Porträts - Menschen - Leben

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Duracel
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Porträts - Menschen - Leben

Beitrag von Duracel » 26. Jun 2008, 11:29

Unter dieser Überschrift werde ich Fotos von mir posten.
Ich bitte sie auch zumindest primär unter diesem Gesichtspunkt zu bewerten.

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oGerei
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Beitrag von oGerei » 26. Jun 2008, 16:10

Die Alte Frau ist toll, wirkt nachdenklich, vielleicht auch ein wenig entsetzt. Die anderen Fotos sagen mir irgendwie jedoch nicht so zu, da sie meiner Meinung nach den Fokus nicht so rüberbringen wie du es dir vielleicht dachtest.

nayeli
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Beitrag von nayeli » 26. Jun 2008, 20:09

mindestens zwei der bilder sind für mich keine portraits...
man kann schwer die persönlichkeit oder das wesen eines menschen rüberbringen, wenn der mensch absolut nicht erkennbar ist.

das ist für mich dann mehr eine momentaufnahme einer situation, nicht eines spezifischen menschen..


zu den einzelnen bildern:

das erste gefällt mir farblich nicht, der pulli und die wandfarbe sind sich zu ähnlich und geben einen schlechten farblichen kontrast.
der helle bildschirm lenkt ausserdem ab, genau wie der auffällige stoff links unten...
der fokus liegt nicht auf der person.

das zweite bild gefällt mir gut, ich hätte aber versucht, eine noch kleinere blende zu nehmen - wie waren die einstellungen des bildes?
bokeh hätte mir da besser zugesagt, damit dieser stuhl rechts nicht eine so grosse fläche des bildes einnimmt :)

das dritte bild ist toll, also diese brücke, das orangene licht gemischt mit dem dunkelblauen himmel, gefällt mir gut...
schade, dass die hände so verschwommen sind, aber eine kürzere belichtungszeit war wohl bei so dunklen lichtverhältnissen nicht drin nehm ich an?

auf dem vierten bild sieht man keine menschen, nur im hintergrund das gesenkte gesicht einer person, also zählt es für mich nicht als portrait.
deshalb kann ich es auch nicht unter diesen umständen bewerten..
an für sich gefällt es mir aber auch so nicht besonders, es ist nichts halbes und nichts ganzes , in sich einfach nicht stimmig..?
liegt der fokus auf den trommeln? aber dazu ist die flamme links zu dominant und die ganze verwirrende komposition dazu.. hm.


das fünfte bild ist an für sich schön, das gespräch zwischen den beiden menschen kommt sehr gut rüber, die konzentration und alles...
auch da hätte ich mir eine andere blende besser vorstellen können, die menschen im hintergrund sind doch sehr störend...
den bildausschnitt hätte ich auch anders gewählt. die flamme vorne lenkt ab und beeinflusst auch die lichtverhältnisse hinten unvorteilhaft.. wenn man das warme licht der flamme sieht, wirkt das licht bei den frauen kalt und emotionslos.

hier mal meine schnell bearbeitete version, damit du dir meine kritik besser vorstellen kannst:


Bild



muss dir natürlich nicht gefallen, es dient lediglich dazu, dir meine kritik zu erklären, mehr nicht :)
wie gesagt finde ich das motiv sehr schön gewählt...



mit dem nachfolgenden bild kann ich rein gar nichts anfangen.
ich kann mir schon vorstellen, dass du bewegung und ekstase einfangen wolltest, aber gelungen ist es leider nicht wirklich...
hand und gesicht wirken eher monsterhaft und unwirklich, die ganze stimmung ist durch die grosse beige-grau-weiss-farbene fläche der jacke auch nicht so gut rübergebracht.
für mich kein portrait...



das siebte bild finde ich gut, leider ein wenig unscharf / verwackelt ?



soviel von mir, hoffe, dir bringt meine kritik etwas.. natürlich ist das ästhetische empfinden von kunst und somit auch photographie sehr subjektiv und ich möchte hiermit natürlich keinesfalls deine bilder schlechtmachen!
von kritik lernt man aber am meisten und die sichtweise anderer menschen zu den eigenen bildern kann einem gut helfen, fehler und schwächen aufzudecken und daran zu arbeiten.

bin gespannt auf neue bilder :)

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Duracel
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Beitrag von Duracel » 27. Jun 2008, 00:22

Ja, sehr vielen Dank schonmal für die ausführlichen Eindrücke! :)
Freut mich sehr.

Ich werde selbst noch etwas ausführlicher auf die einzelnen Bilder eingehen, allerdings will ich durch eine vorschnelle Reaktion nicht vielleicht noch kommende Kommentare in ihrer Unbefangenheit schwächen.

Bezüglich des Themas habe ich mich hier zumindest entschieden - auch wenn der Fokus auf dem Porträt liegt - es nicht zu eng zu sehen(deswegen u.a. auch der Zusatz 'Leben').
Ich stimme dir also zu, dass nicht jedes Bild als Porträt zu betrachten ist; dennoch empfinde ich die Auswahl als treffend und würde sie vorerst nicht weiter reduzieren wollen.


Zu den Einstellungen kann ichs jetzt garnicht definitiv sagen(und keine Lust in den Originaldateien nachzuschauen ^^) Ich fotografiere aber meist mit fester(meist ganz offener) Blende(1.8; Canon50mm; 300D).
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nayeli
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Beitrag von nayeli » 27. Jun 2008, 12:08

oh trotz der kleinen blende ist der hintergrund so scharf? das hätte ich nicht gedacht...

die canon fixbrennweite mit dieser blende wollte ich mir auch schon mal zulegen, bist du zufrieden damit?

bin dann mal gespannt, was du im nachhinein noch zu den bildern schreibst :)

aber wenn du alle zusammen in einen kontext stellst, muss die aussage eines einzelnen bildes sicherlich nicht überbewertet werden, da hast du recht.

ausserdem stelle ich auch oft bilder online, von denen ich nicht überzeugt bin - manchmal ist man zwar unzufrieden, kann aber nicht genau festlegen warum, und dann hilft kritik von anderen ja auch ganz gut beim differenzieren...


ich werd den thread hier mal im auge behalten B)

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m00hski
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Beitrag von m00hski » 27. Jun 2008, 13:29

Ich sehs ähnlich wie nayeli, und da ich vermutlich nicht mehr Ahnung von Fotografie habe als du, will ich dir auch nicht irgendwelche sinnlosen Ratschläge geben.

Wollte einfach sagen dass ich das dritte bild sehr cool finde! Hat irgendwas Endzeitstimmungsmässiges à la Mad Max... ; ). Gerade die Bewegungsunschärfe und das Licht find ich gelungen.
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Duracel
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Beitrag von Duracel » 29. Jun 2008, 17:01

Da ich grade im Schreibfluss bin, steige ich einmal mittendrinn ein, ohne zuerst auf die einzelnen Bilder einzugehen(kommt dann später).

Ich habe im Speedpaintingthread(S.155(unten)/156) und vorallem in meinem "Duras Revisions"-Thread einen neuen "formbetonten" Ansatz der Malerei vorrangetrieben.
Dieses hier ist im Medium der Fotografie die entgegengesetzte Ausrichtung; ein "inhaltsbetonter" Ansatz.
Wo das eine die Frage stellt, wieviel Gegenstand im Bild brauche ich eigentlich? Ist die Frage hier, wieviel ist alles im Grunde nur eine Frage der Interpretation. Und damit auch, ist ein gegenständliches Bild nicht immer vorallem Inhalt? Und dann weitergehend "WAS" sehe ich eigentlich, das mich zu welchem Inhalt führt.

Trotz dass diese beiden Ansatze scheinbar in gegensätzliche Richtungen gehen, geht es in beiden um das Differenzieren, das Auseinanderziehen von Form und Inhalt, um an dieser Grenze zu erkennen, was sie im Kern zusammenhält.

Ok, zu den Fotos in diesem Thread.
Bei Bild 1 bemerkt nayeli treffend: "der fokus liegt nicht auf der person".
Ganz genau, da liegt er nicht, aber wo liegt er eigentlich?
Was sehen wir eigentlich?
In der rechten Bildhälfte sehen wir eine Person, in der linken erkennen wir einen Laptop.
Getrennt werden diese zwei Hauptelemente durch ein Senkrechte Linie; wir haben formell betrachtet eine eher unruhige, dunkle, tiefe Fläche, und eine eher helle/graue/triste Seite.
Der Laptop selbst fügt sich ins Tapetenmuster ein, indem er selbst auch gemustert/voll ist.
Die Person selbst sitzt vom Betrachter abgewendet Richtung Monitor, optisch stützt sich der Kopf auf den Oberarm; Arm und Kopf bilden allerdings kein stabiles Gefüge, eher kippt der Kopf vom Arm.
Der Kopf selbst ist vom Monitor weggedreht und blickt ins Leere, schaut also nichts konkret gegenständliches an; gleichzeitig aber schaut er in der Fläche gesehen Richtung nicht-leerem Monitor.
Wo liegt also der Fokus?

Meiner Ansicht nach – und ich betone hier, dass ich mir das so nicht ausgedacht/gestellt habe, sondern das so intuitiv so aufgefasst hatte – sieht man hier das Spiel zwischen zwei Elementen, die sich im Raum nicht, aber in der Fläche absolut gegenüberstehen.
Während die Figur und der Monitor im "Raum" durch den "Körper" verknüpft sind, richtet sich in der Fläche, also in dem abstrakten Ausschnitt des Raumes, das Gesicht und der Blick auf den Monitor.
Wir sehen also einen nachdenklich in Gedanken versunkenen Menschen; leicht instabile, eingeknickte Haltung, vor tristem Hintergrund; und in Gedanken schaut er auf eine Seite, die in einem Musterwirrwar zu versinken scheint; im Zentrum dieser Seite sehen wir einen Monitor, dessen Desktop "vollgepropft" ist, mit zuviel.
Wir sehen also einen Menschen, dessen Gedanken gerade Mustern dicht sind.

DAS ist, was wir sehen. Darum geht es.

Und von allen Bildern, die ich an diesem Tag von dieser Person gemacht habe, trifft dieser Eindruck diese Person mit Abstand am besten in ihrem Wesen.


Da ich mich gleich fertigmachen muß, unterbreche ich an dieser Stelle mal die Analyse abrupt.
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Artdek
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Beitrag von Artdek » 30. Jun 2008, 15:23

Ich habe nicht die Zeit genommen, die Kommentare zu lesen, da ich auf die Anfrage des ersten Posts antworten möchte:

Ich finde unter dem Stichpunkt "Portrait" sind nur die ersten beiden einigermassen gelungen. Die Klarheit der Augen lassen mich das Gefühl der dargestellten Person nachempfinden. die Personen sind zudem an für sie üblichen Orten. Daraus schließe ich, dass die erste Person ein junger Student oder junger Mann mit Beruf sein muss.
Doch hier enden die Klarheiten: Die Räume sind nicht hinweisreich genug, als dass ich erahnen könnte, wer diese Person ist oder was diese Person ausmacht. Bsp.: Ein Politiker läßt sich üblicherweise vor oder neben seiner Landesflagge portraitieren; ein Akademiker vor Büchern oder vor einer Schule; etc.
Die anderen Bilder sind weniger Portraits als Momentaufnahmen des Lebens von Menschen. Aber die Menschen sind schwer zu erkennen, wenden sich ab oder sind schlicht verschwommen. Auch finden sich keine eigentümlichen Momente, die klar stellen würden, wo oder zumindest in welcher Art von Ort es stattfindet - es könnte überall sein, vom Land bis zum urbanen Dasein. Zwei der Bilder wirken gar, als drehe es sich rein um die Trommeln - wie Werbung für das Produkt Trommel.
Nayelis Überarbeitung funktioniert für mich darum nicht, weil sie das Objekt Trommel, mit welchem die Personen wohl in Verbindung stehen, nicht verdeutlicht. Es könnte auch ein Tisch sein. Somit wirken die Leute plötzlich wie Wanderer an irgendeinem Stopp. Sie reden über irgendwas und empfinden, was ich nur schwer erspüren kann. Ihre Kleidung lässt auf nichts schließen - ab einem bestimmten Wetter ziehen die meisten Menschen sehr ähnliche Dinge an. Das Bild wirkt noch zu sehr wie ein beliebiger Schnappschuss auf mich. Es erzählt zu wenig vom Leben.
Als Bilderreihe geben die drei Trommelbilder schon mehr her. Sie scheinen zu erzählen, dass Trommeln verbindet.
"Hundert Schafe, von einem Löwen geführt, sind gefährlicher als hundert Löwen, geführt von einem Schaf."

nayeli
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Beitrag von nayeli » 4. Jul 2008, 17:57

²artdek
interessanter post.

zu dem bildausschnitt: für mich lag der fokus bei den bildern gar nicht wirklich auf den trommeln.. ich habe aber auch absichtlich versucht, alle bilder als einzelnes zu beurteilen und nicht als "serie", weil das ja so gewünscht war.
bei dem bild, dass ich nachbearbeitet habe, war mehr die beziehung zwischen diesen beiden menschen, ihr gespräch, ausschlaggebend und interessant.
die trommeln sind meiner meinung nach auf allen bildern nicht wirklich in bezug gesetzt zu den personen und sind deshalb nicht vordergründig von interesse.

mir fehlt bei den bildern die seele.. zu viel halbgares technisches wissen, das versuchsweise umgesetzt wird, zu viele gedankenansätze, die gezeigt werden sollen aber für aussenstehende nicht rüberkommen.

deshalb finde ich deinen post zwar interessant, duracel, aber trotz allem macht es für mich die bilder nicht besser. es klingt mehr wie eine rechtfertigung und das finde ich schade!
wenn die bilder nicht das zeigen, was du geschrieben hast, musst du daran arbeiten und versuchen, es anders umzusetzen, es sei denn, du willst nicht, dass irgendjemand deine bilder versteht ;)
früher hab ich auch immer NUR für mich selbst photographiert, doch mit der zeit habe ich erkannt, dass es wichtig ist (auch für mich selbst!), dass andere die bilder genauso interpretieren wie ich. weil ich dann weiss, dass ich das getroffen habe, was ich zeigen wollte.
natürlich ist alles interpretationsfrei, wir sind ja menschen mit unterschiedlichen erfahrungen und vorkenntnissen, trotzdem sollte es schon möglich sein, in etwa zu begreifen, worum es dem photographen bei den bildern geht.
ich bin wohl nicht so der mensch für abstraktes, zumindest nicht, wenn es eine mischung aus abstrakt und real ist.

wenn man photos erklären muss, ist der ansatz verfehlt. aber das ist meine subjektive einstellung und jeder kann darüber denken, wie er oder sie mag :)


bei dem ersten bild gehen unsere geschmäcker und unser verständnis wohl einfach auseinander, für mich fügt sich der laptop keinesfalls in die linke bildhälfte ein, nur weil theoretisch "muster zu muster" passen soll...?
mir gefällt die farbkombi von bildschirmhinergrund und tapete überhaupt nicht, dazu das beige in der wand und dem pulli auf der rechten seite.
meiner meinung nach sind die farben einfach ungünstig und egal, wie viel das bild "aussagt" oder auch nicht, es ist für mich nicht stimmig und gefällt mir deshalb nicht, bringt auch die aussage nicht rüber, weil ein bild, dass mir nicht gefällt oder mich nicht extrem anspricht auf grund des motivs, werde ich auch nicht weiter analysieren.

das sage ich jetzt so deutlich, um dir zu zeigen, dass die ästethik meiner meinung nach bei der photographie genauso wichtig ist wie die aussage.
ansonsten kannst du auch einfach ein buch schreiben ;)

aber wie gesagt, alles subjektiv..

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