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MartinH.
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Beitrag von MartinH. » 24. Mär 2011, 19:49

@fastart: witzigerweise sind es dann auch oft solche großen, knausrigen firmen die ein projekt von einem illustrator gestalten lassen, es plötzlich scheiße finden und es dann nen anderen nochmal machen lassen. also bezahlen sie das projekt doppelt. das ist dann plötzlich kein problem, auch wenn sie vorher um ein paar hundert euro gefeilscht haben. find ich immer ganz toll sowas...

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Duracel
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Beitrag von Duracel » 25. Mär 2011, 11:05

Ja, also bei großen Firmen ist das wohl eher Methode - das sind knallharte Geschäftspraktiken.


Grundsätzlich zum Thema Fehleinschätzung.
Sehn wir es von der positiven Seite - dadurch das die Leute denken, die Arbeit erledige sich mit Talent von ganz alleine besitzt der Job als Illustrator ein hohes Renomee - die Leute beneiden einen! :D
Außerdem gibt es einen ganz klaren Grund, warum Privatpersonen den Wert der Arbeit nicht einschätzen können - weil unser ganzes Konsumleben auf Massenprodukten aufbaut - eine Illustration ist aber immer eine Einzelanfertigung, die nur Firmen wieder auf Massenprodukte umsetzen können.

Oder wieviel würdet ihr für eine DVD mit einem Kinofilm ausgeben? 20Euro? oder 200 Millionen Euro?
Die Leute sind eben keineswegs bereit das zu zahlen was es kostet, sondern das was es wert ist! Was es für sie persönlich wert ist!

Deswegen verkauft man als Illustrator eben auch Nutzungsrechte - Nutzungsrechte begründen sich immer darauf, welchen Nutzen der Kunde aus dem Werk ziehen kann.
So lässt sich eben auch mal deutlich mehr Geld verdienen, als sich aus den eigenen Fixkosten errechnet.

Deswegen verdienen Stars auch mehr Geld als 1-Euro-Jobber - weil sie kapitalistisch betrachtet einfach mehr wert sind.
Die Privatperson mit einem Durchschnittseinkommen(oder darunter) als Angestellter mit Festgehalt wird so aber nie denken. Sie wird alles in Bezug zu ihrem eigenen Leben setzten und bewerten.
So Leute vergleichen ihren eigenen Aufwand soetwas "schönes" zu erstellen mit dem eines Illustrators(den sie persönlich kennen!!! Am besten sogar Facebook-befreundet!) - da tut ein jeder, was er kann - sozial eben. Und der, der es besser kann, leistet eben mehr. Dafür findet man ihn dann auch total toll und erzählt jedem weiter, wen man da kennt! Und dafür hilft man demjenigen dann auch bestimmt beim nächsten Umzug. Als Bezahlung gilt in solchen Kreisen eine Pizza.


Im Kern sind wir hier in einer hochpolitischen und hochphilosophischen Diskussion wodurch sich "Wert" eigentlich ermittelt bzw. ermitteln sollte.
Letztlich muß da jeder für sich seine eigene Lebenseinstellung finden (und sie nicht immer jedem unter die Nase reiben :D).



PS: Es ist natürlich nicht so, dass man als Illustrator direkt einkalkulieren sollte, wieviel Zeit man ohne Job überbrücken muß(so ala "ich nehm das doppelte, weil mich ja sonst keiner haben will") - was hier vermutlich gemeint ist das "unternehmerische Risiko", was natürlich einkalkuliert werden darf; also im Grunde die höhere Verantwortung die getragen wird.
Und dazu kommt natürlich die Vor-Nachbereitungszeit die gerne ausser Acht gelassen wird: Zeit für Akquise, Zeit fürs Telefonieren, Zeit fürs Rechnungschreiben etc.; als Illustrator ist man vieles eben in Personalunion.
Ziel ist, woran kein Weg vorbeiführt.

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FastArt
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Beitrag von FastArt » 10. Apr 2011, 04:13

Duracel hat geschrieben:Außerdem gibt es einen ganz klaren Grund, warum Privatpersonen den Wert der Arbeit nicht einschätzen können - weil unser ganzes Konsumleben auf Massenprodukten aufbaut - eine Illustration ist aber immer eine Einzelanfertigung, die nur Firmen wieder auf Massenprodukte umsetzen können.
Ja, leider kann man in diesem Berufszweig keine Obsoleszenz wirken lassen.
Wäre auch zu geil wenn sich nach zehn mal anschaun jede Illustration von selbst
zerstören würde. :D


Duracel hat geschrieben:Im Kern sind wir hier in einer hochpolitischen und hochphilosophischen Diskussion wodurch sich "Wert" eigentlich ermittelt bzw. ermitteln sollte.
Letztlich muß da jeder für sich seine eigene Lebenseinstellung finden (und sie nicht immer jedem unter die Nase reiben :D).
Das stimmt wohl. Aber irgendwie glaube ich könnte man in jedem Kern von allem möglichen
eine hochphilosophische Diskussion finden oder sogar erfinden. Und dieses Thema war auch
nicht dazu gedacht um jemanden seine Meinung auf die Nase zu binden ;)
Eher um einfach mal Luft rauszulassen da wir auch bei aller Toleranz und sonstwas für sozialen
Schabernacken trotzdem einfach mal nen Hals auf Leute haben, die nicht nur nicht
wissen was wir tun, sondern auch hin und wieder die kreative Szene aussehn lassen als wäre sie eine Windel voller bunter Scheisse.
Aber hey; See the relation! Ohne diese Typen die keine Ahnung haben was bei uns allen
so privat abgeht würden wir alle wohl gar nicht sooo spezial sein. Ich glaube es könnte gut
möglich sein, dass genau solche Vorkommnisse uns Antikreativegedönsmenschen uns zu dem
machen was wir sind; einzig`art´ig (in grober Masse gesehn)
Duracel hat geschrieben:Zeit für Akquise, Zeit fürs Telefonieren, Zeit fürs Rechnungschreiben etc.; als Illustrator ist man vieles eben in Personalunion.
Zeit für das Aufladen der kreativen Gedanken, wobei bei mir schon mal ne Woche draufgeht
was aber nicht heißt, dass ich in dieser Woche nichts produziere. Nur dann halt etwas unqualitativer... :P


Was ich eigentlich hier noch ansprechen wollte;
Jedesmal wenn ich Leute reden höre, die mir beim Zeichnen zuschaun sagt JEDER;
Ich kann nur Strichmännchen zeichnen. Oder; Ich könnte das gar nicht! Blabla Ich nur
Strichmännchen malen kann.. bla. Und anscheinend gehts nicht nur mir so.
( Manchmal würde ich gerne solche Leute anschrein; JAAA SCHEISSE IST MIR DOCH
EGAL WAS DU FÜR DRECKS STRICHMÄNNCHEN MALEN KANNST! Aber jetzt nicht denken
das ich aggressiv bin oder sowas.)

Nun hab ich mal nachgedacht (joo, habs versucht) und überlegt warum wirklich jeder
da immer auf sich zurückschließt. Liegts daran, dass jeder Mensch sonen Ego ist und alles
immer mit seinem unglaublich einzigartigem Dasein vergleicht, oder liegts vielleicht nur
daran, dass jeder als Kind mal gemalt und gezeichnet hat und sich das über die Jahre
einfach zurückentwickelt hat, aber jeder irgendwie eine Ahnung hat diesen schöpferischen
Prozess des Zeichnens eigentlich hätte nutzen zu können.


Würde halt einfach gerne wissen was sich Leute denken wenn sie mir im Zug beim Zeichnen
über die Schulter schaun und mich wärend ich grade den Stift auf dem Blatt bewege fragen;
Ei!!! Hast du das gemalt??
-Nein! Der Typ da hinten Links von dem Schaffner wars!
Dieser Kerl hat tatsächlich aufgeschaut und ausschau nach irgenjemanden gehalten der
neben einem Schaffner steht, der nicht da war. :P

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Beitrag von acapulco » 10. Apr 2011, 12:34

Die Leute wollen nur Nett sein Artur, mehr nicht. Das sind halt floskeln die sich rausgebildet haben. 'Ich könnte das nicht' kannst du natürlich also Egotrip verstehen, aber vlt. auch als 'Wow, du kannst was, das erkenne ich an, ich kanns nicht.' Klar nervt das irgendwann immer das gleiche zu hören, aber mit etwas Abstand betrachtet seh ich keine egozentrische Haltung oder Rückbesinnung auf die Kindheit darin. Genauso ist das ungläubige 'Hast du das gemalt?' vlt. im ersten Moment etwas abschätzig, aber im Grunde ist da auch nur Bewunderung wieder zu finden.
Seh das doch einfach als Kompliment, dann musst du nicht irgendwann die leute fressen die sowas zu dir sagen =)

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Beitrag von Chinasky » 10. Apr 2011, 12:52

Genau. Wer solche Kommentare nicht hören will, zeichnet nicht in der Öffentlichkeit.

Übrigens: Wenn ein richtig hübsches Mädel oder ein nach viel Geld (oder sonstigem Sozialstatus) aussender Typ derartige Kommentare absondert, dann nerven die komischerweise überhaupt nicht... ;)
Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.

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Beitrag von JanSOLO » 10. Apr 2011, 14:01

Chinasky hat geschrieben:Übrigens: Wenn ein richtig hübsches Mädel oder ein nach viel Geld (oder sonstigem Sozialstatus) aussender Typ derartige Kommentare absondert, dann nerven die komischerweise überhaupt nicht... ;)
Dann würde der Jan fragen: "Hast du Dich selber so hübsch/reich gemacht?" :P

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Beitrag von FastArt » 10. Apr 2011, 14:25

acapulco
Ich freu mich ja schon wenn Leuten das gefällt was ich
mache. Mir gings dabei auch expliziet um dieses `Ich kann nur Strichmännchen malen´.
Vielleicht haste ja recht und es ist nur ne Floskel. Dann hätte sich mein ewiges Grübeln damit
erledigt. :D

Chinasky
Naja das ist einfach gesagt. Gestern z.B. hab ich wieder füre einen Veranstatler Portraits
gezeichnet und da kann man sich der Öffentlichkeit leider nicht entziehn :P

Hübsche Mädels fragen meißtens weniger sonder kommen gleich drauf zu Sprechen ob
man sie mal malen kann. :D

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Beitrag von WhiteLady » 11. Apr 2011, 14:20

FastArt hat geschrieben:Manchmal würde ich gerne solche Leute anschrein; JAAA SCHEISSE IST MIR DOCH EGAL WAS DU FÜR DRECKS STRICHMÄNNCHEN MALEN KANNST!
Muahahaha :lol:
Ich erzähl den Leuten dann immer, dass es keine Frage von Talent oder "Gottgegeben" ist, sondern dass es wie ein Muskel ist, der trainiert werden muss. Wer es können will, der kanns irgendwann auch. Und dass ich halt einfach schon seit ich klein war nie aufgehört hab zu zeichnen und malen. Das gibt ihnen dann erstmal Futter zum Nachdenken. ;-)

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Beitrag von schlummi » 12. Apr 2011, 17:39

FastArt hat geschrieben:wärend ich grade den Stift auf dem Blatt bewege fragen;
Ei!!! Hast du das gemalt??

ich sage immer ruhig und besonnen: "neeeeeiiin... ist doch deutlich unter meinem neveau... das machen 12 chinesischen sklaven, die ich unter meinem tisch angekettet hab. sehr zu empfehlen! sind fleissig, pflegeleicht und nehmen ganz wenig platz, die chinesen... " an dieser stelle gucken mich die leute bissl verstört an. da darf man auf keinen fall lachen! nicht mal lächeln!! :D

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