[How to?] Portfolio als Illustrator & Concept Artist

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oleg
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[How to?] Portfolio als Illustrator & Concept Artist

Beitrag von oleg » 25. Jun 2006, 10:56

Wenn jemand eine Karriere als freischaffender Illustrator starten will, muss er sich mit einer Auswahl seiner Arbeiten (ob als Mappe, PDF oder im Web) angemessen präsentieren, um einen Eindruck von seinem Stil, Können und Einsatzgebieten vermitteln zu können.

Einerseits ist es klar, daß es immer auf die Person und die spezielle Situation ankommt. Auch ist klar, daß in erster Linie die Qualität der Arbeiten entscheidend ist.

Aber gibt es allgemeingültige Regeln, die befolgt werden sollten?

Was ist Pflicht? Was ist meistens unerwünscht?

Wie sollten die Arbeiten in Szene gesetzt werden?

Worauf achtet ein Art Director besonders?

Gibt es (im Web) besonders herausragende positive/negative Beispiele? Tutorials? Forenthreads?

Um die Diskussion anzustoßen, hier als Beispiel mein vor ein paar Tagen erstelltes, recht wackeliges Fantasy-PDF Portfolio (1,5 MB), an dem negative (und vielleicht sogar positive) Aspekte festgemacht werden können.

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Kassandra
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Beitrag von Kassandra » 25. Jun 2006, 11:11

In Bezug auf Bewerbung für Buchcover/Portfolio gabs auf Conceptart mal einen guten Thread:

Hier

Ist zwar nicht für Concept Art, aber ein paar Sachen kann man sich auch dazu rauspicken und umwandeln.

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Vulti
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Beitrag von Vulti » 25. Jun 2006, 11:48

Ich hätte da auch noch zwei Links von ca.org in meinen Bookmarks rumschwirren:

Portfolio Advice (Repost)
The Portfolio: Marketing Tools and Tips
»Gee, I wish we had one of them doomsday machines.«

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Eric
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Beitrag von Eric » 25. Jun 2006, 12:59

"Um die Diskussion anzustoßen, hier als Beispiel mein vor ein paar Tagen erstelltes, recht wackeliges Fantasy-PDF Portfolio (1,5 MB), an dem negative (und vielleicht sogar positive) Aspekte festgemacht werden können."

Versuche einige deiner Fragen einfach zu beantworten, bezogen jedoch nur auf meine Erfahrungen der letzten Jahren:
Das angegebene PDfBeispiel ist bei weitem nicht das schlechteste was ich gesehen habe. Für den Rollenspielberreich ist es passend gemacht, Der Oleg hat gut angefangen, auf den ersten drei seiten zeigt er direkt was seine Stärken sind, die dargestellten Gegenstände aus dem Fantasy(Arcane) berreich sind die besten im ganzen Portfolio. Characters, Kompositionen und farbe sind noch nicht seine zeichnerischen Stärken, zeigen dem ArtDirector eher seine Schwächen. Die Angabe von "Titel", Kunde und Thema einer Zeichnung sind weniger wichtig, würde sie ganz rauslassen da es normallerweise keine Wirkung auf eine AD macht.Für wem jemand schon gearbeitet hat interessiert wenige, vile wichtiger sind die dargestellten Inhalte. Es reicht wenn man im CV einige der Kunden auflistet, insa detail zu gehen braucht man nicht.

"Aber gibt es allgemeingültige Regeln, die befolgt werden sollten?"

Eine der wichtigsten Regeln: Recherchieren für welchen Berreich sich man deutlich bewirbt: Einfaches Beispiel, wenn man für eine DarkRollenspielFantasyberreich sich bewirbt, so braucht man keine Kinderbuchillustrationen zeigen. Oder mit Comicseiten den Job eines Conceptartist anzustreben. Am besten PDfs für einzelne Sektionen anlegen, Conceptart, Comic, Charaktere, Illustrationen etc.Soweit man genug Material dafür hat.

Mir persönlich fehlt immer noch ein FantasyPortfolio, habe einige Arbeiten diesbezüglich, aber müsste noch einige fertigstellen, im Falle das ich in diesem Berreich tätig sein will.

Zweite Regel: die besten Arbeiten am Anfang. Die ersten 5 Sekunden entscheiden, wenn nach dem dritten Bättern der AD immer noch nix interessantes und ansprechendes sieht, so landet das PDf im Papierkorb.

"Was ist Pflicht? Was ist meistens unerwünscht?"
Was ist Pflicht - hängt vom einzelnen Berreich ab, welcher interessiert dich am meisten?
Was ist meistens unerwünscht - Porn und zuviel Blut....soweit du dich in diesen eindeutigen extremen Berreichen dich nicht bewerben willst.

"Wie sollten die Arbeiten in Szene gesetzt werden?"
Ein entsprechendes PDfdesign, ein interessantes , packendes layout kan sicherlich hilfrreich sein, aber die meisten können das nicht alleine, und daher gilt: je schlichter, klarer und einfacher, desto besse

"Worauf achtet ein Art Director besonders?"
Auch hier die Frage, in welchem Berreich? Im Conceptartberreich achtet er auf andere Sachen wie ein AD in der Werbung oder im Verlag.

Grüße, Eric

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Big_O
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Beitrag von Big_O » 25. Jun 2006, 13:25

Ich kann Dir nur mal kurz erläutern, wie das aus Sicht eines Projektleiters/Artdirectors aussieht, wenn er Mappen auf den Tisch bekommt. In den zwei Jahren, die ich das Vergnügen hatte, kam so einiges an Portfolios, was gelinde gesagt katastrophal war.

Generell empfehle ich Dir, Dich zunächst einmal umfassend zu informieren, WEN Du als potentiellen Kunden gewinnen willst, WAS Du an Bandbreite in Technik und Motiven anbieten willst und WO Du Dich vom Können her einordnen würdest.

Du sagst, Du willst freischaffender Illustrator werden, dann wäre meine erste Frage, was Du bisher schon illustriert hast, und wo Du Dei Hauptinteresse siehst.

Die Bereiche sind ja vielfältig.

Da gibt es zunächst mal die so beliebte SPIELBRANCHE.

Hier hast Du das Problem, dass gerade in Deutschland, die Budgets für Pre-Produktionen und Konzepte immer noch recht bescheiden sind, obwohl sich das in den letzten Jahren durchaus zum positiven geändert hat.

Zweites Problem, JEDER der halbwegs einen Stift halten kann und gerne spielt, ist Dein direkter Konkurrent (und wahrscheinlich billiger), deshalb ist es in diesem Bereich neben den rein technischen Skills (Anatomie, Perspektive, Szenerie etc) auch wichtig, im Portfolio zu zeigen, dass Du on der Lage bist, Dich in ein schon bestehendes Team einzufügen und auf schnelle und unerwartete ßnderungen zu reagieren.

Ich hätte mir dafür immer eine Mappe gewünscht, die außer den obligatorischen Zeichnungen von Drachen, Elfen und Dämonen auch ein paar Entwicklungsskizzen beinhaltet, anhand denen man erkennt, wie der betreffende Illustrator von A nach B gekommen ist. Auch nicht schlecht sind Variationen zu einem Thema, also beispielsweise eine Figur mit verschiedenen Outfits, oder mehrere Mood-Studien zu ein und derselben Landschaft.

Jemand der toll zeichnen kann ist gut, jemand der zusätzlich noch uneitel ist und teamfähig ist viel wertvoller. Und schon im Portfolio kann man das berücksichtigen.

Zweiter großer Bereich ist die Filmbranche. Hier ist es unerlässlich Storyboards in die Mappe zu packen. Und auch beim Storyboard gibt es wesentliche Dinge zu beachten.

Ich empfehle an dieser Stelle immer das Buch von Marcie Begleiter, das eigentlich alles nötige zum Thema beinhaltet und zudem explizit darauf eingeht, dass ein Storyboard für den erfahrenen Regisseur nicht unbedingt eine graphische Meisterleistung sein muss, sondern, das es eher darauf ankommt, ein Drehbuch adequat so umzusetzen, dass andere damit arbeiten können.

Für Film ist es zudem schön, wenn Du ein paar Produktionszeichnungen zu Sets oder Mattepaintings drin hast und dabei auch berücksichtigst, dass es gerade hierzulande wenig Bedarf an rieseigen Fantasy und Sci-Fi Szenarien gibt. Damit hast Du allenfalls bei den immer wieder stattfindenden CGI-Filmproduktionen eine Chance.

Dritter Bereich ist die restliche Visualisierungsindustrie, also Werbeagenturen, Designstudios und FX-Firmen. Hier solltest Du Dir unbedingt die jeweiligen Showreels und Websiten anschauen um ein gefühl dafür zu bekommen, was bei den jeweiligen Leuten gewünscht sein könnte. Es macht keinen Sinn, ein Studio, dass hauptsächlich FX und Visuals für Automarken entwickelt mit Raumschiffdesigns oder klassischen bilderbuchillustrationen zu bestücken, in den seltensten Fällen sind die Verantwortlichen in der Lage oder bereit, von dem gezeigten auf den reinen Skill rückzuschliessen.

Daher sollte vielleicht das ein oder andere langweilige Industriedesign mit ins Portfolio.

Dann gibt es noch den Bereich der klassischen Illustration für Bücher und Zeitschriften. Hier sind natürlich Arbeiten gefragt, die entweder Deinen ganz persönlichen Stil zum Ausdruck bringen oder Deine Bandbreite an unterschiedlichen Stilen.

Je eingeschränkter Dein Zielbereich, desto besser ist es, wenn Du den möglichen Kunden in der Mappe auch genau das bietest was sie wollen.

Willst Du Karrikaturen für Politikmagazine machen, solltest Du auch solche in der Mappe haben. Wendest Du Dich eher an Buchverlage, solltest Du die ein oder andere klassische Buchillustratioen mit reinpacken und wenn Du an Kinderbuchverlage herantrittst, vermeide um jeden Preis irgendwelche blutrünstigen Orks:))

Im abschließend was zu Deiner Frage zu sagen, ob es dabei bestimmte Regeln gibt, so kann ich sagen: JEIN

Zusätzlich zu dem oben gesagtem gibt es eigentlich nur folgendes zu beachten:

1. Deine Mappe ist nur so gut, wie das schlechteste Bild das Du reinpackst. Deshalb überleg lieber zweimal, ob etewas, dass Du nur als Lückenfüller mit reingibst nicht vielleicht den Gesamteindruck nach unten zieht.

2. Eine Mappe, die den Betrachter durch ihr Volumen erschlägt ist eher kontraproduktiv. Deshalb pack in die Mappe nur eine überschaubare Anzahl der wichtigsten und besten Sachen rein. In der Regel blättert sich ein AD oder ein anderer Verantwortlicher eh im Sekundentakt durch und wenn dann der Gesamteindruck nicht stimmt, wars das schon. Zuviel im Portfolio kann verheerend sein. Lieber nur 10-15 Arbeiten, die aber sofort ins Auge stechen und höchste Qualität zeigen, als 100 die nur Durchschnitt sind.

Ich selbst hab immer eine Doppelstrategie gefahren. Zur reinen Kontaktaufnahme gibts ein paar wenige, auf den Kunden zugeschnittene Arbeiten, kommt es zu einem Gespräch, nehm ich immer die dicke Mappe mit, aus der ich im Falle des Falles schnell nochmal ein paar andere Sachen zeigen kann. So ist man flexibel und kann auf sein Gegenüber besser reagieren.

3. Zeige Bandbreite in Deiner Mappe und dass Du bereit bist, Dich auf unterschiedliche Anforderungen einzustellen. Eine tolle Mappe in der immer dasselbe Thema meisterhaft ausgeführt wird, lässt schnell den Schluß zu, das derjenige nichts anderes kann.

Zeige, dass Du verschiedene Medien und Techniken beherrscht, dass Du digital und analog was draufhast, dass Du Techniken auf Themen abstimmen kannst und dass Du vor keinem Thema zurückschreckst. Die Jobs die am meisten Geld bringen sind nicht unbedingt die, die wirklich interessant sind. Gerade im Spielesektor ist Konzeptartwork immer noch sehr schlecht bezahlt, deshalb rechne damit, dass Du auch mal öde Vitrinen für ne Messe designen musst.

4. Ich habe als Artdirector am allermeisten darauf Wert gelegt, dass mir eine Mappe schlüssig und durchdacht vorkam. Ich habe Sachen bekommen, die von 800 mal 600 Pixeln großen Filterbildern bis zu übermalten Fantasybildern anderer Künstler reichten.

Wenn mir jemand zum hundersten Mal eine tolle gerenderte Desert--Eagle aus Counterstrike geschickt hat, wanderte der Beitrag sofort in den Müll. Zum Rest siehe oben.

Im Web ist es schwierig gute Beispiele zu finden. Die amerikanischen Seiten spiegeln nur unzureichend wieder wie es hierzulande aussieht. Sammel am Besten mal, und vergleiche dann Deine Quellen um einen objektiven Eindruck zu bekommen, was wo gewünscht wird.

Die Portfolios der wirklichen Helden der Branche sind auch für den Anfänger eher weniger hilfreich, da diese Leute bereits fest etabliert sind und meist genau WEGEN ihres Stils genommen werden. Dagegen als Neuling anzustinken ist schwierig.

So, jetzt hab ich wieder getippt wie ein Großer, aber es ist auch viel zu schwül heute, um was anderes zu machen. Ich hoffe, das hilft Dir weiter.

/Edit: Jetzt hat sich mein Geschreibe mit Eric überschnitten, der im Prinzip genau das richtige empfiehlt.
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Beitrag von Big_O » 25. Jun 2006, 13:54

Hab mir grad Dein Fantasy-Portfolio angeschaut und finde es von den Arbeiten her eigentlich völlig in Ordnung.

Die Waffen am Anfang zeigen, dass du zielgerichtet arbeiten kannst, für klassisches Rollenspiel sind die Schwarz-Weiß Sachen absolut ok.

Allerdings sollest Du Dir um das Layout ein paar Gedanken machen und mir persönlich ist der Bereich mit den reinen Rollenspiel-Fantasy-Zeichnungen in SW zu umfangreich im Vergleich zum Rest. (Oder umgekehrt, der farbige Bereich mit anderer Thematik zu sparsam.)

Entweder Du machst ein reines Fantasy-PDF, dann würd ich mir ein oder zwei Landschaften mit Burgen etc. und noch die ein oder andere chrakter oder Monsterstudie wünschen oder Du bemühst Dich um mehr Ausgleich, dann müssten noch viel mehr von den klassischen Illus hinzu und der reine SW-Fantasy-Bereich könnte um das ein oder andere Bild reduziert werden.

Die farbigen Illus am Ende sind an sich sehr schön, wirken aber durch ihre Position eher wie hintendrangepappt, anstatt wirklich gleichwertig zu sein.

Beim Durchschauen hatte ich das Gefühl, "oh, von den farbigen Sachen würd ich gern mehr sehen".

Aber die Richtung stimmt...
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Beitrag von oleg » 25. Jun 2006, 15:39

Die bisherigen Antworten und die Links sind alle sehr informativ! Ihr seid super, Leute!

@ Big_O und Eric:
Vielen dank für die ausführlichen, konstrukitiven und aufschlußreichen Antworten & für die Kritik des PDF !

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Beitrag von oleg » 25. Jun 2006, 15:59

Big_O hat geschrieben: Du sagst, Du willst freischaffender Illustrator werden, dann wäre meine erste Frage, was Du bisher schon illustriert hast, und wo Du Dei Hauptinteresse siehst.
Bisher hatte ich erste Erfahrungen im RPG-Bereich & durch den Kommunikationsdesigndiplom in klassischer Buchillustration.

Neben Buch-/Zeitschriften-/Verlagsillustrationen erscheint mir seit neuestem Concept Art als ein interessantes Betätigungsfeld mit großen kreativen Freiräumen.

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Beitrag von mr.old » 22. Dez 2011, 12:17

Ich hol mal eben diesen sehr hilfreichen Thread wieder hoch, für den Fall, dass es auch noch andere Leute gibt, die sich ähnliche Fragen stellen bzw. an dem gleichen Punkt sind, wie ich gerade.

Bin fertig mit dem Studium, interessiere mich stark für die Concept Art und Illustrations-Schiene und weiß nicht so recht WIE, mit WAS, WO und bei WEM ich mich vorstellen soll. Deswegen durchstöbere ich seit einer Weile unter anderem das Forum, um solche Schätze hier zu finden.

Nur zur Komplettierung pack ich mal hier diese schönen Videos von Feng Zhu mit dazu, da er die gleichen bereits angesprochenen Probleme und Herausforderungen anspricht:
http://www.youtube.com/watch?v=naV1QseJ ... r_embedded

Auf seiner Seite (oder auch bei Youtube) gibts dazu noch weitere Teil und andere sehr nützliche Videos.

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