DIABL0 hat geschrieben:Hätte jemand eine Idee für eine Waffe, die er auf dem Rücken tragen könnte?
Nö, ich nicht. Die Zeichnung gefällt mir dennoch. Daß Du lange für sie gebraucht hast, sieht man -und zwar im positiven Sinne: man sieht, daß Du Dich reinknien kannst in eine Sache. Und das ist schon mal ein Pluspunkt!
Ich las weiter oben, daß Du an einer Bewerbungsmappe arbeitest und daß Du in Richtung Animation gehen möchtest. Da kenne ich mich nicht so gut aus, denke aber, daß bestimmte Basics wie das Beherrschen von Anatomie und das Verständnis für Bewegungsabläuft hilfreich sein dürften. Anhand dieses Bildes kann man gut erkennen, wo und warum Du da jetzt vor allem dran arbeiten solltest:
Erstens zeigt die Darstellung der Muskulatur an den Armen, daß Du zwar schon viele Muskel-Bilder gesehen hast, aber die Funktionsweise von Muskeln und Knochen der Arme noch nicht verstehst. Solange man die nicht kapiert, solange man die Arme nur an der Stelle dick malt, wo andere sie dick gemalt haben, wird man anatomische Fehler nicht erkennen können. Ich kann Dir da aus eigener Erfahrung nur den Bammes ("Die Gestalt des Menschen") nahelegen, auch auf die Gefahr hin, daß hier deswegen gleich wieder ein kleiner Weltanschauungskrieg ausbricht (weil manche Leute den Bammes doof finden). Vielleicht gibt es bessere Lehrbücher/Anleitungen, um ein Verständnis für die anatomischen Funktionszusammenhänge zu bekommen - aber die kenne ich nicht und kann also nur den Bammes empfehlen, weil ich den kenne... Wenn man sich nicht zu sehr an seiner altmodisch-gestelzten Ausdrucksweise stört, kann man von ihm seeeehr viel und gründlich lernen, wie Muskeln, Sehnen, Knochen und Bindegewebe bestimmte Hauptformen bilden, wie sich der Körper in der Bewegung verhält, worauf es bei einzelnen Posen ankommt, wie Stauchungen und Streckungen einander bedingen und so weiter und so fort. Leih Dir das Buch am besten in Deiner Stadtbibliothek aus, denn es ist ziemlich teuer...
Also: bei dieser Zeichnung erkennt man an den Armen, daß Du deren Antatomie zwar schon - vom Sehen her - kennst, aber sie nicht verstehst. So fehlt beim bl Arm der Ellbogen - dafür hast Du von den Formen her zwei "innere Seiten" des Unterarms gebracht.
Als nächstes hast Du einen "Fehler" begangen, den Du auch bei den meisten anderen Deiner Arbeiten schon begangen hast: Du hast nicht die ganze Figur gezeigt, sondern sie einfach irgendwo abgeschnitten, diesmal kurz oberhalb der Füße. Die Füße aber zeigen, wie und wo die Figur steht. Sie sind ihr Berührungspunkt zum Umraum, d.h. zum Rest des Bildes. Selbstverständlich kann man aus künstlerischen Gründen seine Figuren da abschneiden, wo's einem beliebt, deswegen hab ich "Fehler" auch in Anführungsstriche gesetzt. Aber wenn es bei Dir Richtung Animation geht, dann geht es ja darum, zu zeigen, wie sich eine Figur in ihrem Umfeld, im Bildraum bewegt. Steht sie? Schwebt sie?
Die Haltung des Kriegers würde z.B. komplett anders sein, je nachdem, ob er auf einem planen Untergrund steht oder z.B. auf einer Schräge oder einer Kugel. Je nachdem, ob die Füße nach vorn oder zu den Seiten hin abgeknickt/gebeugt sind, ließe sich also schon entscheiden, wie weit er zur Wahrung des Gleichgewichts seinen Oberkörper neigen oder mit den Armen zwecks Balance Seitbewegungen ausführen muß...
Solcherlei Aspekte spielen bei Deinem Bild überhaupt keine Rolle, statt dessen liegt das Hauptaugenmerk auf den detaillierten Rüstungsdetails. Die wären eher was für Concept-Artists, die sich auf Itemdesign spezialisiert haben. Als Animations-Künstler brauchen Dich solche kleinteiligen Details weniger zu interessieren. Da kommt es eher auf die allgemeinen Proportionen der Figur an. Die sind bei Deinem Bild wenig markant. Der Typ scheint eine wenig auffallende Figur zu haben: Schulter- und Hüftbreite haben ein sehr durchschnittliches Verhältnis zueinander, der gesamte Oberkörper hat eine langweilige Tonnenform. Um die Figur "heroischer" zu gestalten, könnte man die Hüfte schmaler machen und dem Oberkörper eine V-Form verleihen. Die abstehenden Haare könnte man weglassen oder viel kleiner machen, überhaupt könnte man den Kopf etwas schrumpfen, um noch stärker dem "Heroen"-Schema zu entsprechen. Oder man könnte natürlich auch den umgekehrten Weg gehen und einen eher zwergenhaften Typen aus der Figur entwickeln (die stämmigen Arme gehen ja schon in die Richtung): verhältnismäßig großer Kopf, wirklich tonnenförmiger, gedrungen kurzer Oberkörper, kurze, kräftige Beine... Oder man könnte den Typen zu einem hageren, langhaarigen Freak machen: magere, sehnig-dünne Arme, bei denen weniger die Muskeln als eher die Knochen die Form bestimmen. Statt schwerer Metallrüstung gibt man ihm eine dünne Leder- und Stoff-Bekleidung, seine Haltung könnte schlaksig und weniger starr angespannt sein als die jetzige...
Ich an Deiner Stelle würde also als nächstes mal viele weniger ausdetaillierte, dafür um so prägnantere Figuren-Skizzen machen. Denk Dir z.B. eine sehr simple Figur aus und zeige die mal im Gehen, so, als würdest Du einen einfachen Trickfilm drehen wollen und für jede Phase eines Schrittes eine neue Zeichnung anfertigen müssen.
Oder zeichne einfach (möglichst wenig detailliert, um nicht in den Friemel-Modus zu geraten!) mal eine ganze Reihe unterschiedlicher Körpertypen: fette Frau mit Riiiesenhintern und schweren Hängebrüsten, kleines Mädchen, das fröhlich pfeifend auf dem Spielplatz "Himmel und Hölle" hüpft, untrainierter Büro-Typ mit hängenden Schultern und krummem Rücken, Straßenbauer mit breitem Kreuz, kräftigen Unterarmen und Bierplautze, alter Mann mit Buckel und zittrig sich auf einen Stock stützend... Laß am besten mal die Manga-Typen weg. Keine Teens und Twens, die alle gleich proportioniert sind und alle gleich langweilig-schlank mit unnatürlich langen Beinen und (bei den Mädels) Apfel-Brüsten rumlaufen...
Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.