Studieren? Mappe? Eignungsstest?

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crewler
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Studieren? Mappe? Eignungsstest?

Beitrag von crewler » 3. Nov 2010, 21:40

Ich spiele seit ein paar Monaten mit dem Gedanken zu studieren.

Ich möchte mein Hobby, meine Leidenschaft zu meinem Beruf machen. Nicht irgendwo als Mechaniker in einer Fabrik versauern und nach der Arbeit nach Hause kommen um 3 Kilo Dreck von meinem Körper zu waschen und völlig fertig ins Bett zu fallen.

Ich spüre einen inneren Antrieb, der mich dazu bringt nur noch malen zu wollen. Ich will nichts Anderes mehr als mein Hobby zum Beruf zu machen.

Bis vor einem Jahr habe ich noch nie ein Buch in meinem Leben gelesen. Mittlerweile sind es ca. 10 die ich gelesen habe. Alle behandeln Themen die das Zeichnen / Malen betreffen.


Bei google finde ich leider keine konkreten Antworten auf meine Fragen. Vllt. auch weil ich die falschen Suchbegriffe verwende und einfach keine Ahnung habe.

Den Thread habe ich erstellt um mir nicht mit einer schlechten Bewerbung oder Mappe die Chance an einer Schule zu versauen. Daher nun ein paar Fragen:


*Worauf kommt es bei einer Mappe an?

Die Formate und die Anzahl der Arbeiten sind mir klar.


Vielmehr ist die Frage: Worauf kommt es an? Was wollen die sehen? Was muss ich denen zeigen um eine Chance zu bekommen?

*Wie sieht das Vorstellungsgespräch aus?

*Was sind die Voraussetzungen?

*Was wird beim Eignungstest gemacht ; geprüft ; gefragt?

Ich muss dazu sagen, dass meine Schulbildung nicht die beste ist, was nichts damit zu tun hat, dass ich dumm bin - vielmehr mit privaten Problemen zu erklären ist.

Dennnoch habe ich habe 2003 meinen Hauptschulabschluss gemacht, anschließend einen Metalllehrgang und 2005 eine Ausbildung zum Industriemechaniker wodurch ich einen Realschulabschluss erworben habe.


Daher direkt die nächste Frage:

*Reicht ein Realschulabschluss & eine abgeschlossene Berufsausbildung? / muss ich vorher ein Fachabi machen?

*Was für Fächer gibt es, wie sehen diese aus?

*Wie sieht der Arbeitsmarkt in diesen Bereichen aus? Lohnt es sich überhaupt?




Danke im Vorraus für hilfreiche Antworten.

PapaPlum
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Beitrag von PapaPlum » 3. Nov 2010, 22:43

Tipps zur Bewerbungsmappe

Bei den meisten Kunsthochschulen bewerben sich wesentlich mehr potentielle Studenten als Plätze frei sind. Tipps dazu, wie eine erfolgreiche Mappe aussehen muß, kann man, wenn man seriös sein will, nicht geben. Aber ein paar allgemeine Hinweise.

Jede Hochschule hat ein eigenes „Profil“, was immer das auch ist. Es ist vielleicht am besten mit einer „eigenen Haltung“ beschreibbar. Dieses Profil ändert sich ständig, es hängt von den dort beschäftigten Professoren (und Studenten) ab, und von allgemeinen Trends, um nicht zu sagen vom Kunstmarkt. Als neue Profs werden von den bereits beschäftigten Kollegen erfolgreiche Künstler berufen. Wer Erfolg hat, das bestimmt der "Markt". Mitte der Achtziger z.B. wurde in Düsseldorf sehr wenig „gegenständlich“ gemalt, das hat sich, nachdem die gegenständliche Malerei wieder en vogue geworden ist, grundlegend geändert.

Die einzigen Tipps, die man geben kann, sind die folgenden:

* Man informiere sich eingehend über die einzelnen Professoren an den jeweiligen Hochschulen und deren „Stil“. Nach der „Richtung“, die sie auf dem Kunstmarkt vertreten. Die meisten (ob das nun gut ist oder nicht, sei dahin gestellt) vertreten eine bestimmte Richtung oder Auffassung von Kunst. Meist sieht man bei hochschulinternen Ausstellungen, wo die einzelnen Studenten studieren. Es gibt nur wenige Professoren, die auch völlig andere ästhetische und künstlerische Konzepte und Kunstbegriffe in ihren Klassen tolerieren, als sie selbst vertreten (seltene Glücksfälle!). Kataloge wälzen hilft deshalb, die richtige Hochschule zu finden.
* Man rufe bei den Hochschulen an bzw. informiere sich im Netz, ob es „Mappenberatungen“ oder "Mappenkorrekturen" gibt. Wenn ja, gehe man hin. Wenn nein, sollte man versuchen, die Professoren, die einen interessieren, direkt zu kontaktieren.
* Noch einmal, gehen Sie zu den Mappenberatungen, nehmen Sie Kontakt zu den Professoren auf! (Die würden mich lynchen, wenn die wüßten, daß ich dazu rate, aber der Wert dieses Hinweises kann gar nicht überschätzt werden!) Stellen Sie sich vor, in einer Hochschule trudeln für 30-50 zu vergebende Studienplätze 300 bis 1200 Mappen ein. (Das war so in den 80ern, ich kenne leider keine aktuellen Zahlen. Vielleicht studieren heute weniger Kunst?) Auf jeden Fall ist die Versuchung groß, auf Leute, die man bereits kennt, mehr zu achten als auf andere. Mir sagte ein Prof in einem Gespräch über das Thema, dass das durchaus gerecht wäre. Denn diejenigen, die öfter in die Beratungen kämen, nähmen Wege und Mühen auf sich und wären deshalb engagierter. Ausserdem könne man abschätzen, ob jemand "beratungsresistent" wäre (EINE private Professorenmeinung!).
* Wenn man glaubt, dass eine Hochschule „passen“ könnte, sollte man hinfahren und sich dort ein bisschen „umtun“. Einige Professoren sind oft unterwegs, andere nicht. Es hilft, wenn man Leute kennt, die bereits an der Hochschule studieren. Das verhindert z.B., dass man ziellos in eine fremde Stadt fährt, dort rumirrt und dann niemanden und nichts erreicht. Von bereits eingeschriebenen Studenten erfährt man auch, was für Mappen sie eingereicht haben, worauf bei den Mappen und Prüfungen Wert gelegt wird und worauf nicht.
* Die Kommission tagt einen oder 2 Tage, mehr Zeit haben die nicht. Wenn eine Mappe geöffnet wird, kann eine gutwillige und engagierte Kommission höchstens einen Blick auf die ersten 2-3 Blätter werfen. Was dort nicht sehr gut ist (aus der Sicht der Kommission!!!) oder neugierig macht, fliegt sofort raus. Also die besten Arbeiten nach oben!

Wie auch immer, ich kenne sehr viele (ich gehöre auch dazu), die haben einfach ihre Mappe eingereicht an die Uni, zu der sie wollten, sind zu den Tests und wurden genommen. Daß sie zu der jeweiligen Hochschule wollten, wußten sie einfach. Ich dachte mir, Dresden legt Wert aufs Handwerk und nach der Wende muß sich die Kunst ( nicht nur im Osten, aber da waren die Zwänge am größten) neu definieren und überdenken. Das war für mich der große Reiz, den die Hochschule hatte. Mit der selben Mappe wäre ich damals in Düsseldorf nicht genommen worden (nehm ich an, ich weiss es nicht). Wie es jetzt an der Hochschule aussieht kann ich nicht beurteilen.
hier das habe ich bei http://zeichnen.gemutlichkeit.de/html/a ... ratung.php gefunden.

kannst dich da ja mal durch lesen. finde das ganze thema auch sehr spannend, aber kann dir leider nicht mehr dazu sagen.

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Beitrag von WhiteLady » 4. Nov 2010, 11:11

Welchen Abschluss du genau brauchst, kann ich dir nicht sagen (das lässt sich aber sicher ergoogeln), aber ich denke, mindestens Fachabi wirst du auf jeden Fall machen müssen, um die Berechtigung zu erwerben, an ner Hochschule studieren zu dürfen.

Ob es sich lohnt, musst du entscheiden. Eine gute Portion Idealismus gehört dazu, denn: Gehaltlich lohnt es sich in den meisten Fällen nicht, soviel kann ich sagen. Es gibt einfach zu viele am Markt.
Hierzu auch ein Link: http://www.designtagebuch.de/was-verdie ... -designer/

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Beitrag von MartinH. » 4. Nov 2010, 11:54

gibt hochschulen, da kommt man über sonderregelungen ohne abi rein, wenn man ein überdurchschnittliches supertalent ist.

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Beitrag von PapaPlum » 4. Nov 2010, 14:53

was sind den durchschnittliche supertalente? ;)

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Beitrag von Dazzled » 4. Nov 2010, 19:43

crewler

hab dir ne pn geschrieben

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Beitrag von Kobar » 4. Nov 2010, 20:49

Zu dem Thema Realschule: ich kenne ein junges Mädel, das den Realschulabschluss hatte und nun an der HAW Hamburg studiert.

Achso und folgendes Zitat passt eigentlich auf jede Arbeit: "Nicht irgendwo als Mechaniker in einer Fabrik versauern und nach der Arbeit nach Hause kommen um 3 Kilo Dreck von meinem Körper zu waschen und völlig fertig ins Bett zu fallen."

Bis auf dass du dich nicht unbedingt waschen musst.

Aber ich verstehe natürlich, was du eigentlich damit sagen willst. :)
"Ratschläge erhalten sie von Mikes Großvater, der aus dem Jenseits per Hologramm mit ihnen kommuniziert."

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Beitrag von crewler » 4. Nov 2010, 23:41

PapaPlum: Danke für die guten Tipps, der Link hat mir nicht so geholfen - scheint eher für freischaffende Künstler zu sein. Trotzdem schockierend wie wenig Kunst heutzutage noch wert ist, es sei denn man ist der nächste Da Vinci.. Die Tipps sind dennnoch sehr hilfreich denk ich!

WhiteLady: Hab gerade gesehen, dass es nicht unbedingt eine Hochschule sein muss (bin etwas verwirrt)

Zitat:

"Willkommen in der HTK
Die Hamburger Technische Kunstschule ist eine private Akademie für Gestaltung..."

Ist das nun eine Hochschule oder gibt es einen Unterschied? Klingt irgendwie nach "Wer zahlt darf malen".

Dazzled: Danke! hab zurückgeschrieben!

Kobar: Ist schonmal gut zu hören, dass überhaupt die Möglichkeit besteht ohne ein Fachabi.

Was das Zitat angeht: Mir ist schon klar, dass das Leben kein Zuckerschlecken ist und das so gut wie jede Arbeit irgendwie anstrengend ist.
Wenn ich mich in meinem Beruf umsehe ist es nicht gerade ermutigend zu sehen, wie kaputt die Leute nach ein paar Jahren dort sind.
Ich denke mir, solange ich noch jung bin und gerade weil ich etwas habe das mir Spaß macht sollte ich jede Chance nutzen, das zu nutzen :).. Ich will später nicht zurück sehen und mich ärgern es nichteinmal versucht zu haben.

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Beitrag von Chinasky » 5. Nov 2010, 00:16

Private Hochschulen/Akademien wollen in der Regel auch ordentlich bezahlt sein. Guck Dir da also immer genau an, wie hoch die Semestergebühren sind. Inzwischen muß man ja auch an staatlichen Hochschulen/Universitäten Studiengebühren zahlen, aber die sind meist dennoch wesentlich niedriger als bei privaten Anbietern. Ohne daß man deswegen sagen könnte, die privaten Anbieter seien auch besser - im Gegenteil stimmt es schon eher, daß dort malen darf, wer zahlt...

Deine Einstellung, das zu Deinem Beruf zu machen, woran Du Freude hast, kann ich nur voll unterstützen - wenn man sich wirklich reinkniet in eine Sache, dann ist die Chance, daß man mit der Erfolg hat, immer gegeben. Und berufliche Reinfälle kann man auch in Bereichen haben, die einem von Anfang an keinen Spaß machen.... ;)

Aaaber - ohne jetzt oberlehrerhaft wirken zu wollen - wenn Du mit bildender Kunst was werden willst, dann gehört eine gehörige Portion Allgemeinbildung dazu - denn in der Kunstszene geht es eigentlich immer auch um die Beschäftigung mit anderen Künstlern, mit Positionen innerhalb der Gesamtkultur usw.. Nur mit Handwerk (also wenn man z.B. "nur" sehr gut gegenständlich zeichnen/malen kann) kommt man im Kunstbetrieb nicht sehr weit. Damit will ich Dich nicht abschrecken, sondern nur darauf hinweisen, daß Du vielleicht eher etwas in Richtung "angewandter Kunst" machen solltest, statt Dich Richtung "freier Kunst" zu orientieren. In der "freien Kunst" sind alle Künstler, die ich kenne und die es darüber hinaus "geschafft" haben (d.h. die gut von ihrer Kunst leben können), überdurchschnittlich belesen, kennen sich häufig auch noch in der Musik aus etc..
Literatur, bildende Kunst und Musik gehören irgendwie auch alle zusammen in der Moderne, die meisten zeitgenössischen Kunstwerke kann man gar nicht kapieren, wenn man nicht weiß, worauf sie sich beziehen.

Damit will ich Dich jetzt nicht abhalten davon, Kunst zu studieren. Sondern, ich wiederhole mich: Falls Dich Literatur und andere Kultur-Bereiche nicht so sehr interessieren, könnte vielleicht ein Studium der angewandten Kunst (Grafik-Design, Produkt-Design, Kommunikationsdesign etc.) eher was für Dich sein. Gegebenenfalls sogar eine Lehre in einer Werbeagentur oder etwas in der Art.

An den staatlichen Kunsthochschulen wird zwar in der Regel das Abitur oder Fachabitur verlangt - aber ich hatte selbst Komilitonen, die "nur" einen Realschulabschluß hatten. Die hatten sich halt besonders intensiv vorbereitet, gute Mappen abgegeben, im Vorfeld schon bei den unterrichtenden Professoren sondiert usw.. Für wirkliche Ausnahmetalente wollen alle Hochschulen offen sein, deswegen wird auf die entsprechenden Schulabschlüsse schon mal verzichtet, wenn die Bewerber herausragend sind.
Wobei halt immer wieder auch echte Ausnahmetalente abgelehnt werden - siehe Daniel Lieske aka Digitaldecoy... ;) Manchmal sitzen halt auch blinde Trottel in den Jurys, welche die vielen Bewerbungen aussieben...
Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.

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Beitrag von crewler » 5. Nov 2010, 11:33

Wow, vielen Dank für diese ausführliche Information.
Hätte vielleicht schreiben sollen, dass mich Illustration sehr reizen würde. Das hätte dir viel Arbeit erspart.
Hab selbst gerade erst gemerkt, dass ich in keinem Satz erwähnt habe was ich egtl. studieren möchte.

Also ich hab mal nachgeschaut bei der HTK.
Die monatlichen Kosten belaufen sich dort auf 380€.
Denke das ist irgendwie finanzierbar. Zur Not würde ich auf 400€ Basis ein Job annehmen.

Was mein Allgemeinwissen angeht würde ich nicht unbedingt sagen, dass ich nicht überdurchschnittlich viel weiss aber auf jedenfall, dass ich überdurchschnittlich interessiert bin.

Ich gucke viele Dokus und bin faziniert vom Universum, früheren Kulturen, usw.
Denke auf diesen Themengebieten die mich interessieren weiss ich auch überdurchschnittlich viel.

Literatur interessiert mich nicht wirklich, musikalisch begabt bin ich auch nicht.

Was Anderes..
Machen die Unternehmen egtl. einen Unterschied zwischen staatlichen und privaten Schul- Abschluss?
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Beitrag von MartinH. » 5. Nov 2010, 15:45

imho ist einer der wichtigsten faktoren für die bildungsqualität einer hochschule der wissensstand der studenten (faktoren, nicht indikatoren!). damit meine ich, je besser die leute mit denen du da viel zeit verbringst, je besser wirst auch du. und nach dem was ich bisher gehört und gesehen habe sind bei privaten hochschulen die viel geld kosten vor allem leute, die an den günstigeren staatlichen hochschulen abgelehnt wurden. das heißt nicht das die weniger motiviert wären, immerhin latzen die ja richtig geld um da sein zu dürfen. aber mir wurde das immer als gravierender nachteil von privathochschulen präsentiert.
sorry falls hier jemand an ner privathochschule ist, ich meins nicht böse.

was den abschluss angeht, die meisten abschlüsse in kreativen berufen sind imho eh nicht so richtig was wert bei bewerbungen. mich hat zumindest noch nie einer nach meinem diplom gefragt ;). staatlich ist vielleicht nen tick angesehener aus oben genannten gründen. aber bringen tut dir das wahrscheinlich auch nix, erst recht nicht wenn du nur noch nen bachelor kriegst.

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Beitrag von schlummi » 6. Nov 2010, 01:06

ich bin ein illustrator-autodidakt umgeben von lauter akademiker... also, hier sind einpaar eher beobachtungen. ;)

@berufwunsch illustrator
es hört sich so an, als ob eine festanstellung angestrebt wird? würde mich hier in der community interessieren, wieviel leute festangestellt sind? und davon die festangestellte in leitenden positionen (AD, CD, usw.) subtrahieren, denn ist nicht dasselbe. :)
nach meiner erfahrung ist ein "klassischer" illustrator zu 99% ein selbständiger. ausnahme wäre die pc-spielindustrie. da gibt's einpaar mehr. ich würde mal salopp behaupten, ein "sicherer" job geht eher über "downgrade" zu einem grafiker, der mal ab und zu illus anfertigen kann. :roll:

privat vs. staatlich
MartinH. hat's imho zutreffend beschrieben. dazu kommt auch noch eine menge mädchen die irgendwie beschäftigt werden sollen, bevor standesgemäss geheiratet wird. :oops:
doch wenn man sich dann doch als grafiker bewirbt, ist staatlich bissl besser. die mittelständische firmen, die ich kenne, stellen staatliche ein, weil die abschlüsse in den tarifverträgen festgelegt sind. so wird ein glücklicher (dipl)grafiker als dipl.ing bezahlt.

@Chinasky
wenn Du mit bildender Kunst was werden willst, dann gehört eine gehörige Portion Allgemeinbildung dazu - denn in der Kunstszene geht es eigentlich immer auch um die Beschäftigung mit anderen Künstlern, mit Positionen innerhalb der Gesamtkultur usw.. Nur mit Handwerk (also wenn man z.B. "nur" sehr gut gegenständlich zeichnen/malen kann) kommt man im Kunstbetrieb nicht sehr weit.
das ist eine sehr interessante anforderung... ich beneide Dich um Deinen bekanntenkreis. das sagt sehr viel über Dich aus. meine erfahrungen sind diesbezüglich nicht so eindeutig. ich kenne finanziell sehr erfolgreiche künstler, die sich nicht sicher sind, ob deutschland ersten weltkrieg verloren oder gewonnen hat. und finanziell sehr wenig erfolgreiche künstler, die da genaustens bescheid wissen. der einzige unterschied: die ersteren können malen, die anderen eben nicht. :roll:
naja, einen künstler, der sich mit "anderen Künstlern" oder gar "Positionen innerhalb der Gesamtkultur" beschäftigt, neige ich generell in frage zu stellen. da bin ich ganz altmodisch beim herrn Dali, der zuletzt zutreffend formuliert hat (freiübersetzt, bitte nicht schlagen) : "ein wahrer künstler ist ein richtiger ar-och! der hat doch einfach keine zeit sich mit so irdischen dingen wie seine mitmenschen zu befassen! der hat mit göttlichem zutun!" :D
war ein scherz, die illustratoren sind ja nicht wirklich künstler... :lol:

sorry für off :)

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Beitrag von WhiteLady » 8. Nov 2010, 12:49

crewler hat geschrieben:Also ich hab mal nachgeschaut bei der HTK.
Die monatlichen Kosten belaufen sich dort auf 380€.
Denke das ist irgendwie finanzierbar. Zur Not würde ich auf 400€ Basis ein Job annehmen.
Bedenke aber, wenn du einen Job annimmst, studierst du auch länger, weil dir der Job Zeit und Energie raubt. Auch wenns nur ein kleiner Job ist. Zudem sollte es ein Job sein, der dir dann nicht die Stundenpläne zerhaut, also vorzugsweise irgendwas abends (Tankstellen-Kassierer, Kellner etc.) oder am Wochenende.

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Beitrag von crewler » 9. Nov 2010, 10:54

MarinH. : Guter Ansatz, denke aber das wird mich nicht davon abhalten einfach mal eine Bewerbung abzuschicken, demzufolge was ich bis jetzt gehört habe braucht man min. Fachabi um an einer staatlichen zu studieren.

schlummi: Was meinst du mit
...dazu kommt auch noch eine menge mädchen die irgendwie beschäftigt werden sollen, bevor standesgemäss geheiratet wird...
Hab die Metaffa nicht verstanden.

WhiteLady:
Würde einen Wochenendjob annehmen. Ein Kollege von mir der bei der Post arbeitet könnte mir da einen Job klar machen. Nur Samstags 6-8h auf 400€ Basis.
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Beitrag von jaymo » 9. Nov 2010, 12:47

Bei der Kunsthochschule hier in Saarbrücken trifft die Regelung zu, die Martin angesprochen hat:
Schulische Voraussetzungen

Zu einem Studium kann – vorbehaltlich weiterer Anforderungen – zugelassen werden, wer die Fachhochschulreife besitzt oder Schüler der Klasse/Jahrgangsstufe ist, die mit der Fachhochschulreife abschließt; in den Fällen der Zulassung wegen besonderer künstlerischer Begabung wird zugelassen, wer eine abgeschlossene Schulausbildung besitzt oder zumindest Schüler der Klassenstufe 9 ist.
Link

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Beitrag von Dazzled » 9. Nov 2010, 13:10

ich möchte hier nochmal schnell in die bresche springen und eutlich machen, dass private und staatliche hochschulen uU überhaupt garnichts miteinander zu tun haben.
meine erfahrungen aus erzählungen die privaten schulen betreffend sind da eher ernüchternd.

das wird dann schonmal kaligraphie monatelang (!) im klassenverband unterrichtet. also schön plakafarbe und dann aus wörtern ein portrait malen... erstens braucht man sowas (meiner bescheidenen meinung nach ) später in 99% der fällen nie wieder (weder das "erlernen" einer sooo aufwändigen und ordentlichen arbeitsweise noch das produkt dieses schaffens) und zweitens ist sowas unglaublich ermüdend. also falls du dich zu einer privaten hinreissen lässt (klar, keine oder nur eine sehr rudimentäre aufnahmeprüfung scheinen ja was gutes) schau dir das vorher an!

ein nachteil an den nicht vorhandenen aufnahmeprüfungen ist halt auch, dass du da uU lauter nichtsnutzige "ich-krieg-von-meinen-eltern-alles-in-den-arsch-geblasen"-kiddies da in den klassen hast. ich glaube, das meint schlummi auch mit seinen mädchen :)

du musst auch an staatlichen hochschulen für ein design- oder kunststudium nicht unbedingt abi oder fachabi haben, da gehts dann um die herausragende künstlerische befähigung/neigung/blablabla (aber auch hier große unterschiede zwischen den unis, einfach mal anrufen)

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Beitrag von hjalmar » 9. Nov 2010, 16:20

ich muss von privaten schulen ebenfalls abraten! wir waren gerade beim Steven der ein Semester lang an einer privaten Designschule in Hamburg einen Zeichenkurs geleitet hat und danach sofort gekündigt hat aufgrund von gründen die Dazzled bereits angesprochen hat. Das Niveau war anscheinend unter aller Sau, man musste das ganze Studium nur abzeichen, sogar die Illustrationen anderer Illustratoren. Meinte jedenfalls der Steven.
Aber auch sonst habe ich bis jetzt nur negatives gehört.

Ich persönlich würde dir raten anstatt dich bei einer privaten für viel geld einzuschreiben, von dem geld lieber bücher zu kaufen, zum aktzeichnen zu gehen oder sonst irgendwie das zeichnen erstmal selber zu lernen. "Nebenbei" kannst du ja dein Fachabi machen. Und bist danach auch zeichnerisch so fit, dass du dich bei einer staatlichen bewerben kannst.
Auch hier im Forum kannst du für den Anfang viel lernen! Welche Bücher du kaufen solltest kannst du hier z.B. auch erfahren.

Ich selbst studiere übrigends illustration in Münster und habe auch schon als Hilfskraft bei einer Aufnahmeprüfung mitgemacht. Falls du dich also hier mal bewerben möchtest, sag bescheid! Ich kann dir so ungefair sagen was die sehen wollen. Aber ich kann dir auch schon sagen, dass die Abi oder Fachabi note bei er aufnahme eine rolle spielt, aber keine große.

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Beitrag von Kobar » 9. Nov 2010, 16:29

Der Patrick Deza ausm Forum war, wie ich vermute, auch bei der games academy, die bekannthin privat ist. Ich glaube seine Ausbildung war gut... und er hat 'nen Job.

Also man kann nicht alles über einen Kamm scheren, wobei die Tendenz deutlich ist.
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Beitrag von hjalmar » 9. Nov 2010, 16:48

stimmt, ich glaube diese gamesschulen sind ok.. aber da lernt man speziell für diesen bereich, und nicht design oder illustration

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Beitrag von crewler » 9. Nov 2010, 16:55

jaymo:

Danke für den Link, schonmal gut sowas Schwarz auf Weiss zu sehen.
Werde auf jedenfall in Hamburg studieren wollen, aus privaten Gründen.

Dazzled:
Das klingt niederschmetternd.. Werde wohl erstmal versuchen eine staatliche Uni zu finden.

hjalmar:
Krass, scheint wirklich nicht zu emfehlen sein. Will ja auch was lernen dort und nicht am Ende geblendet nach Hause gehen und schlechtere Arbeiten abliefern als vorher :D..

Ich Arbeite schon fleißig an meiner Mappe, lese auch Bücher und fühle mich mittlerweile auch ziemlich sicher mit dem Stift :).. Habe mir bis jetzt alles durch Selbststudium beigebracht, ein Aktkurs würde mich trotzdem noch sehr reizen bevor ich irgendwo Bewerbungen hinschicke.
(http://www.digitalartforum.de/forum/vie ... c1544533da)

Münster wäre mir zu weit, wäre dennnoch interessiert, wie es bei dir abgelaufen ist! Bin wie gesagt für jeden Tipp dankbar.

Kobar:
Ja die Tendenz macht mir ebenfalls Angst. Habe bis jetzt eine Privatschule gefunden, die einen guten Eindruck macht. Wenn ich mir z.B. Wandsbek angucke, frag ich mich auch was die da den ganzen Tag machen.

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Beitrag von Dazzled » 9. Nov 2010, 17:00

sehr lustig, denn meine berichte habe ich von der schule in wandsbek, die machen den ganzen tag kaligraphie ;)

du kannst auf jeden fall versuchen, dich ausschließlich in hamburg zu bewerben - die chancen stehen allerdings bei einer einzigen uni demensprechend schlecht. ich habe es als große bereicherung meines lebens empfunden, für die uni die stadt zu wechseln. Aber wasweissich was das für gründe bei dir sein mögen.

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Beitrag von MartinH. » 9. Nov 2010, 17:02

hab von jemandem gehört, dass es spiele-firmen gibt, die mittlerweile aus prinzip niemanden mehr einstellen, der nur nen abschluss von irgendeiner speziellen games hochschule hat. aber das geht vom thema ab.

@crewler: du willst doch vor allem zeichnen/malen lernen und später als illustrator arbeiten, richtig? dann mach das doch einfach autodidaktisch. wenn man wirklich nur das machen will sind die meisten studiengänge nicht so toll vermute ich. ich fand mein studium in der hinsicht komplett enttäuschend. und nach dem was man so von den privaten hochschulen hört wirst du auch da nicht glücklich werden.
also warum überhaupt studieren? mach lieber dein abi nach wenn du irgendwas schulisches machen willst. das ist übrigens auch eines der zentralen dinge die mullins immer wieder gepredigt hat "get educated". und es gibt so einige illustratoren die sagen, das ihr studium in geographie/völkerkunde/architektur/wasauchimmer genau das richtige für den job ist. je nach spezialisierung halt.

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Beitrag von schlummi » 9. Nov 2010, 22:24

ja, Dazzled hat "meine mädchen" richtig verstanden. auch wenn ich's nicht so drastisch ausdrücken würde. die gibt's auch in staatlichen. in privaten nur mehr, weil privaten nicht nur zu ausbildung, sondern auch zu gewisser "selektion" taugen. man schickt kinder aus "guten häuser" gern dahin, wo sie allen den "anderen" leuten nicht begegnen. ;) :D

@autodidakttum
da kenne ich mich aus und würde's keinem wirklich empfehlen. wenn man auf das geld verdienen nicht so grossen wert legt, sondern in erster linie auf "selbstentfaltung", dürfte's natürlich egal sein. sonst eher nicht. ... also eine direkte nachteil von "selbstausbildung" wäre automatische ausschluss aus vielen auftragausschreibungen, die einfach ein abschluss voraussetzen. punkt. keiner guckt sich deine mappe an. dann landet man ne stufe tiefer bei allen den hobby- freizeit- kinderbuch- illustratoren wo die leute schon mal 2 tage für nen huni-job schuften. da ist das leben hart ... ;) :D

warum ich gern studiert hätte:
1. man kriegt eine gewisse struktur. als autodidakt schnappt mal da und da was auf, aber meisst fehlt einem ein "skelett" um's richtig anzuordnen.
2. und noch ein wichtiger grund sind die gleichgesinnte um dich herum. austausch, von- und miteinander lernen, vermisse ich als autodidakt schmerzlich.

@schreckliche erfahrungen von bekannten der bekannten
sehr subjektiv sind sie öfteres... ;)

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Beitrag von crewler » 9. Nov 2010, 22:37

Dazzled: Dann weiss ich schonmal, wo ich mich nicht bewerben werde. Ist auch was wert :D..
Gründe sind da viele banale wie Freundin, Kollegen, usw. Der Hauptgrund ist, dass ich meiner krebskranken Oma viel helfe (einkaufen, zum Arzt fahren, Apothekengänge, usw.).

MartinH.:
Das studium braucht man doch heutzutage um überhaupt irgendwo ne Chance auf Anstellung zu bekommen oder sehe ich das falsch?
Das ist der Hauptgrund für ein Studium für mich.

Finde die Idee an sich garnicht verkehrt was du weiter unten geschrieben hast. Ist aber denk ich nicht das was ich will. Ich werde doch nicht Architekt um besser Häuser malen zu können :D..
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Beitrag von crewler » 9. Nov 2010, 22:42

Ah schlummi, hast im selben moment geschrieben wie ich.

Ja sag ich doch, das wäre auch meine Sorge. Egal was man am Ende kann, man bleibt eben ein "ungelernter". Das ist egtl. überall auf dem Arbeitsmarkt so. Ungelernt bekommt man schlechter Arbeit und wenn man welche bekommt wird man schlechter bezahlt.

Das mit den Gleichgesinnten würde mich auch reizen.. Ist mir in der Form gänzlich unbekannt.
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