urheberecht auf spielabläufe

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Aerendir
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urheberecht auf spielabläufe

Beitrag von Aerendir » 23. Nov 2009, 22:37

hallo zusammen,
was ich mich schon lange frage, ist, inwiefern es eigentlich ein urheberrecht auf spielabläuft gibt. damit meine ich natürlich nicht die grafischen inhalte oder teile des codes, sondern vielmehr kampfsysteme oder ganze spielabläufe.

natürlich gibt es schon seit jahren "clone" von großen titeln wie bomberman, etc., die sich bis auf die grafiken wenig vom vorbild unterscheiden.

akutell ist das ganze gerade zu beobachten bei dem spiel "heroes of newerth", was sozusagen eine 1zu1-standalone kopie von DotA (wird wohl auch hier bekannt sein) ist und sich bis auf die grafiken kaum unterscheidet. irgendwo habe ich gelesen, dass die machen den DotA-erschaffer um erlaubnis gefragt haben. aber wie sieht das ganze rechtlich aus? darf man ohne weiteres spielabläufe aus anderen spielen übernehmen, "klauen"?

gruß, aerendir

MartinH.
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Beitrag von MartinH. » 24. Nov 2009, 00:25

glaub nicht das man sowas schützen lassen kann. ist imho auch besser so im sinne des fortschritts und der evolution durch leicht veränderte kopien.

annaloca
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Beitrag von annaloca » 24. Nov 2009, 01:43

Das kommt wohl auf die Spielidee an sich an. Wenn du es schaffst eine Idee zu entwickeln, die so innovativ/... ist, dass es als Kunst durchgeht hast du schonmal gute Chancen.

:wise: Ansonsten sind nach §69 UrhG nur Objektcode, Quellcode, Vorstufen und Entwurfsmaterial eines Computerprogramms(denn nichts anderes ist ein Spiel ja) schutzberechtigt. Dazu zählen nicht Programmsprachen, Algorithmen und, für deinen Fall besonders wichtig, Ideen und Grundsätze.

Als Schutzvorraussetzungen gelten "menschliche Schöpfung", geistiger Gehalt, wahrnehmbare Formgestaltung und Individualität. Wenn du also was wirklich tolles, nie Dagewesenes entwickelst, könntest du also möglicherweise trotzdem Glück haben.

...
Nicht das ich Ahnung hätte, aber so würde ich die Aufzeichnungen in meinem Medienrecht-Ordner mal interpretieren


edit: Verdammt, mein 50. post und ich hab immer noch kein einziges Bild in diesem Forum gepostet. Ich glaub ich weiß welche guten Vorsätze ich mir für nächstes Jahr vornehmen sollte. :oops:

Aerendir
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Beitrag von Aerendir » 25. Nov 2009, 21:03

danke schonmal für die antworten. ich sehe das ähnlich, das ganze ist nur förderlich im bezug auf den fortschritt.

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Duracel
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Beitrag von Duracel » 3. Dez 2009, 19:17

Es ist ein Irrglaube das freie Nutzbarkeit für Jedermann nur förderlich in Bezug auf den Fortschritt sei.

Tatsächlich sind Patente mit einer Verjährungsfrist besonders fortschrittsfördernd, da es für einen Entwickler einer Idee ja auch eine Motivation geben muß etwas zu entwickeln.
Direkte Gemeinnutzung der Idee wäre dagegen mitunter fortschrittshemmend.

Dabei steht die Langfristigkeit des Patentes in direktem Zusammenhang mit dem Aufwand der Entwicklung.
Ziel ist, woran kein Weg vorbeiführt.

Thorsten
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Beitrag von Thorsten » 13. Dez 2009, 19:01

Duracel hat geschrieben:Tatsächlich sind Patente mit einer Verjährungsfrist besonders fortschrittsfördernd, da es für einen Entwickler einer Idee ja auch eine Motivation geben muß etwas zu entwickeln.
Das ist erstmal nur eine Behauptung von Dir, und ich stelle hier gleich mal die Behauptung auf, dass genau das Gegenteil richtig ist.

Ich will dabei das Patent nicht in Bausch und Bogen verdammen, der originäre Gedanke ist ja durchaus sinnvoll. Erfindungen, auf die Hinz und Kunz gar nicht erst kommen können, weil es mit viel Kosten und Mühen verbunden ist, sie überhaupt zu machen (und das ist nunmal eigentlich Voraussetzung für eine Patentvergabe) sind auch in meinen Augen durchaus patentwürdig (wobei allerdings die Patentdauer wiederum in den seltensten Fällen durch die Erfindungshöhe gerechtfertigt ist). Ein Patent wäre damit etwas außergewöhnliches und im höchsten Maße selten. In einer Welt, in der Patentvergabestellen sich darüber finanzieren müssen, dass sie Patente verkaufen, sieht die Wirklichkeit aber ganz anders aus.

Schon heute kann in vielen Bereichen kaum noch innovative Entwicklung getätigt werden, weil der Kleinunternehmer, der vielleicht die nötigen Ideen hat, gar nicht die Kosten für die Hintergrundrecherche tragen kann, ob hier nicht vielleicht irgendein bestehendes Patent tangiert werden könnte. Für große Konzerne ist dies allerdings die Lizenz zum Gelddrucken. Man bleibt so unter sich, und untereinander werden die Patente aufgrund der gegenseitigen Abhängigkeit nicht ausgespielt, was das Patentsystem schließlich völlig absurd werden lässt.

Und welche Erfindungen im Spielablauf so außergewöhnlich sein sollen, dass man daraus einen Schutz ableiten können soll, erschließt sich mir nicht.

Für den Fortschritt ist es förderlich, wenn man sich aufgrund der Qualität seines Produkts durchsetzt, nicht aber durch das Wedeln mit einem (häufig eingekauften) Patentzettel. Dieser Ansatz ist natürlich bis ins Mark antikapitalistisch und damit nicht durchsetzbar.

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Beitrag von Jan » 14. Dez 2009, 10:25

Spielabläufe sind ja auch nicht schützbar. Namen und Logos schon. Sonst gäbe es ja auch nicht bestimmte Genres. Deswegen dürfte man jetzt auch nicht hingehen und ein Monkey Island 5 rausbringen, da liegen die Namensrechte, so wie die Urheberrechter der Gestaltung bei Lucas. Bei Brettspielen, Kartenspielen usw. verhält sich das übrigens genauso.

Zumindest ist das mein Stand und das lese ich auch da oben aus dem Absatz heraus.

Ob Patente sinnvoll sind oder nicht ist eine ganz andere Diskussion und ohne konkret zu werden ist das alles sehr pauschal, denke ich.

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Beitrag von Thorsten » 14. Dez 2009, 20:44

Ich bin soweit ja bei Euch, dass es schützenswerte Bereiche gibt. Für mich gilt allerdings "Soviel wie nötig, sowenig wie möglich". Alles andere ist für die schwächeren Marktteilnehmer schädlich und fortschrittshemmend. Nach meiner Meinung haben wir bereits jetzt die Grenze des Nötigen weit überschritten.

Das von Dir angesprochene Markenrecht ist die gleiche Baustelle. Wenn man sich nur in Erinnerung ruft, wie Microsoft sich die Rechte an dem Satz "Where do you wanna go today" sichern wollte, oder die Telekom aus Ihrem Logo das Alleinnutzungsrecht für den Buchstaben T und der Farbe Magenta abzuleiten versucht, weiß man, wo bereits heute der Hase langläuft.

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Beitrag von Duracel » 15. Dez 2009, 14:12

Dann sind wir uns im Grunde einig.
Ich wollte auch gar nicht behaupten, dass im Patentrecht alles mit rechten Dingen abläuft. ;)

Mir ist nur wichtig zu erwähnen, dass eine Allgemeinverfügbarkeit nicht zwangsläufig immer das Beste für den Fortschritt sein muß.

Wobei ich wiederrum auch zu Bedenken gebe das "Im Sinne des Fortschritts" auch nicht notwendigerweise das Maß aller Dinge sein muß.
Ziel ist, woran kein Weg vorbeiführt.

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