Männersache? Farben sind für Kinder?

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Anna-Israel
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Männersache? Farben sind für Kinder?

Beitrag von Anna-Israel » 30. Dez 2012, 09:54

Ist mir grad wieder aufgefallen, als ich auf Sijun die Selbstportraits der User angeschaut hab. Aber auch hier und auf deviantART und anderswo, scheint die Mehrheit digitaler Künstler (die, die mehr zeichnen als Fanart) männlich zu sein. Auch hier wurde ja wegen der "Funkstille" aus der Frauenecke extra der Ladies-Thread eröffnet. Wie kommts?

Genauso frag ich mich aber schon länger, warum Farbutensilien (Filz, Wax, Buntstifte, etc.) in Nicht-Künstlerbedarfläden so sehr auf Kinder gerichtet werden. Das Verpackungsdesign der im Handel erhältlichen Materialien für bunte Arbeiten, schreit ja meistens "Bis 10 Jahre", noch einen glubschäugigen Elefanten drauf und gut ist, zumindest in den Läden, die nicht auf Kunst spezialisiert sind.

Was ist am bunten schaffen kindisch, und was ist an digitaler Kunst männlich?

Was eine weitere Frage aufwirft: Warum finden viele "allzu erwachsenen" Erwachsene Comics und Zeichentrickfilme inhaltsunabhängig "kindisch", wenn sowohl Form, als auch Inhalt, dem Geist von Erwachsenen entspringen? Natürlich ist längst bekannt, dass vieles aus Japan, und Dinge wie Maus, Watership Down oder Waltz with Bashir, nicht für Kinder sind, aber an gezeichneten Geschichten hängt doch immer noch irgendwie dieses "WAHAHAHA du Kleinkind guckst Cartoons!"-Stigma. Meine Mutter seufzte mal besorgt, "Ich sehe, du wirst wieder rückfällig", als ich so nebenbei erwähnte, Batman klasse zu finden.
Warum sind Bildgeschichten "kindisch", während einzelne Bilder in Museen für "feinkultivierte Leute" hängen? Fakt ist doch: Nahezu alles Handwerk, das Kinder können, können Erwachsene besser. Nahezu alles, was Kinder mögen, wurde von Erwachsenen erfunden.

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JanSOLO
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Beitrag von JanSOLO » 31. Dez 2012, 02:42

Warum ist die Mehrheit digitaler Künstler männlich?

Zwei Dinge würde ich vermuten: Einmal ist es das Mitteilungsbedürfnis von Männern --> Fachsimpeln und zur Schau tragen von der männlichen Leistung.
Und dann ist es noch das Technische, wo sich viele Frauen nicht ran trauen.
Allgemein malen die Frauen genauso häufig wie die Kerle. Nur melden sie sich deswegen nicht extra in ein Forum an. Hab schon paar Mädels kennengelernt, die auch malen, aber sie waren alle nicht aktiv im Internet, auch wenn sie den Wunsch geäußert haben, besser zu werden. Sie wollen wohlmöglich ihre Malerei für sich behalten... betrachten es als etwas persönliches (vielleicht?)... außerhalb jeglicher Disziplin und Konkurrenz, was ja ein Forum bietet. Also ich bin jedenfalls in den Foren, um was zu lernen. Und das betrachten wohl viele Frauen als zu übetrieben für ein Hobby oder eine persönliche Sache, die Freude macht ... also dieses zielstrebige auseinandersetzen mit der Kunst... Wer weiß? Ich glaube auch, dass die Mehrheit der Frauen aus Freude am Malen und wegen der Ablenkung malt und dass die meisten Kerle nur malen, um irgend etwas bestimmtes zu illustrieren. Wie immer gibt es auch ausnahmen.
Es gibt übrigens auch Malerei-Foren, wo mehr als 90% der User Frauen sind. Ich will nicht diskriminierend sein, aber dort findet man die "Hausfrauenkunst" und die entsprechenden Leute dazu. In solchen Foren zählt nur Lobhudelei, konstruktive Kritik wird zwar vom Wissen her oft bestaunt, aber größtenteils ignoriert oder führt sogar zur Empörung. Die wenigen Kerle in so einen Forum bezirzen die Frauen noch. So ein Forum wird wohl auch eher als Ersatz für reale soziale Kontakte benutzt. Also ein Raum, wo die Leute mehr Anerkennung/Aufmerksamkeit für ihr gemaltes Bild finden als im realen Umfeld.
Ich glaube, dass viele die Kunst dogmatisch betrachten. Manche fürchten sich wohlmöglich, dass sie den Spaß am Gestalten verlieren, wenn sie nur noch Techniken und Wissen einsetzen, das sie sich zuvor durch mühseliges Studieren in Literatur, Foren oder Videos angeeignet haben. Für diese Leute ist dann Kunst wohl zu wissenschaftlich, zu technisch oder zu handwerklich und verliert daher ihren Zauber.

Was ist am bunten schaffen kindisch?

Naja... das ist wie mit den Getränken "für" Kinder. Da richtet sich die Produktwerbung auch an die Kinder. Kinder werden gezielt angesprochen, also wollen sie das auch haben. Und die Eltern sollen eben denken, dass nur dieser Saft oder Farben für Kinder geeignet sind.
Es gibt nämlich auch Säfte und Farben, die überhaupt nicht für Kinder geeignet sind. Ölfarben sollte man Kindern wohl kaum in die Hand drücken. Die Eltern sollen halt das Gefühl haben, dass sie etwas Angemessenes für ihr Kind kaufen. Bei den Säften ist das leider pure Verarsche. Oft drei mal so teuer wie normaler Saft und mehr Zucker drin als physikalisch rein passt.
Und dass die Läden nur solche Produkte für Kinder führen, liegt an der Nachfrage. Kinder malen nunmal häufiger. Und ein Künstlerbedarf ohne Internetversandt hält sich nicht in einer Kleinstadt, weil es zu wenige Kunden dafür gibt.

Warum wird der Zeichentrick als kindisch empfunden?

Das ist eine reine Generationssache! Lass die Simpsons- oder die 'Nach-der-Disko-Bernd-das-Brot-Gucker'-Generation reifen und sie werden das nicht so empfinden, wie du das von deinen Eltern kennst.

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Triton
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Beitrag von Triton » 31. Dez 2012, 17:54

Ich denke der einzige Grund ist, dass Männer sich wohl eher ans Thema digitale Kunst rantrauen und enthusiastischer mit der Technik umgehen. Ich schätze im traditionellen Bereich gibt es mindetens genauso viele Frauen, wenn nicht noch mehr.

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Beitrag von buki » 2. Jan 2013, 14:58

jansolo: +
Alle Farben für alle!

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Anna-Israel
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Beitrag von Anna-Israel » 2. Jan 2013, 19:54

Ihr habt wohl recht. Mir gehts auch gar nicht um den feministischen Aspekt der untervertretenen Salzstreuerinnen :lol: Handwerk, das auf Ästhetik (sp?) basiert, war für mich immer irgendwie Frauensache, bis mich das Internet eines besseren belehrte...
Fachsimpeln und zur Schau tragen von der männlichen Leistung.
Na lieber Digitalkunst als so manch andere Leistung, über die so manch ein Herr gern fachsimpelt und prahlt :D
Ich schätze im traditionellen Bereich gibt es mindetens genauso viele Frauen, wenn nicht noch mehr.
Och ja, ich hab mich so bemüht, das zu vergessen :lol: "Iiiiiesch male mit Öl, iiieeesch muss dafür was können, iiiieeeesch stecke Liebe und Mühe in meine Bilder, nicht so ein rumgepainte und per Mausklick, iiiiieeesch male von Hand!"
...hier muss ich zum Glück niemanden überzeugen, was an Arbeit, Mühe, und Liebe in digitalen Bildern stecken kann - von der wehen Hand ganz zu schweigen :wink:

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ThomasVeil
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Beitrag von ThomasVeil » 26. Jan 2013, 15:42

Steven hatte mal nen Link zu ner Illustratoren-Branchenumfrage geposted. Da waren fast 60% der Illustratoren weiblich.

Ich selber kenne eher den Spielbereich und Fine Art. In der Spielindustrie (Konsolentitel) kann eine Firma froh sein wenn sie 3% Frauen hat.
Und in Fine Art: Sehr viele Frauen sind interessiert, und mischen mit. Studieren tun zu 80% Frauen. Aber Top-Künstler und Galeristen sind fast nur Männer. Bin selber baff wie das funktioniert.
webseite: http://www.oxpal.com - mein patreon projekt: https://www.patreon.com/oxpal

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MIG
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Beitrag von MIG » 30. Jan 2013, 23:20

Ich glaube das mit der Frauenquote in digital arts liegt einfach daran, dass es eher ein Medium an das viele momentan einfach nicht so gut rankommen.
Zumindest kenne ich keinen anderen außer mir an meiner Schule, der/die sich damit ernsthaft damit auseinandersetzt. Die Jungs kennen digitale Kunst wie concept art von Games, an die glaube ich nur eine handvoll von Mädchen auf der gesamten Schule interessiert sind. Daraus folgt, dass noch weniger Mädchen nur eine Spur einer Ahnung haben was digital art ist.

Wenn ich jedoch auf deviantart gehe sehe ich, dass die Mehrheit der dort aktiven Mitglieder Frauen/Mädels sind. Was produziert wird ist dann meist nur Persönliches und dann noch im Mangastil. Vielleicht werden dann auch Artbooks oder komplette Mangabänder zum Kauf angeboten.
Aber, den großen Unterschied den ich zwischen den Geschlechtern sehe und was digital art angeht ist, dass zu viele Mädels, das was sie malen nicht ernst nehmen und wie JanSOLO es geschrieben hat nur für sich behalten.

Die meisten von euch und ich auch wollen mit dem was wir malen auch später im Beruf arbeiten oder tun es schon. Da ist der Ernst noch dabei und die Motivation noch größer besser zu werden und sich online zu informieren und konstruktive Ratschläge zu sammeln.

(Deswegen habe ich mich hier angemeldet und das war mein erster Post ) :)
Zuletzt geändert von MIG am 5. Feb 2013, 22:33, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Anna-Israel » 5. Feb 2013, 13:13

Hm.. Ich hab das mal sehr ernstgenommen mit der Karriere, aber zugegeben auch so richtig "weiblicherweise" im Sinne von Manga. Inzwischen seh ich da überhaupt keine Chance mehr. Ich bin einfach ein Hobbykünstler und nicht gut genug, um mit der teilweise krassen Konkurrenz mitzuhalten, zumal Grafiker ja nicht auf den nationalen Arbeitsmarkt beschränkt sind. Mit 3D komm ich nicht klar, und die meisten, die Grafiker suchen, wollen Logo- und Webdesigner. An 2D Animation glaubt man nicht mehr, und Comicerfolg ist Glückssache. Mit 29.5 Jahren geht mir fürs Träumen und Hoffen die Zeit aus, daher mach ich jetzt nix mehr mit der Kunst. Wenn irgendwer mich entdecken und anheuern will, gerne, aber den Arsch aufreißen tu ich mir nicht mehr, ehe ich unter Vertrag stehe ;)

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Beitrag von Daniel_ » 10. Okt 2013, 16:38

Ich denke, dass die Abwesenheit der Frauen mit der Technikwelt zu tin hat. Das ist eben eine Sache für Männer. Denke sogar, dass mehr Frauen malen als Männer, nur kommt das ihnen nur als Hobby, während wir da eine gelegenheit suchen, Geld zu verdienen.

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Beitrag von Fliir » 14. Okt 2013, 23:26

Jans Ansicht, dass Männer viel Mitteilungsbedürftiger sind, wenn es um ihre Leistungen/Werke geht, lässt sich auch sehr anschaulich in anderen "Branchen" beobachten, insbesondere in jenen, die mal Frauendomäne waren oder immer noch sind:

Spitzenköche sind meist Männer
In der Modebranche stehen an der Spitze mehr männliche Designer

Selbst in Berufen, die einen extrem hohen Frauenanteil haben, wie zum Beispiel Altenpflege, Krankenpflege, Sozialpädagogik, etc. erkämpfen sich Männer überproportional viele Leitungsstellen, Ausbilder-Stellen oder verfassen Fachliteratur in jenen Bereichen.

In der Kunstakademie in Karlsruhe waren wir Jungs damals auch deutlich in der Unterzahl, bei den Meisterschülern glich es sich allmählich an und wenn man dann die Quote bei den anerkannten, wirklich bekannten Künstlern ermittelt, sind die Männer schon wieder in der Überzahl.

Tja, wahrscheinlich ist es dieser Unbedingte-Wille-Virus, zu beweisen, dass man es drauf hat. Da haben wir Männer wohl die schlimmere Virus-Variante im Blut. Was man davon halten soll, steht auf einem ganz anderen Blatt. :|
blicke windwärts...

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Livanya
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Beitrag von Livanya » 17. Mär 2014, 16:02

Ich glaube, das sind nur Eindrücke von bestimmten Genres und Communities. Es gibt andere Communities, besonders im Kontext Manga/Anime, wo die wirklich ganz überwiegende Mehrheit weiblich ist. Und die setzen sich ebenfalls mit digitalem Malen und technischen Aspekten auseinander und sind auch sehr mitteilungsbedürftig. Die verirren sich nur nicht hier hin.

Wäre interessant, Statistiken von verschiedenen Communities zu sehen, um einen Überblick zu gewinnen. Bei DeviantArt kann ich es z.B. gar nicht einschätzen.

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ShivOr
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Beitrag von ShivOr » 17. Mär 2014, 18:25

Es gibt andere Communities, besonders im Kontext Manga/Anime, wo die wirklich ganz überwiegende Mehrheit weiblich ist. Und die setzen sich ebenfalls mit digitalem Malen und technischen Aspekten auseinander und sind auch sehr mitteilungsbedürftig. Die verirren sich nur nicht hier hin.
Das halte ich für ein ziemliches Gerücht, 80% oder gar mehr davon wollen keine Kritik und setzen sich wenn überhaupt nur mit stilistischen Dingen auseinander, weil viele der Ansicht sind dass der Still über allem liegt. Technische Aspekte , die der Komplexität die hier in manchen Threats besprochen werden, findest du in solchen Communitys absolut nicht.

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