Vertragsprüfung teurer als Auftrag selbst.

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MortM
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Vertragsprüfung teurer als Auftrag selbst.

Beitrag von MortM » 19. Sep 2013, 17:34

Hallo ihr Lieben,

ich würde gerne mal eure Meinung zu folgender Situation einholen in der ich mich derzeit befinde.
Ich arbeitete für Kunden aus Australien. Die Vergütung ist kein Jackpot, stand aber in guter Relation zum zeitlichen Aufwand. :)

Nun hat mir der Kunde einen Vertrag (in englischer Sprache) vorgelegt.
Abgesehen davon, dass mein Name falsch geschrieben ist (kann ja mal passieren :wink:), sind mehrere Punkte drin die mich nachdenklich stimmen. Zudem erschwert mir die Sprachbarriere das volle Verständnis.

Unteranderem stimme ich zu eine Australische Steuernummer zu besitzen. (Tue ich nicht :?)
Oder auch mit dem australischen Recht übereinzustimmen bis hin zu einer komischen Klausel in der ich zustimme eine Versicherung abzuschließen. (???)
Wie dem auch sei schließe ich Übersetzungsfehler nicht aus und denke es wäre gut über einen Anwalt den Vertrag prüfen zu lassen.

Jetzt die Crux. Schon eine Stunde bei meinem Anwalt würde mehr kosten als ich für den Auftrag bekomme.

Eine Alternative wäre, die Punkte mit dem Auftraggeber durchackern, wobei auch dies wieder in keiner Relation zur Vergütung steht. Unterm Strich gesagt, fühle ich mich ein wenig überrollt von den 14 Seiten. Zudem bin ich etwas irritiert dass ein Kunde wegen einem eher kleinen Auftrag mit so einem Vertrag auffährt. Aber vielleicht fehlt mir auch die Erfahrung.

Ich würde gerne wissen ob euch schonmal etwas ähnliches passiert ist und/oder was ihr tun würdet? :)

Tobias-M
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Beitrag von Tobias-M » 27. Sep 2013, 00:37

Hi MortM,

Ich vermute, das ist bei denen ein Standardvertrag, den sie für große und kleine Aufträge gleichermaßen verwenden, hat also erst mal wenig mit Dir persönlich zu tun. Solche Werke können durchaus umfangreich sein. Die Bereitschaft, das zu ändern, dürfte deshalb auf Kundenseite eher gering sein.

Ich persönlich würde nie einen Vertrag unterschreiben, den ich nicht verstehe; Vertragsprüfung dauert bei uns deshalb auch etwas. Bei uns ist aber auch das Auftragsvolumen groß genug, dass sich das lohnt.

Ich würde Dir empfehlen, dich auch durch die unklaren Stellen durchzuquälen, mit Lexikon usw., denn wenn Du weiter als Freelancer arbeiten willst, ist das Teil dessen, was Du lernen musst.

Verhandeln über die fraglichen Klauseln würde ich in jedem Fall. Ignorier den Zeitaufwand dabei, das ist Teil Deiner Lernkurve.

Es gibt Klauseln, die wenig Sinn machen in Deinem Fall; z.B. das Ding mit der austral. Steuernummer. Da würde ich auf jeden Fall danach Fragen, die Klausel rauszunehmen bzw. umzuformulieren, so dass z.B. eine Umsatzsteuer-Identifikationsnummer verlangt wird (VAT-ID-No.). Wenn Du planst, häufiger für internationale Kunden zu arbeiten, benötigst Du die ohnehin.

Das Ding mit australischem Recht ist kein Problem: Es ist üblich, dass Verträge nach dem nationalen Recht des Vertragsgestalters geregelt werden (nach irgendeinem Recht muss das ja geschehen). Das australische Recht ist im wesentlichen vom britischen inspiriert und hat im Vergleich zum deutschen schon ein paar Eigenheiten, aber da droht eigentlich keine Gefahr. Akzeptieren.

Die Versicherungsklausel ist vermutlich eine spezielle, internationale Schadensabsicherungsklausel bis zu einer Gesamtsumme von z.B. 1 Mio Doller oder so, richtig? Ist auch so'n typisches Ding. Sowas gibts unter deutschen Anbietern nur bei Allianz und Hiscox, ist nervig komplex zu verstehen und kostet ca. 300 EUR / Monat, wäre für Dich also nicht sinnvoll. Versuch, das rausnehmen zu lassen mit Verweis auf die geringe Größe Deines Unternehmens und des Auftragsvolumens, das in keiner Relation zu einer derartigen Absicherung steht.
Theoretisch könntest Du das auch so belassen und einfach hoffen, dass es nicht zum Versicherungsfall kommen wird. Und das wird ja auch wohl kaum der Fall sein.

Lassen sie sich darauf nicht ein, würde ich persönlich vermutlich nicht unterschreiben. In dem Fall wirst Du aber trotzdem mit Gewinn aus der Sache rausgehen, nämlich einem Erfahrungsgewinn zum Thema Verträge, Verhandlung und Geschäftspraxis.

Was verdammt kostet denn übrigens Dein Anwalt? Bzw. wie gering ist der Auftrag denn dann dotiert? Ich mein, das kann dann ja wohl kaum mehr als 200 EUR sein (und das ist schon hoch gegriffen!).

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