Wenn man technische Gerätschaften zeichnen können will, dann kommt man imho ohne Anatomie-Wissen ebenso nicht aus; ALLERDINGS, es solltes die Anatomie der entsprechenden Objekte sein; bei Zeichnungen von Gebäuden, sollte man auch Statikgrundverständnisse erlernen. Bei Autos muß man nicht wissen, wieviele "Kopflängen" hoch es ist, aber stattdessen wieviele "Radlängen" lang. Und für Raumschiffe sollte man sich eingehender mit Düsenjets und Raketentechnik befassen.
Grundsätzlich sollte man imho unter Zeichnen weniger "viele Linien aufm Blatt Papier" verstehen, sondern das "zeigen/darstellen von Form- und Funktionszusammenhängen". Der Begriff "zeichnen" ist nicht ohne Grund nah verwandt mit dem des "zeigen".
An den Stellen überschneiden sich auch viele Sachen sehr sehr stark gedanklich. Im Grunde ist ja auch der Mensch eine eben sehr komplexe Maschine mit Gehirn.
D.h. ob ich nun einen Muskel habe oder einen Hydraulikzylinder ist von den Funktionszusammenhängen sehr ähnlich.
Entsprechend besteht ein Großteil beim zeichnen daraus, sich Gedanken über solche Physikgrundlagen zu machen.
Eine in der Designgeschichte klassische Form ist ja z.B. die "Stromlinienform", die ja auch einen physikalischen Hintergrund hat und für Raumschiffdesign grundsätzlich nicht uninteressant sein dürfte.
D.h. im Grunde spielt es später imho keine Rolle mehr, ob man Autos zeichnet oder Menschen oder Raumschiffe. Deswegen waren auch nicht wenige der bekannten Designer in der Geschichte solche scheinbaren "Multitalente".
So gibt es denn auch Bücher, die zeigen, wie man was ganz bestimmtes in einem bestimmten Stil zeichnet - wie viele dieser "How To Easy Ruin Your Skillz With Manga"-Büchern, wohingegen sich z.B. der Bammes(Die Gestalt des Menschen) ja gerade dadurch auszeichnet, dass er einem eben den Menschen als zusammenhängend funktionierendes Wesen lehrt mit einem Großteil an übertragbarem Wissen.
In dem Zusammenhang ist der Mensch denn auch eines der wenigen Themen, die besonders häufig "speziell für Zeichner aufbereitet" gelehrt werden; bevor es das gab, haben sich die Leute an Medizinbüchern orientiert oder an Aktmodellen. Genauso orientieren sich heute Leute, die Autos zeichnen eben an Vorlagen, die sie kopieren, oder an technischen Erläuterungen.
D.h., im Zweifel muß man die "Aufbereitung" der Informationen eben selbst übernehmen; das ist allerdings umso schwerer, umso mehr man noch im Anfang steckt; deswegen kann ich nur jedem Anfänger empfehlen "menschliche" Anatomie zu lernen, weil man sie wirklich immer gebrauchen kann, da sich unsere Welt nuneinmal (subjektiv) um uns Menschen dreht. D.h., ein Bammes sagt einen, worauf man beim Menschenzeichnen achten sollte, ein Autokatalog -NICHT- (beim Autozeichnen, versteht sich).
Und das, womit die meisten Anfänger Probleme haben ist nuneinmal, dass sie mit der Vielfalt an Informationen vollends überfordert sind.
Ein abschließendes Beispiel:
Erst neulich habe ich mich mal wieder kurz mit Autos beschäftigt, als ich an einer Haltestelle auf meinen Bus gewartet habe. Ich war am rätseln, wo genau eigentlich die Frontscheibe in der Seitenansicht relativ zum Vorderreifen verläuft. Jenach Modell ist es mehr oder weniger unterschiedlich. Irgendwann ist es mir dann wie Schuppen von den Augen gefallen – natürlich muß die Verstrebung, die das Dach hält(Und die Frontscheibe einfasst) das Gewicht auf die Achse übertragen, ähnlich einer Kuppel, die das Gewicht auf die Säulen ableitet. D.h., selbst wenn der Formverlaut mal etwas vor, und mal etwas hinter die Achse weist; so kommt es doch grundlegend nicht umhin, dieser Regel mehr oder weniger zu gehorchen.
Mit diesem Bewußtsein im Hinterkopf fällt es mir nun erheblich leichter, Autos zu skizzieren.
Soetwas lernt man aber nicht mit einem Autokatalog; möglicherweise wird man bei 1000den von gezeichneten Autos es irgendwie unweigerlich so zeichnen, mir ist aber diese Erkenntnis gekommen, nachdem ich mich eingehend mit dem menschlichen Skelett beschäftigt habe. (nachwievor zeichne ich äußerst sporadisch mal einen PKW)
D.h., ich würde grundsätzlich behaupten, um gut zeichnen zu können muß man grundsätzlich drei Bereiche abdecken:
- 1.
- einiges grundlegendes Zeichenverständnis – vollkommen Motivunabhängig – wie z.B. Perspektive aber auch Kompositionsregeln(Loomis, CreativeIllustration kann ich da empfehlen – als legaler download hier http://placidchaos.com/AM/index.php?cat=21) und Wissen über Wahrnehungstheorie(überlappende Formen, Gesetz der Nähe, etc.pp)
kurzgesagt: das Wissen, wie ich etwas darstellen kann, sodass es vom Wahrnehmungsapparat aufgenommen werden kann
2.- konkretes Sachverständnis(siehe oben); also physikalische Funktionszusammenhänge oder Proportionen von bestehenden Objekten.
kurz: was ich objektiv gesehen darstelle
3.- emotionales, sunbjektives Verständnis; d.h. ich muß ein Gefühl dafür entwickeln, welche empfindungen Bestimmte Darstellungen auslösen können. Ich muß Wissen, inwieweit manche Dinge kulturell geprägt sind; welche Farben welche Emotionen auslösen können.
kurz: wie eine Sache interpretiert wird (von mir wie auch vom Betrachter)
(natürlich überschneiden sich die Bereiche auch teilweise)
@David Chelsea - Perspective! for Comic Book Artists: How to Achieve a Professional Look in Your Artwork
Absolut#2 - das einzige mir bekannt uneingeschränkt zu empfehlende Buch über Perspektive.
Ziel ist, woran kein Weg vorbeiführt.