5-6 h Zeitpensum füllen, wie?

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5-6 h Zeitpensum füllen, wie?

Beitrag von DailyArt » 26. Jul 2012, 15:34

Hallo Leute

ich habe im Durchschnitt so 5-6 h pro Tag Zeit mich dem Zeichnen zu widmen, kann mir jemand bitte sagen, wie ich dies am besten nutzen kann?
Habe mir ein Buch geholt (Betty Edwards) und arbeite das ab heute durch.

Habt ihr irgendwie eine Idee wie ich die Stunden füllen soll? Hatte mir gedacht, so 1h Warm-up (ein Freund sagte mir: Mal Kreise, Würfel, Punkte und zieh Striche durch) und dann mit dem Buch.

Was haltet ihr davon?

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JanSOLO
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Beitrag von JanSOLO » 26. Jul 2012, 19:52

DailyArt

Willkommen hier im Forum...

Also: Zeichnen ist kein Sport! Es braucht keine Aufwärmphase und auch kein Trainingsplan. Und ein Wettkampf oder eine Abschlussprüfung musst du auch nicht hinlegen.

Zeichne, wann und so lange du Lust hast. Und zeichne vorallem das, worauf du Lust. Du solltest allerdings nicht mit zu komplizierten Motiven anfangen. Denn je einfacher das Motiv ist, desto leichter lassen sich Fehler oder Dinge erkennen, die nicht so gut geklappt haben ... und natürlich auch ausbessern. Das ist eben Lernen. Nicht nur einfach Dinge tun, sondern sie auch begreifen. Du meinst mit "Zeichnen lernen" sicherlich das "Gestalten lernen". Das geht auch ohne das Zeichnen. Du musst also nicht unbedingt die ganze Zeit nur mit Zeichnen ausfüllen. Du kannst auch Live-Demonstrationen auf Youtube dir ansehen, die Natur betrachten und im Kopf ergründen oder einfach nur ein Buch zum Thema Gestalten lesen. Das Zeichnen ist ja nur ein Mittel des Gestaltens. Strich und Schraffuren wirst du schnell hinbekommen, aber um die Anatomie, Proportionen, Perspektive, Bildaufbau usw. musst du dich viel mehr kümmern. Das geht auch durch die vorher genannten Tätigkeiten.

Warum willst du das eigentlich so intensiv betreiben? Hast du ein Ziel?

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Beitrag von DailyArt » 27. Jul 2012, 11:24

Hallo JanSOLo

vielen dank für deinen ausführlichen Beitrag :)

Werde versuchen das nicht ganz so strikt zu sehen, aber das schürt die Ambitionen und treibt an.

Mein Ziel? Lässt sich schwierig in Worte fassen, ich bin Perfektionist und ich habe bisher jedes Projekt, dass ich anfing, innerhalb kürzester Zeit auf ein hohes Level gehoben. Man kann in gewisser weise sagen, dass das Zeichnen ein weiterer Test meiner Grenzen ist, die ich bislang noch nirgends erfahren habe.

Wenn ich etwas anfange, will ich es auch perfektionieren. Das ist ein Satz den man so allein eigentlich nicht stheen lassen kann, da Perfektion nicht existiert meiner Meinung nach. Aber das Ziel, etwas unereichbares zu erklimmen, motiviert und fördert den Kampfgeist und die Leidenschaft für etwas.

Das ist quasi mein Ziel... wenn man dieser Sache ablässt, würd ich sagen, ich will so Zeichnen können, dass ich damit auch Geld verdienen kann und seien es einfach nur ein paar hundert €. Habe viele Projekte auf der Liste und das hier ist eines der Schritte, die ich bis zu meinem entgültigen Ziel gehen will. :)

Falls das alles zu kompliziert war einfach melden, dann versuch ichs irgendwie nutzerfreundlicher zu beschreiben, da das glaub ich ein Gefühl ist, dass man spüren muss um es nachzuvollziehen :)




Viele Grüße
Lukas

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Beitrag von Chinasky » 30. Jul 2012, 18:32

Ich möchte da dem guten Jan mal widersprechen. Zwar "braucht" man keine Aufwärmphase und auch keinen Trainingsplan. Aber wer keinen Plan hat, geht häufig baden und die Aufwärmphase beim Zeichnen ist eine sehr sinnvolle Einrichtung. Jedenfalls für mich. Es gibt Leute, die können ohne Aufwärmen sofort geniale Sachen hinrotzen - aber ich habe auch nach diversen Jahren immer noch das Problem, daß ich am Anfang eines Arbeitstags meist erstmal Mist verzapfe. Bis die Lines locker fließen, bis das Gespür für die richtigen Proportionen wieder auf dem Maximalniveau ist, brauchts ein Weilchen bei mir. Eine halbe oder dreiviertel Stunde sollte man meiner Erfahrung nach immer dafür einplanen. Ich mache da gern Minuten-Sketches nach Vorlagen von Pixelovley oder Posemaniacs. Coole Musik dabei hören, dann wird man nicht abgelenkt, bevor man richtig drin ist im Flow...
Das Malen einfacher Kreise, Würfel und Punkte (hä? :? ) halte ich dagegen für's Aufwärmen nicht so ergiebig. Da hätte ich nach zehn Minuten keinen Bock mehr...

Betty Edwards ist immer ein guter Einstieg, zumindest, wenn Du das Zeichnen nach der Natur lernen willst. Darüber hinaus hat JanSolo schon wichtige Dinge angsprochen: Anatomie, Perspektive, Proportionen... Im Gegensatz zu ihm denke ich, daß man das Zeug schneller lernt, wenn man es immer auch gleich umsetzt. Man kann sich x Youtube-Vids angucken über Komposition - aber ich bezweifle, daß man danach so viel besser komponiert. Selbst machen, lautet die Devise. Ebenso was die Anatomie angeht: wenn man nicht selbst zeichnet, merkt man sich vielleicht die Namen der einzelnen Muskeln und Knochen, aber wie die dann abzubilden sind, ist noch mal ein ganz anderes Ding.
Ich vermute zwar zu wissen, warum JanSolo so darauf focussiert ist, den "Leistungssport"-Charakter etwas auszublenden und gewissermaßen einen eher künstlerisch-ganzheitlichen Blick auf die Sache zu finden. Aber dahinter steckt gewissermaßen auch schon so etwas wie eine "Weltanschauung" - und nach der hast Du in Deinem Eingangsposting nicht gefragt.

Mein Vorschlag für Deinen 5/6-Stundentag: Eine Dreiviertel Stunde Schnellzeichnungen. Viertelstunde Pause, in der Du Dir die Schnellzeichnungen in Ruhe durchguckst und überlegst, welche gut, welche schlecht und welche "ausbaufähig" sind.

Dann 2 Stunden Deine "Betty Edwards"-Übungen. Viertelstunde Pause, in der Du Dir das, was Du da geschafft hast, anschaust und analysierst, ob es dem entspricht, was Du Dir vorgestellt hattest.
Dann suchst Du Dir ein Motiv aus dem wahren Leben. Ob Du Dein Gesicht im Spiegel nimmst, den Hund, der vor der Tür rumlümmelt, den Blumenstrauß auf dem Tisch oder die Pizzaschachteln mit den Fastfood-Überbleibseln des gestrigen Fernsehabends - egal. Irgendein Motiv. Mach dazu eine halbe Stunde lang "Betrachtungsskizzen". Skribbel also zu diesem Motiv rum, guck's Dir von verschiedenen Seiten an, probier aus, ob dünne Striche oder verschmierte Kohlekrümel dazu passen... Beschäftige Dich einfach in dieser halben Stunde mit dem Motiv.
Und dann nimm Dir eine ganze Stunde Zeit, dieses Motiv möglichst naturgetreu abzuzeichnen. Aus der Phase mit den Betrachtungsskizzen solltest Du dazu schon eine ziemlich genaue Idee von der Bildkomposition haben. So - lass mal nachrechnen: vier dreiviertel Stunden sind noch rum. Jetzt kannst Du mit dem Rest der Zeit z.B. so verfahren, daß Du Dir entweder ein Buch über Anatomie oder Perspektive oder Gestaltungslehre oder sonstwas suchst, und daraus was abzeichnest/umsetzt. Oder Du verfolgst über mehrere Tage hinweg ein aufwändigeres Projekt, z.B. eine Reihe von Portraits all Deiner Familienangehörigen (auch Uroma und Ururgroßvater, von denen es nur noch Schwarzweiß-Fotos gibt! ;) ). Dann steckst Du die verbleibende Zeit also da rein.
Weitere, hilfreiche Übungen: Schau Dir Zeichnungen von anderen Leuten an, die Du gut findest. Analysiere, was an denen eigentlich so cool ist. Und kopiere diese Zeichnungen, oder versuche, bestimmte Effekte/Tricks/Motive, die Dir bei der Analyse aufgefallen sind, nachzumachen. Der großartige Karrikaturist und Comiczeichner Robolus (der sich momentan seeeeeehr rar hier im Forum macht ;) ) hat z.B. mal ein oder zwei Monate lang nur Beine oder nur Hände aus Comicvorlagen anderer Künstler abgezeichnet. Aber man kann natürlich auch bestimmte Gestaltungsmittel sich abschauen, indem man spezielle Zeichenstile genauer anschaut. Da würde ich übrigens eher dazu raten, sich "echte" Künstler, nicht Illustratoren, anzuschauen. Wie zeichnet ein Dürer, ein Raffael, ein Rembrandt? Welche Stilmittel setzen eine Käthe Kollwitz, ein Paul Klee, ein Wols ein? Verschaffe Dir einen Überblick über das, was alles Zeichnung sein kann: Chinesische Tuschezeichnungen, Kaltnadelradierungen, Kreidezeichnungen - es gibt tausenderlei Möglichkeiten. Und je mehr dieser Möglichkeiten Du kennst, desto besser kannst Du dann im Einzelfall entscheiden, welche Möglichkeit Du einsetzen willst für ein bestimmtes Motiv.
Aber weil es praktisch unendlich viele Möglichkeiten gibt, ist es schon sinnvoll, wenn Du Dir selbst einen Plan aufstellst, wie lange Du Dich damit täglich beschäftigen willst...
Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.

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Beitrag von JanSOLO » 30. Jul 2012, 22:18

Hank...

Du würdest d/einen Lehrling sicherlich einen guten Arbeitsplan geben. Aber ich befürchte, dass der Fragesteller noch nicht das "Zeug" für dein Studienplan hat.
Er muss sich sogar auch erstmal richtiges Zeichenpapier kaufen und nicht dieses karrierte Rechen- oder Druckerpapier. ;)
Wer weiß, vielleicht ist seine glühende Flamme der Kunst schon längst erloschen??

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Beitrag von buki » 1. Aug 2012, 22:41

Nichts spricht gegen Druckerpapier
Alle Farben für alle!

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Beitrag von JanSOLO » 2. Aug 2012, 00:14

Nichts spricht gegen Druckerpapier
Naja, erstmal ist dieser Satz nur eine unbegründete These wie auch "Der Himmel ist grün".
Soll denn dein Satz zum Trollen anregen?
Ist doch nicht ernst gemeint oder?

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Beitrag von buki » 2. Aug 2012, 01:41

hä?

Nichts spricht gegen Druckerpapier, damit kann man erwiesenermaßen vielseitig arbeiten!
Alle Farben für alle!

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Beitrag von Mr.Sven » 2. Aug 2012, 09:03

Druckerpapier ist geile Scheiße :)

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Beitrag von JanSOLO » 2. Aug 2012, 10:35

kabuki hat geschrieben:Nichts spricht gegen Druckerpapier
Das ist einfach nur falsch! Ich würde folgenden Satz zustimmen: "Auf Druckerpapier kann man auch zeichnen." oder für mich noch "richtiger": "Man kann zwar auf Druckerpapier zeichnen, aber es ist nicht ideal."

Es gibt nämlich Etwas, was gegen Druckerpapier spricht!
-Die Oberfläche ist sehr glatt
-Druckerpapier ist dünn
-es knittert und knickt sehr schnell
-es lässt sich scheiße darauf radieren
-es ist in manchen fällen zu weiß
-und peinlich, wenn man seine Zeichnungen, auf die hohe Ansprüche gelegt werden, auf Druckerpapier einreicht

Das alles beiweist auch die Papierindustrie und die Kundenwünsche. Es wird nicht um sonst nach Papierarten für verschiedene Zwecke unterschieden: Zeichenpapier, Aquarellpapier, Druckerpapier, Zeitungspapier, Klopapier usw...

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Duracel
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Beitrag von Duracel » 4. Aug 2012, 21:08

Ich bevorzuge auch Druckerpapier zum Zeichnen.

Die Vorteile:
kostengünstig
nicht zu dick (geringer Platzverbrauch im Archiv)
angenehm mittlere Körnung für Bleistifte(bzw. ich benutze schwarze Polychromos)
[kommt natürlich auch auf die bevorzugte Skizzengröße/den Detailgrad an]
klassisches weiß bietet bessere Scanergebnisse als zu gelbes Papier
Ziel ist, woran kein Weg vorbeiführt.

schindermichel
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Beitrag von schindermichel » 4. Aug 2012, 21:44

Hallo JanSOLO,

du hast ja mit allen Punkten recht, trotzdem aber eine Gegenfrage:
Wer "reicht" denn heutzutage irgendwo "originale" ein?

Es scheint mir doch so zu sein dass der schnöde Alltag eines kommerziellen zeichners zu 90% digital abläuft und es völlig egal ist auf was wie analog gezeichnet wird da das Ergebnis soweiso per Scanner digitalisiert und hinterher wie auch immer bearbeitet wird.
Der ganze Kunstbedarfsmarkt scheint mir doch eher die "private" Kunst zu bedienen.

Freilich ist schönes Papier eben was schönes – zum alltäglichen Zeichnen, das primär der Übung dient (und nicht der Kreation eines Kunstwerks von Weltruhm), reicht ja wohl alles was irgendwie verfügbar und vor allem billig ist.

Chris!
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Beitrag von Chris! » 5. Aug 2012, 20:48

Ich möchte die Diskussion über das Pro und Contra von Druckerpapier nicht allzu lange stören, aber ich will noch mal kurz auf folgendes eingehen:
DailyArt hat geschrieben:Hallo JanSOLo

vielen dank für deinen ausführlichen Beitrag :)

Werde versuchen das nicht ganz so strikt zu sehen, aber das schürt die Ambitionen und treibt an.

Mein Ziel? Lässt sich schwierig in Worte fassen, ich bin Perfektionist und ich habe bisher jedes Projekt, dass ich anfing, innerhalb kürzester Zeit auf ein hohes Level gehoben. Man kann in gewisser weise sagen, dass das Zeichnen ein weiterer Test meiner Grenzen ist, die ich bislang noch nirgends erfahren habe.

Wenn ich etwas anfange, will ich es auch perfektionieren. Das ist ein Satz den man so allein eigentlich nicht stheen lassen kann, da Perfektion nicht existiert meiner Meinung nach. Aber das Ziel, etwas unereichbares zu erklimmen, motiviert und fördert den Kampfgeist und die Leidenschaft für etwas.

Das ist quasi mein Ziel... wenn man dieser Sache ablässt, würd ich sagen, ich will so Zeichnen können, dass ich damit auch Geld verdienen kann und seien es einfach nur ein paar hundert €. Habe viele Projekte auf der Liste und das hier ist eines der Schritte, die ich bis zu meinem entgültigen Ziel gehen will. :)

Falls das alles zu kompliziert war einfach melden, dann versuch ichs irgendwie nutzerfreundlicher zu beschreiben, da das glaub ich ein Gefühl ist, dass man spüren muss um es nachzuvollziehen :)




Viele Grüße
Lukas
Wow. Irgendwie habe ich da gerade sehr viel von mir selbst wieder erkannt!

Ich bin selbst auch hauptberuflicher Perfektionist. Und ich hatte auch immer riesige Probleme gehabt eine prägnante Antwort zu finden, wenn mich jemand fragt was ich denn eigentlich mit der Kunst machen will. Ich habe dann immer sehr weit ausgeholt, angefangen mit dem was mir an moderner Kunst nicht gefällt; weiter dass mir die Technik sehr wichtig ist und dass ich die perfekt beherrschen will; dass ich noch nicht so genau weiß wo ich denn eigentlich damit hin will (aber dass das nur daran liegt dass mein technisches Können noch nicht perfekt genug ist); und zum Abschluss dass ich schon irgendwann mal vielleicht Geld damit verdienen möchte, wenn auch nur als Nebenjob.

Heute bin ich überzeugt dass ich mir damit selbst ein Bein gestellt habe: diese lang ausholende Antwort war nur eine Ausflucht, weil ich - auch für mich selbst - keine klare Antwort darauf hatte wo ich denn eigentlich hin will.

Aber solange ich kein konkretes Ziel vor Augen habe, kann ich nur in die Breite gehen statt in die Tiefe: statt ein tiefes Loch zu graben fange ich ständig irgendwo anders an zu buddeln. An einem Tag mache ich Fuß-Anatomie, am nächsten Tag fange ich Animation an, am dritten Tag ist der Perfektionist in mir ziemlich frustriert weil ich mich noch in keiner Richtung merklich der Perfektion genähert habe.

Wenn ich mir (und damit vielleicht auch dir) einen Rat geben könnte dann wäre es folgender:
Fang ein konkretes Projekt an (also ein Gemälde oder eine Illustration, KEINE Übungsaufgabe) und ziehe es durch. Und wenn du fertig bist mach das nächste. Übungen und Studien und Technik lernen sind wahnsinnig wichtig - aber wenn du kein konkretes Ziel hast auf das du dich hinbewegst, dann bringen sie dich nirgendwo hin.

Zeig mir fünf fertige Bilder die du selbst gemacht hast, so gut wie du kannst. Dann zeig mir fünf Bilder von deinen Lieblingskünstlern, an denen etwas ist das du selbst gerne können würdest. (Und komm mir nicht mit Ausflüchten, dass du keine Lieblingskünstler und -bilder in dem Sinne hast)

Ich weiß nicht ob dir das wirklich weiter hilft. Aber für mich war es zumindest sehr therapeutisch mir das mal hier öffentlich von der Seele zu schreiben.

:arrow: Um den Motivationseffekt für mich noch etwas zu erhöhen: sollte ich bis zur diesjährigen DAF Con nicht angefangen haben hier im Forum Bilder einzustellen die darauf hindeuten dass ich meinen eigenen Rat befolge und an etwas konkretem arbeite, darf der erste der mich darauf anspricht mich einmal hauen! (Ich wollte ja erst schreiben "darf mich jeder einmal hauen" - aber so voll wie das letztes Jahr war traue ich mich das nicht.) :arrowl:

Noch ein Wort zu Betty Edwards:
Das Buch ist für den Anfang super! Wenn du von Null anfängst wirst du mit diesem Buch sehr schnell sehr viele Fortschritte sehen.

Aber: es kann dich auch in eine Sackgasse bringen. Das Buch malt ein starkes Schwarz-Weiß-Bild wo "Sehen" gut ist und "Wissen" böse. Tatsächlich halte ich beides für wichtig. Es ist gut mit dem Sehen anzufangen. Ab einem bestimmten Punkt kommst du aber mit Sehen alleine nicht weiter und musst dir Wissen aneignen und zu Nutze machen (zum Beispiel Komposition, Anatomie, Konstruktion, ...). Und dazu musst du dich von der Schwarz-Weiß-Sicht lösen die das Buch dir vorher mühsam einzutrichtern versucht hat.

So jetzt zurück zu Druckerpapier:
Meine Erfahrung ist, dass Druckerpapier zum Zeichnen ungeeignet ist. Selbst für Kritzeleien und Skizzen. Es ist halt nur so verdammt verlockend weil es so sau-günstig ist.

Ich habe leider auch noch kein gutes Alltags-Zeichenpapier gefunden.

Kennt jemand ein gutes Zeichenpapier das einigermaßen günstig und gut verfügbar ist? Nicht zu rau und bitte auch nicht extra-voluminös. Ich habe leider noch nichts gefunden - zumindest nichts was man in loosen Blättern kaufen könnte (ein paar Skizzenbücher die ich mal hatte kamen nah ran).

schindermichel
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Beitrag von schindermichel » 6. Aug 2012, 08:49

Chris! hat geschrieben:Wenn ich mir (und damit vielleicht auch dir) einen Rat geben könnte dann wäre es folgender:
Fang ein konkretes Projekt an (also ein Gemälde oder eine Illustration, KEINE Übungsaufgabe) und ziehe es durch. Und wenn du fertig bist mach das nächste. Übungen und Studien und Technik lernen sind wahnsinnig wichtig - aber wenn du kein konkretes Ziel hast auf das du dich hinbewegst, dann bringen sie dich nirgendwo hin.

Zeig mir fünf fertige Bilder die du selbst gemacht hast, so gut wie du kannst. Dann zeig mir fünf Bilder von deinen Lieblingskünstlern, an denen etwas ist das du selbst gerne können würdest. (Und komm mir nicht mit Ausflüchten, dass du keine Lieblingskünstler und -bilder in dem Sinne hast)
Na das würde ich doch gerne unterstreichen wollen!
Ich habe die Erfahrung gemacht dass es Leuten, die über eine natürliche Motivation verfügen sich bildnerisch auszudrücken leichter fällt, die dazu nötigen techniken zu erlernen. Einfach deswegen weil diesen leuten nie die Ziele ausgehen, da will immer irgendwas gezeichnet oder gemalt werden (im Sinne eines kompletten "Werkes") – anderen, die primär die Hoffnung haben, erstmal die technischen grundlagen anhand von sinfreien und letztlich ungeliebten Fingerübungen zu erlernen um später mal damit größeres in Angriff nehmen zu können, tun sich deutlich schwerer weil dieser Ansatz in meinen Augen zu theoretisch ist, bzw, einfach weil sich der Willen irgendetwas zu (er)schaffen nicht auf Knopfdruck einstellt – der ist da oder nicht.

Jede selbstgestellte Aufgabe beinhaltet tausend technische Hürden die es zu meistern gilt und mit Akribie und Fleiss lernt man diese Stück für Stück zu nehmen. Freilich hilft es sich realistische Ziele zu stellen, so kann es pragmatisch sein in einer Straßenszene (die einem alle Grundlagen perspektivischer Konstruktion abfordert) z.B. keine Bäume einzubauen da diese organischen Dinge wieder ein ganz eigenes Feld darstellen. (Oder man verzichtete auf komplizierte Lichtverhältnisse, oder malt keine Menschen in die Szene, oder, oder...). Zuweilen kann es frustrierend werden wenn die Ziele zu hoch gesteckt sind  – es muss am Ende nicht immer eine "Alexanderschlacht" rauskommen.

Aber wie immer: Solange man was tut ist eigentlich alles erlaubt, vielleicht mit der Einschränkung das man bewusst daran arbeiten muss um weiterzukommen (um nicht, im schlimmsten Fall aus Faulheit auf einer Stufe zu verharren).
Grüßle,
J

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Beitrag von buki » 6. Aug 2012, 14:25

JanSOLO hat geschrieben:
kabuki hat geschrieben:Nichts spricht gegen Druckerpapier
Das ist einfach nur falsch! Ich würde folgenden Satz zustimmen: "Auf Druckerpapier kann man auch zeichnen." oder für mich noch "richtiger": "Man kann zwar auf Druckerpapier zeichnen, aber es ist nicht ideal."

Es gibt nämlich Etwas, was gegen Druckerpapier spricht!
-Die Oberfläche ist sehr glatt
-Druckerpapier ist dünn
-es knittert und knickt sehr schnell
-es lässt sich scheiße darauf radieren
-es ist in manchen fällen zu weiß
-und peinlich, wenn man seine Zeichnungen, auf die hohe Ansprüche gelegt werden, auf Druckerpapier einreicht

Das alles beiweist auch die Papierindustrie und die Kundenwünsche. Es wird nicht um sonst nach Papierarten für verschiedene Zwecke unterschieden: Zeichenpapier, Aquarellpapier, Druckerpapier, Zeitungspapier, Klopapier usw...
Also mein primärer Kundenwunsch an die Papierindustrie ist folgender: So glatt wie möglich

Entgegen Deiner Aussage ist Druckerpapier extrem gut zum radieren geeignet. Je glatter die Oberfläche, desto leichter lassen sich die Grafitpigmente auch wieder mit dem Radiergummi lösen. Gerade Skizzenbücher aus dickem und grobem Material fusseln sich da schnell mal in einen grauen Matsch auf.

Dünn ist erstmal gut, weil damit mehr Seiten in's Skizzenbuch passen. In HH gibt's 'nen Copyshop, der verkauft Bücher aus Druckerpapier und Pappe drum herum für 1€ und die benutze ich zuhauf.

Ein wahrer Umstand von glattem Druckerpapier ist, dass es weniger Farbpigmente aufnehmen kann als gröberes Papier. Damit hat man einen geringeren Tonwertumfang zur verfügung.

Druckerpapier gibt's in verschiedenen Helligkeitsabstufungen. Mir fällt da spontan Recyceltes Papier ein.

Peinlich bei irgendwelchen Einreichungen ist eher, wenn der Empfänger Wert auf Material legt anstatt auf Inhalt und Ausführung der Zeichnung. Das zeugt von einer oberflächlichen Einstellung.

Knicke im Papier sind ärgerlich, können aber zur Atmospähre beitragen. Used look und so (::
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Beitrag von trigonom » 18. Sep 2012, 22:15

Nabend leute,
Ich will jetzt nicht zu weit ausholen, hatte nan langen Tag und bin müde haha
Ich werf mal einfach in die Runde: Ich muss meine Papierrenderings im Bereich Produktdesign auf Copicpapier machen und eins lasst euch gesagt sein (haha) DAS! ist glatt
radiert sich sehr gut wenn man beim Graphit nicht zu tief ins H rein geht aber knickt allerdings so oft ein wie ein Betrunkener auf dem Weg nach Hause(und ich rede jetzt von denen die gar nicht mehr klarkommen)
..nach nem halben Jahr rendern lernt man damit umzugehen, und wenn man dann Druckerpapier in die Hand bekommt, das ist ne freunde. :>

grüße niko

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Beitrag von buki » 7. Nov 2012, 00:50

;D
Alle Farben für alle!

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