Michael

Benutzeravatar
digitaldecoy
Moderator
Moderator
Beiträge: 3306
Registriert: 17. Mai 2006, 11:15
Wohnort: Warendorf
Kontaktdaten:

Beitrag von digitaldecoy » 12. Nov 2007, 18:15

Hallo Michael, schön dass Du hierhergefunden hast. :)

Deine Shadingübung ganz oben sieht schon schön sauber gearbeitet aus, allerdings hast Du nicht wirklich plastisch schattiert, sondern eher reliefartig. Das Volumen und die Räumlichkeit kommen nicht richtig rüber.

Ich habe Mal versucht, das über ein schnelles Overpaint zu verdeutlichen:

Bild

Du musst Dir präziser vorstellen, welche Teile Deiner Figur die Lichtquelle wirklich bescheint und welche nicht. Du hast alles schattiert, weil Du alle Formen zeigen willst. Die bessere Methode ist jedoch, in den Bereichen, die durch die Hauptlichtquelle nicht beleuchtet werden, eine zweite Lichtquelle einzusetzen (siehe ganz rechts). Das ist dramatischer und definiert die Formen besser. Du solltest in Deinen Zeichnungen auch noch stärker dreidimensional denken. Gerade die Füße positionierst Du oft in merkwürdigen Positionen, die nicht wirklich so aussehen, als hätte die Figur einen festen Stand auf dem Boden. Eine Zeichnung, die nicht gut im Raum orientiert ist, kann man auch nicht vernünftig beleuchten!

Mein Rat: zeichne bei Deinen nächsten Figuren am besten ein perspektivisch verzerrtes Raster auf den Boden und zeichne einen Horizont in den Hintergrund. Deine Figur sollte dann so gezeichnet werden, dass die sicher auf dem Raster steht und das alle Teile der Figur sich an der Höhe der Horizontlinie (Augenhöhe des Betrachters) orientieren.
Besuch mich doch Mal in meinem Personal Showroom! - http://www.digitalartforum.de/forum/vie ... php?t=1604

Benutzeravatar
digitaldecoy
Moderator
Moderator
Beiträge: 3306
Registriert: 17. Mai 2006, 11:15
Wohnort: Warendorf
Kontaktdaten:

Beitrag von digitaldecoy » 14. Nov 2007, 14:36

Vermutlich hast Du in Photoshop das Color Management aktiviert. Wenn Du willst, dass die Grafik in Photoshop genau so angezeigt wird, wie z.B. im Browser, dann solltest Du unter Edit>Color Setting bei der Option "Color Management Policies" alle Optionen auf "Off" stellen. Außerdem bietet es sich an, darüber unter "Working Spaces" für RGB die Option "sRGB" auszuwählen. Dateien, die bei diesen Einstellungen erstellt werden, sollten unter in allen Programmen und unter allen Hardwarebedingungen einigermaßen gleich dargestellt werden.

Auch nach dem Aufhellen ist Deine Kolorierung noch viel zu dunkel. Auch bei Deinen Turnarounds hast Du fast kein Volumen definiert, weil Du kaum Tonwerte verwendest. Versuch Mal, die gesamte Skala von Schwarz bis Weiß auszunutzen. Hat doch bei Deinem Imp auch geklappt, warum Du jetzt so dunkel wirst, verstehe ich nicht.
Besuch mich doch Mal in meinem Personal Showroom! - http://www.digitalartforum.de/forum/vie ... php?t=1604

Benutzeravatar
digitaldecoy
Moderator
Moderator
Beiträge: 3306
Registriert: 17. Mai 2006, 11:15
Wohnort: Warendorf
Kontaktdaten:

Beitrag von digitaldecoy » 16. Nov 2007, 18:09

Also, ich finde das Ergebnis auf jeden Fall schon besser, als bei dem Imp. Hier und da hakt es noch. Zum Beispiel hast Du den "Kragen" so schattiert, als würde ein sanftes Licht von links kommen. Am Kopf, den Armen und Beinen kommt das Licht aber von rechts. An einigen Stellen hast Du Backlights eingesetzt, wo sie nicht hinstrahlen könnten, weil andere Teile der Figur diese Bereiche verdecken (z.B. am bildrechten Oberschenkel). Das sind im Endeffekt Kleinigkeiten, die Du bald schon intuitiv richtig machen wirst.

Deutlich mehr Räumlichkeit bekommst Du jetzt auf jeden Fall nur noch durch räumlicheres Zeichnen rein. Ich würde Dir daher raten, Deine nächste Figur Mal wirklich räumlich zu positionieren, auf einem Boden, mit Schlagschatten und allem Drum und Dran.
Besuch mich doch Mal in meinem Personal Showroom! - http://www.digitalartforum.de/forum/vie ... php?t=1604

Benutzeravatar
Spikespine
Senior Member
Beiträge: 451
Registriert: 23. Jun 2006, 19:50

Beitrag von Spikespine » 28. Nov 2007, 21:43

Hallo Michael,
ich denke, es ist eine gute Idee, solche Übungen zu machen. Man sieht an den beiden Köpfen, dass du zeichnerisch schon einiges Grundwissen hast. Du hast allerdings auch nach Kritik gefragt, und das mach ich doch gerne ;)

Ich denke, du solltest deine Körper mehr als ganzes betrachten und schattieren, das heißt, erst die Gesamtform mit den Haupttonwerten erfassen, und dann in kleineren Tonwertunterschieden die untergeordneten Flächen beschreiben. Es ist zwar nicht verkehrt, den vollen Tonwertumfang zu verwenden, aber dies sollte, denke ich, nur für die Gesamtform gelten. Das heißt, die unbeleuchtete Gesichtshälfte muss nicht unbedingt von schwarz bis weiß gehen und so weiter. Immer von grob nach fein denken, genau wie beim rendern auch.

Noch ein kleiner Tipp: ich finde es hilfreich, wenn der Untergrund nicht das hellstmögliche Weiß hat, damit killst du dir die Highlights auf deinen Objekten, außerdem ist es wahrscheinlich einfacher, auf einem neutralen Grund zu beginnen.

Ich habe abschließend noch ein kleines OP gemacht. Wie du siehst, kann ich nicht besonders gut malen, ich habe hier auch nicht viel Zeit investiert, aber ich hoffe, die Richtung ist erkenntlich.. :)

Bild

Benutzeravatar
digitaldecoy
Moderator
Moderator
Beiträge: 3306
Registriert: 17. Mai 2006, 11:15
Wohnort: Warendorf
Kontaktdaten:

Beitrag von digitaldecoy » 29. Nov 2007, 10:27

Du könntest ja mal versuchen, Dir irgendwo in Dein Bild eine Kugel zu malen, welche die Beleuchtungssituation abbildet. In etwa so:

Bild

Die bunten Richtungsvektoren (man könnte sie auch Surface Normals nennen, so heißen sie in der 3D-Grafik) habe ich jetzt nur Mal eingezeichnet um Dir zu zeigen, worum es dabei geht. Du kannst, wenn Du die Kugel im Bild hast, jeden Punkt der Figur, bei dem Du Dir nicht sicher bist, welchen Tonwert er bekommen sollte, mit dem entsprechenden Punkt auf der Kugel vergleichen. Wie Du siehst, hast Du auf der gesamten linken Seite und der Nase einen guten Job gemacht. Auf der bildrechten Seite des Gesichtes sticht der hellere Punkt unter dem Auge hervor, der in dieser Beleuchtungssituation keinen Sinn macht. Selbst wenn die Wange dort so ausgebaucht wäre, dass sie von links so viel Licht bekommen könnte würde der Schatten der Nase dieses Licht abblocken (gut, das ist ein Effekt, den Dir die Kugel nicht verrät...).

Am Bart sieht man sehr schön, dass die Schnurbartsträhnen quasi einen kugelförmigen Querschnitt haben müssten, wenn sie so richtig schattiert wären, ich denke aber, dass sie eher flach sind, sie müssten also deutlich weniger plastisch schattiert werden. Hinzu kommen hier dann noch Effekte, wie die Lichtdurchlässigkeit des Haares, welche einen zusätzlich abflachenden Effekt auf die Tonwerte hat.

Spikespines Rat bezüglich eines dunkleren Backgrounds für Deine Übungen würde ich übrigens unbedingt beherzigen!

Wenn Du noch eine schöne Übung machen willst, dann würde ich Dir folgendes vorschlagen: Nimm einen Deiner Köpfe hier und male Dir drei unterschiedlich beleuchtete Kugeln. Schattieren dann Deinen Kopf jeweils wie die Kugeln, so dass Du drei unterschiedlich schattierte Köpfe erhälst. Beachte dabei vielleicht auch die wichtigsten Schlagschatten.
Besuch mich doch Mal in meinem Personal Showroom! - http://www.digitalartforum.de/forum/vie ... php?t=1604

Benutzeravatar
digitaldecoy
Moderator
Moderator
Beiträge: 3306
Registriert: 17. Mai 2006, 11:15
Wohnort: Warendorf
Kontaktdaten:

Beitrag von digitaldecoy » 29. Nov 2007, 13:39

Die Kugel habe ich mit Hilfe einer kreisförmigen Auswahl gemalt. Wenn man sie in einen eigenen Layer legt, kann man sie immer schön an- und ausschalten.

Dein Problem mit den Augen lässt sich auf eine ganz simple Tatsache zurückführen: Du malst das Weiß in den Augen immer weiß. Du musst noch bewusster zwischen der Lokalfarbe (also die Farbe, die ein Objekt in einer sehr neutralen Beleuchtungssituation annimmt) und der tatsächlich sichtbaren Farbe unterscheiden. Ein weißes Objekt wirkt im roten Licht z.B. rot und in totaler Dunkelheit ist auch ein weißes Objekt schwarz. Das Weiß in den Augen ist so gut wie nie wirklich weiß. Das Gleiche gilt auch für Zähne, übrigens. :)
Besuch mich doch Mal in meinem Personal Showroom! - http://www.digitalartforum.de/forum/vie ... php?t=1604

Benutzeravatar
digitaldecoy
Moderator
Moderator
Beiträge: 3306
Registriert: 17. Mai 2006, 11:15
Wohnort: Warendorf
Kontaktdaten:

Beitrag von digitaldecoy » 30. Nov 2007, 10:09

Bingo, Du hast es erfasst! Deine Erkenntnis ist sehr wichtig und was Du da herausgefunden hast ist auch der Grund dafür, warum man einen Körper immer von grob nach fein schattiert. Das bedeutet, dass man erst mal die grobe Form schattiert, ohne die ganzen Muskeldetails. Es geht dann nur darum das Volumen des Körpers zu erfassen. Erst in den folgenden Schritten werden dann die einzelnen Muskeln herausmodelliert, wobei man dabei immer aufpasst, dass man sich nicht zu stark von der groben Vorarbeit entfernt, denn die gibt ja das Gesamtvolumen vor.
Besuch mich doch Mal in meinem Personal Showroom! - http://www.digitalartforum.de/forum/vie ... php?t=1604

Benutzeravatar
digitaldecoy
Moderator
Moderator
Beiträge: 3306
Registriert: 17. Mai 2006, 11:15
Wohnort: Warendorf
Kontaktdaten:

Beitrag von digitaldecoy » 5. Dez 2007, 18:17

Beide Übungen zeigen sehr deutlich, dass Du riesige Fortschritte machst. Beim Zwerg ist vor allem die Schulterpartie mit Kopf sehr gut gelungen. Du erzeugst da einen wirklich sehr guten dreidimensionalen Eindruck, der schon meilenweit von Deinen ersten Übungen auf dieser Seite entfernt ist. Ein wichtiger Faktor ist beim Zwerg auch die perspektivische Zeichnung, die Dir nicht zuletzt die Enscheidungen leichter macht, wo das Licht am Ende hingelangt und wo nicht.

An den Beinen und generell in allen Bereichen, die durch die Kerzen nicht beleuchtet werden, sieht man dass Du etwas verzweifelt versuchst, dort zu schattieren, obwohl ja eigentlich gar kein Licht mehr dort hinfällt. Deine Alltagserfahrung sagtr Dir, dass an diesen Stellen auch etwas sichtbar sein muss aber Du entscheidest nicht bewusst, warum. Was Dir hier fehlt, ist eine bewusste Entscheidung zu den Lichtquellen, die in der Szene existieren.

Wenn man nur das Licht der Kerze berücksichtigt und davon ausgeht, dass es kein anderes Licht in der Szene gibt, dann müsste Dein Bild in etwa so aussehen (ganz grob, hatte nicht viel Zeit):

Bild

Was man hier sieht ist, dass die Hälfte Deines Zwerges dadurch quasi verschwindet. Aber das Bild hat trotzdem eine nette Atmosphäre, also vielleicht fehlt uns nur ein kleiner Hinweis darauf, dass der Zwerg dort noch weitergeht. Vielleicht nur ein ganz softes Spotlight auf den Hintergrund:

Bild

Jetzt sieht man durch den Umriss, der sich vor dem aufgehellten Hintergrund ergibt die volle Ausdehnung des Zwerges. Vielleicht reicht das ja schon. Überleg mal, wie viel Arbeit man sich sparen könnte, wenn die Frage nicht lautet "wie viel kann ich zeigen?" sondern "wie viel muss ich überhaupt zeigen?"

Aber gut, angenommen, Du möchtest diesen dunklen Part da noch näher definieren, dann könntest Du jetzt noch eine Lichtquelle einfügen, die Dir dort die Formen definiert. Etwa so:

Bild

Jetzt zeigst Du eigentlich alles, was Du zeigen wolltest und hast zusätzlich noch einen dramatischen Effekt.

Es ist wichtig, an dieser Stelle einen ganz bestimmten Aha-Effekt zu erleben und daher schlage ich Dir Mal Folgendes vor:

Hier hast Du die insgesamt drei Lichtquellen, die ich oben verwendet habe in einzelnen Dateien:

Bild

Bild

Bild

Lade diese drei Dateien Mal in Photoshop ein und kopiere sie alle in eine Datei, so dass jede Lichtquelle auf einem eigenen Layer liegt. Die erste Lichtquelle (Dein Kerzenlicht) sollte dabei unten liegen und danach ist die Reihenfolge egal. Stelle nun bei den beiden anderen Layern den Ebenenmodus auf "Screen". Du wirst sehen, dass sich alle Lichtquellen addieren und das Bild der gemeinsamen Ausleuchtung ergeben.

Beleuchtung ist kein Geheimnis, man muss sie nur gliedern. Jede Lichtquelle für sich alleine kann ganz einfach zu malen sein, schwierig wird es erst, wenn viele Lichtquellen zusammenspielen. Ich hatte vor einiger Zeit Mal ein Experiment gemacht, dass in die gleiche Richtung zielte. Hier sind die Bilder, die dabei entstanden:

Ich hatte zuerst dieses Bild hier gemalt:

Bild

Danach habe ich nach dem obigen Beispiel noch weitere Lichtquellen in eigenen Layern gemalt:

Bild

Und hier siehst Du einige Beispiel, wie man diese Einzellichtquellen dann im Ebenenmodus "Screen" kombinieren kann:

Bild

Das Interessante dabei ist, dass ich bestimmt nie in der Lage gewesen wäre, so ein interessantes Lichtsetup wie im ersten Beospiel hier in einem Rutsch zu malen. Schon gar nicht ohne Vorlage. Die einzelnen Lichtquellen sind einfach aber ihr kombiniertes Ergebnis ist komplex.

Ich will jetzt nicht sagen, dass man immer jede Lichtquelle einzeln malen sollte. Es geht mir darum zu verdeutlich, dass man sich die Dinge im Kopf manchmal nur richtig organisieren muss, um nicht den Überblick zu verlieren. Ein Bild wie Deinen Zwergen oben mit zwei Lichtquellen kann man ohne Weiteres in einem Rutsch aus dem Kopf malen, wenn man sich nur klarmacht, welche Lichtquelle man gerade malt. Für komplexere Motive kann man dann immer noch mit verschiedenen Lichtlayern experimentieren.

Ich hoffe, meine Ausführung konnte Dir ein paar Erkenntnisse geben.
Besuch mich doch Mal in meinem Personal Showroom! - http://www.digitalartforum.de/forum/vie ... php?t=1604

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder