Frage - kurz und zackig

Antworten
Chinasky
Artguy
Beiträge: 3603
Registriert: 29. Mai 2006, 10:55
Kontaktdaten:

Beitrag von Chinasky » 17. Jun 2008, 16:51

Stimmt. Es zu können, ist sicherlich hilfreich, aber wenn man ohne Referenzen nicht klar kommt, ist das kein Beinbruch.
Mit zunehmender Erfahrung kann man dann immer mehr Sachen aus dem Kopf zeichnen. Und wird dennoch merken, daß man beim Zeichnen nach der Natur oder nach Referenzen immer wieder Sachen entdeckt, auf die man von selbst nicht gekommen wäre.

Aber man kann den Anspruch natürlich an sich stellen, wenn einen das motiviert. Wenn er eher frustriert und hemmt - dann weg damit! :)
Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.

Benutzeravatar
coodle
Senior Member
Beiträge: 303
Registriert: 5. Sep 2007, 08:40

Beitrag von coodle » 17. Jun 2008, 17:26

Für mich ist da immer eher die Frage wichtig, ob es vom Foto abgezeichnet/abgemalt oder quasi live gemacht worden ist.

Ich find nämlich abgemalte Sachen ziemlich lame, aber damit steh ich scheinbar oft allein da. Wie begeistert die Leute immer von Speedpaintings sind, die einer nach einem Foto oder einer Illustration malt, das kann ich nicht verstehen.

Das Foto nimmt einem doch schon so viele Dinge ab, dass man es meiner Meinung nach nicht mit einem Lifedrawing vergleichen kann.
Als Referenz für Sachen aus dem Kopf ist es aber sehr nützlich.

t.T.: Alles aus dem Kopf zu malen ist sicherlich eine gute Übung, aber notwendig ist es auf keinen Fall...
Zuletzt geändert von coodle am 17. Jun 2008, 17:27, insgesamt 1-mal geändert.

Makx
Member
Beiträge: 171
Registriert: 29. Mai 2006, 16:52

Beitrag von Makx » 17. Jun 2008, 17:26

Am "aus dem Kopf" zeichnen können hängt viel mehr dran, als nur keine Vorlagen zu benötigen.
Es ist eine komplexe Mischung aus bewusster Wahrnehmung, räumlichen Vorstellungsvermögen, Merkfähigkeit, Phantasie und Kreativität (und weitern Dingen - aber das sind mal die Offensichtlichsten).

Nein, man muss es nicht können.
Sieh's wie Sport: wenn du nicht gerade Profisportler bist, hat ea auch keinen Sinn Joggen zu gehen. Aber es ist ein gutes Trainig, hält körperlich und geistig Fit, bereichert den Alltag und erleichtert vieles - auch Dinge die zunächst keinen direkten zusammenhang erkennen lassen.

Erst kürzlich hat mir ein Kommilitone wieder erzählt, wie leicht ihm Dank seiner Zeichenübungen der 3D-Modeling-Kurs gelingt: wenn man es zeichnen kann, ist die 3D-Umsetzung nur noch halb so schwer.
Und ich riskiere hier gerne den Spott und die Häme wenn ich sage: ohne mein Zeichnen könnte ich nur halb so gut Programmieren - für mich ist ein Computerprogramm nichts anderes als ein komplexes Bild oder eine Skulptur - und Code ist mein Medium.

Nein, es ist NICHT extrem schwer. Es ist nichtmal schwer.
Es dauert nur sehr lange zu lernen und die Übungen werden als ermüdent angesehen - deswegen hören viele schnell wieder auf.
Überhaupt scheint in unserer Gesellschaft alles, was sich nicht in einem Wochenendseminar erlernen lässt und dann sofort Profit abwirft als "unsinnig" oder "minderwertig" angesehen zu werden.
Aber da macht man sich was vor.
IMHO würden die viele die so reden gerne selbst zeichnen können. Nur lassen sie davon ab, weil sie ihr Herz nicht mit Überzeugung auf ein großes Ziel ausrichten. Dann suchen sie Argumente, um ihr handeln vor sich selbst zu rechtfertigen und schließlich benutzen sie die Argumente sogar um das Ziel abzuwerten.

Wie gesagt: nicht alle, aber viele. Wichtig ist für jeden nur, wozu er selbst zählt: WILL MAN oder WILL MAN NICHT zeichnen können? Alle Argumente darum herum sind Wertlos und reine Rechtfertigung.

Benutzeravatar
IronCalf
Artguy
Beiträge: 2042
Registriert: 29. Mai 2006, 02:52
Wohnort: Salzburg
Kontaktdaten:

Beitrag von IronCalf » 17. Jun 2008, 18:08

coodle hat geschrieben:Ich find nämlich abgemalte Sachen ziemlich lame, aber damit steh ich scheinbar oft allein da. Wie begeistert die Leute immer von Speedpaintings sind, die einer nach einem Foto oder einer Illustration malt, das kann ich nicht verstehen.
Als Übung kann man aus so einem Speedpainting mMn. etliches herausholen. Es kommt halt drauf an, auf was man sein Augenmerk legt. Einmal auf die Komposition zu achten, oder zu schauen wleche Tonwerte oder Texturen wie und wo eingesetzt werden (können).

Zum Thema:

Natürlich ist Life Drawing zu bevorzugen, aber wenns nicht anders geht, muss man halt auf Fotos zurückgreifen. Aber ohne Input von aussen wiederholt man nicht nur selbst. Man muss auch mal sehen, wie etwas aussieht, oder wie es andere umgesetzt haben.
Vergesst niemals, dass sich auch der stärkste Mann aufs Kreuz legen lässt. Diesen Fehler machte Gott, als er auf die Erde kam.

Art must be "A" work or its not art. Art won't shine your shoes, fuel your car, or feed your cat.
Therefore: ART HAS NO REASON TO EXIST, OTHER THAN THAT IT BE WELL MADE. - Stapleton Kearns
If you work to make excellent things your style will develop on its own. - Stape, again

Mein Personal Showroom: http://www.digitalartforum.de/forum/vie ... 0&#a117960

Benutzeravatar
IronCalf
Artguy
Beiträge: 2042
Registriert: 29. Mai 2006, 02:52
Wohnort: Salzburg
Kontaktdaten:

Beitrag von IronCalf » 17. Jun 2008, 19:00

Naja, wenn du ein Foto kopierst und dann lauthals verkündest, dass du es selbst, frei, per Hand, ohne Vorlage gezeichnet hast, sieht das sicher niemand gern.
Vergesst niemals, dass sich auch der stärkste Mann aufs Kreuz legen lässt. Diesen Fehler machte Gott, als er auf die Erde kam.

Art must be "A" work or its not art. Art won't shine your shoes, fuel your car, or feed your cat.
Therefore: ART HAS NO REASON TO EXIST, OTHER THAN THAT IT BE WELL MADE. - Stapleton Kearns
If you work to make excellent things your style will develop on its own. - Stape, again

Mein Personal Showroom: http://www.digitalartforum.de/forum/vie ... 0&#a117960

Benutzeravatar
aeyol
Artguy
Beiträge: 2784
Registriert: 29. Mai 2006, 06:41
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Beitrag von aeyol » 17. Jun 2008, 19:11

Das selbe gilt nicht nur für Fotos, sondern auch für Werke anderer Zeichner, von denen man sich eventuell mal inspirieren lässt. ;)
Wenn ich kein Frosch wär´, könnten Vögel fliegen.

MartinH.
Artguy
Beiträge: 3263
Registriert: 28. Mai 2006, 23:15
Kontaktdaten:

Beitrag von MartinH. » 17. Jun 2008, 19:21

abgemalte bilder begeistern mich grundsätzlich auch weniger, egal ob von natur oder nach foto. aber ich hab den lernwert des abmalens lang unterschätzt, das ist absolut sinnvoll das zu machen und nicht direkt zu versuchen alles aus dem kopf zu malen.

Makx
Member
Beiträge: 171
Registriert: 29. Mai 2006, 16:52

Beitrag von Makx » 17. Jun 2008, 20:52

simplicitas hat geschrieben:Nunja es ist doch eigentlich auch nicht so, dass ich mir da einen Pfad aussuchen muss oder? Ich kann doch erst ein wenig Naturstudien machen und anschließend probieren ob das aus dem Kopf geht richtig?
:D
Genau das ist ja zeichnen lernen. Ohne Naturstudien kann man gar nicht lernen "aus dem Kopf" zu zeichnen, denn irgendwie muss da ja alles auch mal hineingekommen sein.
Wenn du z.B. einfach einmal ein paar Bilder von Blättern nimmst, (besser noch: echte Blätter) und diese versuchst abzuzeichnen, dann wirst du feststellen, dass man erst durch das Abzeichnen wirklich sieht wie so ein Blatt eigentlich aufgebaut ist.
Diese Erkenntnis bleibt im Kopf und kann später jederzeit weiterverwendet werden.

Vielleicht habe ich dich auch grundsätzlich missverstanden:
Natürlich ist man nie wirklich mit den eigenen Leistungen zufrieden. Das ist der Ehrgeiz.
Und natürlich bewundert man Bilder von anderen Künstlern und wird inspiriert von ihren Ideen.

Aber manche geben deswegen auf und beginnen, stumpf zu kopieren, Fotos abzupausen und sich 100% auf Vorlagen zu verlassen, die sie nichtmal genau anschauen.
Besser ist jedoch: man lernt von ihnen - analysiert genau und schafft dann seine eigene Version davon.

Am Beispiel gesagt: Wir alle zeichnen Menschen. Keiner von uns hat den Menschen erschaffen - wir wurden alle von dem Konzept inspiriert, haben es kopiert, analysiert und schließlich in unseren Bildern neu erfunden.
Wer aber nur Fotos, Holzpuppen und Poser3D-Modelle abpaust um sofort ein tolles Bild zu haben, wird nie verstehen, was man mit einer menschlichen Figur alles anstellen kann.

Ganz abgesehen davon dass ihm eine Wunderwelt an Wissen verloren geht: Anatomie, Gestik, Mimik, Bewegung und und und...

Benutzeravatar
Lakai
Senior Member
Beiträge: 339
Registriert: 18. Aug 2006, 16:58
Kontaktdaten:

Beitrag von Lakai » 17. Jun 2008, 21:35

Abzeichnen ist einfach ein gutes Mittel seine mentale Bibiothek mit Formen anzureichern, so auch das Beobachten seiner Umwelt.
Es ist halt die Frage ob es dich befriedigt deine Bilder nach Referenz zu zeichnen.
Du hast ganz einfach viel mehr Freiheiten wenn du verstehst was du zeichnest und es auch ohne Referenzen aufs Blatt bringst.
Für mich ist das immer ein Krampf mir die passende Ref zu suchen und finde es dann doch noch angenehmer es 10 mal zu probieren, auch wenn es dann nicht klappen sollte.

Ich benutze ziemlich häufig Referenzen um das dort gezeigte zu studieren wie z.b. Anatomie, Beleuchtung und all der Kram.
Die Bilder die ich danach zeichne zeigen mir wieviel ich davon verstanden habe.

Benutzeravatar
minatron
Newbie
Beiträge: 30
Registriert: 13. Apr 2008, 15:14
Kontaktdaten:

Beitrag von minatron » 18. Jun 2008, 08:44

Persönliche Meinung:
sagen wir mal so du hast durchs freie Zeichnen nen extremen Vorteil gegenüber denen ,die mit Referenzen Arbeiten müssen ,außerdem wirst du kaum einen eigenen Stil entwickeln können wenn du nicht frei Zeichnen kannst ...;) Zeichnen heißt für mich : ohne Referenzen oder Abzeichnen ,nur mit Papier und Stift bewaffnet etwas brauchbares zu kreieren .

Benutzeravatar
coodle
Senior Member
Beiträge: 303
Registriert: 5. Sep 2007, 08:40

Beitrag von coodle » 19. Jun 2008, 12:24

Irgendwie verdrehst du da was. Wenn ich einen Menschen zeichnen will, dann habe ich doch eine Vorlage, die über diese "zwei Arme" hinausgeht. Ein Affe hat auch zwei Arme, aber du wirst beim Zeichnen im Zoo merken, dass es da schon Unterschiede zu deinen gezeichneten Bildern aus dem Aktzeichenkurs gibt.... normalerweise jedenfalls.
Und Fantasy schreit einem doch förmlich PHANTASIE entgegen, da soll man sich was ausdenken.
Also nimm eine Aktzeichnung als Basis und dann dein räumliches, Tonwert- und Farbwissen und denk dir eine Fantasyrüstung selbst aus.
Kein Wunder, dass es tausende von gleichen Orks, Elfen etc. gibt, wenn alle so denken.

Noch etwas (wurde zwar schon indirekt hier gesagt)
Zeichne mal ein Objekt aus dem Kopf, dann nimm es dir und zeichne es so genau wie möglich ab. Dann zeichne es wieder aus dem Kopf. Es wird während des Livedrawings nämlich so oft "Klack" in deinem Kopf machen, dass du beim anschließenden Aus-dem-Kopf-zeichnen eine ganz neue Qualität erreichst.
viva la animacion

Benutzeravatar
Duracel
Beiträge: 2971
Registriert: 29. Mai 2006, 10:35
Wohnort: Greven
Kontaktdaten:

Beitrag von Duracel » 19. Jun 2008, 13:08

Makx hat einige sehr wesentliche Punkte angeschnitten.
Worum geht es eigentlich beim zeichnen und was macht eine gute Zeichnung aus?
Mit einer guten Zeichnung wird einem etwas erzählt oder erklärt und verständlich gemacht. Es wird etwas "dar gestellt" etwas "gezeigt"(zeichnen kommt von zeigen!).
Wobei nicht selten auch der Zeichner selber der Adressat ist. Man versucht sich durch eine Zeichnung etwas "begreiflich" zu machen.

Diese intellektuelle Auseinandersetzung ist es, die für mich eine gute Zeichnung ausmacht.

Um auf die ursprüngliche Frage einzugehen:
Das was als besonders schwierig empfunden wird, ist ja gerade das, was sich lohnt; eben weil es eine Herausforderung ist. Natürlich muß niemand hohe Ansprüche an sich stellen.
Wenn man weiß, was man mit dem Zeichnen eigentlich erreichen will, dann weiß man auch, welche Mittel einem Recht sind.
Und wenn es vorallem darum geht auch wenigstens einmal für einen kurzen Moment in seinem Leben in überschwenglichem Lob zu baden, dann sollte man ein Bild kopieren und behaupten es sei von einem selbst.
Ziel ist, woran kein Weg vorbeiführt.

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder