Farbenblindheit

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Lynx
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Farbenblindheit

Beitrag von Lynx » 9. Mai 2007, 12:01

Hi,

ich würde gerne wissen wieviel von euch an einer Farbenblindheit leiden ? Ich selbst habe eine Rotgrünschwäche, zeichne allerdings recht gerne und würde deswegen beruflich was kreatives machen. Jetzt weiss ich allerdings nicht, ob mir meine Rotgrünschwäche sowas von vorne herein zu nichte macht. Die einzigen Berufe/Studiengänge die mir momentan einfallen wären Mediengestalter oder Designstudiengänge an Fachhochschulen.

Ich habe auch demnächst einen Termin beim Berufsberater, dem ich meine Pläne erzählen werde. Allerdings habe ich das Gefühl, dass er mehr Argumente gegen meinen Berufswunsch hat. Eines wäre sicher meine Farbenblindheit.

Sicher fragen sich einige warum ich zum Berufsberater gehe, wenn ich doch schon ungefähr weiss was ich machen möchte ... Ganz einfach, das Arbeitsamt hat's mir aufgebrummt.

Für Leute die keine Farbenblindheit haben und sich nicht vorstellen können wie es ist farbenblind zu sein.

Bild

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Das erste Bild zeigt wie es jemand ohne Farbenblindheit sieht, und das zweite simuliert quasi die Farbenblindheit. Ich sehe in beiden Bildern die Zahl 17. Allerdings ist das erste Bild mehr orange und das zweite mehr grünlich.

Chinasky
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Beitrag von Chinasky » 9. Mai 2007, 14:54

Frank Miller, der berühmte Comiczeichner, ist meines Wissens farbenblind. Geht also alles... Allerdings dürftest Du im eher angewandten Bereich schon Probleme haben, wenn es darum geht, Kundenwünsche zu realisieren. Da kann man ja nicht einfach sagen: "Schwarzweiß ruled alles weg, verzichten Sie also auf Farben!"

Den Berufsberater solltest Du als Angebot, nicht als etwas "Aufgebrummtes" verstehen. Es geht da ja eher darum, daß Du gemeinsam mit ihm herausfindest, was abgesehen von Deinen bisherigen Plänen vielleicht noch für Dich interessant sein könnte. In der Vorbereitung für den Termin solltest Du Dir mal überlegen, was du alles kannst, in welchen Umfeldern Du Dich wohl fühlst, was Du nicht kannst, wo Du Dich unwohl fühlst. Nicht so sehr danach fragen: Worauf hab ich Bock? Sondern danach: Was fällt mir leicht?

Denn auf Dauer macht Dir nur der Job Spaß, der Deinen Fähigkeiten entgegenkommt. Ein Großteil der Befriedigung im Job zieht man aus dem Erfolg, den man dort hat, aus der Anerkennung der Arbeitgeber/Mitarbeiter/Kunden usw.

"Irgendwas Kreatives machen" ist noch keine Berufsvorstellung. Das wollen alle, irgendwie ist Kreativität heutzutage wohl eine Art besonders wertvoller Marke, die alle haben wollen. Die Frage ist: was hast Du bisher in Richtung Design, Mediengestaltung usw. gemacht? Wieviel hast Du Dir da schon selbst erarbeitet? Wenn Dich gewisse Arbeiten faszinieren, meinetwegen auch Webdesign, dann hast Du den nötigen Biß, auch eventuelle Handicaps wie Deine Rot-Grünschwäche zu kompensieren, indem Du entweder auf Teamwork (mit anderen Designern, die farbliche Probleme Deiner Entwürfe erkennen können) setzt oder eben Deinen eigenen Stil entwickelst, in welchem Dein Handicap keine Rolle spielt. Wie gesagt: Frank Miller hat es geschafft, als Farbenblinder zum Kult-Comiczeichner zu avancieren.
Ich drück Dir die Daumen, daß der Berufsberater Dir bei Deiner persönlichen Wegfindung hilft!
Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.

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Amanda
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Beitrag von Amanda » 9. Mai 2007, 20:03

Moin,

mein damaliger Chef war rotgrünblind und mein Job die Farbkalibration der Maschinen und Abgleich der Cover. Er sah gerade in diesen Farbbereichen erheblich besser die Unterschiede, als ich sie wahrnahm. Alleine über die Graustufen. Das war erstaunlich.

Wenn die vom Arbeitsamt Mediengestalter und kreativ hören, legen die eh die Ohren an. Mit den höchsten Arbeitslosenquoten und der Beruf des Mediengestalters ist nicht kreativ... meist ist er Wiederholung, Genauigkeit, technisches Verständnis, ewige Fortbildung in der Freizeit.

Schau dir die wenigen Stellenangebote an und was verlangt wird, das sagt schon viel darüber aus.

Kreativität brauchen die Leute, die texten, Konzepte entwerfen, die neue (!) Lösungen finden sollen. Oder eben Künstler *g*. Mediengestalter sind das meistens nicht, Ausnahmen bestätigen, wie überall, die Regel.

Ich würde in jedem Fall empfehlen ein kurzes Praktikum zu absolvieren, damit Du live mitbekommst wie der Alltag aussehen wird. Und wenn es geht, eher ein Studium absolvieren als eine handwerkliche Ausbildung (MG eben).

Wichtig ist, daß Du diesen Beruf wählst, weil Du es als Berufung empfindest und nicht um was zu machen, was sich cool anhört. Lies sonst mal was die Leute auf mediengestalter.info schreiben, die Umgangsformen entsprechen durchaus der Realität. *fg*

LG,
Ellie

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Beitrag von Lynx » 9. Mai 2007, 21:12

Ok, der begriff kreativ ist eventuell ein wenig unglücklich gewählt. Gestalten grenzt das Ganze eventuell ein wenig besser ein. Mir macht zum Beispiel Zeichnen recht viel Spass oder Sachen am Computer zu modellieren (auch wenn ich darin noch nicht besonders gut bin).

Was das Handwerkliche betrifft. Da hatte ich schon ein dreiwöchiges Praktikum in einer Tischlerei gemacht. Fand es persönlich zwar nett, aber als Tischler wollte ich dann doch nicht für den Rest meines Lebens arbeiten. Die Werkstücke wurden dort zwar alle per Hand gemacht (was nicht selbstverständlich ist), dennoch war es schon recht anstrengend 8 Stunden am Tag zu stehen und an einer Rahmenverbindung zu sägen/pfeilen/schleifen.
Wenn die vom Arbeitsamt Mediengestalter und kreativ hören, legen die eh die Ohren an. Mit den höchsten Arbeitslosenquoten und der Beruf des Mediengestalters ist nicht kreativ... meist ist er Wiederholung, Genauigkeit, technisches Verständnis, ewige Fortbildung in der Freizeit.
Das mag durchaus sein, aber sonst wüsste ich keinen Beruf der meinen Interessen entspricht. Vielleicht wäre Illustrator ja so ein Beruf, aber dafür wäre ich vom Könnenstand was Zeichnen anbetrifft wohl erst in 10 Jahren soweit. Auch wenn es mir spass macht. :(

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Amanda
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Beitrag von Amanda » 10. Mai 2007, 08:27

Hallo Lynx,

dir deinen Wunsch vermiesen möchte ich keinesfalls. Aber viele Leute haben eine sehr realitätsfremde Vorstellung von dieser Branche. Daher ja meine dringende Empfehlung ein Praktikum zu machen.

Such dir doch die verschiedenen Berufsfelder zusammen und druck es für den Berater aus, damit der sieht, wie vielseitig es in der Medienbranche zugeht. Dann sieht er auch, daß er dir nix erzählen kann und deine Idee mehr ist als nur eine Flause.

LG,
Ellie

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Beitrag von Makx » 10. Mai 2007, 08:56

@ Chinasky: Farbsehschwäche - wenn auch oft als Farbenblindheit bezeichnet - bedeutet nicht, dass man keine Farben sieht. Man sieht sie nur anders. Wie Ellie schon angedeutet hat, sieht man auch nicht schlechter als andere Menschen - manche Farben unterscheiden sich eben weniger -andere mehr. Farbenblind zu sein zwingt einen nicht dazu Schwarz/Weiss zu arbeiten.
Tatsächlich könnten fast alle bekannten Comiczeichner Farbenblind sein, weil kaum jemand seine Zeichnungen selbst coloriert.
Und wenn im eigenen Beruf der Erfolk wichtiger wäre als der Spass an der Arbeit, dann wären wir wohl alle Banker geworden. ;)

Lynx: Pack bei solchen Gespächen ruhig immer aus, was dich genau begeistert: was du gerne zeichnest, wo du gerne hinkommen würdest. Viele Jugendliche haben kaum konkrete Vorstellungen, was sie beruflich einmal machen wollen, und noch weniger Elan, dass auch umzusetzen. Berufsberater haben jeden Tag duzende solcher Fälle - zeig ihm, das du keiner davon bist. Später den Kurs korrigieren zu müssen ist besser, als sich wegen Ziellosigkeit einfach treiben zu lassen.
Und was deine Farbsehschwäche angeht: Ich würde das einfach nicht als "Behinderung" ansehen. Du sitzt schließlich nicht im Rollstuhl und musst die Treppe rauf. Selbst wenn dein Beruf später einmal direkt mit Farben zusammenhängen sollte (und die meisten kreativ/zeichnerischen oder 3D-Medialen Berufe tun das nicht), dann sehen deine Arbeiten eben anders aus - es hängt viel mehr an einem Bild als nur die Auswahl des "richtigen" Farbtons.

Meine Empfehlung: wenn du gerne zeichnest, dann zeichne weiter. Aber vergiss nicht auch mal ein Praktikum zu machen. Sonst stellst du zu spät fest, dass dir de Tischlerei doch mehr Spass gemacht hätte ;)

Chinasky
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Beitrag von Chinasky » 10. Mai 2007, 12:28

@Makx: Ist mir schon klar, daß man mit einer Rot-Grün-Schwäche noch allerhand an Farben unterscheiden kann. Ist es nicht auch so, daß es unterschiedliche Grade an Farbsehschwäche gibt? Daß es für so ein Handicap auch Workarounds gibt, dafür war Ellis Beispiel ja sehr treffend, genau darauf wollte ich hinaus, hab's wohl nur etwas mißverständlich formuliert.

Was den Erfolg im Beruf angeht: Ich habe extra nicht: finanzieller Erfolg geschrieben. Man hat auch dann Erfolg, wenn ein Bild einfach gut geworden ist. Diese Anerkennung kann man nicht immer nur in sich selbst finden - Feedback von anderen brauchen fast alle von uns, oder? Und man möchte Forschritte erzielen, besser werden, und nicht beispielsweise in einer Gruppe von Leuten, die alle auf dem gleichen Skillevel anfangen, immer weiter zurückfallen. Erfolg im Beruf bedeutet also auch: besonders schnell Lernfortschritte auf diesem Gebiet zu erzielen, besonders leicht gute Lösungen für sich auftuende Probleme zu finden usw. usf..

Und da ist es nie verkehrt, sich mit anderen zu vergleichen - auch um vielleicht rechtzeitig herauszufinden, daß man für einen bestimmten Jobbereich eben nicht geboren wurde. Wenn man das falsche Fach studiert, dann rächt sich das später, indem Frust aufkommt. Sei es, daß man in dem gewählten Beruf nur sehr langsam Karriere macht, sei es, daß man überhaupt keine Jobs angeboten bekommt, sei es, daß man, um mit den anderen mithalten zu können, viel mehr Zeit und Energie für den Job aufwendet als üblich.

So, ich hoffe, jetzt hab ich's klarer ausgedrückt. :)

Eure Tipps bezüglich des Praktikums sind auf jeden Fall voll zu unterschreiben.
Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.

Tobias-M
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Beitrag von Tobias-M » 10. Mai 2007, 13:16

Lynx hat geschrieben:Ich selbst habe eine Rotgrünschwäche, zeichne allerdings recht gerne und würde deswegen beruflich was kreatives machen. Jetzt weiss ich allerdings nicht, ob mir meine Rotgrünschwäche sowas von vorne herein zu nichte macht. Die einzigen Berufe/Studiengänge die mir momentan einfallen wären Mediengestalter oder Designstudiengänge an Fachhochschulen.

Ich habe auch demnächst einen Termin beim Berufsberater, dem ich meine Pläne erzählen werde. Allerdings habe ich das Gefühl, dass er mehr Argumente gegen meinen Berufswunsch hat. Eines wäre sicher meine Farbenblindheit.
Mach Dir um die Rot-Grün-Schwäche mal nicht so'n Kopp. Klar, für viele Fälle bist Du damit einfach ungeeignet – z.B. die Postproduktion eines Kinofilmes, in der feine Farbjustierungen vorgenommen werden. Auch für viele Illustrationsfelder wird es schwierig, sobald es halbwegs realitätsnah und farbig werden soll. Und von derartigen Tätigkeiten gibt es doch viele.

Andererseits gibt es noch viel mehr kreative Berufe, die man ausüben kann, ohne von einer Sehschwäche beeinträchtigt zu werden. Modeling mit 3D-Programmen, auch echte Bildhauerei wäre denkbar. Möbeldesign. Interfacegestaltung. Karosseriedesign. Auch Architektur ist möglich. Allgemein "Computervisualistik" (hat ein Freund mit Rot-Grün-Schwäche studiert), also der eher informatikorientierte Teil von Gestaltung. Comiczeichner. Sogar Comiccolorist (Uderzo ist, soweit ich weiß, Rot-Grün-Fehlsichtig. Er hat sich damit beholfen, einfach die Farben an die Tuschenäpfe zu schreiben, dann ging's auch). Trickfilmanimator, 2D oder 3D. Sämtliche Illustrationen, die im s/w- oder Graustufen-Bereich bleiben. Und es gibt noch viel mehr…

Daher ist es falsch, jetzt schon die Flinte ins Korn zu werfen, nur wegen so einem kleinen Problemchen. Such Dir einfach Dinge raus, die eben kein "komplettes" Farbempfinden erfordern, und ab geht's.

Lynx
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Beitrag von Lynx » 10. Mai 2007, 17:38

Hi,

danke für die vielen lehrreichen Antworten. Das mit dem Praktikum ist eine ziemlich gute Idee. Ich werde mich auch um ein paar Stellen bemühen. Allerdings habe ich noch eine Frage zum Schluss. Gibt es eventuell noch eine andere Seite als die vom Arbeitsamt, um sich über die oben genannten Berufe bzw. Berufsfelder zu informieren ?

fxk
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Beitrag von fxk » 10. Mai 2007, 20:51

Gibt es eventuell noch eine andere Seite als die vom Arbeitsamt, um sich über die oben genannten Berufe bzw. Berufsfelder zu informieren ?
direkt an der Quelle - also hier :)
I'm the great Cornholio - I need some TP for my bonghole...

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Beitrag von Ausgezeichnet » 16. Mai 2007, 22:15

...war bisher kein Problem.
Sieh selbst: www.ausgezeichnet.com

lg,
Bernd

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Beitrag von Ausgezeichnet » 2. Aug 2007, 16:23

Hi,

ich bin kürzlich auf eine Website gestossen, wo jemand Farblinsen beschreibt, mit denen man Rot-Grünschwächen verbessern kann.
Hab mich auf die Suche gemacht, habe seit heute eine Testbrille, mit der ich aus dem Ishegara Farbstest ca. 95% richtig sehen kann (zuvor ca. 10%).
Das Ergebnis ist verblüffend, ich bin das ganze jetzt noch am Testen, was das konkret für meine Arbeit bedeutet. Bis jetzt ist klar, daß bei meiner Briller der Rotbereich gedämpft wird, der Grünbereich aber intensiviert wird, insgesamt wirken alle restlichen Farben sehr gesättigt.

Bei Interesse bitte melden.
Beste Grüße,
Bernd

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