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idontlivehereanymore
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Beitrag von idontlivehereanymore » 15. Sep 2009, 18:00

schindermichel hat geschrieben:Bestimmte Güter einfach aufgrund einer physischen Eigenschaft (Der Möglichkeit der Vervielfältigung) zum Allgemeingut zu erklären ist anarchistisch und widerspricht allen geltenden Rechtsnormen. Punkt.
Du weißt schon, dass eine Diskussion schwierig ist, wenn man bestimmte Dinge als induskutable Fakten festlegst, obwohl die Gegenseite anderer Meinung ist :roll:

MartinH.
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Beitrag von MartinH. » 15. Sep 2009, 18:08

ich denke gerade oma schmitt wird weiter gewohnt ihre cds kaufen. und so wie du verstehst das kreationen bestehen weil leute sie kaufen, verstehen das auch ganz viele andere leute.

aber die urheberrechtsfrage ist im grunde eh ziemlich uninteressant bei den piraten, denn selbst wenn die 20% im bundestag hätten, was absolut utopisch wäre, dann wären sie immernoch die einzigen, die bestimmte urheberrechte ändern wollen, und es wird einfach nie passieren, weil sie nie in einer abstimmung dafür ne mehrheit kriegen.
viel interessanter sind punkte des parteiprogramms bei denen auch andere parteien mit aufspringen könnten, wie z.b. verstaatlichtung von infrastrukturen, bildungspolitik, verhindern von wirtschaftlichen monopolstellungen, datenschutz, transparenz bei abgeordneten besoldung und nebentätigkeiten etc.. die urheberrechtsdebatte kann eh nur in nem flamewar enden, weil hier niemand die richtigkeit seines standpunktes beweisen kann, und dann irgendwann einfach nur noch so viele, mehr oder weniger abstruse, vergleichs beispiele geschaffen werden wie möglich, weil man im zweifelsfall damit am ehesten leute von irgendas überzeugt :D.

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Beitrag von idontlivehereanymore » 15. Sep 2009, 18:25

MartinH. hat geschrieben:viel interessanter sind punkte des parteiprogramms bei denen auch andere parteien mit aufspringen könnten
Was ihnen sogar das Genick brechen könnte. Die Grünen z.B. haben schon einige recht gute Punkte in der Richtung im Programm. Der Vorteil der Grünen bei ihrer Gründung war ja, dass sich damals wirklich keine der etablierten Parteien wirklich um Umweltpolitik gescherrt hat + dass das Thema ja im Endeffekt alle betrifft und nicht nur die Internetnutzer.

Das Problem der Piratenpartei ist also wohl weniger dass sie nur wenige Themengebiete abdecken, als viel mehr, dass diese Themengebiete a) Viele Menschen ziemlich weit am Arsch vorbei gehen (da sie keinen Grund haben, sich dafür zu interessieren und b) halt nicht alle Parteien ihnen Grundsätzlich widersprechen. Für die Piraten als Partei ist ja im Endeffekt das schlimmste was ihnen passieren kann, dass sich andere Parteien auf ihre Seite stelle und ähnliche Interessen vertreten. Aber wichtig ist wohl vor allem, das solche Themen irgendwie in der Regierung ankommen und nicht in der nächsten Legislaturperiode wirklich noch mehr Zensurgesetze erlassen werden und ähnliches. Wer das verhindert, kann einem ja relativ Schnuppe sein :D

MartinH.
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Beitrag von MartinH. » 15. Sep 2009, 18:33

Für die Piraten als Partei ist ja im Endeffekt das schlimmste was ihnen passieren kann, dass sich andere Parteien auf ihre Seite stelle und ähnliche Interessen vertreten.
ich hatte deren interessen eigentlich genau gegenteilig verstanden, dass das sogar deren ziel ist, weil sie nicht daran interessiert sind sich als zentral bestimmende partei zu etablieren, sondern die anderen parteien dazu zu bringen sich auch mal um ihre spezialthemen zu kümmern. so wie damals die grünen die einzigen waren die nach umweltschutz gerufen haben, und heute auch andere parteien darüber reden.

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Beitrag von JanSOLO » 15. Sep 2009, 19:04

nochmal zum Urheberrecht...

Technisch-sozial ist das Herunterladen von Musik und Film unbestritten am fortschrittlichsten egal ob legal oder illegal. Da beißt die Maus kein Faden ab.

Die Vorteile sind klar auf der Hand:
-bequemes Besorgen der Produkte
-man holt sich nur das, was man auch braucht
-man bekommt es sofort
-man bekommt es gratis

Mit diesen Vorteilen kann der CD/DVD-Kauf einfach nicht mithalten. Bis jetzt hab ich ja immernoch nur von 2 Lösungen zu dem Urheberproblem gehört. Die eine Seite will die Konsumenten durch Gesetze und Strafen so lenken, dass sie wie früher die Musik oder die Filme auf ein Medium kauft. Die andere Seite will den Download legalisieren.
Für mich sind beide Lösungen rückständig.
Die erste Lösung hat den Nachteil, dass die Vorteile des illegalen Herunterladens attraktiver sind. Verhindern kann man das nur, wenn man den Internetnutzern die Freiheit im Internet nimmt. Das will ja auch wieder keiner. Die 2te Lösung ist genauso rückständig, da die Musik und Filmproduzenten davon nicht leben können. Am Ende gibt es nur noch Schund-Filme-Musik von Hobbykünstler, die zuviel Freizeit haben. Das will ja auch keiner.
Da muss es doch bessere Lösungen geben, die einerseits alle Vorteile des Herunterladens bieten und gleichzeitig die Produzenten fördert.

Man könnte doch für jeden Bundesbürger ein Recht auf frei verfügbare Musik und Filme gewehren und ihn gleichzeitig die Pflicht geben, kulturelle Abgaben zu leisten... ähnlich wie die GEZ, wobei ich dann die GEZ zusätzlich abschaffen würde. Fernsehen und Radio könnte bei meinen Modell ein Auslaufmodell werden, wenn der Mediennutzer das sehen kann, was er gerade will. Die Gebühren, die von jeden Erwerbstätigen eingefordert werden, werden statistisch von Downloadzahlen und Rankings der Medien an die künsler verteilt. Es muss nur durch Mittel verhindert werden, dass die Statistiken gefälscht werden. Die Medien sind auf offizielen Plattformen frei verfügbar. Die Künstler können trotzdem weiterhin durch Konzertauftritte, Diskotheken und Sammleralben im Laden Geld verdienen. Illegale downloads wären dann unnötig. Das würde zwar bedeuten, dass viel Verkaufspersonal unnötig wird, aber so ist nunmal der Fortschritt. Bei den Industrieroboter kann man sich ja auch aufregen.
Die Möglichkeit sich ein Musikstück per Download zu Besorgen ist nunmal Fortschritt. Da nützt es nichts, wenn man sich an Gewohnheiten klammert.
Viele Germanen sind nur deshalb Christen geworden, weil sie bei Bestattungen des Familienoberhauptes nicht mehr die Reichtümer der Familie mit ins Grab legen mussten. Das war ihr Fortschritt, obwohl das Christentum mit ihrer früheren Tradition nicht konform war ;). So ist das nunmal.

Nur gut, dass ich das in ein künstlerforum schreibe, denn ich hab ja nicht so die Ahnung von Volkswirtschaft, aber ich hab die kreative Idee dazu :P
Lasst es euch schmecken...

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Beitrag von digitaldecoy » 15. Sep 2009, 20:10

Bis jetzt hab ich ja immernoch nur von 2 Lösungen zu dem Urheberproblem gehört.
Nun, was ist denn mit der dritten Möglichkeit, die im Grunde die naheliegenste zwischen den beiden von Dir genannten Positionen darstellt und die schon längst erfolgreich praktiziert wird: man lädt die Dateien runter UND bezahlt sie. Meiner Meinung nach sollte viel mehr Aufwand in die Entwicklung eines einfachen und sicheren Zahlungssystems für das Internet gesteckt werden. Erst gestern habe ich gelesen, dass Google dort vorgeprescht ist und ich denke, dass wir neue Entwicklungen eher aus dieser Richtung als von unser greisen Politik zu erwarten haben.

Tatsächlich bietet der direkte Verkauf im Internet große Vorteile für den Künstler UND den Konsumenten. Der Künstler macht sich nicht mehr von Marketingstrategien der Verleger abhängig und kann von einem Bruchteil der Einnahmen leben, den der Verleger erwirtschaften müsste, um profitabel zu bleiben. Der Kunde bezahlt den Wasserkopf des Verlegers nicht mehr und kann die gleiche Qualität für viel weniger Geld kaufen. Gut, Verleger finden die Idee natürlich nicht so toll, aber irgendwen trifft der Fortschritt halt.
Besuch mich doch Mal in meinem Personal Showroom! - http://www.digitalartforum.de/forum/vie ... php?t=1604

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Beitrag von JanSOLO » 15. Sep 2009, 20:35

Ja ... die Praktik kenne ich.
Aber da ist wieder das Problem, dass man für viele Nullen und Einsen bezahlen muss. Wo es etwas zu kaufen gibt, wird es dann wieder auch die kostenlose illegale Möglichkeit geben.
Ich weis ja auch garnicht, ob meine Praktik mit einer Art "Kultursteuer", wie ich es mir vorstelle, überhaupt umsetzbar ist. Bei 10€ im Monat für 40Mio Erwerbstätige sind das 4,8Mrd € im Jahr. Vielleicht ein bißchen wenig für deutsche Film und Musikproduktion, aber Musik und Filmkünstler haben ja noch Verdienstmöglichkeiten für Kino, Sammleralben und Konzerte. Auch ist eine DVD nicht immer schnell runtergeladen, so dass sich ein Kauf auch lohnen könnte.
Nachteil ist das ganze natürlich für die Musikindutrie und den Staat, den Steuereinnahmen durch Mehrwertsteuer fehlen. Aber ähnlich funktioniert es ja auch schon mit der KFZ-Steuer. Man muss sie auch zahlen, egal wie viel man die Straßen nutzt. Dank KFZ Steuer muss man nicht bei der Hoch und Tief-Bau Firmer Meyer ein Stück Straße selber kaufen (analog zur Musik-CD), um darauf fahren zu können.

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Beitrag von Makx » 15. Sep 2009, 20:36

Hehe - war ja nur eine frage der Zeit bis dieser Thread hier auftaucht.
Und wieder die selben Argumente, vorgetragen von (angeblichen) Hard-Linern,
die selbst kein einziges Raubkopiertes Musikstück besitzen und auch sonst jeden Künstler/Entwickler für seine Arbeit fair entlohnen.

Was sich - unabhängig vom Wahrheitsgehalt - leicht entlarven lässt. Schließlich betrachtet jeder diese Seite mit einem Browser.
Entweder IE, Opera, Safari (Freeware) oder Firefox (Open Source).
Und obwohl niemand hier für seinen Browser auch nur einen Cent gezahlt hat, können alle diese Seite sehen.

Aber bevor wir jetzt der Frage nachgehen, wovon die armen Browser-Hersteller denn bitte leben sollen,
gehen wir doch einfach mal die ganzen Argumente durch, die bei diesen Diskussionen immer heruntergebetet werden:

Das gegenwärtige Urheberrecht ist Urheber-Freundlich!
Nein, es ist genauergesagt Verwerter-Freundlich. Es basiert auf einem Rechtssystem, das für die Industrie (mit physischen Produkten) entwickelt wurde.
Das Recht ist daher auch explizit auf (Vertiebs-)Konzerne ausgelegt.
Der Urheber(Arbeiter) behält nur einige Urheber-Persönlichkeitsrechte (UrhG §§12,13,14).
Das sind so Kunstwerk-Schutz Klausen, dass die eigenen Werke nicht jemand anderem Angedichtet werden, das sie nicht gegen den Willen des Künstlers verwendet werden oder entstellt werden dürfen.
Übrigens wird auch ständig versucht diese wenigen Rechte einzuschränken oder auszuhöhlen - siehe Drehbuchautoren und andere.
Der Urheber tritt - so sieht es dieses Modell vor - die Verwertungsrechte (§§15,16,17,18,19,19a,20,20a,20b,21,22,23 und 24) exklusiv an einen Verwerter ab.
Das sind nun die eigentlichen Rechte, mit denen Geld zu machen.
Es ist also nicht nur Gesellschaftlich verbreitet sondern durchaus auch Gesetzlich so vorbereitet, dass der Schöpfer seine Rechte verkauft.
Oft für einen festen Betrag, manchmal für eine Gewinnbeteiligung, und manchmal kann er sogar nachträglich auf ein höheres Honorar klagen, wenn das Werk unerwartet Erfolgreich ist.
Meistens sieht die Realität nicht ganz so rosig aus:
Die Musiker beschweren sich schon seit Jahren über die unfairen Verteilungsmethoden der GEMA.
Videospiele-Entwickler/Concept Artists arbeiten oft (inoffiziell) unbezahlte Überstunden um ein Projekt zu beenden, bekommen diese aber auch dann nicht erstattet wenn das Spiel erfolgreich ist.
Und die Künstler hier? Wir sind doch schon froh, wenn wir unsere Auftrags/Firmen-Arbeiten hier in den Job-Thread stellen können.
Auf jeden Fall hat wohl keiner noch Hoffnung, sein Gehalt positiv beeinflussen zu können, wenn er wie die Henne auf seinen Bildern sitzt.

Aber es zwingt doch niemand die Künstler ihre Verwertungsrechte zu verkaufen - Reformen sind nicht nötig!
Nur Teils Richtig - wer in einer Firma arbeitet wird es schwer haben, etwas von seiner Kreativen Leistung für sich selbst zu behalten.
Wenn ihr ein Projekt nebenher macht, dann müsst ihr Beweisen, dass ihr keine Firmen-Ressourcen (Arbeitszeit, Hardware, Weiterbildung) dazu verwendet habt. Das ist für gewöhnlich schwierig - meist verlieren die Schöpfer ihre Hobby-Projekte vor Gericht an ihren Arbeitgeber.
Und die Arbeit, die ihr in die Firmen-Projekte gesteckt habt, gehört sowieso nicht euch. Der Erfolg des Projekts auch nicht. Nehmt euer Gehalt, und seid froh um euren Job.
Aber auch die Freischaffenden haben es schwer - als Künstler ohne Vertrag kann man seine Musik zwar über die eigene Homepage vertreiben, aber ins Radio kommen wird sie wohl nie. Damit gibt's auch keine Werbung, keine GEMA-Ausschüttung, keine Weiterverkäufe der Lizenz.
Das ist jetzt der Zeitpunkt an dem man sich fragt, wie denn diese "Hits" zustande kommen. Lösung: Plattenfirmen und Radiosender entscheiden was ein Hit wird - und behypen es dann ausgiebig.
Das könnte man schon irgendwie als Monopolismus auffassen: der Markt wird mit den Mainstream-Produkten überschwemmt und Unabhängige Schöpfer werden aktiv ausgegrenzt.
Das Musik-Business ist da noch Harmlos. Microsoft versucht seit Jahren aktiv Linux vom Endkunden fern zu halten. Wann immer ein Hersteller versucht seine Rechner mit Linux zu verkaufen (siehe Netbooks) kommt Microsoft mit einem dumping Preis und mysteriösen Verhandlungen, und plötzlich ist wieder Windows drauf.
Und ernsthaft: habt ihr schon mal ein Bild von eurer Homepage aus verkauft?

Qualität kostet eben Geld - wenn nichts für Urheberrechte gezahlt wird, dann geht die Kultur/Qualität kaputt.
Das gilt eigentlich nur für materielle Produkte. Da bei Ideen/Informationen/Kulturgütern HERSTELLUNGSKOSTEN tendenziell unter 1€ betragen, wird das Argument dünn.
Das die ENTWICKLUNGSKOSTEN oft hoch sind geht nicht zwangsläufig mit der Qualität oder dem Urheberrecht einher.
Im Gegenteil: oft sind gerade die großen, teuren Projekte wenig innovativ und qualitativ Fragwürdig. Ich würde jetzt Beispiele nennen, aber erstens kennt ihr selbst genug, zweitens müsste ich mich dann mit den Fans herumprügeln ;-) )
Mal unter uns: warum stellen hier so viele ihre Bilder kostenlos ins Forum? KOSTENLOS! Das müsste doch dann der Abschaum der Malerei sein, oder?
Aber die Sache sieht eben so aus, dass kein Künstler seinen Beruf ergreift, weil er möglichst viel verdienen möchte.
Und keiner kann von sich behaupten jetzt für das doppelte Gehalt plötzlich doppelt so gut malen zu können.
Jeder der von sich selbst behauptet Geschmack zu haben, will angeblich auch nur Independent Musik hören, Indie-Games viel besser finden und die kleinen Film-Produktionen für qualitativ hochwertiger halten als den Hollywood Rotz.
Mainstream ist doch mittlerweile schon zum synonym für schlechte Qualität geworden.

Entwicklung muss bezahlt werden, sonst entwickelt keiner weiter und wir kommen nicht voran.
Dass das Schützen und Verteidigen eigener Leistungen die Entwicklung anheizen soll ist schon ziemlich absurd.
JEDER Schöpfer baut auf TAUSENDEN und ABERTAUSENDEN Entwicklungen auf, die ihm Vorausgegangen sind. Müsste er für jede Bezahlen, dann könnte er sich gar keine Entwicklung leisten.
Bands erfinden ihre Instrumente nicht, sie erfinden Rock nicht, und auch die ganzen Akkorde gibt es schon. Im Gegenteil verwenden sie Samples und imitieren im Retro-Stil Bands der 80er. Sie schaffen etwas neues, in dem sie klauen.
Auch die ganzen Orks und Elfen und Monster in unseren Bildern erfinden wir nicht. Nein, wir klauen jede Inspiration, die wir kriegen können. Jede neue Idee wird sofort analysiert, kommentiert, weiterverarbeitet.
Und von der Softwareentwicklung will ich gar nicht erst reden - was Patente dieser Industrie antun ist jenseits von Gut und Böse. Da könnte ich mich Stundenlang auslassen.
OpenAccess ist ein Verbund der überhaupt erst deswegen Geschaffen wurde, weil das Urheberrecht die Forschung behindert. Ist nicht so toll wenn man alles zehnmal erfinden muss, weil irgendein Verlag auf den Publikationsrechten sitzt.
Die Wahrheit ist: mit einem liberaleren Urheberrecht ginge jedwede Entwicklung deutlich SCHNELLER, weil man auf die Arbeit anderer Aufbauen könnte.
Das dann nichts mehr in Forschung und Entwicklung investiert wird ist absurd: aus Angst nicht mehr schneller als die Anderen sein bleiben alle stehen? Glaub ich nicht.

Raubkopien sind schuld an steigenden Preisen.
Ich finde es Lustig, das dieser immer wieder auftaucht. Oder traurig. Zeigt ein schlechtes Bildungsniveau.
Jeder lernt in der Schule, das Preispolitik darauf abzielt ein Produkt an möglichst viele Kunden zu einem möglichst hohen Preis zu verkaufen. Wie hoch oder niedrig dieser optimale Preis ist hängt davon ab, wie viel die Leute bereit sind zu zahlen.
Würde jetzt ein Hersteller - sauer über die vielen Raubkopierer - seinen Preis erhöhen, würde er von seinem optimal-Preis heruntergehen... und damit noch weniger verdienen.
Deswegen tun sie's auch nicht. Sie verwenden das nur als Ausrede für steigende Preise.
Den Beweis liefern Länder in Süd-Ost-Asien, in denen wirklich viele Raubkopien existieren. Der Logik nach müssten sie hier ja dann unbezahlbar teuer sein (...weshalb sie dann auch keiner Kaufen würde.)
Das Gegenteil ist der Fall: die Preise sind sehr niedrig, um mit den billigen Raubkopien konkurrieren zu können.
Wir sehen also: Raubkopien machen die Produkte (wenn überhaupt) nur billiger.

Wieso sollte privates Herunterladen von MP3s überhaupt legal sein?
Die Hits von Heute werden mir jeden Tag durch mein Wohnzimmer gejagt. Ich bekomme die Radiowellen obwohl ich sie nicht bestellt habe.
Ich kann sie Empfangen. Ich kann die Lieder hören. Ich kann sie aufzeichnen und immer wieder hören.
Aber wenn ich sie aus dem Netz ziehe sind sie illegal? Obwohl mein Computer doch als "neuartiges Rundfunkgerät" als Radio anzumelden ist?
Find' ich merkwürdig.

Open Source ist schlechter als proprietäre Software! Daran sieht man: es funktioniert einfach nicht!
Meist heißt das Argument: "Photoshop ist toller als Gimp" oder "Linux ist scheiße".
Das hängt zum Teil mit Vorurteilen zusammen, zum Teil mit der Umgewöhnung. (Überraschung: den Krieg "dein XYZ ist so scheiße" gibt's auch unter Proprietärer Software)
Den meisten Menschen ist einfach nicht klar, wie viel Open Source Software sie selbst verwenden und wo.
Es herrsch immer noch der Eindruck, dass das eben Hobby-Projekte seien, die keine Qualitätsansprüche hätten.
Und dann bricht den Mac-Nutzern der Boden unter den Füssen weg, wenn man ihnen aufzeigt, wie viel von MacOS eigentlich FreeBSD ist.
Jaa, auch die proprietären Entwickler können richtige Piraten sein - die haben einfach ein bestehendes OpenSource Betriebssystem genommen, eine eigene Oberfläche dafür geschrieben, ein paar Programme und schon hatten sie das ach so tolle MacOS.
Und welcher Internet-Verständige Mensch glaubt noch fest-fest-fest daran, dass der Firefox schlechter ist, als der Internet Explorer? (Outlook Express ist auch ein super Programm, oder?)
Das DigitalArtForum läuft auf SUSE-Linux und verwendet Apache. Muss ja Schrott sein.
Es ließen sich durchaus noch mehr beispiele finden, aber das geht auch langsam am Thema vorbei.
Der eigentliche Punkt ist:
Open Source hat bewiesen, dass auch alternative Konzepte erfolgreich sein können und eine gute Qualität liefern.
Wenn ihr persönlich Gimp und Blender nicht mögt ist das eure Sache - das hat nichts mit Open Source an sich zu tun. Macht solche Short Films wie Elephants Dream oder Big Buck Bunny und behauptet DANN, dass die Programme nicht gut genug für eure Fähigkeiten sind.
Im Gegenteil könnte man eigentlich viel besser behaupten, dass erst Open Source Software wie Firefox Mircosoft dazu gezwungen hat, einen besseren IE zu entwickeln.

Wenn ich einen Song/Film/Game kaufe, dann gehört es mir.
Ideologisch: ja. Nach geltendem Recht: nein.
Zwar darf man offiziell Privatkopien machen (eine CD fürs Auto, eine für die Stereo-Anlage, MP3s für den Rechner...) und diese beliebig oft und lange konsumieren, aber die Realität sieht anders aus.
DRM und Kopierschutz heißt das Zauberwort. Man muss die CD fürs Auto extra zahlen, und auch die MP3s einzeln kaufen.
Gut- bei Musik hat sich der Spuk erstmal gelegt. Bei Filmen und Games kommt er gerade erst so richtig in Fahrt.
Keine BluRay Disc und HD-DVD ohne Kopierschutz. Besonders bitter für die Leute, die auf HD-DVD gesetzt haben: schon in wenigen Jahren können sie die Filme alle wegschmeißen. Aber auch die BluRay-Disc wird's nicht ewig geben.
Und PC-Games sind gerade die absoluten Spitzenreiter: durch Online-Aktivierung bestimmen sie nicht nur auf wie vielen PCs die Spiele jemals laufen dürfen (egal ob sie alle euch gehören), sie verhindern auch den Weiterverkauf und Retro-Gaming in der Zukunft.

Wenn dir nicht passt, dann kauf halt nicht bei denen! Zwingt dich ja keiner!
Tja, dass ist immer die schwierige Situation, wenn man erklären muss, warum Kultur-Güter mehr sind als nur "ein Produkt".
Vielleicht sollte man einfach eine andere Betrachtungsweise für dieses Thema gewinnen als "den Markt"...
Eine ähnlich schwierig klare Argumentation hatten wir schon mal in der industriellen Revolution. Der Fabrikherr brauchte Arbeiter, die Arbeiter brauchten Arbeit. Die Arbeit war grauenhaft und schlecht Bezahlt.
"Wenns euch nicht passt, dann arbeitet halt nicht für uns", sagten die Industriellen. Und sie hatten recht.
Warum hätten sie mehr bezahlen sollen? Warum sollten sie einen kranken oder alten Arbeiter weiter bezahlen, wenn er nicht mehr arbeiten konnte. Sie kannten den Vertrag, sie haben zugestimmt.
Überhaupt: warum sollten die Arbeiter am Erfolg der Fabrik beteiligt werden? Sie haben doch ihr Gehalt bekommen!
Aber so einfach ist die Sache dann eben doch nicht - die Arbeiter haben die Fabrik aufgebaut, ihr zum Erfolg verholfen. Und sie haben ein Recht darauf-
Und auch heute habt ihr ein Recht auf eure Kultur.
EURE Kultur!
Das ist kein Industrie-Gut, keine Semmel die wir gegessen und ausgeschissen haben.
Das sind WIR! Diese Klassiker - Songs, Games, Bücher, Bilder, das ist unsere Jugend, unsere Identität!
Die sind überhaupt erst erfolgreich gewesen, weil wir sie so geliebt haben, von ihnen so inspiriert waren.
Und die ihrerseits waren doch inspiriert von genau derselben Kultur (oder anderen).
Die haben selbst geklaut. Die haben unser Lebensgefühl, unsere Kultur geklaut und in neue Werke gegossen. Und deswegen haben wir diese Werke auch so geliebt.
Das gehört keinem Unternehmen, das gehört alles uns! Selbst wenn wir wollten könnten wir unser Gehirn doch niemals dazu bringen, diese Dinge zu löschen.
Und wir HABEN ein Recht auf unsere Kultur.

Ich will jetzt nicht die "macht kaputt was euch kaputt macht" Ideologie heraus holen.
Aber ich fordere von keinem, dass er dieses Spiel weiter mitmacht.
Wir könnten alle sehr viel Glücklicher werden, wenn wir ein etwas faireres Urheberrecht hätten.

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Beitrag von idontlivehereanymore » 15. Sep 2009, 20:56

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Beitrag von digitaldecoy » 15. Sep 2009, 21:56

Aber da ist wieder das Problem, dass man für viele Nullen und Einsen bezahlen muss.
Ja, und? Auf einem Konzert bezahlst Du für in Schwingung versetzte Luft und ein paar flüchtige visuelle Reize. Im Kino auch. Und wenn Du ein Buch kaufst, dann wird für Dich sicher nicht der materielle Wert des Papieres im Vordergrund stehen sondern doch wohl der Inhalt, der als reine Gedanken in Dein Gehirn übertragen wird.

Ich persönlich habe nichts gegen die Tendenz, Informationen von ihrem physikalischen Träger abzulösen. Gerade in der Kunst befeuert der Kult um "das Original" doch einen völlig irrwitzigen Markt. Ich denke, es ist vielleicht auch einfach mal Zeit, im Rahmen von kulturellen Gütern nicht mehr in Besitzdimensionen zu denken. Warum muss ich ein Musikstück in Form eines Audio-Datenträgers im Schrank stehen haben? Könnte ich nicht auch genau so gut beim Künstler das lebenslange Recht erwerben, mir das Musikstück jederzeit anzuhören zu können - gestreamt von dessen Webseite? Und könnte man nicht genauso mit Texten und Bildern verfahren? Alles was man bräuchte wären Endgeräte, die das Speichern der Daten nicht mehr ermöglichen, sondern dir nur Daten anzeigen, die sich im Netz befinden. Natürlich würde sich immer eine Gruppe Menschen bfinden, die die Daten hackt und abspeichert und womöglich auch unter der Hand verteilt. Aber für die große Masse wäre dies viel zu kompliziert und sie würde schon alleine aus Bequemlichkeit den legalen Weg wählen, wenn nicht sogar aus moralischer Überzeugung. Ich bin dafür, dass alle Daten und Informationen zu jederzeit überall auf der Welt abrufbar sein sollten, aber eben nicht zwangsläufig kostenlos. Wenn ich für 10 Cent die Hörrechte an einem Musikstück und für 15 Cent die Leserechte an einem Roman erwerben könnte, dann würde ich mich jeden Monat eindecken mit den Inhalten, die ich gut fände und mein Geld würde an ein buntes Spektrum an Künstlern fließen, die davon alle ihren Aufwand entschädigen könnten, wenn sie gut genug sind, um ein Publikum zu begeistern. Das kulturelle Angebot würde wesentlich vielfältiger werden und es würden sich ganz neue Existenzen darauf gründen können.
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Beitrag von Gorm » 15. Sep 2009, 22:23

In vielen Dingen stimme ich dir zu, in einigen Dingen verstehe ich deine Argumentation allerdings nicht.
Qualität kostet eben Geld - wenn nichts für Urheberrechte gezahlt wird, dann geht die Kultur/Qualität kaputt.
Das gilt eigentlich nur für materielle Produkte. Da bei Ideen/Informationen/Kulturgütern HERSTELLUNGSKOSTEN tendenziell unter 1€ betragen, wird das Argument dünn.
Das die ENTWICKLUNGSKOSTEN oft hoch sind geht nicht zwangsläufig mit der Qualität oder dem Urheberrecht einher.
Im Gegenteil: oft sind gerade die großen, teuren Projekte wenig innovativ und qualitativ Fragwürdig. Ich würde jetzt Beispiele nennen, aber erstens kennt ihr selbst genug, zweitens müsste ich mich dann mit den Fans herumprügeln Wink )
Mal unter uns: warum stellen hier so viele ihre Bilder kostenlos ins Forum? KOSTENLOS! Das müsste doch dann der Abschaum der Malerei sein, oder?
Aber die Sache sieht eben so aus, dass kein Künstler seinen Beruf ergreift, weil er möglichst viel verdienen möchte.
Und keiner kann von sich behaupten jetzt für das doppelte Gehalt plötzlich doppelt so gut malen zu können.
Jeder der von sich selbst behauptet Geschmack zu haben, will angeblich auch nur Independent Musik hören, Indie-Games viel besser finden und die kleinen Film-Produktionen für qualitativ hochwertiger halten als den Hollywood Rotz.
Mainstream ist doch mittlerweile schon zum synonym für schlechte Qualität geworden.
Hier verstehe ich deinen Punkt nicht so recht. Ja, du hast insofern recht, dass es auch qualitativ minderwertigen "Mainstreamrotz" gibt der trotzdem teuer ist. Aber damit entkräftest du doch nicht die These, dass Qualität nun mal eben Geld kostet? Das tut sie nämlich! Auch Indiegames etc. sind komplexe Werke, ergo zeitintensiv in der "Herstellung", ergo teuer.
Entwicklung muss bezahlt werden, sonst entwickelt keiner weiter und wir kommen nicht voran.
Dass das Schützen und Verteidigen eigener Leistungen die Entwicklung anheizen soll ist schon ziemlich absurd.
JEDER Schöpfer baut auf TAUSENDEN und ABERTAUSENDEN Entwicklungen auf, die ihm Vorausgegangen sind. Müsste er für jede Bezahlen, dann könnte er sich gar keine Entwicklung leisten.
Bands erfinden ihre Instrumente nicht, sie erfinden Rock nicht, und auch die ganzen Akkorde gibt es schon. Im Gegenteil verwenden sie Samples und imitieren im Retro-Stil Bands der 80er. Sie schaffen etwas neues, in dem sie klauen.
Auch die ganzen Orks und Elfen und Monster in unseren Bildern erfinden wir nicht. Nein, wir klauen jede Inspiration, die wir kriegen können. Jede neue Idee wird sofort analysiert, kommentiert, weiterverarbeitet.
Und von der Softwareentwicklung will ich gar nicht erst reden - was Patente dieser Industrie antun ist jenseits von Gut und Böse. Da könnte ich mich Stundenlang auslassen.
OpenAccess ist ein Verbund der überhaupt erst deswegen Geschaffen wurde, weil das Urheberrecht die Forschung behindert. Ist nicht so toll wenn man alles zehnmal erfinden muss, weil irgendein Verlag auf den Publikationsrechten sitzt.
Die Wahrheit ist: mit einem liberaleren Urheberrecht ginge jedwede Entwicklung deutlich SCHNELLER, weil man auf die Arbeit anderer Aufbauen könnte.
Das dann nichts mehr in Forschung und Entwicklung investiert wird ist absurd: aus Angst nicht mehr schneller als die Anderen sein bleiben alle stehen? Glaub ich nicht.
Und das hier ist eigentlich gerade so ziemlich die gewagteste These. Es ist doch eine absolut zweischneidige Klinge. Wenn "die Großen" in der Industrie ihr Wissen geheimhalten ist das natürlich nachteilig für den Konsumenten. Aber für die Wirtschaft ist das Überlebensgrundlage. Was wäre denn die Fleischerei wenn sie ihr geheimes Würstchenrezept der Allgemeinheit zur Verfügung stellen müsste? Anstelle dass dieses Rezept die Fleischerei am Leben erhält, sie finanziell pusht und viele andere tolle geheime Rezepte für Leberknödel etc. erfinden ist sie auf einmal nur noch auf Augenhöhe mit unmengen an Nachmachern. Dadurch erlebt der Würstchenmarkt natürlich erstmal einen kurzweiligen super Boom, weil es überall billige und gute Wüstchen zu kaufen gibt, aber wenn der Markt dann mal gesättigt ist verdient letztendlich keiner der Würstchenfachverkäufer genug am Superwürstchen um das komplexe Rezept weiter auszubauen.
Und ein weiteres negativ Beispiel was ich oben schon angesprochen habe: Was ist denn nun eigentlich mit der Garagenfirma die außer ein paar super Ideen nichts hat? Wenn deren Innotvationen und Ideen quasi Freiwild sind, was um alles in der Welt hält diese Firma dann noch am Leben?
Letzendlich ist das halt alles ein Stück weit Kapitalismus.

Und es ist ja nicht so, dass Patente grundsätzlich Leute daran hindern auf dem patentierten Wissen aufzubauen. Anders ausgelegt kann es Innovation ja sogar fördern, wenn alternativen zu bereits patentierten Konzepten aufgetan werden.

Ich will den bürokratisierten Patentwahn hiermit auf keinen Fall fördern, aber ich finde man muss immer beide Seiten sehen. So wie es jetzt ist, ist es auch nicht volkommen geistlos.
Wieso sollte privates Herunterladen von MP3s überhaupt legal sein?
Die Hits von Heute werden mir jeden Tag durch mein Wohnzimmer gejagt. Ich bekomme die Radiowellen obwohl ich sie nicht bestellt habe.
Ich kann sie Empfangen. Ich kann die Lieder hören. Ich kann sie aufzeichnen und immer wieder hören.
Aber wenn ich sie aus dem Netz ziehe sind sie illegal? Obwohl mein Computer doch als "neuartiges Rundfunkgerät" als Radio anzumelden ist?
Find' ich merkwürdig.
Ist mMn zu kurz gedacht.
Das Jagen durchs Wohnzimmer zahlst du nämlich sehr wohl! Und das nennt sich dann GEZ-Gebühr ;)
Das Laden einer MP3 im Internet ist bedeutend qualitativer und unaufwändiger als das selber Schneiden aus dem Radioprogramm. Demnach liegt hier eine Mehrleistung gegenüber der GEZ-finanzierten Variante vor, und eine Mehrleistung sollte immer auch mit entsprechend mehr Geld vergütet werden. Egal wie sehr die Plattenindustrie boomt und wie reich die eigentlich alle sind.

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Beitrag von jaymo » 15. Sep 2009, 22:34

@Daniel: Ich glaube mit dem Nullen und Einsen Ding hat er auf die Kopierbarkeit als Problem angespielt.

@Makx: Mir gefällt Deine Argumentation. Vielleicht könntest Du noch folgendes genauer darlegen: Wovon lebt der Urheber in Deiner Version und ist sein Ertrag abhängig von seiner Leistung? (Ehrlich gesagt frage ich mich auch bei einigen Open Source Projekten wie sie finanziert werden und es interessiert mich.)

Noren
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Beitrag von Noren » 15. Sep 2009, 22:39

Ja, und? Auf einem Konzert bezahlst Du für in Schwingung versetzte Luft und ein paar flüchtige visuelle Reize. Im Kino auch. Und wenn Du ein Buch kaufst, dann wird für Dich sicher nicht der materielle Wert des Papieres im Vordergrund stehen sondern doch wohl der Inhalt, der als reine Gedanken in Dein Gehirn übertragen wird.

Eben. Du kaufst ja auch keine CD weil sie so huebsch glaenzt sondern wegen der Nullen und Einsen darauf. (Das Glaenzen ist ein Bonus. ;) )
Wie sieht denn Deiner Meinung nach eine praktikable Alternative zum derzeitigen Verwertungsrecht aus, Makx? Vor allem was grosse Produktionen und monatliche Gehaelter angeht. Und wenn man schon die ganzen Probleme der GEMA sieht, wo soll das mit einer allgemeinen Kulturflatrate enden?
Die Probleme des derzeitigen Systems aufzuzeigen ist ja nicht weiter schwer. Viel interessanter sind aber sinnvolle und umsetzbare Alternativorschlaege. Solange es die nicht gibt ist eben immernoch die Kruecke am besten, auf die man sich im Moment stuetzt.

Tobias-M
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Beitrag von Tobias-M » 15. Sep 2009, 22:48

Ich freue mich sehr über schindermichels Antworten. Nimmt mir sehr viel Arbeit ab, ich bin mit ihm bisher 100% auf einer Linie.

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JanSOLO
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Beitrag von JanSOLO » 15. Sep 2009, 22:57

digitaldecoy hat geschrieben:
Aber da ist wieder das Problem, dass man für viele Nullen und Einsen bezahlen muss.
Ja, und? Auf einem Konzert bezahlst Du für in Schwingung versetzte Luft und ein paar flüchtige visuelle Reize. Im Kino auch. Und wenn Du ein Buch kaufst, dann wird für Dich sicher nicht der materielle Wert des Papieres im Vordergrund stehen sondern doch wohl der Inhalt, der als reine Gedanken in Dein Gehirn übertragen wird.
EDIT: jaymo hat mich verstanden.

Naja... Der Unterschied besteht ja darin, dass man die Dinge, die du genannt hast, nur bekommt, wenn man auch bezahlt hat. Die meiste Musik kannste leicht auf YouTube finden (trotz der erzwungenen Lösch-Aktion) oder irgendwo runterladen. Da fragt man sich, warum dann noch das mp3 kaufen, auch wenn es nur 50 oder 100 cent kostet. Im übrigen denke ich genauso wie du auch... Ich hab eben nur für andere mitgedacht. Sonst würde ich ja nicht mit meiner OEM Version von Photo Shop Elements vorlieb nehmen, obwohl man sich auch leicht die Vollversion von Photoshop runterladen kann.

Mich würde dabei mal interessieren, ob Adobe da überhaupt richtig den Preis kalkuliert?
1000€ für eine Software! Würde Adobe nicht mehr verdienen, wenn PS nur 50 oder 100€ kosten würde? Es würden ja dann nicht nur die illegalen Downloader, die es zu Hauf in Kidiesforen und selbst Hausfrauenforen gibt kaufen, sondern auch Leute wie mich, die sich sagen, dass 1000€ (für viele ein Monatslohn) viel zu teuer sind.
Das kapier ich einfach nicht, warum das Teil soooo teuer ist. Gerade für diejenigen, die es ehrlich und ernst meinen. Das Gleiche gilt ja auch für die 3D Software. Da gibt es soviele illegale Downloader, die sich die Software illegal besorgen und nach paar Versuchen diese weglegen, weilse merken, dass das nix für sie ist. Aber die es ehrlich meinen, kommen nie dran. Edit: "nie" ist auch falsch ... aber sie müssen zumindest traurig das Geld ausgeben.

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Beitrag von IronCalf » 15. Sep 2009, 23:17

Ich finde die Diskussion recht interessant, und habe eigentlich nicht viel beizutragen, außer, dass ich ca. 2500 (Metal)-CDs hinter mir im Regal stehen habe (Tendenz steigend), die ich eigentlich nicht missen möchte. Gekaufte Mp3s wären für mich kein Ersatz, so ohne Cover, Texte, pipapo... bei Amazon.co.uk sind sie ja relativ günstig.

Was mich an der Adobe-Preisgestaltung viel mehr stört ist, dass die US-Version drüben ja noch erheblich billiger ist, als in Europa.
Vergesst niemals, dass sich auch der stärkste Mann aufs Kreuz legen lässt. Diesen Fehler machte Gott, als er auf die Erde kam.

Art must be "A" work or its not art. Art won't shine your shoes, fuel your car, or feed your cat.
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Mein Personal Showroom: http://www.digitalartforum.de/forum/vie ... 0&#a117960

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Beitrag von tr4ze » 15. Sep 2009, 23:56

Man oh man, da hab ich aber was losgetreten.:shock:

Find ich gut das hier mal Heruntergelassenen Visieren disskutiert wird.

Was mich allerdings erschreckt ist wie wenig hier einige auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen.
Vielleicht hab ihr es vergessen, nicht die Verwerter Bezahlen eure Rechnungen sondern der Kunde der die Produkte kauft.
Und eben diesem Kunden ist das aktuelle Recht immer schwieriger zu vermitteln und er sucht nach auswegen, welche ihn oft direkt in die illigalität drängen.
Wer glaubt das kontrollieren zu können ist meiner Meinung nach entweder Dumm oder Größenwahnsinnig.
Das Internet ist nun einmal da und wir müssen übelegen wie wir damit umgehen.
Wer glaubt das kontrollieren zu können hat von der Netztopografie keine Ahnung.

Ihr glaubt das Netz gehört den Providern....FALSCH dennen gehört nur ein Stück Breitbandkabel und ein paar DNS Server.
Funk Meshnetzwerke schiessen gerade Weltweit wie Pilze aus dem Boden und zusammen mit einer verschlüsselten Overlaynetzwerktechnik lässt sich da überhaupt nix mehr kontrollieren. Stichwort: TOR, I2P
Das ist keine Zukunftsmusik,das ist real,das gibt es jetzt alles schon und es ist der Horror für die Sicherheitsbehörden.

Vor diesem Hintergund denke ich das wir uns darüber Gedanken machen müssen,wie wir damit umgehen und unsere Kunden wieder besser an uns binden und dieses abrutschen in die illegalität zu verhindern.

Kopierschutz ist keine Lösung, jeder Informatiker lernt schon im ersten Semester das es zu jedem Schloss denn passenden Schlüssel gibt.Alles eine frage der Motivation.

Ich denke das es Zeit wird das alte System in Frage zu stellen und über neue Lösungen nachzudenken.
Das ich damit auch das aktuelle Wirtschaftssystem in Frage stelle ist mir klar.
Aber wir leben nicht mehr im Industriezeitalter und Versuchen Probleme von Heute mit Lösungen aus einer Zeit zu Lösen als es noch nicht einmal Radio gab.

Ich persönlich finde Disskusionen über ein Kulturflatrate gar nicht so abwägig, frage mich aber gleichzeitig wie das umgesetzt werden soll,weil wie oben schon beschrieben die Kontrolle schwierig wird.

BTW:Weil hier die GEZ erwähnt wurde, die gilt nur für öffentlich rechtliches Radio, ein Grossteil der Sender ist allerdings Privat und die zahlen Ausschliesslich GEMA.

Fatzit:Die Geister die wir gerufen haben sind da, und die werden wir auch nicht wieder los, nun müssen wir lernen mit ihnen umzugehen.

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Beitrag von Makx » 16. Sep 2009, 00:28

Gorm hat geschrieben:Hier verstehe ich deinen Punkt nicht so recht. Ja, du hast insofern recht, dass es auch qualitativ minderwertigen "Mainstreamrotz" gibt der trotzdem teuer ist. Aber damit entkräftest du doch nicht die These, dass Qualität nun mal eben Geld kostet? Das tut sie nämlich! Auch Indiegames etc. sind komplexe Werke, ergo zeitintensiv in der "Herstellung", ergo teuer.
Yep, da missverstehst du, worauf ich hinaus will.
Mir geht es nicht darum, dass die Entwicklung jemals kostenlos wäre, sondern dass der oft beschworene lineare Zusammenhang zwischen Geld und Qualität einfach nicht existiert.
Viele Leute fürchten einfach, ohne das Urheberrecht und die Milliardenindustrie würde unsere Kultur auf Ost-Block Billig-Niveau abrutschen.
Aber das ist Unsinn. Gestalterische Freiheit und ein angemessenes Budget erzeugen meist sogar bessere Ergebnisse als ein mit wirtschaftlichen Erwartungen überladender Multi-Millionen Titel.
Gorm hat geschrieben:Was wäre denn die Fleischerei wenn sie ihr geheimes Würstchenrezept der Allgemeinheit zur Verfügung stellen müsste? Anstelle dass dieses Rezept die Fleischerei am Leben erhält, sie finanziell pusht und viele andere tolle geheime Rezepte für Leberknödel etc. erfinden ist sie auf einmal nur noch auf Augenhöhe mit unmengen an Nachmachern. Dadurch erlebt der Würstchenmarkt natürlich erstmal einen kurzweiligen super Boom, weil es überall billige und gute Wüstchen zu kaufen gibt, aber wenn der Markt dann mal gesättigt ist verdient letztendlich keiner der Würstchenfachverkäufer genug am Superwürstchen um das komplexe Rezept weiter auszubauen.
Du ignorierst vollkommen meine Argumentation.
1. Der Fleischer hat selbst das Rezept für Frankfurter verwendet - müsste er für jede Wurstsorte die er herstellt an den Erfinder zahlen (der wiederum an die Erfinder seiner Vorlagen zahlt usw.), dann wäre er in einer ständigen Abhängigkeit (finanziell und rechtlich) und könnte nicht frei leben und erfinden.
2. Wenn der Fleischer jetzt auf dem Patent/Urheberrecht für sein Super-Würstchen sitzt, dann kann er aufhören zu erfinden, dicke Kasse machen, die Konkurrenten ausstechen, ein Monopol aufbauen...
3. Die Konkurrenten können nicht auf der Grundlage der Super-Würschtel weiterentwickeln. Musiker dürfen einen Song nicht einfach Sampeln und Re-Mixen - sie müssen teuer Abgaben leisten. Zu viele für freischaffende Künstler oder Hobby-Musiker.
4. Würde der Fleischer sein Rezept offen legen (müssen), hätte er wieder den Konkurrenzdruck, etwas neues Erfinden zu müssen.
5. Die Angst, das dann lieber keiner mehr überhaupt neue Wurst-Kreationen erfindet ist unbegründet - denn dann hätte auch keiner von ihnen mehr einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Sie werden schon deshalb weiterentwickeln, um den Ruf "immer die neuesten Wurst-Kreationen" erfunden zu haben zu behalten.
Gorm hat geschrieben:Und ein weiteres negativ Beispiel was ich oben schon angesprochen habe: Was ist denn nun eigentlich mit der Garagenfirma die außer ein paar super Ideen nichts hat? Wenn deren Innotvationen und Ideen quasi Freiwild sind, was um alles in der Welt hält diese Firma dann noch am Leben?
Was hält sie jetzt am Leben, wo sie zur Realisierung ihrer Ideen durch tausend Patente, proprietäre Formate und Urheberrechtsverletzungs-Klagen kriechen müssten.
Die MÜSSEN ihre Ideen verkaufen, womit sie wieder genau in dem selbem Teufelskreis drin sind: ein Verwerter verdient mit ihren Ideen einen Haufen Geld, sie bekommen nur ein paar Krümel.
Gorm hat geschrieben:Und es ist ja nicht so, dass Patente grundsätzlich Leute daran hindern auf dem patentierten Wissen aufzubauen. Anders ausgelegt kann es Innovation ja sogar fördern, wenn alternativen zu bereits patentierten Konzepten aufgetan werden.
Du meinst, das Rad neu und anders erfinden zu müssen, weil jemand sich das Patent gesichert hat ist Innovation?
Das ist Behinderung der Konkurrenz: die Anderen müssen Zeit und Ressourcen verschwenden immer kompliziere Umwege um dieselben Probleme zu finden, während der "erst-Besteiger" munter weiterentwickelt und neue Patente schmiedet.

Das ist keine bloße Spekulation, das ist Realität: MS hat sich sein FAT-Dateisystem mit allem drum und dran patentieren lassen. Durch seine Monopolstellung ist FAT nun leider zum Standard geworden. MS verdient sehr gut mit den Patenten.
Nun ist FAT aber weder ein sehr gutes noch ein modernes Dateisystem. Nur eben leider ein Standard, der sich überall festgesetzt hat.
Die Linux-Entwickler schwitzen heute noch darüber, wie sie jedes einzelne Patent umschiffen können ohne die Kompatibilität zu gefährden. Sie verwenden wirklich heute noch Zeit und Ressourcen auf Entwicklungen zu einem veralteten, proprietären Dateisystem.

Gorm hat geschrieben:Ich will den bürokratisierten Patentwahn hiermit auf keinen Fall fördern, aber ich finde man muss immer beide Seiten sehen. So wie es jetzt ist, ist es auch nicht volkommen geistlos.
Richtig, das ganze System auf einen Schlag abzuschaffen wäre auch utopisch.
Aber es ist für eine andere Zeit und Verwendung und muss dringend überarbeitet werden.
Gorm hat geschrieben:Das Jagen durchs Wohnzimmer zahlst du nämlich sehr wohl! Und das nennt sich dann GEZ-Gebühr ;)
Das Laden einer MP3 im Internet ist bedeutend qualitativer und unaufwändiger als das selber Schneiden aus dem Radioprogramm. Demnach liegt hier eine Mehrleistung gegenüber der GEZ-finanzierten Variante vor, und eine Mehrleistung sollte immer auch mit entsprechend mehr Geld vergütet werden. Egal wie sehr die Plattenindustrie boomt und wie reich die eigentlich alle sind.
Für meinen Rechner zahle ich auch GEZ-Gebühr.
Ob die MP3-Version nun Qualitativ besser ist, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Eigentlich ist die Bandbreite der Radio-Kanäle groß genug für CD-Qualität. Wenn du Störungen mit einrechnest, wird das sehr schnell ungerecht (wer darf nahe am Sendemasten wohnen?). Und ob wirklich das Schneiden und Beschriften den "zu bezahlenden Qualitätsunterschied" zwischen Radio und Internet ausmacht? Muss ich dann mehr bezahlen, wenn ich eine bessere Suchmaschine verwende? Oder kriege ich den Song wieder kostenlos, wenn ich einen umständlichen Torrent-Client verwende?
jaymo hat geschrieben:Vielleicht könntest Du noch folgendes genauer darlegen: Wovon lebt der Urheber in Deiner Version und ist sein Ertrag abhängig von seiner Leistung? (Ehrlich gesagt frage ich mich auch bei einigen Open Source Projekten wie sie finanziert werden und es interessiert mich.)
Das ist nicht "meine Version".
Es gibt duzende alternative Modelle zum aktuellen Verwertungssystem. Manche besser, manche schlechter.

Die Frage dreht sich vor allem darum, an welcher Stelle (wann) im System von wem für was bezahlt wird.

Ein paar Beispiele:
Produkt wird entwickelt, vermarktet, vertrieben: der Konsument zahlt bei Übergabe für das Produkt.
Das ist unser Derzeitiges Top-System. Es funktioniert seehr gut für physische Produkte mit geringen Entwicklungs- und hohen Produktionskosten.
Problematisch wird es, je länger der Vertriebsweg werden und je kleiner die Produktionskosten im Vergleich zur Entwicklung werden.
(Siehe meine Ausführungen oben...)

Produkt wird entwickelt, und gratis Verteilt. Bezahlt wird vom Konsumenten für Unterstützung.
Dieses "Pay-per-Support" Modell wird oft von Open Source Entwicklern verwendet. Es beruht auf zwei Tatsachen:
A ) Software ist so komplex ist und so wird verschieden verwendet, dass selbst Profis noch Support brauchen
B ) Der Entwickler kennt sein Produkt am besten
Es ist sehr Erfolgreich - es werden ziemlich große Summen umgesetzt, die tatsächlich eine Entwicklung finanzieren.
Und für den Kunden ist es immer noch besser für seine Weh-Wehchen und Sonderwünsche zu bezahlen als für ein "As-is"-Produkt, das vielleicht nie so funktioniert, wie er will.

Produkt wird entwickelt und produziert; dabei entsteht ein Nebenprodukt. Das Nebenprodukt wird gratis verteilt, um das Produkt zu "promoten".
Schwierig an diesem Modell ist es immer zwischen Produkt und Nebenprodukt zu unterscheiden.
Die Bands, welche hauptsächlich mit Konzerten ihr Geld verdienen und daher ihre Songs frei verbreiten können gehören dazu.
Ich kenne auch den umgekehrten Fall, in dem Bands für lau aufspielen und dann direkt vor Ort versuchen CDs zu verkaufen.
Hardware-Hersteller Vertreiben ihre Treiber oft gratis. Allein der Image-Gewinn durch guten Treiber-Support rechtfertigt für viele Hersteller sogar das offen legen ihrer Spezifikationen.

Eine Stiftung finanziert, steuert und schützt die Entwicklung - die dann offen gelegt wird. Die tatsächliche Produktion übernehmen andere, die teilweise wieder in die Stiftung einzahlen - auch andere Quellen werden verwendet.
Dieses Modell eignet sich sehr gut für entwicklungsintensive Projekte, die die Konsumenten selbst nicht ansprechen.
Linux verwendet es sehr erfolgreich. Mit dem Kernel an sich kann erstmal keiner etwas Anfangen - erst die Distributionen verpacken ihn in fertige Betriebssysteme. Die Linux Foundation zapft verschiedenste Ressourcen an: Software-Firmen, Hobby-Entwickler, Hardware-Hersteller, usw. Wer immer von der Weiterentwicklung von Linux profitiert, hat auch ein Interesse sich daran zu beteiligen.

Der Produzent entwickelt und erschafft das Produkt und legt es offen. Konsumenten erhalten es kostenlos und bezahlen freiwillig für eine Weiterentwicklung.
Ein weiteres Modell für Produkte ohne Produktionskosten/Vervielfältigungskosten (digitales).
Viele Web-Comics basieren auf einem monatlichen "donation run", in dem die Unterhaltskosten des Artists finanziert werden müssen, damit dieser Weiterarbeiten kann.
Klingt nach Almosen, finanziert aber für viele Nebenberufler ihr Hobby oder ihre Leidenschaft. Errant Story überlebt schon eine ganze Weile damit. Der Zeichner von Comic Strip Club konnte AFAIR damit sogar die Hypothek zu seinem Haus bezahlen.

Der Produzent entwickelt, erzeugt und verteilt ein Produkt gratis. Durch die Nutzung durch Konsumenten entsteht ein Mehr-Wert, den sich der Produzent von Dritten bezahlen lässt.
Das ist DIE Web-Zwo-Null Strategie. Sie hat Google groß gemacht und noch ganz andere Millionäre erzeugt.
Viele Social Networks vermarkten die Daten, die Nutzer bei der Verwendung hinterlassen an die Werbe-Industrie.
Privat-Sender bekommen nicht einen Cent GEZ-Gebühr, doch die Einschaltquoten locken Werber an.
Werbung ist nicht die einzige Strategie hier, und es gibt auch noch weitere Modelle,
aber langsam werde ich müde und ich glaube auch, das dieser Sammlung an Beispielen reicht.

Ich will jetzt keines dieser Modelle besonders hervorheben oder bewerten.
"Alles gratis" ist auch nicht das Zeil der Welt.
Aber das alte Industrie-Modell auf Kultur-Produkte anzuwenden finde ich besonders unfair gegenüber Kreativen und Konsumenten.

Noren
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Beitrag von Noren » 16. Sep 2009, 08:54

Das sind aber doch alles Beispiele, die innerhalb des derzeitigen Verwertungssystems funktionieren und jedem freistehen.
Vielleicht hab ihr es vergessen, nicht die Verwerter Bezahlen eure Rechnungen sondern der Kunde der die Produkte kauft.
Jein. Oft streckt ja der Verwerter etwas vor und gibt dem "Kreativen" einen sicheren Arbeitsplatz. Das Risiko traegt der Verwerter. Natuerlich muss das Geld insgesamt betrachtet vom Endkunden kommen, aber wenn ein Produkt sich aus welchen Gruenden auch immer nicht verkauft (und das muss nicht schlechte Qualitaet sein), dann hat der Kreative in der Regel trotzdem sein Geld bekommen und darf es auch behalten, wenn er nicht gerade aus Verzweiflung oder Selbstueberschaetzung einen sehr unvorteilhaften Vertrag unterschrieben hat. Auch heute steht jedem frei, seine Produktion selber zu finanzieren, den Verwerter auszuklammern/selber zu verwerten und damit auch ein groesseres Stueck vom Kuchen zu bekommen. Nebenbei mit entsprechend mehr Kontrolle ueber das Endprodukt. Aber das ist nicht jedermanns Sache und es fertigt auch nicht jeder hier Produkte, die fuer sich genommen fuer Endkunden interessant sind. Eher das Gegenteil ist der Fall, vor allem bei den Leuten, die damit ihren Lebensunterhalt bestreiten. Grundsaetzlich wieder mehr am Erfolg beteiligt zu sein waere natuerlich eine feine Sache aber im Endeffekt ist es an den Kreativen, das durchzusetzen. Da hat sich ja die Gesetzgebung nicht geaendert. Und umgekehrt halte ich eine Zwangsbeteiligung fuer problematisch. Kann man mir verbieten, die Verwertungsrechte zu verkaufen, wenn ich das will? Wohl kaum. Also sind wir wieder beim Status Quo. Oder nehmen wir eine Grossproduktion mit 100 Beteiligten. Wer soll das vewalten und entscheiden, wer wieviel von den Einnahmen bekommt und wie lange soll man das verwalten? Im Endeffekt besteht mit den Verwertungsrechten ein funktionierendes und erprobtes System, das natuerlich marktwirtschaftlich orientiert ist. Wenn man damit nichts anfangen kann, dann wird man damit auch nicht gluecklich werden. Ich sehe dazu aber keine praktikable Alternative, zumal es ja einen grossen Spielraum bietet, wie die Beispiele von Makx zeigen.

Gorm
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Beitrag von Gorm » 16. Sep 2009, 14:29

Viele Leute fürchten einfach, ohne das Urheberrecht und die Milliardenindustrie würde unsere Kultur auf Ost-Block Billig-Niveau abrutschen.
Aber das ist Unsinn. Gestalterische Freiheit und ein angemessenes Budget erzeugen meist sogar bessere Ergebnisse als ein mit wirtschaftlichen Erwartungen überladender Multi-Millionen Titel.
Aber low-budget Titel/wasauchimmer erzielen meistens nur Achtungserfolge, nicht mehr. Etwas was low-Budget ist (womit ich hier mal dein "angemessenes Budget" meine, also gerade so, dass man davon leben kann ohne expandieren zu können) kann zwar sehr gut und ambitioniert sein, aber eben nicht erfolgreich weil die schiere Manpower hinter solchen Projekten fehlt. Ich will nicht nur ambitionierte Lowbudget Filme im Kino sehen.
Ich find die Argumentation eh merkwürdig, zu behaupten dass ein Michael Bay Film nur "auf die Kacke haut" und es damit quasi eh nicht verdient hätte zu existieren weil das ja keine "echte" Kultur sei. Kultur ist nicht das was der schwarzgemantelte Goth vor seinem Opferschrein sitzend konsumiert, Kultur ist das was die Massen wollen, und die Massen wollen nunmal aufwändige und damit teure Dinge. Das war auch schon in der Vergangenheit so. Und zu beschließen dass ein Indifilm viel kultureller ist weil er billig und nicht mainstream ist, ist einfach infam.
Ich glaube man würde auch nicht mehr lange leben wenn man dem Volk sein Die Hard 5 aus den Kinos nimmt mit der Begründung dass das zu viel Budget verschlinge für zu wenig selbstdefinierte "Kultur".
1. Der Fleischer hat selbst das Rezept für Frankfurter verwendet - müsste er für jede Wurstsorte die er herstellt an den Erfinder zahlen (der wiederum an die Erfinder seiner Vorlagen zahlt usw.), dann wäre er in einer ständigen Abhängigkeit (finanziell und rechtlich) und könnte nicht frei leben und erfinden.
2. Wenn der Fleischer jetzt auf dem Patent/Urheberrecht für sein Super-Würstchen sitzt, dann kann er aufhören zu erfinden, dicke Kasse machen, die Konkurrenten ausstechen, ein Monopol aufbauen...
3. Die Konkurrenten können nicht auf der Grundlage der Super-Würschtel weiterentwickeln. Musiker dürfen einen Song nicht einfach Sampeln und Re-Mixen - sie müssen teuer Abgaben leisten. Zu viele für freischaffende Künstler oder Hobby-Musiker.
4. Würde der Fleischer sein Rezept offen legen (müssen), hätte er wieder den Konkurrenzdruck, etwas neues Erfinden zu müssen.
5. Die Angst, das dann lieber keiner mehr überhaupt neue Wurst-Kreationen erfindet ist unbegründet - denn dann hätte auch keiner von ihnen mehr einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Sie werden schon deshalb weiterentwickeln, um den Ruf "immer die neuesten Wurst-Kreationen" erfunden zu haben zu behalten.
1. Ja, da hast du recht, das WÄRE so. So IST es aber nunmal nicht. Und deshalb kann man das auch schwerlich für eine Argumentation als Argument benutzen. Man muss NICHT für Inspiration zahlen! Es gibt dutzende Sorten Cola auf dem Markt, niemand verbietet es Aldi seine eigene Cola auf den Markt zu schmeißen. Nur niemand darf halt ein PLAGIAT von Coca Cola anfertigen. Und das volkommen zu recht. Mit welchem Recht sollte Aldi Cola genau so sein dürfen wie Coca Cola? Du willst das legitimieren mit der Begründung, dass damit der Fortschritt gefördert wird, aber vielleicht hat Aldi garkein Interesse daran Cola weiterzuentwickeln? Die wollen nur ein großes Stück vom Kuchen abhaben. Und das kann man doch nicht erlauben wollen? Gute Arbeit soll gut entlohnt werden, so einfach. Wenn alle Coca Cola lieben sollen sie dafür belohnt werden, weil sie dann scheinbar gute Arbeit geleistet haben.
Desweiteren, wer kann schon Würstchen oder Colarezepte weiterentwickeln? Niemand kann auf diesem Wissen wirklich aufbauen! Es gibt nicht sowas wie Würstchen 2.0 welches in allen Belangen besser ist. Aber wenn ich dem Superwürstchenerfinder ordentlich Kapital zuschiebe kann er auf Basis von Knowhow volkommen neue Rezepte entwickeln. Das ist schlicht nicht möglich wenn der Erfinder an seiner Erfindung nicht genug verdient weil sie alle verschachern dürfen.

2. Nein, das ist doch das Prinzip der Marktwirtschaft, denn durch eine quasi Monopolstellung wird ein großer Konkurrenzdruck auf die Nichtquasimonopolisten ausgeübt die dann wiederum selber zu entwickeln anfangen. Was wiederum den quasiMonopolisten dazu zwingt nicht stehen zu bleiben um seinen "Titel" beizubehalten. Nur weil ein Marathonläufer am Anfang nach vorne sprintet hat er noch lange nicht gewonnen. Das Tempo halten ist der eigentlich wichtige Aspekt dabei. Und das funktioniert ja eigentlich bei uns im Moment, wenn es auch verbesserungswürdig ist.

3. Ich bin deiner Meinung, dass es nicht sein kann, dass private Hobbykünstler für nonkommerzielles publizieren von Arbeiten abgemahnt werden. Es müsste für eine Abmahnung eine Bestätigung vorliegen, dass für den Abmahnenden ein wirklicher Schaden durch die Publikation entsteht (ein 1:1 Cover wäre zum Beispiel durchaus so ein Fall). Wenn das nicht so ist, sollte der Hobbiist freie Hand haben.
Das da im Moment einiges schiefgeht ist für mich aber noch LANGE kein Grund irgendwelche Dinge kommunistisch ins Allgemeingut zu überschreiben.

4. Hat er auch so, siehe 2.

5. Der Ruf der Erste gewesen zu sein ist letztendlich aber nichts wert wenn man dafür teurer ist als die Konkurrenz die EXAKT das gleiche Produkt führt. Oder kaufst du ein Buch bei Amazon für 5€ mehr nur weil sie die ersten waren die das Buch im Angebot hatten?
Was hält sie jetzt am Leben, wo sie zur Realisierung ihrer Ideen durch tausend Patente, proprietäre Formate und Urheberrechtsverletzungs-Klagen kriechen müssten.
Die MÜSSEN ihre Ideen verkaufen, womit sie wieder genau in dem selbem Teufelskreis drin sind: ein Verwerter verdient mit ihren Ideen einen Haufen Geld, sie bekommen nur ein paar Krümel.
Ja, toll, und dann nach deinem Prinzip bekommen sie dann nichtmalmehr den Krümel! Tolle Lösung!
Das ist wieder so eine "Sie hätten es eh nicht vernünftig hinbekommen" Argumentation. Das aus einer guten Idee ein potenter Konzern erwächst ist Alltag und muss ich wohl nicht mehr erwähnen und mit Beispielen untermauern, oder?
Du meinst, das Rad neu und anders erfinden zu müssen, weil jemand sich das Patent gesichert hat ist Innovation?
Es muss niemand das Rad neu erfinden! Jetzt auch schon nicht. Eher die Technologie wie die Speichen angeordnet sind oder wie das Profil extrudiert wurde müssen neu erfunden werden. Microsoft hat sich ein Dateisystem patentieren lassen. Das verbietet allerdings niemandem ein Dateisystem zu entwickeln. Nur DIESES eine darf nicht verwendet werden.
Und die Linuxentwickler haben doch eigene, deutlich modernere Dateisysteme entwickelt. Und das ist für mich Innovation. Auch hier gehst du wieder davon aus, dass man eine offengelegte Technologie grundsätzlich weiterverwerten kann. Dem ist aber nicht so.
Für meinen Rechner zahle ich auch GEZ-Gebühr.
Ob die MP3-Version nun Qualitativ besser ist, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Eigentlich ist die Bandbreite der Radio-Kanäle groß genug für CD-Qualität. Wenn du Störungen mit einrechnest, wird das sehr schnell ungerecht (wer darf nahe am Sendemasten wohnen?). Und ob wirklich das Schneiden und Beschriften den "zu bezahlenden Qualitätsunterschied" zwischen Radio und Internet ausmacht? Muss ich dann mehr bezahlen, wenn ich eine bessere Suchmaschine verwende? Oder kriege ich den Song wieder kostenlos, wenn ich einen umständlichen Torrent-Client verwende?
Also deine ganze Argumentation finde ich ja in Ordnung, auch wenn ich nicht deiner Meinung bin, aber die Aussage da oben ist ja mal kompletter Bullshit! Sorry.
Du zahlst GEZ für deinen Rechner weil du mit dem PC Radio streamen und dir Fehrnsehen angucken kannst. Und NICHT für die Fähigkeit dir Kazaa zu installieren!!!
Und ich kann dir hier auf Anhieb 5 verschiedene Rapidsharelinks posten die aufs neue "Lady Gaga"-Album (nicht nur die Singles, wie sie im Radio laufen) verweisen. Mit 320kb/s direkt von der CD gerippt, mit richtigen ID3-Tags und hochaufgelöstem, beigelegten Albumcover... Und jetzt will ich sehen wie du das gleiche innerhalb von fünf Minuten auf legalem Wege über gerippte Radiostreams schaffst. Die behauptung, dass das kein massiver Mehrwert ist, ist doch absurd!
Das ist ja wie wenn du ne Modem-Internetflat hast, und dann die WEP-Verschlüsselung des DSL-Anschlusses deines Nachbarn knackst, um dir deine Pornos in Zukunft da zu laden... "Wieso ist das verboten? Kommt doch aufs gleiche raus? Ich zahl doch für Internet :? " ... -.-


Abschließend gesagt kommt mir dieses Konzept der allgemeinen Offenlegung zwar nett gedacht vor, aber viel zu kurzsichtig. Im Endeffekt würde vermutlich nicht die Entwicklung gefördert, sondern die neuen Rechte würden einfach nur Nachahmer, Trittbrettfahrer und Schnorrer massiv begünstigen. Die meisten Menschen sind halt nicht moralisch rein und sehen nur das Wohl der Gesellschaft allem vorran. Eine Opensourcecommunity die ihr Softwareprojekt finanziell ermöglicht und mit hingabe unterstützt lässt sich nicht 1:1 auf die Gesellschaft projezieren.

schindermichel
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Beitrag von schindermichel » 16. Sep 2009, 15:02

Wow das nimmt hier ja sehr komplexe Züge an.
Mich treiben hauptsächlich zwei dinge um:

1. Die Diskussion um Vertriebswege und Konsum von "immateriellen Gütern" bzw. deren Wandel in zeiten des Internets ist zwar sehr interessant, hat aber mit dem gesetzgeber fastgar nichts zu tun. Die Aufgabe sich zu überlegen welche produke man wie an den Kunden bekommt ist immer noch am besten auf dem markt aufgehoben (Siehe z.B den Erfolg des ITMS, kurzer ausflug: ich habe neulich bei nem Freund Apple TV in Aktion erleben können und DAS ist mal wirklich ein realistischer Ausblick in den zukünftigen Umgang mit Medien im Wohnzimmer – viel komfortabler gehts kaum (Musik, Fotos, Filme - alles per Fernbedienung mittels zwei Klicks in HD Qualität auf dem Fernseher).
Nochmal zurück: Das Urheberrecht steht einer Entwicklung und Evolution der Vertriebswege von Medien nicht im Wege, der Gesetzgeber hat damit relativ wenig zu tun.

2. Mir will immer noch kein Argument einleuchten mit dem geistiges Eigentum im Moment der Kreation zum Allgemeingut werden sollte. Mir kommt es so vor als wäre die einzige Triebfeder für diese Forderung (ich meine das Recht auf Privatkopie) die Gier auf etwas was man sich sonst legal nicht leisten kann.
Wenn ich hier schon lese "... der Kunde werde in die Illegalität gedrängt..." könnte ich mich kringeln – wer drängt denn hier wen? Wenn einem eine Sache nicht gefällt (z.B. eine DRM MP3) dann kauf ich sie halt nicht, wenn ich mit diesem Verzicht nicht zurecht komme und sie "klaue" dann bin ich nicht "gedrängt" worden sondern es fehlt schlichtweg am Unrechtsbewusstsein (Einen Ferrari auf der Strasse nimmt man ja auch nicht so einfach mit?)

schindermichel
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Beitrag von schindermichel » 16. Sep 2009, 15:27

Wenn dir nicht passt, dann kauf halt nicht bei denen! Zwingt dich ja keiner!
Eine ähnlich schwierig klare Argumentation hatten wir schon mal in der industriellen Revolution. Der Fabrikherr brauchte Arbeiter, die Arbeiter brauchten Arbeit. Die Arbeit war grauenhaft und schlecht Bezahlt."Wenns euch nicht passt, dann arbeitet halt nicht für uns", sagten die Industriellen. Und sie hatten recht.
Warum hätten sie mehr bezahlen sollen? Warum sollten sie einen kranken oder alten Arbeiter weiter bezahlen, wenn er nicht mehr arbeiten konnte. Sie kannten den Vertrag, sie haben zugestimmt.
Überhaupt: warum sollten die Arbeiter am Erfolg der Fabrik beteiligt werden? Sie haben doch ihr Gehalt bekommen!
Aber so einfach ist die Sache dann eben doch nicht - die Arbeiter haben die Fabrik aufgebaut, ihr zum Erfolg verholfen. Und sie haben ein Recht darauf-
Heidernei, das sind aber recht abstruse Ansichten....
Wieso sollten Sie ein "Recht" darauf haben? Wie du richtig sagt sie haben ihr Gehalt bekommen, sie haben nicht, wie der Inhaber der Firma ihr gesamtes Geld (Ihre Existenz) in den Aufbau investiert und riskiert alles was sie haben zu verlieren. Sie haben sich ins gemachte Nest gesetzt und darin ohne jede Verantwortung oder Risiko gegen Geld gearbeitet. Und weil die Arbeitsbedingungen so unerträglich waren hat die Masse der Arbeiter dies im Laufe der Zeit korrigiert. Hat halt ein wenig länger gedauert aber es geschah. Genauso wie die Konsumenten auch die Industrie früher oder später in Bahnen lenken wird die wieder alle glücklich(er) machen
(nochmal das Beispiel: der ITMS bot recht schnell auch DRM-freie Stücke zum Kauf an...weil die Kunden es so wollten)

Und auch heute habt ihr ein Recht auf eure Kultur.
EURE Kultur!
Das ist kein Industrie-Gut, keine Semmel die wir gegessen und ausgeschissen haben.
Das sind WIR! Diese Klassiker - Songs, Games, Bücher, Bilder, das ist unsere Jugend, unsere Identität!
Die sind überhaupt erst erfolgreich gewesen, weil wir sie so geliebt haben, von ihnen so inspiriert waren.
Und die ihrerseits waren doch inspiriert von genau derselben Kultur (oder anderen).
Die haben selbst geklaut. Die haben unser Lebensgefühl, unsere Kultur geklaut und in neue Werke gegossen. Und deswegen haben wir diese Werke auch so geliebt.
Das gehört keinem Unternehmen, das gehört alles uns! Selbst wenn wir wollten könnten wir unser Gehirn doch niemals dazu bringen, diese Dinge zu löschen.
Und wir HABEN ein Recht auf unsere Kultur.
Sorry, aber hier muss ich schon ein wenig schmunzeln – Diese Kulturgüter die du für dich in Anspruch nimmst sind sicher aus verschiedenen Motivationen heraus entstanden, die Tatsache das sie aber überhaupt jemals in dein Bewusstsein kamen liegt einzig und allein in der Tatsache begründet das sich damit (mit dem transfer vom Schöpfer zum Konsumenten) Geld verdienen lässt.
Mit anderen Worten, wenn du nicht bereit bist jemanden für seine Schöpfung zu bezahlen dann wird er dir, und da kannst du ihm noch so viel Liebe entgegen bringen, nicht einen müden Furz kreieren*.

(Zumindest nicht auf einem niveau das über Liebhaberei hinausgeht)

Ich will jetzt nicht die "macht kaputt was euch kaputt macht" Ideologie heraus holen.
Aber ich fordere von keinem, dass er dieses Spiel weiter mitmacht.
Wir könnten alle sehr viel Glücklicher werden, wenn wir ein etwas faireres Urheberrecht hätten.
"fairer" für wen? Für den Konsumenten? Ich wüsste nicht wo dem Konsument, dem es nach wie vor frei steht was und ob er konsumiert, geholfen werden könnte? Ausser natürlich damit das er alles was er will völlig gratis konsumieren kann - das bleibt in meinen Augen ein recht weltfremder Wunsch...
Das Urheberrecht, bzw. die Verwertungsreche gehört angesichts der technsichen Entwicklung sicher reformiert, allerdings sehe ich da wirklich keine Defizite in Sachen "Fairness".

tr4ze
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Beitrag von tr4ze » 16. Sep 2009, 17:29

schindermichel hat geschrieben:(Einen Ferrari auf der Strasse nimmt man ja auch nicht so einfach mit?)
Nunja ein Ferrari ist auch kein Kultur oder Bildungsgut.
Der Ferrari Händler Gibt dir auch nicht nur einen Schlüssel, denn nur du benutzen darfst auf Strassen die er dir vorschreibt und solange wie er dir Produktunterstützung gewährt. :D
Na? Klingelts?

Der Ferrari ist ein Konsumgut, oder um es besser auszudrücken ein Statussymbol.
Wenn du nun ein Vergleich ziehst würde das bedeuten das Bildung auch ein Statussymbol ist ebenso Kultur.

Also Gegenfrage: Würdest du eine Tageszeitung die in einem Bahnabteil liegt lesen?Nur weil Sie da rum liegt?

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Spikespine
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Beitrag von Spikespine » 16. Sep 2009, 17:57

Ich frage mich, warum für kreative Erzeugnisse, die als "Kulturgut" bezeichnet werden können, andere Maßstäbe gelten sollen als für Konsumgüter. Der Schutz des geistigen Eigentums und damit Patente sind in der freien Wirtschaft immens wichtig, um den Anreiz zu schaffen, überhaupt etwas zu entwickeln. Das Patent hat natürlich immer den bitteren Beigeschmack, dass es kurzfristig ein Monopol schaffen kann (deshalb ist es durchaus angebracht, über die Grenzen des Patentrechts zu diskutieren), aber ganz darauf verzichten und jede Erfindung bzw geistige Entwicklungsleistung gleich in den öffentlichen Besitz übergehen zu lassen halte ich für sehr fragwürdig und würde meiner Auffassung nach aus den selben Gründen scheitern wie der Kommunismus.

Noren
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Beitrag von Noren » 16. Sep 2009, 19:13

Ich glaube nicht, dass diese schwammige Bezeichnung "Kulturgut" und die Vergleicherei irgendetwas bringt. Aber um das aus meiner Sicht zu kommentieren:
Der Ferrari ist ein Konsumgut, oder um es besser auszudrücken ein Statussymbol.
Wenn du nun ein Vergleich ziehst würde das bedeuten das Bildung auch ein Statussymbol ist ebenso Kultur.
Das ist nicht logisch.
Also Gegenfrage: Würdest du eine Tageszeitung die in einem Bahnabteil liegt lesen?Nur weil Sie da rum liegt?
Bei physischen "Datentraegern" ist das eigentlich relativ leicht. Wenn da im Bahnabteil eine Zeitung liegt, dann kannst Du davon ausgehen, dass der Kaeufer seinen Besitzanspruch aufgegeben hat und die Zeitung quasi verschenkt. Du kannst auch eine Musik-CD verschenken. Du kannst aber nicht irgendjemandem eine Zeitung klauen oder am Kiosk. ("Liegen ja eh so viele da und das Papier ist fast nichts wert.") Du kannst auch keine komplette Zeitung durch den Kopierer jagen und umsonst verteilen.
Das gleiche gilt nach derzeitiger Rechtssprechung uebrigens auch fuer Software. Ich finde die Versuche der Hersteller die Rechte der Verbraucher einzuschraenken und sie einzuschuechtern auch nicht toll. Trotzdem greift unsere Gesetzgebung da bisher erstaunlich gut. Das Problem bei digitalen Werken ist eben die leichte Kopierbarkeit. Wenn ich eine CD verschenke, dann darf ich keine Kopie behalten, wenn ich eine Software weiterverkaufe genauso wenig. Noch komplizierter wird es bei reinen Downloads. (Aber selbst da laesst sich eine Lizenz ab bestimmten Summen oft weiterverkaufen obwohl die Problematik aus Herstellersicht klar sein sollte. Schliesslich nutzt sich eine Software nicht ab.)
Angesichts der neuen Moeglichkeiten machen Vertriebswegexperimente wie Steam fuer den Hersteller natuerlich Sinn.
Der Kunde fuehlt sich gegaengelt, aber die Akzeptanz ist da und waechst und manche finden es auf diese Weise sogar besser als auf die herkoemlliche Tour. Es gibt Flatrates etc.
Das einzige was mich daran stoert ist, dass nach meinem Verstaendnis die Downloads billiger sein sollten als das physische Produkt aus dem Laden. Schliesslich kann ich hier tatsaechlich nichts weiterverkaufen. Und die leidige Frage bleibt, was passiert, wenn so ein Anbieter von heute auf morgen schliessen muss.

Den Denkfehler bzw. die Unbeweglichkeit sehe ich zum grossen Teil eben duchaus auch bei den Konsumenten. Die haben oft nicht realisiert, dass sie z.B. mit einer Musik-CD den Datentraeger erworben haben und das Recht ihn sich anzuhoeren. Darueber hinaus bleiben aber seit jeher alle Rechte beim Verwerter und Kreativen. Geht mir die CD kaputt muss ich mir sogar eine neue kaufen, sofern ich nicht selbst fuer eine Kopie gesorgt habe.

Und die Verwerter sind wie schon gesagt kein zwingender Schritt. Wenn ich lieber direkt unabhaengige Kuenstler foerdern moechte, dann steht mir das frei. Aber ich habe keinerlei Recht mich bei den boesen Verwertern gegen deren Willen umsonst zu bedienen, weil ich das persoenlich ok finde. Das ist dann eben geklaut und das braucht man sich nicht schoenreden.

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