtfertigung?
Warum gilt es in bestimmten Führungskreisen als "chick" Prozac zu konsumieren um immer gute Miene zu egal welchem Spiel zu machen, andererseits aber werden Feiernde auf Teilchen als Junkies abgestempelt?

Ist es verwerflicher sich für den Spass beim Feiern zu pushen als etwas einzuwerfen um im Job zu bestehen?
Hm, ob jetzt klar wird auf was ich raus will, weiß ich nicht genau. Ich hoffe es aber...
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digitaldecoy
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Beitrag von digitaldecoy » 11. Aug 2008, 09:06

Du wunderst Dich darüber, dass auf dem Gebiet der Suchtmittel und Drogen mit zweierlei Maß gemessen wird? Warum ist bitteschön Alkohol nicht verboten? Warum dürfen Zigaretten öffentlich verkauft werden? Der ganze Bereich ist doch total verzerrt durch kulturelle Faktoren und Wirtschaftsinteressen.
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Beitrag von MartinH. » 11. Aug 2008, 09:17

nur eine blinde mutmaßung meinerseits, aber vielleicht ist es auch gefährlicher extasy zu nehmen, wenn man eh sternhagelvoll ist, und vor hat noch 20 stunden durchzutanzen, als wenn man nur mal überstunden im büro schiebt. :?

ich wär dafür cannabis zu legalisieren da alle kiffer die ich kenne sich und anderen weniger probleme damit machen als so manche alkies.

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Beitrag von nacho » 11. Aug 2008, 10:51

Ich glaube du weißt nicht wie Fluoxetin funktioniert. Du stellst das ein bisschen dar wie Soma, aus Huxleys "Schöne Neue Welt", aber da liegst du ein wenig daneben..

Fluoxetin fängt frühestens nach einer Woche regelmäßiger Einnahme an zu wirken, und die Patienten wissen das und sind darauf eingestellt.
Deswegen wurde dir auch noch nie Prozac auf einer Party angeboten.. es funktioniert einfach nicht.
Man kriegt davon keinen Rausch und will jeden küssen.. man ist nur irgendwann nicht mehr so schlecht drauf. Außerdem geht eine Behandlung mit Fluoxetin in der Regel Hand in Hand mit einer Psychotherapie.
Ich weiß nicht ob ausschweifende Parties als Psychotherapie zählen. :wink:

Im Gegensatz dazu wird man bei E langsam ungeduldig wenn eine Stunde nachdem man eine Pille geschluckt hat noch nix passiert. Also wird nachgeworfen, eine Nase gezogen damit die Wartezeit schneller vergeht und ein Bier getrunken, weil es so warm ist..

MDMA user haben eine ganz andere Erwartungshaltung an die Droge und kein vorgegebenes Einnahmeverhalten, dewegen kommen Mischkonsum und Überdosierung so häufig vor.

MDMA ist ein völlig anderer Wirkstoff, der nicht nur als Serotonin-Wiederaufnahmehemmer fungiert. Der Körper schmeißt noch mit ganz anderen Sachen um sich (Dopamin, Noradrenalin..), da werden so ziemlich alle Glücksgeschütze aufgefahren, die dein Hormonhaushalt zu bieten hat.

Außerdem fängt man von Teilen an zu schwitzen, kriegt Pickel und sieht dämlich aus, die Junkieassoziation ist also nicht so weit hergeholt...

Fluoxetin <> MDMA

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Beitrag von Jabo » 11. Aug 2008, 12:10

Hm… Beides scheisse?

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Beitrag von Patchopfer » 11. Aug 2008, 18:24

Hm Nacho, ich glaube du verstehst mich etwas falsch. Ich wollte keinesfalls Extasy herunterspielen. Vielmehr glaube ich, dass das Medikament als viel gefährlicher angesehen werden sollte als dies bisher der Fall ist.

Wie gesagt,
geht es auch nicht um die Patienten, die es wirklich nötig haben, sondern um Leute die sich damit im Beruf pushen! In den USA ist Prozac ohne Rezeptpflicht erhältlich und wird dort anscheinend relativ unbesorgt konsumiert.

Mich verwundert eben nur, dass einerseits eine Droge wie Extasy als Vollkatastrophe betrachtet wird, aber eine sehr ähnliche Arznei eben nicht und in Mengen konsumiert wird!

Mit der Erwartungshaltung hast du wohl durchaus recht ;)
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Beitrag von stier » 11. Aug 2008, 21:44

Bedenke: Wenn man auf Drogen rauf geht, muss man irgendwann auch wieder runter kommen. Das macht dich dann traurig. Willst du traurig sein? NEIN!

Darum begnüge dich mit dem was du hast: Sonne, Luft und der süße Duft junger Mädchen!

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Beitrag von Duracel » 11. Aug 2008, 23:15

Schonmal von deiner Freundin verlassen worden und richtig Liebeskummer gehabt?
Fühlte sich zumindest für mich wie Entzug an, und glücklich hat mich das bestimmt nicht gemacht. Wenn du Glück hast, verfliegt das Gefühl über die Jahre, dann ist es nicht so schmerzhaft und hinterlässt nur eine stumme Melancholie.

Drogen gehören zum Leben wie das Salz in die Suppe. Nur wer mit zuviel Liebe kocht, riskiert ein Desaster.

Das Leben ist nur begrenzt und man sollte deswegen auf Drogen, die den Körper dauerhaft schädigen oder bei denen man in besonderem Maße den frühzeitigen Tod riskiert, besser verzichten. Ansonsten sind Drogen kaum verwerflich.
Ziel ist, woran kein Weg vorbeiführt.

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Beitrag von digitaldecoy » 12. Aug 2008, 09:22

Du solltest solche Aussagen eventuell etwas subjektiver formulieren, Duracel. Denn, meiner Meinung nach, sollte man nicht riskieren, das beeinflussbare Menschen diese Deine persönliche Meinung so uneingeschränkt aufnehmen können. Du solltest Dir da Deiner Verantwortung bewusst sein.

Ich persönlich stehe mit Drogen aller Art ziemlich auf dem Kriegsfuß. Hängt vermutlich mit verschiedenen Schlüsselerlebnissen aus meiner Jugend zusammen. Ich finde, der Mensch ist schon im nüchternen Zustand zu sehr von einer natürlichen Lebensweise entfremdet, zu der auch gehört, sein Seelenleben in Balance zu halten. Viele Leute nehmen Drogen, um auf dem Gebiet ihre Defizite auszugleichen. Häufiges Argument, das ich immer wieder in Diskussionen höre ist z.B. "ich trinke Alkohol, um auf Parties locker zu sein". Jemand, der so handelt, versucht ja nicht Mal mehr, von alleine locker zu werden. Er hinterfragt auch nicht mehr, warum er vielleicht nicht locker sein kann, wenn er mit anderen Menschen zusammen ist. Ein paar Jahre später hat so jemand einen Job und sitzt täglich in Meetings, in denen er nicht locker sein kann, weil er sich nie um dieses soziale Defizit gekümmert hat. Viele schlucken dann Pillen oder trinken auch. Alles schon erlebt.

Da war doch hier irgendwo der Artikel über die Lobotomiewelle in den USA verlinkt. Da hat jemand herausgefunden, dass man mit einem scharfen Gegenstand einfach nur Nervenverbindungen zwischen den Hirnhälften kappen muss und schon waren gewisse psychische Auffälligkeiten abgestellt. Natürlich sind dadurch in vielen Fällen auch schwerwiegende psychische Auffälligkeiten ausgelöst worden aber das hat man missachtet.

Das Einnehmen von körperfremden Drogen ist in meinen Augen exakt das Gleiche. Man flutet sein Gehirn wahllos mit Betäubungsmitteln und das oberflächliche Gefühl signalisiert einem, dass man seine Situation verbessert hat (lockerer ist, sich "besser" fühlt). In Wirklichkeit vergewaltigt man aber einfach nur den komplexesten Mechanismus, der im eigenen Körper abläuft. Das ist, als würde man Sand in einem Motor streuen, weil er unruhig läuft. Durch den Sand wird der Lauf des Motors vielleicht gedämpft und er läuft erst Mal ruhiger. Auf lange Sicht zerstört man aber die Substanz des Motors.

Es gibt so viele Möglichkeiten, die körpereigenen Drogen zu aktivieren und deren Effekte auszunutzen, dass es eigentlich doch unsinnig ist, auf körperfremde Substanzen auszuweichen. Wenn man seine Stimmung durch anregende Musik oder sportliche Betätigung aufhellt, kann man sicher sein, seinem Körper damit nicht zu schaden, weil diese Mechanismen über die Jahrmillionen der Evolution in den Gesamtablauf des Körpers integriert wurden. Ich glaube nur, viele wissen gar nicht mehr, wie man ohne Drogen ein "High" erleben kann. Natürlich wirken Drogen auch viel stärker sind aber dadurch so unendlich plumper. Wie eine maßlos überzuckerte Süßigkeit, durch die man mit der Zeit verlernt, die feinen Nuancen eines milden Honigs wahrzunehmen.

Ich zumindest verbinde Drogen jeglicher Art immer mit Schwäche und Versagen. Ich kann keinen positiven Aspekt in ihnen entdecken. Nun soll man dem Menschen das Recht zur Schwäche zugestehen und daher würde ich den Konsum von Drogen auch nicht als verwerflich ansehen. Eher als erbärmlich.
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Beitrag von Caccaduu » 15. Aug 2008, 20:16

yeah Daniel du bist ein hero!
gutes thema!

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Beitrag von repap » 16. Aug 2008, 21:42

Ich kann nur jedem die Tv Doku "Gehirn unter Drogen" ans Herz legen!

http://www.arte.tv/de/suche/988482.html

Dort wird sehr informativ auf die verschiedenen Drogen eingegangen und auch die einnahme von Antidepressiva spielt dort eine Rolle.

Es lohnt sich auf jeden Fall!

:)

Flavor
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Beitrag von Flavor » 17. Aug 2008, 11:57

Bloss nicht in der Arbeitsalltag einführen, sowas endet immer (wirklich immer!) schlecht.
Außerdem könntest du das Zeug dann nur jedes Monat oder so nehmen, da dein Serotin-Speicher nur begrenzt ist, und sich nach Einname dieser (und ähnlicher) Drogen wieder erholen muss und sowas kann schon seine Tage/Wochen dauern.

Mach lieber Sport (am besten joggen), so kannst dir deine Serotinschübe natürlich holen ;)

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OBST_ON_THE_RUN
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Beitrag von OBST_ON_THE_RUN » 21. Aug 2008, 22:21

Patchopfer hat geschrieben:Mich verwundert eben nur, dass einerseits eine Droge wie Extasy als Vollkatastrophe betrachtet wird, aber eine sehr ähnliche Arznei eben nicht und in Mengen konsumiert wird!
ich glaube du hast nacho falsch verstanden. ich denke, mit seinen worten wollte er ausdrücken, daß beide mittel eben überhaupt nicht ähnlich sind. zumnidest nicht in ihrer wirkung (über ihren genauen hormonellen vorgang im körper weiß ich zu wenig bescheid).

wenn man mich fragt, werden drogen dieser art generell zu leichtfertig verteilt. nicht nur in den usa, auch in deutschland. das fiese an depressiva o. ä. ist ja, daß die patienten letztendlich die therapie machen müssen um von den dingern wieder weg zukommen. wohingegen anfänglich das medikament verschrieben wird um überhaupt eine therapie zu beginnen. das ist ein ziemlich sinnloses und kräftezehrendes doppelspiel. der patient, der anfangs mit den medikamenten seine fortschritte macht, neues selbstvertrauen aufbaut und neuen lebensmut sammelt, weiß insgeheim oder bekommt später knallhart zu spüren, daß diese besserung zu einem großen teil auf die drogenkrücke zurückzuführen ist. die therapie beinhaltet also die absetzung des medikaments (vernünfigerweise), da der erreichte erfolg kein ehrliches selbstvertrauen erbringen konnte. verständlich, denn von selbst kam dieses vertrauen nämlich nicht. der patient fällt also wieder (wie zu anfang der therapie) in ein tiefes loch und muß den ganzen scheiß in zumeist viel schlimmerer verfassung noch einmal durchleben.

wer dazu die lust und die kraft besitzt, gehört zu den wenigen die es schaffen. der große rest dümpelt also stattdessen von arzt zu arzt, von therpie zu therapie.

ich teile also daniels ablehnende haltung gegenüber drogen, auch wenn ich den vorwurf der erbärmlichkeit für ziemlich taktlos halte.

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Logan
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Beitrag von Logan » 23. Aug 2008, 13:50

Generell ist ja zuviel von einem Wirkstoff immer schädigend, man kann auch zuviel Möhren essen. Die Entwicklung, aufgrund von Leistungsdruck regelmäßig Pillen zu schlucken, statt das Problem bei den Wurzeln zu packen und den Ursprung zu hinterfragen ist natürlich dramatisch.

Aber Drogen allgemein zu verteufeln finde ich übertrieben und nicht unbedingt ein Zeichen von "Schwäche und Versagen". Beispielsweise kann man gemeinsames Trinken einfach als einen Brauch ansehen, genauso wie bestimmte Kleidervorschriften bei einer Hochzeit oder Beerdigung. Durch die Uniform fühlen sich die Menschen einander näher und wohler, weil sie sich über ein Problem (Kleidungswahl und ihre Folgen) weniger Gedanken machen müssen.

Oder Zigaretten: "Kommst du mit eine Rauchen?" hört man ja oft. Ist der Raucher allein unter Nichtrauchern raucht er sofort weniger. Ist eben auch oft ein Vorwand, irgendwie ins Gespräch zu kommen.

Was ich damit sagen will (aber eigentlich auch vom Prozac-Thema abschweift, sorry!) Drogen erfüllen meiner Meinung nach auch einen gesellschaftlichen Zweck und sind in Maßen auch nicht schädlich. Nur wenn es schon Probleme gibt, die man versucht durch übermäßigen, regelmäßigen Drogenkonsum zu lösen wirds heikel.

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