Menschen zeichnen aus jeder Position, aber wie?

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Seyreene
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Beitrag von Seyreene » 24. Mai 2009, 19:15

Hmm... Ich denke, das "perspektivische Denken" kommt tatsächlich, je mehr du übst. Dafür ist es ganz sinnvoll, tatsächlich ein und das Selbe Gesicht aus mehreren Perspektiven zu zeichnen, also beispielsweise, indem du dir eine Puppe vornimmst und die immer wieder ein Stückchen weiterdrehst und wieder abzeichnest. Und natürlich noch mehr Üben, auch mit Fotos... Sinnvoll sind auch Bücher wie beispielsweise der "Bammes" oder auch schmalere Bände wie "Drawing the Head and Figure" von Jack Hamm. Guck doch mal in den 2D-Showroom, da ist ein festgetackerter Thread, indem du eine Liste mit verschiedenen threadthemen findest. Unter anderem auch einen Bücherthread.

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oleg
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Beitrag von oleg » 25. Mai 2009, 06:39

Die Frage ist eigentlich: Wie lerne ich Figurenzeichnen?

- Die alten Meister studieren: Ein Michelangelo, Leonardo, Dürer, Caravaggio sind immer noch die besten Vorbilder.

- Aktzeichnen, um das grundlegende Verständnis zu erlangen - Die wesentlichen Massen des Körpers, Posen, Spannung/Entspannung, Perspektive, Schatten... | Edit: Mit 14 vielleicht etwas früh :)

- Dann Loomis, Bridgeman, Bammes & Co. mit Vorsicht anschauen, das übernehmen, was gefällt & 3/4 verwerfen: Sie neigen alle dazu, sehr verallgemeinernd, technisch und konstruktiv zu sein, was kurzfristig zu Erfolgen führen kann, aber manchmal Deine individuelle Sicht & Arbeitsweise komplett blockiert (s. tausende Anatomieskizzen in sämtlichen Internetforen, welche zwar teilweise super sind, aber alle ungefähr gleich aussehen).

- Dann die stilisierten Sachen: Schiele, Picasso, Modigliani, Bacon ... Je mehr du kennst, desto vielseitiger bist Du.

- Comics, Zeichentrick & Animation - Was ist wichtig, um Bewegung/Dynamik zu vermitteln? Wie weit kann man eine Form vereinfachen, um einen besonderen Charakter zu betonen und sich Arbeit zu ersparen?

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Beitrag von Chinasky » 25. Mai 2009, 10:52

oleg hat geschrieben:Die Frage ist eigentlich: Wie lerne ich Figurenzeichnen?

- Die alten Meister studieren: Ein Michelangelo, Leonardo, Dürer, Caravaggio sind immer noch die besten Vorbilder.

- Aktzeichnen, um das grundlegende Verständnis zu erlangen - Die wesentlichen Massen des Körpers, Posen, Spannung/Entspannung, Perspektive, Schatten... | Edit: Mit 14 vielleicht etwas früh :)

- Dann Loomis, Bridgeman, Bammes & Co. mit Vorsicht anschauen, das übernehmen, was gefällt & 3/4 verwerfen: Sie neigen alle dazu, sehr verallgemeinernd, technisch und konstruktiv zu sein, was kurzfristig zu Erfolgen führen kann, aber manchmal Deine individuelle Sicht & Arbeitsweise komplett blockiert (s. tausende Anatomieskizzen in sämtlichen Internetforen, welche zwar teilweise super sind, aber alle ungefähr gleich aussehen).

- Dann die stilisierten Sachen: Schiele, Picasso, Modigliani, Bacon ... Je mehr du kennst, desto vielseitiger bist Du.

- Comics, Zeichentrick & Animation - Was ist wichtig, um Bewegung/Dynamik zu vermitteln? Wie weit kann man eine Form vereinfachen, um einen besonderen Charakter zu betonen und sich Arbeit zu ersparen?
#2
Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.

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Beitrag von digitaldecoy » 25. Mai 2009, 15:52

Wichtig ist, dass Du lernst, perspektivische Verkürzungen darzustellen. Da kann auch eine Gliederpuppe sehr hilfreich sein und die Aufgabe für den Anfang etwas dadurch erleichtern, dass sie aus klaren räumlichen Formen zusammengesetzt ist.
Besuch mich doch Mal in meinem Personal Showroom! - http://www.digitalartforum.de/forum/vie ... php?t=1604

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Jan
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Beitrag von Jan » 25. Mai 2009, 18:08

Naja das ist eigentlich ganz einfach und ergibt sich schon aus dem Begriff selbst. Dein Arm ist eine Armlänge lang ( ich sach ma grob 45-50 cm). Das ist die gemessene reale Länge.

So, jetzt mal absägen das Ding, in den Raum legen und fotografieren. :-) Je nachdem wie du ihn hinlegst (bzw von wo du fotografierst) verändern sich komplett die Längen von der Schulter bis zur Hand. Im Extremfall kann es sogar sein, dass sich Teile komplett verdecken.

Ich hoffe das war verständlich.

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Beitrag von Spikespine » 25. Mai 2009, 18:14

ganz genau :)

hier ein kleines Beispiel:
Bild

Wenn du die Entfernung von Haaransatz bis zu den Füßen misst, und es vergleichst mit dem Abstand der beiden Ellenbogen dürfte klar sein, was gemeint ist mit perspektivischer Verkürzung.

Bei dem Bild finde ich es allerdings interessant, dass der Maler die Füße nicht deutlich größer gemalt hat als den Kopf, wie man es eigentlich beobachten würde, wenn man nahe davor steht. So stellt sich eher ein Effekt ein, den man von Fotografien mit Tele-Objektiv kennt. Passt auch besser zum Motiv, wie ich finde :)

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Beitrag von Tobias-M » 26. Mai 2009, 16:13

Ich persönlich find Gliederpuppen sehr unbefriedigend, da ihr Bewegungsspektrum deutlich eingeschränkter ist als das wirklicher Menschen. Für wenig mehr als ne Handvoll Grundlagen- Übungsstunden reichen sie glaub ich nicht aus, deshalb vllt. schauen, wo Du eine ausleihen kannst (Kunstlehrer? Kunstverein? Bekannte?)

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Beitrag von oleg » 26. Mai 2009, 22:24

Für Posen halte ich die Gliederpuppen ebenfalls für ungeeignet.
Sie vermitteln einfach ein falsches Körperverständnis (selbst für ihren Abstraktionsgrad). Du zeichnest sie, und es sieht einfach verkehrt aus. Das sorgt für Frust. Wenn Du aber weisst, was verkehrt ist, brauchst Du keine Gliederpuppe mehr. Deshalb enden sie meistens als Raumdekoration & Staubfänger. Ich kenne zumindest niemanden, der sie aktiv nutzt.

Was sich damit allerdings vernünftig üben lässt ist Licht und Schatten.
Einfach einen Scheinwerfer aus verschiedenen Positionen darauf richten & zeichnen. Die aus diesen Übungen gewonnenen Erkenntnisse lassen sich guten Gewissens auf "echte" Körper anwenden.

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Herrmann
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Beitrag von Herrmann » 12. Nov 2009, 03:51

Xeno
Beim arbeiten mit Bildern gibt es verschiedene Methoden, um zu einem Ergebnis zu kommen. Daher kann Dir keiner ein richtiges Rezept geben. Was Du beschreibst – also die Abfolge von Strichmann -> (geometrische Volumen -> Skelett ->) Muskulatur -> Haut -> Kleidung – ist eine Möglichkeit von vielen, sich an das Thema der Figurendarstellung heran zu tasten. Wenn Du das häufiger gemacht hast, wirst Du irgendwann auf Zwischenschritte verzichten können, also z.B. nicht erst die Muskulatur zeichnen, an Stellen, an denen sie eh von Kleidung verdeckt wird. Du lernst mit der Zeit, wie Stoff an bestimmten Körperregionen fällt, und findest Wege dies darzustellen.

Dein Plan klingt schon mal nicht schlecht. Akte von Fotos ab zu zeichnen ist auf jeden Fall besser als nix, und das Studium der darunterliegenden Anatomie sehr sinnvoll. Du solltest es auch nicht nur beim anschauen belassen, sondern auf jeden Fall versuchen Muskulatur und Skelett von allen Seiten zu zeichnen. Denn gerade dabei prägen sich Dir die wesentlichen Proportionen fast automatisch ein. Also zögere nicht bestehende Anatomiezeichnungen zu kopieren. Gut geeignet für diesen Zweck sind Anatomie-Bücher speziell für Künstler, z.B. der Klassiker Bammes. Sicher findest Du auch geeignetes Material im WWW.

Und wenn Du einige Zeichnungen zusammen hast, trau Dich auch hier was davon zu posten, wenn Du weitere detailliertere Ratschläge brauchst.

blarg
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Beitrag von blarg » 13. Nov 2009, 23:02

Würde dir empfehlen nach dem lebendigen Modell zu zeichnen, Akt oder bekleidet ist (erstmal) relativ egal. Bücher / Fotos abzuzeichnen kann das (mMn) nicht ersetzen.

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Beitrag von blarg » 14. Nov 2009, 10:41

Weil du vor dem lebendigen Modell den Körper ganz anders begreifen kannst, dh du wirst mehr über das Volumen erfahren als bei einer Fotovorlage.

Ausserdem halte ich es für eine sehr wichtige Fähigkeit einen gesehenen 3-dimensionalen Körper in ein 2-dimensionales Abbild übersetzen zu können - bei einer Fotovorlage wurde dieser Schritt ja bereits vollzogen (von jemand anderem).

Ich bin aber kein Feind von Fotovorlagen, ich denke sie haben ihre Berechtigung - man sollte sich nur ihrer Mängel bewusst sein.

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Beitrag von Herrmann » 14. Nov 2009, 21:38

Xeno
Ich habe heute noch drüber diskutiert, warum Aktzeichnen nicht vergleichbar ist, mit dem Abzeichnen von Fotos:
• Foto = 2D, Akt = 3D, wie blarg beschreibt. Du kannst Dich auch um das Modell herumbewegen, oder mal den Kopf leicht bewegen, um Formzusammenhänge zu begreifen. Das geht nicht mit einem Foto.
• Ein Aktmodell ist lebendig. Schon kleine Bewegungen können z.B. interessant sein. Z.B. siehst Du, was passiert, wenn das Modell den Arm hebt – Schultern, Brust und Rücken verändern sich total. Das ist in Bewegung viel besser zu begreifen als auf einzelnen (oft unzusammenhängenden) Fotos.
• Ein Aktmodell ist lebendig. Das heißt, es wartet nicht ewig auf Dich. Du hast immer nur sehr begrenzte Zeit, was Dich anspornt Dich zu konzentrieren. Und das führt dazu, dass Du mit einer ganz anderen Disziplin an die Sache ran gehst, viel effektiver arbeitest und mehr lernst.
• Das Modell ist immer ungeschönt. Fotos sind immer selektiert. Das heißt, dass Fotos immer nur die halbe Wahrheit enthalten. Es ist spannend zu sehen, welche Formen der menschliche Körper haben kann.
• Aktzeichnen ist ein soziales Ereignis. Es sind noch weitere Künstler da, denen Du mal über die Schulter schauen kannst. Das Modell kann auf das reagieren, was die Künstler sich wünschen …

Helmut
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Beitrag von Helmut » 14. Nov 2009, 22:18

[• Ein Aktmodell ist lebendig. Das heißt, es wartet nicht ewig auf Dich. Du hast immer nur sehr begrenzte Zeit, was Dich anspornt Dich zu konzentrieren. Und das führt dazu, dass Du mit einer ganz anderen Disziplin an die Sache ran gehst, viel effektiver arbeitest und mehr lernst.
• Das Modell ist immer ungeschönt. Fotos sind immer selektiert. • Aktzeichnen ist ein soziales Ereignis.

Eben - wer noch ein Modell sucht, kann mich engagieren. Ich bin m 54 Jahre alt, habe etwas Erfahrung...
viele Grüße

Helmut

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