Video ueber Schoenheit in der Kunstszene

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ThomasVeil
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Video ueber Schoenheit in der Kunstszene

Beitrag von ThomasVeil » 20. Okt 2010, 12:34

Ist hier noch nicht gepostet worden soweit die Forensuche richtig ist. Erstaunlich - "Schoenheit in der Kunst" ist doch eigentlich ein perfektes Thema das sicher zu schoenen Diskussionen fuehrt :)

Hier der Link zum Video (Playlist mit 4 Titeln).

Schon alleine die Kunstwerke da drin sind es wert angeschaut zu werden.
Hier mal eins von ihm selber:
Bild

Ich stimme Burdick auch eigentlich zu - zumindest was sein Ziel angeht. Ich hab in Berlin und Dresden erst kuerzlich Museen mit moderner Kunst besucht. Und die Kunst die zBsp. hier im Forum vorherrschend ist wird total ausgeblendet. Wenn ich ein normaler durchschnitts Besucher ohne Grafik-Hintergrund waere, wuerde ich gar nicht wissen das sowas wie Realismus oder Impressionismus heute noch existiert.

Seine Begruendungen sind leider ne Panne. Aber naja - das is ja dann auch nich so wichtig. Hoffentlich kommt jedenfalls wieder etwas Bewegung in den Markt.
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MartinH.
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Beitrag von MartinH. » 20. Okt 2010, 15:52

wurden diese videos vom ARC gesponsort? ich hab erst die ersten 1 1/2 clips gesehen und mich die ganze zeit gefragt wann denn endlich die wende kommt und alles vorher gesagte sich als ironische überspitzung rausstellt, weil er eigentlich auf was anderes hinaus will, aber ich fürchte er meint ernst was er da sagt :|.
ich mag ja selbst meist gegenständliche malerei lieber als abstrakte, aber das was der typ da von sich lässt empfinde ich als einen völlig lächerlichen versuch den leuten einzureden nur bilder die hübsch aussehen seien kunst und wertvoll.
vielleicht ist der ja frustriert, das er im vergleich zu abstrakten malern so wenig verdient?!

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JanSOLO
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Beitrag von JanSOLO » 20. Okt 2010, 21:12

Ich will jetzt garnicht darüber diskutieren, was der Autor in sein Video als Kunst bezeichnet und was wirklich Kunst ist. Dazu hab ich auch seine Worte aus dem Video zu ungenau verstanden wegen Englisch-Kenntnis.

Aber ist das wirklich so, dass "schöne" Bildthemen heutzutage ehr benachteiligt sind?
Ich mag selber die schönen Bildthemen und die Schönheiten der Natur. Mit Frauenakt, schönen Landschaften, romantischen Scenen, fazinierenden Licht und schöner Bildstory kann ich mehr anfangen als mit gegenstandslosen Gebilden egal ob mit oder ohne Sinn dahinter. Ich bin jemand, der den nächsten darauf hinweist, wie toll die Sonne in die bunten Blätter der Bäume am Fenster strahlt.
Ist unsere Welt in der wir leben zu schön geworden, um für die Schönheit in der Kunst noch viel Geld auszugeben? Ich mein; früher wo die Arbeiterfamilie in der Stadt lebte und sich kaum ein Urlaub leisten konnte, da hat man sich die Berge über den Sofa gehangen. Oder davor, wo Obst und Blumen ein Luxus war, waren Stillleben mit Obst/Blumen ein Statussymbol. Heutzutage wird ja alles im täglichen Leben unglaublich schön gestaltet/designt... Autos, Computeranimationen im Fernsehn, selbst die Frauen können sich dermaßen schön gestalten und überall werden schöne Menschen in der Werbung abgebildet. Auf Fernsehr läuft eine Tierdokumentation mit scheinbar unberührter Natur und das heutzutage in HD und 3D mit total beeindruckenden Bildern... fährt man aber selber in das Land, um die Tiere zu sehen, dann sieht man sie oft auf der "Müllhalde" nach Nahrung suchen. Im Grunde werden wir doch in der westlichen Welt von Schönheit umrundet, aber in der Kunstwelt stecken wir, wenn das wirklich so ist, wie im Video gesagt (?), nur Kunstwerke in die großen Galerien, die erst garnicht schön sein wollen.
Unabhängig davon wie schlecht der Video-Autor die moderne Kunst runter gemacht hat, aber bei manchen modernen Kunst-Dingen frag ich mich echt, ob sich das nicht eingeredet wurde, dass das ein gelungenes Kunstwerk ist. Keine Frage: Ich sehe das auch so, dass Kunst sich mit der Gesellschaft und umgekehrt befassen muss, aber eine blaue Leinwand oder eine Fläche aus Gewegsteinen ist doch nur Selbstbetrug, wenn man sich da Kunst einredet. Man kann zwar darüber streiten, womit der Sinn des Werkes erfüllt ist, aber der Betrachter gähnt doch nur vor solchen Werken.

Nichts desto trotz, darf man die moderne Kunst nicht so entwürdigen wie im Video.

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ThomasVeil
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Beitrag von ThomasVeil » 21. Okt 2010, 02:07

MartinH. hat geschrieben:... aber das was der typ da von sich lässt empfinde ich als einen völlig lächerlichen versuch den leuten einzureden nur bilder die hübsch aussehen seien kunst und wertvoll.
vielleicht ist der ja frustriert, das er im vergleich zu abstrakten malern so wenig verdient?!
Ist er glaube ich schon. Und wenn das so ist, denkst du nicht er hat ein Recht dazu?

Ich stimme dir zu was "Huebsch ist nicht unbedingt wertvoll" angeht. Aber glaube einige seiner Argumente passen schon. Vor allem wenn er ueber die Investment-Bubble spricht. Wieviel ein Werk wirklich kuenstlerisch oder handwerklich wert ist, ist schwer einzuschaetzen. Aber in den Extremen wird es schon ziemlich eindeutig: Die Preise die fuer ein graues Quadrat bezahlt werden stehen in keiner Relation mehr dazu.

Ist ein Burdick-Werk so viel schlechter? Hat die representative Kunst nicht eigentlich viel mehr Fans in der normalen Bevoelkerung?

JanSOLO hat geschrieben:Aber ist das wirklich so, dass "schöne" Bildthemen heutzutage ehr benachteiligt sind?

Also er redet ja ueber den Kunstmarkt. Und da schaetze ich hat er viel Erfahrung.

Ich selber habe nicht Kunst studiert - aber von Freunden die das haben, hoere ich aenhnliche Stories. ZBsp. dass die Lehrer ueberhaupt keinen Respekt vor realistischer Kunst haben. Man muss schocken - Schoenheit oder Handwerk ist eher abtraeglich.

Als ich fuer meine Ausstellung Flyer verteilt hab, bin ich durch Amsterdam gerannt und in alle Galerien rein die ich finden konnte (solche die Kunst verkaufen). Hab natuerlich historische Galerien ausgeschlossen - da ich da kein Interesse erwartet habe.
Der Anteil an abstrakter Kunst ist ueberwaeltigend. Von den 30 Galerien hatten vielleicht 15 halbwegs repraesentative Kunst - wobei die fast alle keinen Wert auf Schoenheit gesetzt haben. Halt handwerklich schlechtes oder deformierte Gesichter oder so. Sagen wir mal 5 Galerien waren so dass da einen Burdick oder Schmidt passen wuerde.

In Kunst-Messen war es noch krasser - von 100 Ausstellern waren 80 abstrakt. Die 20 restlichen waren ueberwiegend haessliche "schock-art". Ich glaube ich hab ein oder zwei Kuenstler gesehen die handwerklich interessant waren.

Noch extremer sind Museen - da gibts 0 schoene und handwerklich gute Werke die nach 1920 entstanden sind.

Von diesen Sachen her wuerde ich schaetzen: Je mehr Geld und Prestige drin steckt, desto weniger sieht man "schoene" Kunst.

Wobei ich jetzt nicht behaupte meine Einschaetzung waeren echten Statistiken. Und im Markt kenn ich mich auch nicht super aus.
Hat jemand anderes Erfahrungen? Vielleicht aus Kunstschulen oder dem Kunstmarkt?

Ist unsere Welt in der wir leben zu schön geworden, um für die Schönheit in der Kunst noch viel Geld auszugeben?

Guter Punkt. Da kann man auch zwiegespalten sein. So einige deutsche Staedte sind IMO die Ausgeburt der Haesslichkeit. Eigentlich alles was heutzutage gebaut wird finde ich persoenlich abstossend.
Aber stimmt - von den Medien bekommt man ein anderes Bild.
Glaubst du die Leute sind gesaettigt?

Jedenfalls kommt mir die momentane Situation besonders in Museen sehr undemokratisch vor. Wie im Video auch mit guten Beispielen verdeutlicht. Menschen sind doch eigentlich zu begeistern von Schoener Kunst. Ich finde da sollte sich was aendern.
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Beitrag von digitaldecoy » 21. Okt 2010, 09:48

Ich finde, dass der Urheber des Videos seine Meinung schon sehr schlüssig darlegt. Allerdings sehe ich die große "Verschwörung" hinter dem ganzen nicht.

Er sagt es ja selbst: gegenständliche Kunst wird von der breiten Masse sehr geschätzt. Ästhetische Kunstformen sind nicht verschwunden, sie haben sich lediglich in neue Territorien verlegt. Realistische Skulptur und Malerei werden exessiv in den Bereichen Film und Computerspiele angewendet, um die Traumwelten zu erschaffen, in die sich hunderte Millionen Menschen regelmäßig flüchten. Bei der klassichen Musik ist es ebenso: während die moderne klassische Musik sich hauptsächlich auf abstrakte Klangexperimente konzentriert, werden die Prinzipien der ästhetischen, harmonischem Musik halt im Bereich der Filmmusik verwendet oder eben in der Pop-Musik. Und mit diesen Kunstformen werden deutlich mehr Menschen erreicht als mit irgendwelchen Ausstellungen in den Museen.

Daher, richtig packen tut mich die Revolutionsstimmung nicht, die Burdick da aufbauen will. Er scheint einfach darauf fixiert zu sein, dass Museen alleine bestimmen, was wertvoll ist und was nicht. Er sollte sich einfach davon freimachen und halt all die andere Kanäle nutzen, die neben der Kunstszene existieren. Ist doch egal, was die Kuratoren der Museen denken. Soll die High Society dort doch ihre Investitionsblase aufpusten. Wen kümmert es?
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Beitrag von MartinH. » 21. Okt 2010, 20:36

ThomasVeil hat geschrieben:Ist er glaube ich schon. Und wenn das so ist, denkst du nicht er hat ein Recht dazu?
ich habe mittlerweile das ganze video gesehen. in meinen augen ist es zu platt. an verschiedenen stellen werden z.b. die realistischen gemälde mit schöner klassischer musik hinterlegt und die abstrakten werden mit nervös machender bedrohlicher musik kombiniert. er verlässt für mich zu sehr den dokumentarischen bereich um in meinen augen seriös und souverän zu wirken.
klar verstehe ich seinen frust und gestehe ihn ihm auch absolut zu. aber ich finde jedes seiner argumente das ich nachvollziehen kann, lässt sich umdrehen. er findet bilder die als alleinigen wert hässlich sein wollen doof und öde. versteh ich. kitsch bilder mit indianern oder bergseen oder hübschen frauen die nur schöne bilder sein wollen find ich genauso öde.
er sagt die museen geben vor was kunst ist, indem sie nur hässlichen kram kaufen. würden sie nur schöne bilder kaufen wär das problem doch immernoch das gleiche, sie würden diktieren.
er beschwert sich, das der kunst markt vor allem ein markt ist und bilder als investitionen gesehen werden und der inhalt völlig egal wird. gut, kann ich nachvollziehen. aber sich hinzustellen und trotz diesen wissens rumzujammern, das keiner schöne bilder kauft, ist in meinen augen so als würde man an der börse dick kohle machen wollen, aktien von seiner lieblingsfirma kaufen, und sich dann beschweren, dass die nicht steigen.
ich denke man sollte entweder sagen man macht die kunst nur für die kohle, dann sollte man sich wohl am markt orientieren und das als reines business betrachten, oder man betrachtet die kunst als selbstverwirklichung, und muss in dem falle eher froh sein wenn man überhaupt schafft ohne große einschränkungen davon leben zu können.
zu sagen "ich mach genau das worauf ich bock hab, egal wie der markt beschaffen ist, und will damit gefälligst kohle verdienen" finde ich halt nicht so überzeugend.
klar versteh ich falls in burdick neid und missgunst kochen. ist ja nur menschlich. aber dafür eine hatecampaign gegen abstrakte kunst zu starten so wie das ARC es auch irgendwie immer mehr oder weniger unterschwellig zu wollen scheint, finde ich falsch.
sehr interessant fand ich übrigens das beispiel für in seinen augen lächerliche beschreibungstexte zu abstrakten bildern (die blaue leinwand), da fand ich den text nämlich überraschend überzeugend. dabei hab ich eigentlich gar nix für abstrakte kunst über und geh meist auch nur in ausstellungen von leuten wie caspard david friedrich, carravagio, willelm kalf oder ähnlichen künstlern.

um die diskussion ein bisschen von dem video weg zu lenken:
ich denke bei den meisten schönen bildern ist nicht das problem, dass sie schön sind, sondern, dass sie zutiefst belanglos sind und im durchschnittlichen betrachter nichts bewegen. ein problem was ich auch bei vielen digital gemalten bildern sehe.

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Beitrag von Herrmann » 21. Okt 2010, 22:04

Da ich gerade Scott McClouds "Comics Machen" gelesen habe, fällt mir folgende Parallele auf: McCloud unterteilt Comic-Künstler in vier Grundlager: Klassizisten, Animisten, Formalisten und Ikonoklasten. Zitat:
"die Klassizisten: Vollkommenheit, Selbstverbesserung, Virtuosität, die Suche nach Zeitloser Schönheit.
die Animisten: der Inhalt zählt, durch Kunst etwas zum Leben erwecken, seinen Intuitionen vertrauen.
die Formalisten: Die formale Struktur des Mediums verstehen und damit experimentieren.
die Ikonoklasten: Ehrlichkeit, Lebendikeit, Authentizitöt. Im Vordergrund steht das Leben selbst."
Ich finde Burdick lässt sich sehr gut in die Rolle des Klassizisten einordnen, da er Virtuosität und Schönheit als obersten bzw. einzigen Wert postuliert. Leider macht er das extrem einseitig und mit einem scheinbar recht eingeschränkten Horizont, da er die anderen drei Lager nicht einmal erkennt, oder sie bewusst ignoriert.
Für mich sieht das so aus, als hätte er viel Zeit darin investiert, sich die Fähigkeiten eines Klassizisten anzueignen, dabei aber die anderen drei Lager völlig vernachlässigt. Jetzt merkt er, dass die anderen Lager ebenfalls existieren und besser bezahlt werden, als seines. Da ihm die Zeit fehlt, oder er zu wenig flexibel ist, ist ihm ein Lagerwechsel, oder eine Erweiterung nicht möglich. Als einziger Ausweg bleibt dann die Diskreditierung der Animisten, Ikonoklasten und vor allem der Formalisten. Schade.

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ThomasVeil
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Beitrag von ThomasVeil » 6. Nov 2010, 05:00

digitaldecoy hat geschrieben:Er scheint einfach darauf fixiert zu sein, dass Museen alleine bestimmen, was wertvoll ist und was nicht. Er sollte sich einfach davon freimachen und halt all die andere Kanäle nutzen, die neben der Kunstszene existieren. Ist doch egal, was die Kuratoren der Museen denken. Soll die High Society dort doch ihre Investitionsblase aufpusten. Wen kümmert es?
Heh, spaetes Reply - aber ich hab mal so drueber nachgedacht: Siehst du das vielleicht zu sehr aus deiner Perspektive? Deine gestalterischen Interessen sind (mal vereinfacht) vertraeumte Geschichten, schoene bunte Bilder und phantastische Welten. Und das passt gut zur Entertainment Industrie - du kannst in der Industrie arbeiten ohne dich zu verbiegen und fuer deine privaten Projekte die selben Kanaele nutzen.

Burdick's Interessen sind anders. Sein Thema sind seine sehr persoenliche Eindruecke von anderen Menschen und Kulturen. Um in der Spiel oder Filmindustrie zu arbeiten muesste er sich komplett umstellen. Folglich braucht er andere Unterstuetzung - und das sind fuer einen einzelnen Kuenstler nunmal Museen, Sammler und Kunststipendien.

Und auch auf MartinH.'s Antwort bezogen: Man kann vielleicht auch heute noch den Weg ala VanGogh gehen - sich als verarmter und ignorierter Kuenstler trotzdem durchschlagen bis es nicht mehr weitergeht. Ich denke aber das das ein romantisiertes Bild ist - und Kuenstler heute andere Optionen haben sollten, auch wenn ihr Werk nicht in Filme, Werbung oder eben die conceptual-art Schiene passt.

Und ich sehe in Burdick's Video nicht dass er die anderen Richtungen vernichten will - sondern dass er einfach mehr Raum fuer figurative Kuenstler verlangt.
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Beitrag von digitaldecoy » 7. Nov 2010, 11:26

@ ThomasVeil:

Ich weiß nicht, gilt die Problematik, die Du da beschreibst, nicht eher für die von Burdick angegriffenen abstrakten Künstler? Für Künstler, die unverständliche und "hässliche" Kunst machen? Benötigen nicht eben diese die Subventionen der Kunstszene, weil sie in der normalen Welt nicht verstanden werden?

Burdick will doch "schöne" Kunst machen, wenn ich das richtig verstehe. Und die müsste man doch auch außerhalb der Kunstszene verkaufen können. An ein breites Allerweltspublikum. Kann natürlich sein, dass Burdick das gar nicht will. Vielleicht will er für seine Kunst die gleiche irrationale Wertschätzung, die die Kunstszene derzeit der abstrakten/modernen Kunst angedeihen lässt. Vermutlich wünscht er sich, dass er ein schönes Aktbild malt und sich darum der gleiche Hype bildet wir um eine Dose voller Künstlerscheiße. Da missversteht er aber, denke ich, ganz einfach die Mechanismen der Kunstszene. Und da vermute ich auch einen Konflikt bei ihm selbst - er malt Bilder, die potentiell ganz normale Menschen ansprechen würden, wünscht sich aber die Aufmerksamkeit einer Gruppe, die durch Schönheit mittlerweile gelangweilt ist (war ja auch alles schon da). Wenn Du mich fragst, sollte er ehrlich zu sich sein, und für die Leute malen, die seine Arbeit auch zu schätzen wissen. Und wenn das bedeutet, nicht in irgendwelchen Mussen zu hängen sondern in Wohnzimmern, dann muss er das entweder akzeptieren oder sie Spielchen der Kunstszene mitspielen. Gut, oder er hofft auf das Wachsen einer "alternativen Kunstszene", die sich wieder für das Schöne begeistert. Scheint ja auch keine abwegige Hoffnung zu sein. Aber ob diese jemals in den großen Museen vertreten sein wird ist noch eine andere Frage. Vielleicht eröffnet sie ja ihre eigenen Museen.

Und weil Du meinen persönlichen Standpunkt erwähnt hast: ich betrachte es tatsächlich als ein sehr großes Glück, dass ich mich für eine Form begeistere, die leicht verständlich und gut zu kommunizieren ist. Man kann sich das tatsächlich ja nicht aussuchen und sich in eine solche Richtung zu verbiegen hätte auch keinen Zweck. Ich glaube aber auch, dass selbst der Mainstream viele interessante Nischen bietet, in denen man sich einrichten kann auch wenn man etwas außergewöhnlichere Ansätze verfolgt. Mit anderen Worten, jemand wie Burdick müsste sich vielleicht gar nicht allzu arg verbiegen, um auch auf dem Mainstream-Markt erfolgreich sein zu können. Er müsste nur die geeignete Form finden.
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Beitrag von jaymo » 7. Nov 2010, 13:50

Ich möchte in dem Zusammenhang das Buch "Die Geschichte der Schönheit" von Umberto Eco empfehlen. Die Diskussion um die Schönheit ist eine ähnliche wie die um die Kunst. Und für uns ist es sehr wertvoll hier etwas mehr als reine Geschmacksfragen zu stellen.

Bild

Die Geschichte der Schönheit (bei amazon)

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Beitrag von Chinasky » 7. Nov 2010, 18:41

@Jaymo: Danke für den Tipp, ich glaube, das Buch werde ich mir mal gönnen (bin ja ein Eco-Fan... :) )

Zu den Videos: Da gebe ich MartinH, Herrmann und Daniel 100%ig Recht.
Mich hat das Video sogar traurig gemacht - da macht der Neid einen Maler glatt blind für bestimmte Qualitäten. Üblicherweise setze ich mich inzwischen nicht mehr mit Leuten auseinander, die Picasso für einen Blender oder "überbewertet" halten, die Munch ablehnen oder gar Cezanne... Man muß sich ja seine Zeit einteilen, und kann nicht alle Ignoranten dieser Welt überzeugen.

Was mich betrübt ist, daß hier selbst in der Kunst-Szene nun so absurde Verschwörungetheorien blühen, und daß selbst gute Maler auf so einen Mist reinfallen, ja sogar an diesen Verschwörungstheorien mitbasteln. Wozu soll das gut sein?

Selstverständlich muß da dann wieder das Geldargument auf den Tisch, am besten gar noch das "Unsere Steuern!"-Argument. Wie dämlich ist das denn? Wenn es so einfach wäre, mit Scheiße Millionen zu verdienen, wenn jeder talentlose Stümper nur ein paar Quadrate auf eine Leinwand drucken bräuchte, um damit reich und berühmt zu werden - warum denkt man dann bei Quadraten doch zuerst immer nur an Malewitsch, Mondrian und Joseph Albers?
Daß auch Museumskuratoren nur Menschen sind, die sich irren können, die sich in sozialen Netzwerken verstrickt finden - geschenkt! Viele "Stars", die in den Vierzigern, Fünfzigern, Siebzigern gefeiert wurden, kennt heute kein Mensch mehr. Das ist das Risiko, wenn man sich mit Gegenwartskunst beschäftigt, daß man sich irren kann - eben gerade, weil allein der Geschmack, das intuitive Gefühl für "Schönheit" nicht weiterhelfen, um Kunst von Kitsch zu unterscheiden.

Was sollen also so primitive Argumentationslinien? Das Problem ist, daß der Mann seine Thesen nicht kritisch reflektiert und sich wahrscheinlich gescheut haben dürfte, vor dem Veröffentlichen dieses Videos mal einen rennommierten Vertreter der Gegenseite um eine kritische Analsyse zu bitten.
So schwadroniert er also fröhlich von der Schönheit als Wert an sich - ohne auch nur ansatzweise zwischen ästhetischen und ethischen Werten zu differenzieren. Klar doch - eine Fuge von Bach hört sich schön an. Auch wenn sie von Gefangenen in Buchenwald gespielt wird. Klar - die Skulpturen eines Arno Breker oder Joseph Thorak sind beeindruckend und schön. Fand ja auch der Führer...

Nicht zwischen Ästehtischem und Ethischem (Sozialem, Politischem) zu unterscheiden, ist der Kardinalfehler, den meiner Erfahrung nach eigentlich alle Verfechter der "wahren" Kunst vergangener, wohl goldenerer Zeiten begehen. Das ist ein eskapistischer Gartenlauben-Instinkt, der in uns allen drin steckt, für den man erstmal noch niemanden verurteilen sollte.

Aber wer sich selbst als Künstler sieht, der sollte doch seine Kunst-Auffassung bitteschön mal ein wenig reflektieren. Wenn ich als Künstler genauso daherrede, genau die gleiche Kunstauffassung teile wie die ungebildete Aldi-Kassiererin - dann muß ich doch stutzig werden. Entweder taugt dann Bildung zu gar nix, oder aber mir muß irgendetwas entgangen sein, was die Mehrheit der Kunst-Gebildeten scheinbar begriffen hat. Statt dann wie der letzte Ignorant meine unreflektierte Meinung herauszuposaunen und gar noch Verschwörungetheorien in die Welt zu setzen, sollte ich doch dann, wenn ich ehrlich an Kunst interessiert bin, statt dessen lieber mal herauszufinden versuchen, wo genau ich den Denkfehler begangen habe.

MartinH hat ja einen wichtigen Punkt schon angesprochen: Viele dieser ach so schönen Bilder von hübschen Mädchen und Kindern mit flauschigen Tieren und Rocky-Mountains-Ansichten sind - belanglos. Dekoration. Nicht, daß ich was gegen schöne Dekoration hätte - aber von Kunst erwarte ich mir etwas mehr als den Eindruck eines hübschen Wandbehanges.

Man braucht da ja gar nicht weit zu schweifen. Wessen Bilder haben denn z.B. hier im Forum in den letzten Wochen die größte Resonanz bekommen? Die Bilder derer, die schön realistische Mädchen mit Schmollmund und Glanzlichtern in den langbewimperten Augen malen? Oder doch eher die Bilder eines JahGringoo? Was bewegt uns denn mehr? Die naturgetreue Abbildung eines hübschen Mädchens - meinetwegen noch aufgemotzt durch eine raffinierte Lichtsituation - oder Jah's Version des Mädels mit den dicken Oberschenkeln im Spiegel?
Das eine ist Dekoration (gegen die ich, wie gesagt, nix habe) und repetiert das Schöne, isoliert es gegebenenfalls vom Umfeld und macht das Schöne dadurch etwas leichter erkennbar - das andere erzählt uns etwas darüber, wie Menschen sind, wie schwierig und tragisch und gleichzeitig witzig und wunderbar das Leben sein kann.

Und andere, die da im Film als Negativ-Beispiele herhalten müssen, haben sich noch etwas schwierigere Themen als die Nöte und Freuden verliebter Teens/Twens gesucht: Ein Picasso wagt sich eben auch an ein Guernica heran, also an Kriegsterror in seiner schlimmsten Form. Ein Dix oder ein George Grosz weisen auf die geistige Krankheit hin, die während der Weimarer Republik in den Köpfen der Republikfeinde grassierte. Ein Beuys oder ein Anselm Kiefer untersuchen die barbarische Rohheit, aus welcher sich Totalitarismus entwickelt, sie stellen sich Themen wie dem Holocaust oder der Entfremdung des Menschen von sich selbst in der Konsumterror-Gesellschaft. Wie will man denn bitte solche Themen mit "Schönheit" vermitteln?

Auch die Hoffnung auf eine "Kunstrevolution von unten", mit der Burdick seinen Film abschließt, ist hoffnungslos naiv und zeigt nocheinmal, wie wenig er über Kunst verstanden hat. Ja, die abstrakte Malerei wird zukünftig weniger wichtig werden. Aber sie wird garantiert nicht von der "Goldene Zeiten-Malerei" abgelöst werden, wie sie von strohbehüteten älteren Damen zelebriert wird, die bei Sonnenschein Küstenstreifen abpinseln. Denn die Bilder, die dabei entstehen, sind nun mal ohne jeden Belang. Die bildende Kunst ist längst in Richtung Installation und Neue Medien unterwegs. Also jener Medien, die für uns immer wichtiger werden und immer mehr mit den zeitgenössischen Menschen zu tun haben. Analoge Malerei, insbesondere Freilicht-Malerei mit Öl - das ist nichts weiter als ein - wunderbares! - Hobby. Und als solches ist sie kaum noch museumswürdig. So sehr ich dies als einer, der ja selbst genau dieses Hobby liebt, auch bedaure.

Burdick mag es "patronizing" finden, wenn die Museen den Anspruch erheben, das Publikum zu bilden. Ich finde es gut, daß sie sich diesem Anspruch verpflichtet fühlen. Gleichzeitig haben sie meist auch den Anspruch (dem noch schwerer zu genügen ist), herauszufinden, welche der kulturellen Entwicklungen, die zeitgenössisch stattfinden, für die Zukunft relevant sein werden. Enstprechend hoch ist freilich auch das Risiko von Fehleinschätzungen der Kuratoren, die sich mit zeitgenössischer Kunst befassen. Soviele Picassos finden sich nicht - insbesondere, weil man Gift darauf nehmen kann, daß ein heutiger Picasso alles andere macht - aber ganz gewiß nicht wie der alte Picasso malt. :D

Maler haben kein "Recht" darauf, daß ihre Bilder gekauft werden - nur, weil diese Bilder handwerklich solide sind. So, wie auch ein Hersteller von handwerklich soliden Kuckuks-Uhren kein Recht darauf hat, daß seine Produkte gekauft werden. Es ist auch nicht Aufgabe des Staates, allen, die ein Handwerk beherrschen, ein Auskommen und gegebenenfalls sogar noch Ruhm und Anerkennung zu garantieren.

Und die Preise auf dem Kunstmarkt werden eh nicht von den staatlich finanzierten Museen diktiert - sondern vom Markt, der sich bekanntermaßen über Angebot und Nachfrage regelt.

Man kann freilich das kapitalistische System als solches Kacke finden. Tue ich auch. Aber da fallen mir dann als hauptbetroffene Opfer nicht als erstes gegenständliche Maler ein...
Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.

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Beitrag von ThomasVeil » 8. Nov 2010, 19:21

digitaldecoy hat geschrieben:Burdick will doch "schöne" Kunst machen, wenn ich das richtig verstehe. Und die müsste man doch auch außerhalb der Kunstszene verkaufen können. An ein breites Allerweltspublikum. Kann natürlich sein, dass Burdick das gar nicht will.
Natuerlich will er das. Aber ich hatte es so verstanden das das genau das Problem ist: Ohne Stipendien, Museen und Galerien und Kuratoren - wie willst du da verkaufen?
Um davon Leben zu koennen kann man die Bilder halt nicht fuer ein Butterbrot an den Nachbarn verscherbeln.

Ich selber kann es nur fuer Mussen voll einschaetzen - und da ist moderne figurative Kunst momentan hier nicht zu finden.

Jaymo: Danke fuer den Tipp.
Chinasky hat geschrieben:Wenn es so einfach wäre, mit Scheiße Millionen zu verdienen, wenn jeder talentlose Stümper nur ein paar Quadrate auf eine Leinwand drucken bräuchte, um damit reich und berühmt zu werden - warum denkt man dann bei Quadraten doch zuerst immer nur an Malewitsch, Mondrian und Joseph Albers?
Das finde ich allerdings ein Schwaches Argument. Wobei du die Frage ja selber beantwortest: die koennen sich durchaus "irren". Das das selbstverstaerkende Kreislaeufe sind, find ich ueberzeugend. Entlarvt sich IMO auch an so Sachen wie das Herst ueber Strohmaenner seine eigenen Werke mitkauft.

Und ich finde die Diskussion geht ein bisschen am Thema vorbei wenn es nur ein "Abstrakte Kunst ist nicht schlecht" bleibt. Jedenfalls lese ich sein Video nicht so dass er alles konzeptuelle verbannen will. Er will nur einen Raum fuer die figurative Kunst - und ich persoenlich stimme zu dass es den geben sollte.
Man braucht da ja gar nicht weit zu schweifen. Wessen Bilder haben denn z.B. hier im Forum in den letzten Wochen die größte Resonanz bekommen? Die Bilder derer, die schön realistische Mädchen mit Schmollmund und Glanzlichtern in den langbewimperten Augen malen? Oder doch eher die Bilder eines JahGringoo? Was bewegt uns denn mehr?
Wuesste jetzt nicht das Comicartists im JahGringoo Style ueberhaupt nur im geringsten im Kunstmarkt akzeptiert werden. Und genau das ist doch das Problem. Comicartists nagen doch auch zumeist am Hungertuch.
Auch die Hoffnung auf eine "Kunstrevolution von unten", mit der Burdick seinen Film abschließt, ist hoffnungslos naiv und zeigt nocheinmal, wie wenig er über Kunst verstanden hat. Ja, die abstrakte Malerei wird zukünftig weniger wichtig werden. Aber sie wird garantiert nicht von der "Goldene Zeiten-Malerei" abgelöst werden, wie sie von strohbehüteten älteren Damen zelebriert wird, die bei Sonnenschein Küstenstreifen abpinseln. Denn die Bilder, die dabei entstehen, sind nun mal ohne jeden Belang.
Redest du ueber Maler wie Soralla, Sargent, Zorn und Waterhouse? Also dann haben wir ein komplett verschiedenes Verstaendniss von deren Kunst.
Ich schaetze auch viele moderne figurative Kuenstler als emotional bedeutend ein - verstehe nicht warum du (und Museen) figurativ und tiefsinnig als gegenteilig begreifen.

Und du sortierst deine Stillleben dort auch ein? Kunst ohne jeden Belang? Wow, ich koennte dann kaum Motivation sehen noch zu malen.
Burdick mag es "patronizing" finden, wenn die Museen den Anspruch erheben, das Publikum zu bilden. Ich finde es gut, daß sie sich diesem Anspruch verpflichtet fühlen. Gleichzeitig haben sie meist auch den Anspruch (dem noch schwerer zu genügen ist), herauszufinden, welche der kulturellen Entwicklungen, die zeitgenössisch stattfinden, für die Zukunft relevant sein werden.
Sehe ich anders. Sie haben den Anspruch kulturell wichtige Objekte zu konservieren und zugaenglich zu machen - aber nicht zu fuer alle Anderen zu entscheiden welche Kunstrichtung in der Zunkunft bestehen bleibt.
Maler haben kein "Recht" darauf, daß ihre Bilder gekauft werden - nur, weil diese Bilder handwerklich solide sind. So, wie auch ein Hersteller von handwerklich soliden Kuckuks-Uhren kein Recht darauf hat, daß seine Produkte gekauft werden. Es ist auch nicht Aufgabe des Staates, allen, die ein Handwerk beherrschen, ein Auskommen und gegebenenfalls sogar noch Ruhm und Anerkennung zu garantieren.
Also zum einen profitiert der Staat und die Gesellschaft von Kuenstlern. Holland lebt von Leuten wie VanGogh - und ich faende es nur fair wenn er schon zu Lebzeiten davon einen Teil bekommen haette.
Und zum anderen schliesst gutes Handwerk ja Qualitaet nicht aus - und genau da liegt IMO das Problem das das Video ansprechen will.
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Beitrag von digitaldecoy » 8. Nov 2010, 20:14

ThomasVeil hat geschrieben:
digitaldecoy hat geschrieben:Burdick will doch "schöne" Kunst machen, wenn ich das richtig verstehe. Und die müsste man doch auch außerhalb der Kunstszene verkaufen können. An ein breites Allerweltspublikum. Kann natürlich sein, dass Burdick das gar nicht will.
Natuerlich will er das. Aber ich hatte es so verstanden das das genau das Problem ist: Ohne Stipendien, Museen und Galerien und Kuratoren - wie willst du da verkaufen?
Um davon Leben zu koennen kann man die Bilder halt nicht fuer ein Butterbrot an den Nachbarn verscherbeln.
Ich verstehe es so, dass ihm einfach die Phantasie fehlt, sich einen Erfolg jenseits von Museen, Kuratoren und Galerien vorzustellen. Oder er gibt es nur vor, denn er hat ja schon angefangen, auf seiner Webseite Video-Tutorials zum Kauf anzubieten. Und das ist doch auch eine mehr als logische Schlussfolgerung - bei einer Kunstform, der es vornehmlich um die abbildende Technik geht, interessieren sich natürlich viele vornehmlich für eben das: die Technik. Wenn es ihm nun gelänge, sein Auskommen durch den Verkauf von Videos zu erwirtschaften, die die Leute kaufen, weil sie seine Kunst bewundern, dann könnte er ja glücklich sein. Aber das ist natürlich deutlich aufwendiger, als seine Bilder zu Mondpreisen an reiche Schnösel zu verkaufen. Man sollte aber auch die Chancen darin sehen, von einem aufgeblasenen Kusntmarkt nicht abhängig zu sein. Dort kann man nämlich ziemlich leicht in Ungnade fallen und abstürzen. Ein kleines aber stetiges Einkommen aus zahlreichen Quellen bleibt einem länger erhalten und ist ausbaufähig.
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MartinH.
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Beitrag von MartinH. » 12. Nov 2010, 12:36

@chinasky: schöner beitrag.


mir ist gestern ein schlagwort aus der wirtschaft untergekommen das vielleicht auch in diesem kontext interessant sein könnte:
http://en.wikipedia.org/wiki/Barriers_to_entry
"barriers to entry" meint das es trotz eines "freien marktes" schranken gibt, die verhindern das neue wettbewerber in den markt eintreten. ich hab das im kontext von spieleentwicklung gelesen wo als beispiel betriebssysteme genannt wurden. selbst wenn jetzt jemand das perfekte betriebssystem geschaffen hätte, wäre es für ihn unmöglich das am markt durchzusetzen, weil die bekannten systeme viel zu fest etabliert sind und es absolut unmöglich ist ein argument wie "es gibt einfach keine software für das neue tolle OS" zu schlagen.
in der kunst ist es natürlich nicht ganz so, aber es gibt sicherlich auch da zugangsbeschränkungen wie z.b. das man als junger völlig unbekannter maler wohl kaum in einer hoch renomierten galerie angenommen werden würde.

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