Studieren ohne Hochschule

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highfive!
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Studieren ohne Hochschule

Beitrag von highfive! » 25. Feb 2010, 17:56

Guten Tag liebe DAF-Community.

Ich war lange hier als "Gast" unterwegs und glaube, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist um sich anzumelden. Ich stehe kurz vor meinem 19. Lebensjahr und beende diesen Sommer die Schule. Eigentlich wollte ich direkt nach der Schule Kunst studieren, aber irgendwie kann ich mich mit keiner Kunsthochschule anfreunden, weil ich mir von dem Studium mehr als nur das "zeichnen-lernen" erhoffe, sondern mich auch vielmehr mit sozialen, psychologischen und philosophischen Themen auseinander setzen möchte. Aber dazu später gerne mehr.

Nachdem ich hier gelesen habe, dass Digitaldecoy, dessen Werke ich besonders um den kleinen Jungen sehr schätze, kein Studium absolviert hat, stellte sich die Möglichkeit, dass ich vielleicht kein Studium brauche, sondern mich das eigenständige Lernen eher weiter bringt in meinen persönlichen Zielen. (Versteht mich nicht falsch, ich würde rein vom Handwerk her bestimmt in einer Hochschule o.ä. mehr lernen)

Also meine Frage: Wie empfehlenswert ist es sich ohne Hochschule der Kunst zu widmen und wie ertragreich kann das ganze werden?

Vielen Dank schon mal im voraus,

highfive!

blarg
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Beitrag von blarg » 25. Feb 2010, 18:26

Ich möchte mal behaupten, dass du an kaum einer Kunsthochschule das Zeichnen lernen wirst. Die verbringen dort eher Ihre Zeit mit "sozialen, psychologischen und philosophischen Themen" (und reichlich Dosenbier).

Das was Digitaldecoy macht ist keine Kunst, sondern Illustration. Dafür sei dir ein Studium sehr ans Herz gelegt. Es geht sicher auch ohne. Aber wenn das so gut funktionieren würde, gäbe es sicher keine Hochschulen mehr.

Ich bin in mein Studium gestartet, ohne dass ich die geringste Ahnung hatte, um was es eiegtnlich eght, bzw wie hinterher der berufliche Alltag aussieht. Das was du geschrieben hast, klingt so als wenn es bei dir ähnlich aussieht. Ich würde dir also erstmal empfehlen herauszufinden, womit du später deine Zeit verbringen möchtest.

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Beitrag von highfive! » 25. Feb 2010, 19:50

Hallo blarg und danke für deine Antwort.

Ich hätte vielleicht etwas mehr über mich selbst sagen sollen: Ich weiß ganz genau was ich nach der geplanten 5 Jahren intensiver beschäftigung mit Kunst machen will. Medizin studieren. Das spricht wiederum für kein Studium, da ich nicht 10 Jahre Prüfungsstress will. Kunsttechnisch ist mein Ziel auf jedenfall im Comicbereich angelegt. Das ist vielleicht schon wieder ein Punkt gegen Hochschule. Mich interresiert es nicht wer was gemacht hat, und ich glaube Kunstgeschichte (oder wie man das nennt) ist auch ein wesentlicher bestandteil der Uni.

Ich möchte halt beruflich nichts mit Kunst anfangen sondern vielmehr meine persönlichen Ziele damit erreichen.

Also soweit denke ich habe ich schon eine vorstellung für die Zukunft (wobei eh immer alles anders kommt).

Ich freue mich auf weitere Meinungen,
mit diesen Worten,
highfive!

//Edit: Und wo wir beim Thema sind: Was ist eine Illustration und was nicht?

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Beitrag von aeyol » 25. Feb 2010, 20:00

Hallo highfive!, wenn Du mit "ertragreich" die finanzielle Seite meinst, dann hängt das wohl davon ab, wie gut Du Dich verkaufen kannst. ;)
Wenn ich kein Frosch wär´, könnten Vögel fliegen.

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Beitrag von highfive! » 25. Feb 2010, 20:03

Hey aeyol!
Nein, mit ertragreich meine ich das Können das nach der intensiven widmung der Kunst dabei rauskommen kann.

Wie gesagt, Beruflich will ich mit Kunst wenig anfangen. Wenns kommt, dann kommts wenn nicht dann ist's auch gut.

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Beitrag von blarg » 25. Feb 2010, 20:54

highfive! hat geschrieben:Ich weiß ganz genau was ich nach der geplanten 5 Jahren intensiver beschäftigung mit Kunst machen will. Medizin studieren.
Sorry, aber wie soll man so eine Aussage bitte ernst nehmen, wenn du dir die Frage darunter nichtmal selbst beantworten kannst.
highfive! hat geschrieben://Edit: Und wo wir beim Thema sind: Was ist eine Illustration und was nicht?

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Beitrag von highfive! » 25. Feb 2010, 21:59

Ich will gut malen können und nicht gut deffinieren können. Ich kenn mich nunmal noch nicht so gut mit den Begriffen der Kunst aus. Tut mir leid wenn ich dich mit blöden Fragen verstör, aber ich bin nunmal ein laie.

Trotzdem hoff ich, dass man mich ernst nimmt.

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Beitrag von digitaldecoy » 25. Feb 2010, 23:26

Meiner Meinung nach braucht man kein Studium, um sich mit sozialen, psychologischen und philosophischen Themen auseinanderzusetzen. Dazu braucht man einfach nur zu leben. Malen und Zeichnen bekommt man auch nirgendwo beigebracht, das macht man im Endeffekt sowieso immer im Selbststudium. Ich persönlich sehe den größten Sinn eines Studiums darin, nach der Schule der Arbeitswelt noch ein Weilchen fern bleiben zu können und damit Freiraum für das Selbststudium zu schaffen. Wenn man erst mal Geld ranschaffen muss, wird es echt hart, seinen Zielen zu folgen.
Besuch mich doch Mal in meinem Personal Showroom! - http://www.digitalartforum.de/forum/vie ... php?t=1604

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Beitrag von Rilyn » 25. Feb 2010, 23:38

Hoi highfive,

stell dir die Frage lieber vor dem Hintergrund: wie finanzierst du zwei komplette Studiengänge? Wie willst du dir gleichzeitig ein Leben erarbeiten und dabei Medizin studieren (meines Wissens ziemlich zeitintensiv, spätestens, sobald die Praxis ins Spiel kommt)?
Wenn du nicht Kunst in irgendeiner Weise zum Beruf machen willst, vergiss dabei nicht, dass auch ein solches Hobby finanziert werden will, und sei es nur die freie Zeit, die du dafür brauchst.
Und ja, ich spiele auch mit dem Gedanken an ein Interessenstudium - Geschichte - das bezahlt sein will. In der Arbeitswelt stecke ich längst drin, weshalb ich vor der Frage stehe: studieren oder lieber Geld verdienen und auf eigene Faust konkret das lernen, was mich interessiert? Steckt in deinem angedachten Studium nur das drin, was du lernen willst, oder auch etwas, das dir gestohlen bleiben könnte?
Vermutlich klinge ich gerade wie meine eigene Oma. :roll:

Wenn du dich intensiv mit einem künstlerischen Hobby beschäftigst, kann dabei eine Menge dabei rauskommen, auch ohne Studienabschluss.

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Beitrag von MartinH. » 26. Feb 2010, 00:15

machs ruhig autodidaktisch. gerade wenn du nicht davon leben willst sondern es als hobby siehst, hast du ja zeit ohne ende dafür.

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Beitrag von highfive! » 26. Feb 2010, 12:20

Vorerst danke an die vielen Antwortenden :)

Ich glaub ich habe nun genug Meinung bekommen um zu entscheiden ein "selbststudium" zu machen.
Aber ich brauche ein einem Punkt noch Hilfe: der Organisation. Ich glaube der Pfad zwischen erfolgreichem Selbststudium und verschwendeter Zeit ist sehr schmal und man braucht ein strenges Ziel für ein Erfolgreiches Selbststudium. Zwar dauert das noch ein paar Monate bis ich damit anfange, aber man kann ja nie früh genug planen.

Ich dachte dass ich verschiedene Lernblöcke habe, die ich abarbeite, die ich mir im Grunde so vorstellte:

Block 1:
1: Form und Gestallt. (alles schwarz-weiß)
*Stillleben
*Anatomie
*Portrai
*Bewegung/Körperhaltung
*Charakterentwicklung
2:Licht und andere Farben
*Thumbnails
*Farblehre
*Bilder mit Farbe

Block 2:
1: Comic
*Comictheorie
*Comics ohne Sprechblase (Fokus nur auf technik, nicht auf Inhalt)
*Kurzgeschichten in Comics formen
*Eigene Comics schreiben

Block 3:
1: Umgang mit Werkzeug
*Bleistift
*Grafictablet
*Pinsel

Ich wollte mich mit den Blöcken der einzelnen Blöcken soweit es geht paralel auseinander setzen. Also Block 1,2 und 3 gleichzeitig anfangen und dessen einzelnen Kaitel einzeln abarbeiten. Halt malen von grund auf lernen.

Ich würde mich über Kritik zum geplanten Lernplan freuen. :)

highfive!

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Beitrag von Gorm » 26. Feb 2010, 16:58

Gute Planung und so in allen Ehren, aber ich halte das für Unfug.
Ich glaube du verwechselst das ganze Themengebiet zu sehr mit einem Schulfach a la Mathe oder Physik.
"Anatomie" oder "Comictheorie" ist ja jetzt nicht sowas wie eine physikalische/mathematische Formel oder Regel, die man heute nicht kann, dann einen Tag lang lernt und sie dann morgen beherrscht.
Die ganzen von dir aufgeführten Disziplinen sind ja eher mit Sportarten zu vergleichen, die man immer wieder ausübt und dann schlussendlich irgendwann gut ist.

Es wäre ja auch albern zu sagen:
"Ich will ein sportlicher, bewegungstalentierter Mensch werden, und das lern ich jetzt:

Block 1:
Tischtennis
Tennis
Badminton

Block 2:
Speerwerfen
Diskuswerfen
Hammerwerfen

Block 3:
Joggen
Fitnesstraining
Aerobic

"

Da würde doch auch jeder sofort sagen: Das ist albern, so funktioniert das nicht ;)
Denn wann hörst du mit Tischtennis auf und gehst zu Tennis über? Wenn du Tischtennis perfekt beherrscht? Oder wenn du es schaffst einen sicheren Aufschlag zu machen?
Der Tipp wäre ja wohl vielmehr, sich eine Sportart rauszusuchen und da Spaß dran zu haben. Wenn man dann irgendwann merkt, dass man durch seine Ausdauer limitiert wird kann man immer noch mit Joggen oder Schwimmen etc. anfangen um an seinen Defiziten zu arbeiten.
Genauso ist es auch bei den Dingen die du dir da rausgepickt hast. Such dir das, was du gerne können würdest (Illustration) und mal einfach Bilder. Mit der Zeit wird dir sich dann schon ganz von alleine auftun, woran du konkret arbeiten musst um deine Malerei zu verbessern. Das ist keine Fähigkeitenliste die es abzuarbeiten gilt.
Ich denke vielmehr, dass Motivation der eigentlich erfolgsbringende Faktor bei einem Selbststudium ist. Die Muße zu haben sich immer und immer wieder dranzusetzen und wenn nötig auch dreimal das gleiche zu machen. Das Härteste finde ich, ist immer nicht zimperlich mit sich selber umzugehen, und sich auch mal selber sagen zu können: Das, was ich gestern 5 Stunden lang gemacht habe ist einfach scheiße. Wenn man das kann, ist es fast schon zweitrangig wie und in welcher Reihenfolge man sich das Wissen um die Fachbereiche aneignet. Das passiert mit der Zeit schon ganz von alleine und es kristallisiert sich schon raus was wichtig und richtig ist.

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Duracel
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Beitrag von Duracel » 26. Feb 2010, 18:46

Das Thema was es in welcher Reihenfolge zu lernen gilt, hatten wir letzten schonmal in aller Ausführlichkeit:

http://www.digitalartforum.de/forum/vie ... 348a2ef6af



Ich würde gerne noch was zum Thema "Studium" beitragen.

Die Frage wieviel oder wiewenig Sinn so ein Studium macht, ist am Ende vielleicht die falsche Frage.

Ich würde auch Daniel widersprechen wollen insofern, als dass das Studium sorumgesehen nur funktioniert, wenn man schon etwas mehr Erfahrung mitbringt.
Auch die Erfahrung, worauf man überhaupt hinarbeiten will.
Die wenigsten Studienanfänger schaffen sich ernsthaft Freiraum für ein Selbststudium - und die die es tuen, neigen dazu, dem offiziellen Studium hinterherzuhinken.


Denn es geht meiner Ansicht nach bei unserem Bildungssystem keineswegs in erster Linie um Aspekte der Selbstverwirklichung.
Im Gegenteil, ein ganz wesentlicher Faktor einer typischen Schullaufbahn ist die Normierung!
Und das ist es auch, was meiner Ansicht nach für ein Studium spricht - es ist der "vorbildliche" Weg und dementsprechend der reibungsärmste in Hinblick auf die Gesellschaft.

Es ist der Weg sich zu bilden ohne anzuecken.
Risikoarm und chancenneutral.
Ziel ist, woran kein Weg vorbeiführt.

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Beitrag von highfive! » 26. Feb 2010, 19:16

@gnorm:
Ok, das sehe ich ein. Ich denke in Bezug auf duracels link werde ich das Gnaze nochmal bearbeiten.

@Duracel:
Danke für deine antwort! Sie hat mich in meiner Entscheidung nochmal sehr bestätigt. Diese Chancengleichheit von der du redest ist mir, der nicht Beruflich damit Umsatz machen will, relativ Wayne. Jedoch merke ich, dass diese Normierung etwas wäre, was mich z.Z. sehr stören würde. Dieses Hinterher hinken auf kosten des Studiums merke ich zur Zeit in der Schule. Ich habe jetzt einfach den drang mich selbst zu erforschen und das zu Leiden der Schule. Vielleicht ist mir durch deinen Beitrag auch etwas klar geworden, dass es mir garnicht darum geht wirklich gut zeichnen zu können, sondern mich selbst zu finden, wobei Kunst bestimmt ein großer Aspekt von mir ist. Aber das sind persönliche Sachen die wenn überhaupt in ein anderes forum gehören.

Besten Dank für deine Antwort und deinen Link!

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Beitrag von digitaldecoy » 26. Feb 2010, 19:47

@ Duracel:

Vermutlich ist mein Bild vom heutigen Studenten tatsächlich etwas romantisch. Ich denke, dass Du Recht hast, dass ein Studium vermutlich ähnlich belastend sein kann wie ein Job und nur dann Sinn macht, wenn man den Mechanismus des Studiums auch ausnutzt und sich mit dem genormten Wissen dann auch in genormte Arbeitsverhältnisse begibt. Wobei das bei den kreativen Studiengängen ja auch sehr aufgeweicht zu sein scheint und man sich dort als Student das Studium auch etwas nach seinen Wünschen formen kann (ich denke dabei z.B. an lucys Diplomarbeit).
Besuch mich doch Mal in meinem Personal Showroom! - http://www.digitalartforum.de/forum/vie ... php?t=1604

Strogg
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Beitrag von Strogg » 26. Feb 2010, 20:37

"Ich persönlich sehe den größten Sinn eines Studiums darin, nach der Schule der Arbeitswelt noch ein Weilchen fern bleiben zu können und damit Freiraum für das Selbststudium zu schaffen."
Ich selbst habe KD studiert und arbeite jetzt auch als Grafiker in der Computerspielebranche, aber die Grundlangen und das Portfolio um in den Beruf zu kommen habe ich mir wohl komplett selbst erarbeitet, und zwar während dem Studium und Schule, da ich da doch viel Zeit hatte die ich bei einer Ausbildung/ anderer Arbeit nicht gehabt hätte. Deshalb würde ich das so unterschreiben das es auch komplett ohne geht.
Da highfive! aber wie ich das verstanden hat sowieso Medizien studieren will würde ich jetzt sofort Medizin studieren und mir die Kunst als schönes Hobby nebenbei erhalten. Mich jetzt an nen seltsamen Lehrplan der in 10 Minuten gemacht ist und für 5 Jahre halten soll zu klammern halte ich für doch etwas gewagt...

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ZIF-Zeichnen-ist-Flow
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Beitrag von ZIF-Zeichnen-ist-Flow » 27. Feb 2010, 06:47

Just do it - ohne Hochschule.

Das Interessante an dieser Art Beschäftigung ist, dass sie im Gegensatz zu anderen Fertigkeiten nicht die 10.000 Stunden des Experten braucht, um einen Stand zu erreichen, der zufriedenstellend sein kann. Der Durchbruch beim Sehen kann viel früher kommen, das Feilen daran und Verfeinern kann man dann soweit treiben, wie man will. Ich sehe es selbst im Gegensatz zu deinem Plan eher als ein Verstehen von Konzepten. Dabei kann es so viele Konzepte geben, wie es Dinge auf der Welt gibt. (Beispiel: Man kann relativ leicht verstehen, wie eine Kugel aussieht und sich bewegen kann und das auch irgendwie zu Papier bringen - bei einem Motor aus ungewöhnlicher Perspektive sieht es vielleicht schon wieder anders aus.) Bei dem Thema gibt es auch kein vollständig oder unvollständig, da du selbst entscheidest, welchen Dingen du Beachtung schenkst und auf dem Weg sowieso immer wieder noch andere verknüpfte Themen oder Möglichkeiten, mit dem Thema weiterzugehen finden wirst.

In meinen Augen sollte man sich da eh nicht durch etwas zwingen (mit Lehrplan), was als Thema wichtig sein mag (wie Perspektive), für einen Stand heute aber nicht passt, weil man lieber einzelne Objekte zeichnet, als viele, die zueinander eine komplexere Beziehung haben auf dem Bild. In dem Moment, in dem du dann etwas anders machen willst, kannst du dich immer noch wieder der Perspektive als Fokus widmen.

Deinen Lehr-Plan kannst du als eine anzuhakende Liste benutzen, was du noch gar nicht beachtet hast und welchem Gebiet du mehr Beachtung schenken willst (durch Fokus darauf bei deinen Arbeiten oder z.B. das Lesen eines Buches auf diesem Gebiet / Kontaktieren von jemandem, der mehr dazu weiß -> Mentor, Community hier, anderer Kreativer...) Mehr sollte das in meinen Augen aber nicht sein, solang du es nicht zu einem Ziel machst, einen Lehrplanpunkt als Fokus bei deinem Besserwerden zu verfolgen.

Das wichtigste ist meiner Meinung nach, den Spaß dabei zu behalten. Ohne dass ein Lehrplan zum Korsett wird. Den befruchtenden Rat eines künstlerischen Umfelds (den ich als einzigen Vorteil einer Kunsthochschule oder eines künstl. Mentors sehe) kannst du dir auch so holen: Such dir einfach andere Leute, die ebenfalls zeichnen - ob hier oder durch einen Aushang in deiner Bibliothek oder einer Anzeige im kostenlosen Anzeigenblatt.

Have Fun !

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Beitrag von highfive! » 27. Feb 2010, 11:05

@Strogg
Mich jetzt an nen seltsamen Lehrplan der in 10 Minuten gemacht ist und für 5 Jahre halten soll zu klammern halte ich für doch etwas gewagt...
Das ist richtig. Ich will auch nicht das als strikten Plan sehen, sondern vielmehr als eine richtlinie. Und ich erwarte auch nicht dass dieser Plan gleich bleibt, sondern sich mit der Zeit ändert wenn ich mehr in der Materie bin, mir gedanken gemacht hab und auch neue Ziele evtl. habe.

@ZIF-Zeichnen-ist-Flow
Schönes Bild mit dem Korsett ;)

Für Rat von außen bin ich am überlegen mich als Gasthörer in der Kunsthochschule Münster einzuschreiben. Mal gucken. Aber das Forum hier würde ich gerne nutzen.

@all

So, ist nun feste Sache, dass ich ohne Studienplatz mich mit Kunst beschäftige. Aber ich bräuchte noch etwas Hilfe für meine ersten Anschaffungen.
Die Bücher die ich mir anschaffen wollte sind von Bammes "die gestalt des Menschen", von Scott McCloud die Bücher, Rotgans "räumliches Zeichnen" und "Drawing Realistic Textures in Pencil" von Hillberry. Das waren so die Bücher die mich am meißten ansprachen nachdem ich hier im Forum auf den Buch-Thread gestoßen war.

Neben Bleistift und skizzenbuch wollt ich mir noch ein Intous 3 a5 anschaffen. ich glaub das ding reich für mich dicke. Cintiq oder i4 brauch ich nciht. glaub ich.

Muss ich bei einem Scanner auf was besonderes Achten?

danke nochmal für eure hilfen!
highfive!

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Beitrag von Strogg » 27. Feb 2010, 11:52

den Bammes kann ich dir nicht empfehlen. Teuer, zu schwer zum mitnehmen und der Text besteht aus pseudowissenschaftlichem blabla den man nicht braucht.
Ich würde eher zu dem tendieren http://www.amazon.de/Atlas-Human-Anatom ... =8-1-spell. Die anderen beiden Bücher habe und kenn ich nicht.
Bin schon auf deine ersten Sachen gespannt...

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Kobar
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Beitrag von Kobar » 27. Feb 2010, 11:53

Mensch, du gehst ja gleich in die Vollen... Wenn du Gitarre lernen würdest, kaufst du dir doch auch nicht gleich eine E-Gitarre für 500 Euro, oder?
Natürlich hast du das Gefühl, dass du das ganze Zeug jetzt sofort brauchst, aber glaube mir: Kauf' dir einen billigen 20 Euro Scanner, ein Skizzenbuch (oder Schulheft) und kritzel erstmal los. In einem halben Jahr wirst du sehen, ob du dieses Hobby weiterbetreiben willst. Du wolltest ja eh erst in ein paar Monaten mit deinem Plan anfangen.

Nur weil du einen Bammes (der für den Einstieg auch etwas teuer ist) im Schrank stehen hast, wirst du nicht besser zeichnen. Die Motivation sollte unabhängig von den materiellen Sachen herrühren. Für den Einstieg ist das Internet mehr als ausreichend.
(Als kleinen Denkanstoß, da dich ja mit "sozialen, psychologischen und philosophischen Themen" auseinandersetzen willst: Der "Ich muss das alles erstmal kaufen, damit ich es gut kann"-Gedanke beißt sich meist mit dem Schaffensgedanken... Meine Erfahrung)

Du hast noch nicht einmal angefangen zu zeichnen. Schau' doch erstmal, ob es dir gefällt und für längere Zeit erhalten bleibt.
"Ratschläge erhalten sie von Mikes Großvater, der aus dem Jenseits per Hologramm mit ihnen kommuniziert."

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Beitrag von MartinH. » 27. Feb 2010, 13:13

Der "Ich muss das alles erstmal kaufen, damit ich es gut kann"-Gedanke beißt sich meist mit dem Schaffensgedanken... Meine Erfahrung)
seh ich auch so. dennoch schadet eine 500,- euro gitarre zum lernen kein stück. schlimmstenfalls hat man halt 500,- euro dafür ausgegeben und spielt dann nicht drauf. ist sogesehen doch ein überschaubares risiko, man kann sie ja auch wieder verkaufen.

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Beitrag von Jabo » 27. Feb 2010, 14:02

Strogg hat geschrieben:den Bammes kann ich dir nicht empfehlen.
Das muss mal gesagt sein. Ich werd den demnächst verkaufen. Viel zu teuer, die Texte kann man ohne Germanistik-Studium nicht lesen und die Zeichnungen sind zu unterschiedlich, um ein klares Lernsystem zu entwickeln.

Ansonsten: Kauf dir lieber einen Block mit A4-Kopierpapier und einen guten Bleistiftspitzer. Und dann zeichnen. Nur so geht's.

EDIT: Noch besser: Teppichmesser zum Spitzen und A3-Papier.

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Beitrag von ZIF-Zeichnen-ist-Flow » 27. Feb 2010, 14:18

Ich würd mir immer nur ein nächstes Buch kaufen und vorher in die Bibliothek oder im Netz schauen, ob ich da was Brauchbares finde. Bammes aus der Bibliothek holen (Fernleihe, wenn nicht in deiner Stadt vorhanden). Der Zugriff auf Tools, Werkzeuge, Ratgeber, How-to-do-Stuff, Photoshop-Brushes oder sauteure Pinsel, Stife ersetzt in keinem Fall das Üben zum Besserwerden. Ich zeichne mit irgenwelchen weichen Bleistiften auf billigstem Kopierpapier und fotografiere meine Bilder mit der Digicam für's Forum. Kein Scanner nötig.

Ich hab auch ein Tablet. A3 ! Mein Kind malt damit mehr, als ich. Steht nur rum. Dafür hätte ich lieber noch einen vernünftigen Stuhl kaufen sollen. Du brauchst nicht mehr als eine Serviette in einem Cafe und einen Stift, den dir die Kellnerin geliehen hat.

Bild

Edited: Ich bin selbst Anfänger und hab von den Büchern von z.B. Bridgman oder Loomis deutlich mehr gehabt, da ich deren KOMMUNIKATION ihrer Zeichnungen verstehen konnte als von einem Hogarth oder Bammes. Bevor jetzt der Glaubenskrieg ausbricht: Der Schlüssel zum Verständnis ergab sich für mich so und ist für jeden individuell. Es gibt eben Leute, die schreiben Bücher für Leser und Leute, die wollen lehren für Schüler... die anderen sind... für mich nicht so "anwenderfreundlich". Der erhabene Geist verzeihe mir an dieser Stelle mein Unverständnis der o.g. angesehenen Autoren.

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Beitrag von highfive! » 27. Feb 2010, 15:56

Ok!
Also mein Fazit:
-Probieren über studieren
-Lieber ein Bierchen mehr als ein Bammes im Schrank
-Entspannt aber zielstrebig angehen.

Gut, das klingt alles logisch und ich wär ohne euch wahrscheinlich die ganze Sache überstürzt angegangen.
Ich habe mich nun erstmal akkut (wirklich akkut :notime: ) um mein Abi zu kümmern und werde mich direkt danach hier in einem Showroom erstmal zeigen. Vielen vielen dank nochmal und bis in ein paar Wochen!

highfive!

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Beitrag von ZuluSplitter » 28. Feb 2010, 18:33

ZIF: du hast vollkommen recht :D
Naja, das was du in deiner Zeichnung da präsentierst ist derzeitig eher mein Problem >.<
Bin zwar sehr sehr zielstrebig, aber dafür keinerlei entspannt dabei und schnell ablenkbar >.<


@highfive!:
mit deiner Zusammenfassung hast du es vollkommen erfasst.




Sorry für mein unkonstruktiven Beitrag >.<




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