Andauerndes anecken als "Zeichner"

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Bazzu
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Beitrag von Bazzu » 22. Sep 2008, 17:38

Ich hab selten einen so guten Text dazu gelesen. Sprichst mir aus der Seele. Die ,,Freiheit" in der Kunst ist zum Zwang der Ungegenständlichkeit geworden.

Ich behaupte von mir ein verhältnismäßig guter Zeichner zu sein. Noch lange nicht professionell, aber an den Kunsthochschulen weit über Durchschnitt (das dass garnichts heißen will, will was heißen....oO...traurig), und überall Ecke ich an.
Wie quälend lang so ein Prozess ist können die meisten Menschen garnicht nachvollziehen.
Macht man sein Hobby zum Beruf, ist das eine schöne Sache. Aber Freizeit hat man eigentlich keine mehr.

Das Programm macht alles alleine? Schrecklich...ich hab noch riesen riesen Probleme mit der Software. Und jeder zweite Post hier im Forum zeigt mir, wie wie viel ich noch zu lernen hab und wie groß gerade die künstlerische Diversität im Digitalen Medium ist. Geht man in eine Malerklasse an den meisten Kunsthochschulen, sieht man so etwas selten...
Man kann niemanden überholen, wenn man in seine Fußstabpfen tritt.
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Jabo
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Beitrag von Jabo » 22. Sep 2008, 17:39

Wayne? Solltest du vielleicht öfter denken, anstatt dir Gedanken zu machen, was andere Leute über deine Arbeit denken.

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Bazzu
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Beitrag von Bazzu » 22. Sep 2008, 17:48

So wie ich das verstanden habe, motzt er nicht, was andere Leute über seine Arbeit denken.
Es ist an manchen Kunsthochschulen nur so, dass einem als Zeichner unnötig viele Steine in den Weg gelegt werden und man sich eben nicht frei eintwickeln kann, will mans nicht riskieren, durch Prüfungen zu fallen oder aus Fachklassen rausgeworfen zu werden.

Sich darüber mal aufzuregen muss doch erlaubt sein.
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Beitrag von Bazzu » 22. Sep 2008, 18:16

Und wie ich jetzt sehe, kommt er noch aus Kassel und is somit vllt. an der gleichen Hochschule wie ich...die mich mittlerweile z.T. ziemlich anpisst...
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Beitrag von Jabo » 22. Sep 2008, 18:21

Ich habe nicht gesagt, dass es nicht erlaubt ist, da habe ich mich etwas unverständlich ausgedrückt. Ich bin selbst an einer Hochschule wo Zeichnen mehr notwendiges Beiwerk ist, aber das stört mich nicht im geringsten. Allerdings interessiere ich mich auch zu großen Teilen an Grafikdesign, Typografie und anderen, nicht-zeichnerischen Feldern, deshalb finde ich das gelegentliche Schmunzeln nicht schlimm. Kann sein, dass ihr es härter erlebt als ich.

MartinH.
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Beitrag von MartinH. » 22. Sep 2008, 18:31

ich kann deine erfahrungen zum glück nicht teilen, die meisten in meinem umfeld finden entweder toll was ich mache oder sagen einfach nix dazu (so etwa halb halb würd ich schätzen).
das ich nicht an talent glaube belege ich immer mit dem üblichen kram aus dem betty edwards buch. und das der computer alles selbst machen würde glaubt auch praktisch keiner. aber vielleicht hab ich einfach nur kontakt zu leuten die sich weit genug auskennen, auch wenn sie nicht zeichnen, um zu wissen das der computer nicht von selbst malt.

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Logan
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Beitrag von Logan » 22. Sep 2008, 22:01

Mich würde interessieren, wie ein Beispielbild von dir aussieht, zu dem du solche Aussagen bekommst.

Ich habe öfter den Eindruck, dass irgendwas bewusst anders (manchmal scheiße, hauptsache anders) aussehen muss, damit es als Kunst wahrgenommen wird. Und Realistische Darstellungen eher als Fleißarbeit abgetan werden.

Aussagen wie "macht der Computer alleine" oder "alles Talent" sind eher ein Zeichen von Neid finde ich. Mir wurde immer (schon in der Grundschule) gesagt, dass ich künstlerisches Talent hätte, kann aber nicht besonder gut Malen oder Zeichnen, weil ich es nicht übe. Falls ich das Talent wirklich hätte, könnte ich vielleicht schneller lernen als jemand ohne Talent oder "weiter" kommen, aber jemand mit ein bisschen Geschick kann das meiner Meinung nach mit Fleiß locker kompensieren.

Wenn es so einfach ist, warum sind dann nicht alle tolle Zeichner? Ist ja auch eine tolle Ausrede "ich hab kein Talent, brauche es also gar nuicht erst versuchen!".

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Beitrag von saa » 23. Sep 2008, 00:40

Das ist ein Thema das mich oft beschäftigt hat. Ich bin zum Schluss gekommen, dass man sein Ding einfach durchziehen muss. An meiner Uni ist genau dieselbe Situation, jeder macht was er will, und zwar schlecht. Eine Zeit lang habe ich mich darüber aufgeregt und mir Gedanken gemacht, aber schlussendlich ist das verschwendete Energie. Du weißt was du kannst. Du solltest dein größter Bewunderer und zugleich dein größter Kritiker sein. Kümmere dich um dich selbst.

Und nebenbei bemerkt bin ich fest überzeugt davon, dass es etwas wie Talent gibt. Talent ist für mich eine Neigung dazu bestimmte Dinge einfach schneller zu begreifen und umzusetzen.

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Beitrag von Bazzu » 23. Sep 2008, 06:22

Ich glaube auch, dass es einfach eine genetische Grundlage und ein im frühen Kindesalter "anerlerntes" Interesse gibt, dass man als Talent bezeichnen kann. Aber letztendlich ist das alles antrainierbar, solang man keinen Hardwareschaden hat (keine Hände oder so...obwohl ich hab schon Mundmaler gesehen...wuoa^^).
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Beitrag von Neox » 23. Sep 2008, 11:25

Mal ganz ehrlich willst du an unis lernen wo Profs mit soclhen Meinungen sind? Sei doch froh, dass die dich nicht nehmen, gibt immerhin noch ausreichend andere Unis wo das nicht so ist.
Dass Laien keinen blassen Schimmer haben ist doch nichts neues, sich darüber aufzuregen ist einfach totale Zeitverschwendung.
bonus vir semper tiro

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Beitrag von minatron » 23. Sep 2008, 14:18

Sehe ich wie neox is doch überall so nen Kfz man muss auch nur wissen wie er nen Schraubenzieher halten muss ....Und nen Koch brauch nur nen Kochbuch.....;) Verständnis von Unwissenden zu wollen ist reine Zeitverschwendung .Lass sie doch in dem glauben und zeig ihnen wie das Programm dich gut ,entspannt Leben lässt und von alleine deine Träume umsetzt wehrend die anderen sich abschuften und Frust schieben ;)
Lass dir sagen :steh zu deinen Sachen ,sei stolz drauf wenn dus nicht bist arbeite an dir .

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Beitrag von JGS » 29. Sep 2008, 17:51

Naturalistisches Zeichnen wird im Kunstgetriebe leider mittlerweile als die dunkle Seite der Malerei angesehen, junger Padawan.

Ich habe Grafik-Design und nicht Kunst gelernt und wurde deshalb auch nie als "Blümlesmaler" gedisst wie eine Bekannte von mir. Das wäre mir allerdings auch egal gewesen (und ist es immer noch), weil ich weiß das die wenigsten dieser "Künstler" in der Lage sind Bilder zu malen die in einem Forum wie diesem bestehen könnten. Tatsächlich ist mir die Meinung jedes Forenmembers hier wichtiger als die irgendeines Kunstproffessors der eh keine Ahnung hat was ich eigentlich mache + erzielen möchte.

Natürlich gibt es "Talent", beim einem mehr beim anderen weniger. Wäre das nicht so könnte jeder irgendwann phantastische Bilder machen - was aber nicht der Fall ist. Die meisten Menschen bekommen auch nach 10 Jahren Übung keine halbwegs akzeptable Figur aufs Papier (macht nix, für die bleibt immer noch die "Kunst"). Tatsächlich haben diejenigen aus meiner GD-Klasse deren zeichnerische Fähigkeiten am äh... schlichtesten waren hinterher Kunst studiert.
Ausserdem, was ist schlecht daran wenn man Talent hat ? Früher zumindest hat man das als besondere Gabe angesehen, als ein Geschenk der Götter auf das man Stolz sein kann.
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Jabo
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Beitrag von Jabo » 29. Sep 2008, 18:10

Graunfeldt hat geschrieben:@Jabo,
schön wärs ja wenn sie ihren Teil nur -denken- würden, aber man kriegts irgendwie dauernd um die Ohren als obs falsch wäre was man macht.

Na wahrscheinlich interpretiert mans echt als rumgemotze meinerseits, der Ton der in meinen Beitrag mitschwingt lag wohl echt an den Diskussionen die ich mit einigen eigentlich hatte.
Grundlegend ging es darum ,dass man sich irgendwie wenn man sich heute rege an einer realistischeren Darstellungsweise anlehnt und diese auch motiviert "durchziehen" will, man tatsächlich vorallem an heutigen weiterführenden Lerneinrichtungen massiv aneckt, fast ähnlich als würde man sich rein mit einer "Manga-mappe" bewerben.
Nicht, dass man selbst nicht offen wäre für anderes, aber man wird irgendwie wie jemand behandelt der bekehrt werden muss.

Die Erfahrungen machte ich bei Schulen in München, Kassel und Leipzig.
Geht's jetzt um Bewerbung oder laufenden Lehr-/Lernbetrieb? Ich kann nämlich durchaus verstehen, wenn du mit einer rein naturalistischen Mappe abgelehnt wirst. Ich würde auch lieber Leute aufnehmen, die ein großes Spektrum an Ideen zeigen (denn darum geht's bei der Mappenprüfung. Ideen, nicht Können), anstatt denjenigen ins Semester zu lassen, der zwar tolle Nasen malen kann, aber dessen Bilder entweder nicht aus seinen eigenen Ideen stammen oder einfach keinen Inhalt haben.

Bei uns haben es nur diejenigen durch die Prüfung geschafft, die viele unterschiedliche Dinge aufs Papier gebracht haben. Wobei es bei uns um Komm-Design geht. Dennoch, alles was mit Gestaltung zu tun hat ist zumindest zu Teilen interdisziplinär. Du kannst nicht mit einem (möglicherweise schon zu gefestigten) Stil auftauchen und erwarten, dass sie in dir mehr Potential für ihre "Golemschnitzerei" sehen als in dem Typ neben dir, der Masken baut, Graffitis sprüht, zeichnet, fotografiert und Videos dreht.

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Beitrag von Bazzu » 29. Sep 2008, 20:45

Nein tust du nich. Wir machen im neuen Semester die Fachklasse Konzeptdesign auf. Unser Prof ist unser eigener Popo. Dem können wir dann schamlos hinten reinkriechen und hinterrücks uns auf ihn raufsetzen. Dann verstoßen wir nichtmal gegen des Prinzip, nachdem in Kassel Studenten Erfolg haben....
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Jikai
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Beitrag von Jikai » 29. Sep 2008, 20:57

@Graunfeldt: ich sehe das auch so und betrachte die Dinge ja nun mal eher von ziemlich weit außerhalb. Ich stimme absolut zu, daß die meisten Leute sich unter digitaler Kunst nichts vorstellen können. Im positiven Fall sagen sie so etwas wie: "Computerkunst? Haha, was ist das? Ist das nicht ziemlich eingeschränkt? Macht da nicht der Computer den größten Teil?" Wenn ich ihnen dann die Bilder verschiedener Leute zeige, sind sie meistens hinterher baff und finden alles toll und genial. Aber dazu müssen sie sich erst mal Zeit nehmen, voreingenommen sind die Leute nämlich schon. Und daß digitale Malerei nicht einschränkt, sondern im Gegenteil, viel offener und flexibler ist, das glauben die mir nicht mal hinterher.
Nebenbei, bei traditioneller Malerei heisst es dann "Ach, hübsch", und wenn es nicht hübsch ist (zB Stürmische, dunkle Wolken ^^), sagen sie "Das sieht aber depressiv aus" oder ähnliches. Seufz. Habe den Eindruck, die Leute wollen lieber lauter schöne idyllische Landschaften, keine stürmischen und dramatischen Bilder. Ich finde, die sollen erst mal 100 Bob Ross Sendungen sehen. Ob sie dann nicht doch mal langsam gelangweilt sind.. *g*
Tja, momentan male ich wohl doch lieber Aquarelle, digitale Malerei ist für die Mehrheit aller Menschen etwas absolut exotisches und wird wohl noch nicht ganz ernstgenommen.

schindermichel
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Beitrag von schindermichel » 30. Sep 2008, 09:29

Ich verstehe ehrlich gesagt den Zusammenhang mit der digitalen Malerei nicht so ganz... Der Rechner ist doch lediglich das Medium, die Kreation und Ausführung findet immer noch im Kopf statt, unabhängig ob man mit Pixeln, Acryl, Öl oder Bleistift malt. Nach meiner Erfahrung können die meisten Laien sowieso nicht unterscheiden ob ein Bild nun digital oder "manuell" entstanden ist. Eine Beurteilung der Leistung des "Künstlers" hängt also immer am Ergebnis und hier habe ich (weitestgehend naturalistisch malend) wie viele andere hier, hauptsächlich positive Erfahrungen gemacht – Im Allgemeinen wird das Zeichnen bewundert und auch respektiert.
Auf meiner Fh (Kommunikationsdesign München, laaange her) gab es zwei Richtungen: neben einem Professor der jegliche Form von Zeichnen vorbehaltlos unterstützt hat gab es auch die "abstrakte" Fraktion – dort war es in der Tat so das jeder Anflug von Naturalismus (oder halbwegs gelungener Zeichnung;-) der Ankunft des Antichristen gleichkam – ich erinnere mich da an erbitterte Streits mit dem damaligen Prof...(wir haben nach schmerzhaften Wochen beschlossen unsere "Zusammenarbeit" im beiderseitigen Einvernehmen zu beenden...).
Grundsätzlich waren die Illustratoren auf meiner Hochschule eher Exoten – zurecht, schließlich lag der Schwerpunkt der Ausbildung auf dem Grafikdesign – mit dem Berufsziel Illustrator eigentlich die falsche Ausbildung. Darüberhinaus glaube ich das viele Professoren die Zeichner davor behüten wollten sich allein auf die Illustration zu verlassen, immerhin muss man hier doch gehörig gut sein um später erfolgreich arbeiten zu können (Ich fahre auch zweigleisig und bin eigentlich recht froh drum).

Ich kann deinen Eindruck also nicht wirklich teilen – die einzigen die das "Zeichnen" zuweilen nicht angemessen würdigen sind die die es bezahlen sollen, alle anderen findens eigentlich immer ganz toll ;-)

Chinasky
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Beitrag von Chinasky » 1. Okt 2008, 12:19

JGS hat geschrieben:Naturalistisches Zeichnen wird im Kunstgetriebe leider mittlerweile als die dunkle Seite der Malerei angesehen, junger Padawan.

Ich habe Grafik-Design und nicht Kunst gelernt und wurde deshalb auch nie als "Blümlesmaler" gedisst wie eine Bekannte von mir. Das wäre mir allerdings auch egal gewesen (und ist es immer noch), weil ich weiß das die wenigsten dieser "Künstler" in der Lage sind Bilder zu malen die in einem Forum wie diesem bestehen könnten. Tatsächlich ist mir die Meinung jedes Forenmembers hier wichtiger als die irgendeines Kunstproffessors der eh keine Ahnung hat was ich eigentlich mache + erzielen möchte.

Natürlich gibt es "Talent", beim einem mehr beim anderen weniger. Wäre das nicht so könnte jeder irgendwann phantastische Bilder machen - was aber nicht der Fall ist. Die meisten Menschen bekommen auch nach 10 Jahren Übung keine halbwegs akzeptable Figur aufs Papier (macht nix, für die bleibt immer noch die "Kunst"). Tatsächlich haben diejenigen aus meiner GD-Klasse deren zeichnerische Fähigkeiten am äh... schlichtesten waren hinterher Kunst studiert.
Ausserdem, was ist schlecht daran wenn man Talent hat ? Früher zumindest hat man das als besondere Gabe angesehen, als ein Geschenk der Götter auf das man Stolz sein kann.
Ich nehm mir Dein Posting mal als Beispiel, andere haben ja einen ähnlichen Tenor angestimmt...

Kunst und naturalistisches/realistisches Zeichnen/Malen sind zweierlei Dinge, die nicht viel miteinander gemein haben müssen. Es wäre schön, wenn das auch hier im Forum irgendwann mal allgemein anerkannt würde. Warum haben es die Leute immer nötig, das, was andere Leute tun, in irgendeiner Art runterzumachen, nur weil es nicht ihr Ding ist?

Man muß nicht unbedingt ein guter Zeichner im naturalistischen Stil sein, um gute Kunst zu machen. Zeichnen und Malen sind Handwerkszeuge, nicht mehr. Man kann sich aber nun mal nicht jedes Handwerkszeug aneignen. Im modernen Kunstbetrieb sind die Zeichenskills nun mal nicht so wichtig. So, wie im modernen Verkehrsbetrieb das Reiten von schwierigen Pferden nicht mehr so wichtig ist. Es gibt aber immer noch Betriebe, in denen man reiten können muß. Und es gibt natürlich auch im Kunst-Sektor immer noch einen Bereich, in welchem gegenständliche Malerei gefragt ist - seit dem Erfolg der Leipziger Schule sogar wieder mehr als noch vor fünfzehn Jahren. Aber was meint Ihr, was z.B. ein Damien Hirst für seine Art von Kunst noch viele Zeichenskills braucht? Der muß eher ein fähiger Koordinator und Organisator sein, der muß soziale Skills pflegen, der hat eher einen Manager-Job, als daß er Papierblätter vollkritzelt.

Niemand ist gezwungen, sich für seine Arbeiten zu interessieren, aber sie stehen im Kunstbetrieb nun mal ganz weit oben. Und wenn man Künstler werden will, heute, im 21. Jahrhundert, dann sollte man dies zumindest wissen und akzeptieren, allein schon, um das eigene Schaffen besser einordnen zu können.

Der wichtigste Bestandteil eines Kunststudiums liegt nicht darin, bestimmte handwerkliche Techniken zu lernen. Sondern er besteht darin, sich über Kunst zu unterhalten und zu streiten. Wenn also Professoren sich über naturalistische Bilder, egal ob per Bleistift oder per Wacom geschaffen, aufregen, dann ist diese Aufregung Teil der Ausbildung: Ein Kunstakademie-Abgänger muß vor allem fähig sein, seine Arbeiten im Diskurs zu vertreten. Da jetzt eingeschnappt zu sein und den alten Prof einfach für doof zu halten, ist nur ein Zeichen dafür, daß man den Punkt noch nicht erkannt hat.

Ich will hier niemandem einreden, es sei sinnlos, gegenständliches Malen und Zeichnen sich anzueignen. Bin ja selbst einer der Realisten. Aber ich will darauf hinweisen, daß es von Ignoranz zeugt, wenn man sich auf seine realistische Malweise zurückzieht und alle anderen als Blender und Nichts-Könner, die ihre Unfähigkeit nur schlau kaschieren, betrachtet. Und diese Ignoranz ist Euer Problem, wenn Ihr so denkt, nicht das des Kunstbetriebs. Es ist so einfach, sich schmollend in seine Zeichenbrett-Ecke zu setzen und das wiederzukäuen, was die Leute vor zweihundert Jahren auch schon in absoluter Perfektion konnten: gegenständlich malen. Dabei bleibt man dumm in dem Sinne, daß man nicht neugierig auf das Andere ist.

Wer wirklich tough ist, der zieht sein Ding nämlich auch dann durch, wenn Gegenwind im Sinne von Unverständnis kommt. Und der nimmt die Mühe auf sich, Leuten, die etwas gegen nicht-abstrakte Kunst haben, beizubiegen, daß in naturalistischer Malerei durchaus auch heute noch wichtige und innovative Elemente stecken. Ich war während meines Studiums einer der wenigen, die wirklich intensiv auf die naturalistische Schiene gesetzt hatten. Aber ich habe damit vor allem gute Erfahrungen gemacht, auch im Austausch mit Kollegen, die abstrakt malten oder Neon-Röhren-Installationen bauten. Nächtelang haben wir uns gestritten und uns unsere Philosophien um die Ohren geknallt und es war meistens für beide Seiten befruchtend.

Daher werbe ich immer wieder dafür, nicht borniert zu sein - von beiden Seiten nicht! Überall gibt es geistig vernköcherte Leute, die für gute Gedanken nicht mehr zugänglich sind. Unter den Vertretern der abstrakten Malerei ebenso wie unter den Vertretern der gegenstänlichen Malerei. Seht zu, daß Ihr nicht zu denen aus dem letzten Lager gehört. Und freut Euch, wenn Ihr von Vertretern der abstrakten Malerei/Bildhauerei/Konzeptkunst usw. spannende Anregungen erhaltet. Denn es gibt ja in jedem Lager auch sehr kluge Leute. :)
Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.

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Beitrag von Bazzu » 1. Okt 2008, 12:23

Dem kann ich nur zustimmen Chinasky.
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Beitrag von Bazzu » 1. Okt 2008, 13:26

Also ich stimme wie gesagt chinasky voll zu. Ich will nur hinzufügen, dass ich denke, dass die Kunst schon einen geraumen Qualitätsverlust erlitten hat.
Nicht, weil sie nich naturalistisch ist. Sondern ganz einfach, weil es keine Tabus mehr gibt, die man brechen dürfte. Neulich wollte ein Künstler jemanden in einem Museum sterben lassen. Als Ausstellungsstück. Natürlich freiwillig. Aber das sind die letzten Tabus. Anders findet man nur noch sehr selten Anklang.

Mich macht das sehr nachdenklich und ich erwarte, dass sich die Kunst irgendwann nur noch mit dem Aufbau und Wiederabriss von Werten und Tabus beschäftigt.
Innerhalb einer Generation muss Revolution und Kontrarevolution stattfinden, weil das einzig ,,Neue" nur noch die Erfahrungen der neuen Generation sind. Botschaften, die zwar immer die gleiche Substanz haben, aber einen neuen Empfänger - die jüngste Generation.
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Beitrag von Chinasky » 1. Okt 2008, 13:37

Ich denke, daß gute Kunst immer abstrakt is. Sie kann nebenbei auch noch realistisch sein, aber Abstraktion ist die Grundlage jeder Ästhetik. Daher steht abstrakte Kunst nicht als Konkurrentin zur realistischen Kunst.

Meine beiden liebsten abstrakten Maler sind Vermeer und Cezanne...

Damit will ich sagen: Wenn Du nicht abstrakte Kategorien beim Zeichnen Deiner Bilder berücksichtigst, werden Deine Bilder automatisch schlecht.
Wie du selbst meintest,dass Damien Hirst eher ein fähiger Koordinator und Organisator ist, welcher soziale Skills pflegen muss, eher einen Manager-Job hat, als daß er Papierblätter vollkritzelt sieht man wie Du selbst und auch ich finde, wie sich der Begriff Kunst im 21. Jahundert bereits dramatisch verändert hat.
Was unter dem Begriff "Kunst" zu verstehen sei, unterliegt spätestens seit den Impressionisten, also schon seit dem 19. Jahrhundert, einem stetigen Wandel. Spätestens mit Kandinsky so in den frühen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts beginnt die Moderne, inzwischen befinden wir uns in der Post-Postmoderne. Mir kommt es hier im Forum manchmal so vor, als wollten hier einige die ollen Grabenkämpfe zwischen "Akademikern" und "Modernen" wieder aufwärmen. Wozu soll das gut sein?

Man braucht nur auf die Seite des "art renewal center" zu gehen und sich die dortige "zeitgenössische" Kunst (bzw. das, was die Seitenmacher dafür halten) anzugucken, um zu kapieren, daß man sich lächerlich macht, wenn man zurück in die Vormoderne will.
Kann man´s nur akzeptieren, dass die Sachen noch immer direkt verglichen werden und hoffen, dass man als "Naturalistischer" irgendwo nochn Schlupfloch findet.
was soll das denn heißen, ich verstehe das ehrlich nicht! Wenn ich Kunst mache, zeitgenössische Kunst, dann verdammt nochmal will ich mit anderer zeitgenössischer Kunst verglichen werden. Es geht doch immer darum, ob die Arbeit, die man macht, heute relevant ist. Und nicht, ob sie mit dem Bleistift, mit dem Wacom oder mit der Kunststoff-Presse getan wird. Es geht also um inhaltliche Relevanz und um Relevanz im Zusammenhang mit der Öffentlichkeit. Ein Kunstwerk wird doch nur dort zum Kunstwerk, wo es zum Gegenstand des kulturellen Diskurses wird. Ein Pseudo-Mondrian, über den keiner spricht, ist genausowenig inteessant wie ein Pseudo-Singer-Sargent, über den keiner spricht. Wenn man seine Tätigkeit über das Handwerk, das man ausübt, definiert, dann ist man automatisch Handwerker, nicht Künstler.
Das ist okay so, ich habe großen Respekt vor guten Handwerkern. Aber wenn die dann sich aufregen, daß man sie nur als Handwerker statt als Künstler betrachtet, dann...
Naja, dann kapier ich echt nicht, was sie wollen.

Wenn Du von einem Schlupfloch sprichst, dann frage ich mich, wohin willst Du denn schlüpfen? Oder willst Du einfach nur eine Nische haben, in der Du Dein materielles Auskommen findest? Das ist okay - hat aber mit künstlerischem Anspruch nichts zu tun. Und wenn man keinen künstlerischen Anspruch stellt, dann darf man sich auch nicht darüber ägern, daß man nicht als Künstler betrachtet wird.

Als Künstler willst Du etwas aussagen - und Dein jeweiliges Handwerk ist nur das Instrument, diese Aussage zu transportieren. Wenn das Instrument selbst zum Inhalt wird, dann ist man eben kein Künstler mehr. Witzigerweise führe ich diese Diskussion immer mit einem befreundeten Künstler, der ziemlich abstrakt arbeitet, und der auch irgendwie das Künstler-Sein als einen Wert betrachtet, statt als Funktion dessen, der eine Message, einen Gedanken verbreiten will...

Naja, ich merke gerade, daß ich mich unnötig in Rage schreibe. Ich geh mal rüber und üb jetzt etwas (naturalistisches) Malen. ;)
Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.

Jikai
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Beitrag von Jikai » 1. Okt 2008, 13:48

Ihr könnt von mir aus ja gerne über Vor- und Nachteile der abstrakten Kunst reden, aber wenn ich das richtig verstehe, war Graunfeldts Problem ein anderes. Nämlich daß digitale Kunst den meisten Leuten etwas unbekanntes ist und nicht als akzeptables Medium für Kunst angesehen wird. Egal ob nun abstrakt-modern oder realistisch auf dem Tablett gemalt... weil: "Das macht eh alles der Computer." ..

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