Duracel:
Wenn Leute wie Torsten, Henrik & Roberto die einmal sehr aktiv waren, nichts mehr posten und auf die Frage nach dem "Warum" mit "naja...Leben halt" antworten, dann nick ich nicht einfach mit dem Kopf und sag "ah ja, versteh ich", sondern frage: "Interessant, hattest Du als Du aktiv warst nicht auch schon ein Leben drumherum? Was hat sich geändert?"
Wenn Leute wie Shu und Nacho das Forum verlassen, weil sie jetzt mehr "ihr Ding" machen, muss ich fragen "Hast Du denn je was anderes gemacht? Gibt es ein Forums-Ding das nicht kompatibel ist mit deinem Ding?"
Wenn jemand wie BigO das Forum verlässt, weil offensichtlich für Ihn die Kommunikation nicht funktioniert, dann muss ich aus meiner persönlichen Erfahrung mit ihm sagen, dass das nicht allein an ihm liegen kann.
Wenn auf einer Ausstellung der HAW - einer der wenigen Ausbildungsstätten für Illustration in Deutschland - coole digitale Illustrationen zu sehen sind und ich die Schöpfer frage, ob sie das nicht mal im DAF zeigen wollen würden, und dann mit "...ich pass da nicht so rein. Ich mach nicht so'n Fantasy" geantwortet wird, dann muss ich leider sagen "Stimmt.". Ich würde aber viel lieber sagen "ja aber machst Du nicht tolle Illustrationen, sogar digital obwohl ich das gar nicht so wichtig finde. Ich glaub schon, dass Du da im DAF richtig wärst und ein Publikum fändest."
Wenn Leute abwandern oder sich gar nicht erst einbringen, weil ihnen das DAF mit seiner Stil- und Technik-Fokussierung nichts (mehr) zu bieten hat, dann ist das für mich kein Feature sondern Kompetenzverlust.
Das hier ist nicht der rettende Hafen für die im technikunfähigen Bildungssystem verlorenen Seelen. Das hier ist der klägliche Rest einer großen Anzahl von Illustratoren und Illustrationsbegeisterten die an Austausch interessiert und übrig geblieben sind, nachdem man lange und hart nach Stil- und Mentalitätskompatibilität ausgesiebt hat.
Daniel:
Ja ich ging davon aus, dass Du das Forum in seiner jetzigen Form verteidigen möchtest. Wenn ich damit falsch liege um so besser, dann renne ich ja mehr oder weniger offene Türen ein.
Ich springe mal direkt zu deinen Fragen, denn die Historie des Forums muss ich nicht kommentieren, ich bin ja Teil davon.
"Wir haben damals den großen Fehler gemacht, uns zu sehr auf die Technik zu konzentrieren und verspüren daraus jetzt einen Mangel. Wir müssen die nachfolgenden "Forums-Generationen" dazu bringen, sich von Anfang an stärker mit Inhalt auseinanderzusetzen, sonst werden sie den gleichen Mangel erleiden".
Es war kein Fehler sich derart mit der Technik auseinanderzusetzen, denn im für uns zu dem Zeitpunkt didaktisch unerschlossenen Feld "Illustration/Bildgestaltung" war die Technik der am besten in Stufen begreifbare Teilaspekt. Es war die logische Vorgehensweise beim Versuch ein komplett neues Feld für sich zu erschließen.
Für eine zeitlang verspürte ich daraus einen Mangel. Ich kann nur mit Sicherheit für mich sprechen, auch wenn einige andere ähnliches in Gesprächen aussagten. Jetzt da man die Technik soweit gemeistert hat, dass man alles was man darstellen möchte darstellen kann, oder die sich durch die Inhaltsformulierung aufzeigenden Mängel schnell zu analysieren und beseitigen weiß, gewinnt die Frage nach dem "wofür" an Bedeutung. Wofür hat man so lange geübt. Was hat mich überhaupt so sehr an Bildern begeistert, dass ich selbst Bilder zeichnen/malen wollte. Was Warum Wie Wofür sind die Fragen die mich in den letzten zwei Jahren immer mehr beschäftigten und auf die ich eine ganze Weile keine Antwort mehr zu formulieren wusste, weil ich die Antworten aus den Augen verloren und meine Antworten nicht mit weiterentwickelt hatte. Nach Jahren der Übung habe ich das zuvor komplett neue Feld nur auf der technischen Seite erkundet und aufgrund meines Fortschritts darin, den Zugang zu meinen Aussagen verloren.
Wir müssen die nachfolgende Forums-Generation zu nichts bringen. Es funktioniert ja auch so. Wenn ich die Klappe halten würde, würden immer noch gute Leute aus dem Forum herausgehen die technisch und irgendwann auch inhaltlich interessante Arbeiten produzieren. Wir müssen nicht, aber wir können.
Wir können Varianz fördern, wir können dabei helfen, dass die jeweiligen Antworten auf Was Warum Wie Wofür nicht aus den Augen verloren werden, wir können Inhalten zur Entfaltung verhelfen und gleichzeitig die beste technische Beratung anbieten wie sie an keiner Hochschule anzutreffen ist.
Wir können und wir sollten meiner Ansicht nach, wenn wir das Potenzial dieses Forums über die technische Beratung hinaus begreifen und wir einen reichhaltigen Austausch zwischen Inhalten, Stilen, Techniken, Medien und Persönlichkeiten wünschen. Ich möchte das.
Oder dreht sich die Frage in Wahrheit um einen Generationskonflikt? - die "Erwachsenen", die über die Oberflächlichkeit der "Jugend" die Köpfe schütteln?
Zu einigen Fragen lassen sich ja schon meine Ansichten aus dem über diesem Zitat stehenden Text herauslesen. Diese Frage möchte ich nochmal insbesondere beantworten:
Nein, es ist kein Generationenkonflikt - zumindest nicht in meiner Auffassung.
Die Oberflächlichkeit der Jugend begreife ich als den ihrer Sozalisierung entsprechenden bestmöglichen Versuch mit ihrer Umgebung umzugehen und auf Basis dieses ihres Umgangs ihre Persönlichkeit zu entwickeln.
Je nachdem wo die Person in ihrer Entwicklung steht entsprechen ihre Aussagen mehr oder eben weniger meinen Entwicklungsstand - mit Unterschieden nach oben, unten, links, rechts, vorne und hinten.
Wenn diese Aussage "ernsthaft" gemacht wird halte ich es für arrogant, sie egal wie sie zu meiner eigenen Aussagebetrachtung positioniert wird, als "oberflächlich" abzutun.
Wie bereits gesagt wünsche ich keine Inhaltsbewertung. Wenn der Inhalt für mich banal ist weil ich so etwas schon tausendemale gesehen habe, bedeutet das nicht, dass derjenige der ihn produziert hat nur oberflächliches produziert hat. Es sei denn, er hat gar nicht drüber nachgedacht! Was Warum Wie Wofür.
Müssen wir neben der "technischen Erziehung" vielleicht auch die "menschliche Erziehung" in unseren Reihen ernster nehmen? Denn Inhalt - ich betone da noch einmal meine Meinung - ist keine Frage der malerischen Herangehensweise sondern eine Frage der Persönlichkeit des Künstlers. Müssen wir mehr Persönlichkeit einfordern?
Wir müssen nichts, aber wir können.
Wenn du mit Persönlichkeit die Fähigkeit seine Umgebung/einen Sachverhalt wahrzunehmen, darüber zu reflektieren und seine eigene persönliche Sicht darauf auf seine Art kommunizieren zu können, meinst, dann beantworte ich deine Frage mit "Ja, wir sollten Persönlichkeit fördern".
Und damit perfekt auf unsere Unterhaltungsindustrie zugeschnitten, nicht wahr? Den Zusammenhang mit den wirtschaftlichen Zwängen hast Du ja ganz oben bereits erwähnt. Ich würde ihm selbst gar nicht so viel Bedeutung beimessen wollen, aber es ist wohl so, dass die Welt die Kreaturen heranzieht, die in ihr überleben können.
Ich bin da erschreckend idealistisch veranlagt und behaupte immer noch, dass wir in einem gewissen Rahmen die Welt mitgestalten können. Kauft SamuraiJack-DVDs anstatt Powerpuff-Girls, schreibt als Illustratoren die es besser wissen sollten, nicht in zigtausendfacher Ausführung "awesome" in einen GuidWars-ConceptArt-Thread in dem jedes Stück ConceptArt Funktion missachtet und nur auf Effekt ausgelegt ist, produziert selbst durchdachtes Artwork und nutzt eure Möglichkeiten als Meinungsbildner - egal ob als ConceptArtists, Buchillustrator oder ähnliches. Wenn ich zufälligerweise mehrere Ideen storyboarde dann schenke ich der Idee die am meisten Sinn macht, die meiste Aufmerksamkeit. Halte ich eine Idee für vollkommen schwachsinnig, dann sage ich das auch. Mehrfach. Meistens muss ichs trotzdem illustrieren, aber in ganz seltenen Fällen überdenken sie ihr Konzept nochmal.
Wir sind Produzenten und Konsumenten, und keine dieser beiden Rollen ist vollkommen passiv. Dementsprechend hab ich nur bedingt Verständnis für eine Aussage die impliziert: "Der Markt erfordert bloßen Schein, deswegen befasse ich mich nicht Inhalten, das würde meine Markttauglichkeit reduzieren."
Und nur mal als Gedankeneinwurf was den Forumsalltag anbelangt:
Wir haben Speedpainting-Threads, Nonspeedpainting, Skribbles&Sketches, Nonspeeddrawing, Öl, Acryl, Watercolor, & ichweißnichtwasnochalesfür-Threads. Was fordern und fördern diese Threads? Was sagt es aus, wenn in einem Thread nur Bilder zu sehen sind die in unter einer Stunde bearbeitet wurden? Was sagen diese Threads jemandem, der erstmals auf das DAF trifft?
Ist nicht bis auf die sporadisch auftauchenden Projektthreads, der Job-Thread der einzige Ort an dem tatsächlich "Illustration" gezeigt wird?
Warum muss ich wenn ich an einem der interessantesten Projekte die das Forum überhaupt hat, interessiert bin, in den 3D-Showroom gehen? Vor allem wenn vieles was darin zu sehen ist direkt mit den 2D-Arbeiten von Leuten hier ausm Forum zu tun hat oder sogar darin gezeigt wird?
...
FastArt:
Du solltest das Bild auf jeden Fall fertig machen.
Die Denkanstöße und Fragestellungen die hier gebracht wurden, sollen Dir eine Verbesserung ermöglichen. Das bedeutet nicht, dass Du mit dieser einen Illustration jetzt auf alle Fragen schon die jeweiligen Antworten finden musst. Die Frustration die Du jetzt spürst soll Dich nicht davon abhalten, etwas zu schaffen, sondern Dir zeigen wo Du dich selbst noch begrenzt und worüber Du noch hinauswachsen kannst. Verbessere Dich soviel Du kannst und noch möchtest an diesem Bild, inhaltlich und technisch. Aber belohne Dich auch indem Du das Bild fertig stellst. Wenn Du es fertig malst, dann wirst Du sehen wo Du besser geworden bist, wirst sehen, was gut ist.
Du hast nicht nur ein Bild immer und immer wieder übermalt bis Du technisch so gut warst wie Du jetzt gerade bist, und so ists auch mit den Inhalten.
Nur mach das Bild auf jeden Fall fertig! Es wird Dir helfen.