Es ist natürlich richtig, wenn hier darauf hingewiesen wird, dass man die erste Staffel genauso auseinandernehmen kann wie das Prequel. Schon der Original-Krieg der Sterne war banal und platt. Man sollte nicht vergessen, dass Lucas mit seiner Serie die billigen Serials der 30er wiederleben wollte, die er sich in seiner Kindheit mit Begeisterung vor der Flimmerkiste reingezogen hat. Das Vorbild des Krieg der Sterne sind C-Pictures wie Flash Gordon, nicht umsonst hat Lucas sich zunächst um die Rechte an dieser Serie bemüht.
Das Außergewöhnliche war aber, das jemand für ein solches Filmchen ein höheres Budget organisierte als dies für jeden anderen Film zuvor geschah. Der Film war der teuerste Film aller Zeiten, bis Paramount ihn mit Star Trek wieder von diesem Thron holte. Man drehte von Tunesien bis nach Malaysia, leistete sich die Creme de la Creme des SFX. Man sollte sich da von den Märchen eines George Lucas keinen Sand in die Augen streuen lassen. Der Krieg der Sterne hat den modernen Popcornfilm begründet und damit die Filmgeschichte verändert wie kaum ein zweiter Film.
Okay, die Handlung ist dünn, ausgelutscht, und strotzt vor Logiklöchern, durch die ich locker das Empire State Building schieben könnte, ohne Gefahr zu laufen, irgendwo anzuecken. Aber die Charaktere sind sympatisch, der Film läuft geradlinig auf sein Happy End zu, macht tierisch Spaß, und die Albernheiten halten sich noch in engen Grenzen. Mal ehrlich, kann sich irgendjemand vorstellen, dass Leia am Ende auch R2D2 eine Medaille umhängt? "Ich danke dir, kleiner Droide."
All das gilt auch für Das Imperium schlägt zurück, der Film profitiert noch durch den neuen Regisseur Irvin Kershner. Lucas gab erst mal den Stab weiter, nachdem er sich von der Regiearbeit überfordert gefühlt hat, oder, wie er es ausdrückte, er wollte sich diesen Boxkampf nicht mehr antun. Der Film leidet nur darunter, dass er nur der gute Anfang eines Zweiteilers war, bei dem sich die Qualität des Endes noch zeigen musste. Und wie cool haben wir uns dieses Ende vorgestellt.
Und dann kam die Rückkehr der Jedi-Ritter, für mich der Sündenfall der Serie. Es wurde offensichtlich, das viele Figuren nur entworfen wurden, um noch mehr kleine Plastikfigürchen zu verkaufen. Der Ton des Films hatte sich auch verändert. Er war nun albern. Lucas erklärte damals im nachhinein, er habe statt der Ewoks Wookies haben wollen, aber der Produzent (also er selbst?) hätte ihn zu den Teddys gezwungen. Naja. Spätestens seit Episode III wissen wir ja, dass ein Ewok, der mit Tarzanschrei an einer Liane auf die Bösen zuschwingt, nur marginal uncooler ist als ein Wookie, der mit Tarzanschrei an einer Liane auf die Bösen zuschwingt.
Die zweite Staffel hatte dann von Anfang an mit dem Problem zu kämpfen, dass sie kein Alleinstellungsmerkmal mehr hatte, sie musste sich später gar mit dem Herrn der Ringe messen lassen. Aber auch die Stories haben mit zusätzlichen Problemen zu kämpfen. Waren sie schon dünn und unlogisch wie eh und je, mindestens ebenso albern wie Jedi-Ritter, bekam Lucas nun auch keinen roten Faden mehr hinein. Er wusste nicht einmal mehr, was er mit seinen Hauptfiguren anfangen sollte. Da dreht sich ein nicht unerheblicher Teil des Films um ein Speederrennen, das nur des Effektfeuerwerks willen stattfand, und dem Zuschauer damit erklärt wurde, dass QuiGonn zu blöd war, sich die Kohle anderweitig zu besorgen. Die gesamten Unterwasser-Naboos inklusive Bodenschlacht dienen ausschließlich als Spielwiese für die Albernheiten eines Jarjar Bings. Von der eigentlichen Schlacht um das Mutterschiff in der Blockade - dem Todesstern-Äquivalent - bekommt man praktisch nichts zu sehen. Dafür wird das Ding dann von einem DreiKäseHoch beim Spielen versehentlich zerdöppert. Ups. Dass unser kleiner Anakin schließlich geboren wurde von der Jungfrau Maria, darüber wollen wir gnädig den Vorhang des Vergessens fallen lassen. Dass zieht sich dann durch die zweite Trilogie durch, wobei zugegebenermaßen das Niveau im dritten Teil einen winzigen Hauch hochging.
Was mich persönlich etwas erschreckt hat: in den Episoden I-III redet Lucas immer viel von Demokratie, hat aber doch nichts anderes als Verachtung für deren Institutionen übrig. Demokratie ist ja was Gutes, irgendwie, aber eigentlich nur, wenn sie nicht mit diesem furchtbaren demokratischen Gedöns daherkommt. Das zeigt sich schon sehr schön an Amidala: als Königin von Naboo absolutistische Herrscherin, aber gewählt und auf Zeit, von einem Volk, das seine Königin gar nicht kennt, denn das würde nur ihr Inkognito und damit ihr Leben gefährden. Das Volk ist nur zum Beklatschen und Verbeugen vor den Helden da. Das Parlament/ der Senat ist dagegen nur eine Quasselbude, bei dem der weise oberste Senator dann eben heimlich am Senat vorbei zwei Jedis auf Geheimmission entsendet. Für mich muss ein Film wahrlich nicht politisch korrekt sein. Wenn aber jemand wie Lucas so moralinsauer daherkommt und sich berufen fühlt, Kindern wieder Werte beizubringen, dreht sich mir da der Magen um. Aber vielleicht bin ich da auch etwas überempfindlich.
Und so hat sich George Lucas in meinen Augen zu einem modernen Ed Wood entwickelt, allerdings mit gefüllter Brieftasche.
Ach, bevor sich jemand darüber ereifert, ich hätte hier die Namen falsch geschrieben: ich habe sie lediglich anders transkribiert.