Zeitgeist - Movie

Benutzeravatar
digitaldecoy
Moderator
Moderator
Beiträge: 3306
Registriert: 17. Mai 2006, 11:15
Wohnort: Warendorf
Kontaktdaten:

Beitrag von digitaldecoy » 23. Okt 2007, 09:17

Ich bin halt der Meinung, dass man sich in einer Diskussion über Religion mit dem Standpunkt des Gegenübers kritisch auseinandersetzen sollte und nicht das Recht hat, ihn zu veralbern, wie es in dem FIlm getan wird. Ich empfinde den Kreationismus auch als befremdlich aber man muss sich doch Mal fragen, warum dem überhaupt irgendwelche Leute anhängen, wenn die aufgeklärte Weltsicht doch so viel überzeugender ist. Und man muss sich fragen, wie viele Kreationisten man bekehren wird, indem man sie verhöhnt oder ob man ihrer Sache nicht indirekt dadurch dient.
Besuch mich doch Mal in meinem Personal Showroom! - http://www.digitalartforum.de/forum/vie ... php?t=1604

Benutzeravatar
digitaldecoy
Moderator
Moderator
Beiträge: 3306
Registriert: 17. Mai 2006, 11:15
Wohnort: Warendorf
Kontaktdaten:

Beitrag von digitaldecoy » 23. Okt 2007, 12:58

@ Alex:

Die Frage, die Du da da direkt an mich richtest ist eine ziemlich schwierige. Wie soll man eine Diskussion mit einer Gruppe Menschen führen, deren Argumente auf einer ganze anderen Auffassung von Realität aufbauen, als die eigenen?

Ich finde, man sollte sich erst Mal klarmachen, womit man es eigentlich zu tun hat. Ich behaupte jetzt Mal, dass es nicht die religiösen Inhalte sind, die diese Glaubensgemeinschaften so stark zusammenhalten. Die religiösen Inhalte sind austauschbar und die merkwürdigen Geschichten, die in allen Religionen vorherrschen - über die Entstehung der Welt, die Entstehung des Menschen, die Rolle der Natur etc. - können nicht wirklich der Grund sein, warum sich Menschen einer Glaubensgemeinschaft anschließen. Wenn jemand wirklich das dringende Bedürfnis verspürt, in die Mysterien der Entstehung der Welt und des Universums einzudringen, dann wendet er sich an die Wissenschaft. Denn die Wissenschaft schafft ein weitaus deutlicheres, differenzierteres und interessanteres Bild des Universums als alle Religionen zusammen. Das Dumme ist natürlich, dass die Wissenschaft in ihre Grenzen stößt und wenn wir danach fragen, was die Welt im Innersten zusammenhält, überreichen uns die Wissenschaftler den Ausdruck von Messergebnissen, die von Instrumenten stammen, deren Funktionsweise wir in keinster Weise in menschliche Erfahrungen umdeuten können.

Nein, ich bin davon überzeugt, Menschen beteiligen sich an Religionsgemeinschaften, eben weil sie im Grunde kein Interesse daran haben, wie die Welt entstanden ist, sondern es sie eigentlich nur interessiert, wie man als Mensch unter Menschen miteinander auskommt. Ich meine, es ist doch signifikant, dass in allen großen Religionen, die Entstehung der Welt auf ein paar Seiten abgefrühstückt wird. Der ganze atemberaubende Prozess der Entwicklung des Lebens aus der Materie über Äonen hinweg wird zusammengeschrumpft auf eine kleine Schöpfungsgeschichte, die mit ein paar einfachen Sätzen Gottes kommentiert und dann als gut empfunden wird. Der ganze Rest der religiösen Texte befasst sich damit, wie man mit der vorgefundenen Schöpfung umgehen soll. Wenn Ihr mich fragt, dann haben die Religionsgründer früher schon gewusst, dass man dem Geheimnis des Universums eh niemals auf die Spur kommen wird und haben gar nicht erst versucht, dieses Mysterium befriedigend zu erklären.

Und darum geht es in den Religionsgemeinschaften auch gar nicht um die Frage, wie die Welt entstanden ist, sondern wie man sein eigenes kurzes Leben auf der Welt gestalten soll. Mal im Ernst - ob die Welt vor 4000 Jahren von einem Gott geknetet wurde oder vor 4,5 Milliarden Jahren aus einer kosmischen Staubwolke auskristallisiert ist hat im Endeffekt keinen Einfluss auf mein Leben. Wenn ich die paar Seiten in der Bibel über die Entstehung der Welt als die Wahrheit annehme, dann spare ich mir eine ganze Menge wissenschaftlicher Literatur, die im Endeffekt ja quasi auch nur ständig zwischen verschiedenen Glaubensformen hin- und herpendelt (ich sage nur Plattentektonik - erst seit den 60ern anerkannt und jetzt streitet man sich schon darüber, ob die Erde nicht vielleicht expandiert...).

Der Punkt, auf den ich aber eigentlich die Ganze Zeit schon kommen will ist der, dass die Religionsgemeinschaften den Menschen eine Identität geben. Man ist in einer Gruppe Gleichgesinnter, man begeht zusammen Rituale. Man hat das Gefühl, Teil eines Ganzen zu sein und wenn dazu eben gehört, ein paar komische Geschichten über die Entstehung der Welt (die einen sowieso nicht interessiert) als Wahrheit anzunehmen, dann ist es eben so. Diese Geschichten zu verteidigen bedeutet für die Gläubigen, ihre Gemeinschaft zu verteidigen. Sie lieben es, jedes Wochenende (oder jeden Abend, oder mehrmals am Tag) zusammen ins Gebet zu gehen. Stell Dir Mal vor: jeden Tag neigen sich Millionen von Häupter gen Mekka und Du weißt, Du bist ein Teil davon! Diese Riten haben eine unglaubliche Macht, denn sie bedienen mystische Bedürfnisse, die die Menschen seit Urzeiten besitzen.

So, und jetzt steht man jemandem Gegenüber, der Teil einer starken Gemeinschaft ist und beginnt, mit ihm über den Enstehungszeitpunkt der Welt zu diskutieren. Er wird Dir sagen, Gott hat die Welt geschaffen und dass jeder seiner Mitgläubigen Dir das bestätigen wird. Sie bestätigen es nicht nur, sie feiern diese Dinge zusammen. Sie geben sich gegenseitig Rückhalt und Du musst Dir nie wieder Gedanken über Deine Rolle in der Gesellschaft machen.

Und aus dieser Position, diesem wohligen Gefühl der Geborgeheit heraus fragt Dich dann Dein Gegenüber, was DU denn hast?

Ich sage ihm, dass die Wissenschaft eine ganze Menge über die Entstehung der Welt herausgefunden hat und dass jeden Tag neue Entdeckungen gemacht werden und dass aus meiner Perspektive heraus jede andere Sichtweise furchtbar eingeschränkt wirkt. Und dann fragt mich mein Gegenüber, ob ich diese Wissenschaftler denn auch persönlich kenne? Ob es nette Menschen sind? Wie ich mich in ihrer Gemeinschaft fühle? und ich begegne, dass ich die Wissenschaftler nicht kenne und auch nicht Teil einer Gemeinschaft bin, sondern dass ich halt im Rahmen des alltäglichen Wirtschaftslebens an den Errungenschaften der Wissenschaft teilhabe und mir dadurch tolle neue Maschinen und solche Sachen zugänglich werden. Ich kann von den vielen schlauen Büchern berichten, die ich in meinem Leben gelesen habe (alleine, im stillen Kämmerlein) und über die Wunder, die ich im Fernsehen sehe. Flugzeuge, Satelliten, Mondraketen - da schaut doch jeder mit Faszination drauf (für sich allein).

Ich sage Dir, der Gläubige wird mich bemitleiden, denn aus seiner Perspektive heraus sieht er nur einen einsamen Menschen, der sich mit Wissen und Maschinen umgibt, die ihn nicht umarmen können. Er wird in mir einen verirrten Menschen sehen, der den Bezug zum Menschsein verloren hat und der glaubt, die Erlösung läge in der Beantwortung der Frage, woraus Atome denn jetzt wirklich aufgebaut sind. Danach geht der Gläubige in seinen Gottesdienst, taucht wieder in dieses wunderbare Gefühl der Gemeinschaft ein und lacht mit seinen Brüdern darüber, dass ich dachte ich könnte ihn "überzeugen", indem ich ihm ein paar Dinosaurierknochen zeige und damit seine Theorie von der Entstehung der Welt widerlege. Lächerlich - als würde es darum gehen.

Das klingt jetzt alles wie ein reines Plädoyer für den Glauben, aber das ist nicht meine Absicht. Aus dogmatischem Glauben entstehen viele schlechte Dinge. Wissenschaftlicher Fortschritt auf der anderen Seite schafft viel Gutes - Heilung von Krankheiten oder empirisches Wissen zur Bekämpfung von negativen Prozessen. Aber man muss auch die Beschränkungen seines Standpunktes sehen, genau so wie man die Beschränkungen der anderen Seite sehen muss.

Wenn man am Ende alles zusammenzählt, dann prallen bei solchen Diskussionen zwei Lebensmodelle zusammen, die beide beschränkt sind. Den anderen davon zu überzeugen, dass er bei einem mitmachen soll, heißt oft, ihm die negativen Aspekte seines Ansatzes zu verschweigen. Das ist Politik. Politik muss immer einseitige Wahrheiten erschaffen weil sie sonst nicht handlungsfähig wäre.

Dieser Aspekt - die Wahrheit um eine Dimension beschneiden zu müssen, um handlungsfähig zu bleiben - verursacht mir derzeit großes Kopfzerbrechen. Die Vernunft sagt mir nämlich, dass man unter diesen Umständen passiv bleiben müsste. Allerdings verhöhnt man dadurch die Gesetze der Natur, die nämlich besagen, dass Leben nur bestehen kann, indem es anderes Leben verzehrt.

Um mein Leben zu bestreiten in dieser Welt, muss ich anderes Leben auslöschen. Das Leben funktioniert nur so. Doch wo ist die Grenze zwischen dem Führen eines selbstverantwortlichen Lebens und der Entwicklung zu einem lebensvernichtenden Monster?

Ganz ehrlich, wenn ich auf DIESE Frage eine Antwort suche, suche ich lieber bei den Mystikern und Heiligen als bei der Wissenschaft.

Stichwort: "survival of the fittest"

Mich würde sehr interessieren, wie andere hier mit diesem Problem umgehen. Wo bezieht Ihr Eure Maßstäbe her? Jeder führt sein Leben auf Kosten anderer Lebensformen, wie entscheidet Ihr, ab wann Ihr die Grenze zum Monstrum überschreitet?
Besuch mich doch Mal in meinem Personal Showroom! - http://www.digitalartforum.de/forum/vie ... php?t=1604

Benutzeravatar
hjalmar
Senior Member
Beiträge: 481
Registriert: 1. Dez 2006, 14:58

Beitrag von hjalmar » 23. Okt 2007, 14:30

Mensch Daniel, bei so viel Text weiß ich garnicht wo ich ansetzen soll. Im Gesammtbild finde ich deine Gegenüberstellung sehr gut! Ausnahmweise mal differenziert im Gegensatz zu Zeitgeist oder anderen Quellen. Ich beschäftige mich auch schon eine Weile mit diesem Thema und hab da anscheinend ähnliche Ansichten wie du.
Religion vs. Wissenschaft ich benenne das Thema jetzt einfach mal ganz platt. Wenn ich mir die Welt so angucke gibt es da wirklich diese beiden extremen Pole, wobei der wissenschaftliche erst in den letzten 100 Jahren wirklich stark geworden ist.
Villeicht ist es wirklich diese Ebene, die den den grundlegenden Gegensatz zwischen der westlichen Welt und wie soll man sagen den glaubensstarken Völkern oder auch Naturvölkern, beinhaltet. Und alle weiteren Gegensätze wie z.B. tendenziell eher arm oder reich(materiell), schnelle Entwicklung oder langsame usw... basieren auf diesem Gegensatz der ein ganz anderes Lebensgefühl hervorruft.
Im asiatischen Raum oder auch in der Arabischen Gesellschaft ist es halt eher üblich dass man ein sehr starkes, spirituelles Weltbild schon von Geburt an erhält. Es wird von niemanden in Frage gestellt und wird somit zu einer sehr starken Realität.
In unserer Gesellschaft ist dies sicher sehr selten der Fall. Jeder muss sich selbst seine Meinung über Gott zusammenreimen, oder auch nicht. Es ist jedem selbst überlassen. Man ist sozusagen sein eigener Lehrmeister oder sammelt verschieden Meinungen von versch. Meistern und muss sich am Ende dann doch sein eigenes Bild machen. Wenn man sich denn überhaupt die Mühe macht.
Dies ist sicher nicht so leicht wie einfach ein vorgefertigtes Weltbild zu übernehmen. Doch auch im Islam gibt es eine Gruppe die etwas weiter über den Tellerrand guckt bzw. der Meinung sind, dass der Koran eher für das einfache Volk gedacht ist. Soweit ich mich errinnere hieß diese Gruppe Suffisten, naja.
Und wenn ich mir diese beiden Grundprinzipien so angucke, bin ich der Meinung, dass man in unserer Gesellschaft einfach wesentlich freier ist. Freier Glaube, freie Meinung, freie Marktwirtschat... usw. resultiert daraus. Damit will ich jetzt nicht sagen, dass unsere Gesellschaft dadurch besser ist. In zuviel Freiheit kann man nämlich auch ganz schnell verloren gehen. Dadurch driftet unsere Gesellschaft auch einfach auseinander, vor allem sozial. Das kann man allein schon sehen wenn man vergleicht welchen Stellenwert die Familie in beiden Gesellschaften hat. Letztendlich wird man in der Muslimischen Gesellschaft sozial einfach viel stärker eingeliedert.
Ich denke mal die Muslimische Gesellschaft vertritt auch alle anderen eher spirituell ausgerichtetn Völker wie z.B. die asiatischen ganz gut.
Zudem habe ich mal gehört, dass die unsere westliche Gesellschaft eher in "Geraden" denkt, sprich: Es gibt einen Anfangspunkt und einen Endpunkt. Vor allem die asiatischen Völker sollen wohl eher in Kreisläufen denken. z.B. bei uns heißt es Geburt, dann Leben bis zum Tod und dann ist Ende. Bei den Asiaten heißt es Geburt, Tod, Wiedergeburt usw. Außerdem ist es meiner Meinung offensichtlich, dass unsere Gesellschaft wesentlich zielorientierter ist.

Nunja, spannendes Thema. Ich hoffe, man konnte meinem Text folgen. Leider kann ich mich oft nicht so klar und strukturiert ausdrücken wie Daniel.
deiner Frage widme ich mich villeicht später...

Benutzeravatar
Artdek
Artguy
Beiträge: 2053
Registriert: 3. Jun 2006, 18:32
Kontaktdaten:

Beitrag von Artdek » 23. Okt 2007, 20:51

digitaldecoy schrieb:
Stichwort: "survival of the fittest"
Ist das nicht der Teil von Darwins Theorie, der die Kolonialisierungspolitik des 19. Jh. legitimierte?

Ich denke man sollte aufhoeren, Darwin fuer zu voll zu nehmen. Ea war doch auch nur eine Kreation seiner Zeit. Das heisst nicht, dass er nach heutigen Massstaeben voellig falsch ist, sondern nur, dass nicht mehr alles von ihm als richtig gilt.
Schauen wir uns Ratten an: In einer Population von Ratten sorgen sich alle um Nahrung. Doch wenn nun eine Ratte eine Verletzung erleidet, oder mehrere Ratten sich an ihren Schwaenzen verknoten, dann kuemmern sich die Handlungsfaehigen Ratten um sie und fuettern sie solange wie moeglich.
Nehmen wir den Putzerfisch. "Selbst Raubfische verhalten sich an den Putzerstationen (in Korallenriffen) völlig friedlich, warten, bis sie an der Reihe sind und lassen die Lippfische auch ins Maul und in die Kiemenhöhle schwimmen, damit diese sie dort säubern. "
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Putzerfische

Daniel, du meinst das Leben verzehrt das Leben - oder mit den Worten aus dem Film Genesis (2002), einem Dokumentarfilm von Claude Nuridsany und Marie Pérennou über die Evolution (sehr empfehlenswert): "Das Leben ist kannibalistisch." Vielleicht, aber nicht durchgehend. Es ist schliesslich sehr solidarisch. Eine Hand waescht die andere ist ebenso Teil des Lebens. (Iss den Apfel vom Baum und trage seinen Samen an einen neuen Ort, dein Geschaeft verrichte jedoch an den Baum, denn er kann es brauchen... - schon mal ueberlegt, warum man den Drang hat, in die Buesche anstatt in den Sand zu pinkeln?)

Hier setzen auch Leute wie die verpoenten Kreationisten an.
Doch erst einmal sollte man klaeren, dass es unterschiedlich Formen von Kreationismus gibt. Ich denke, wir sollten uns vor allem den evolutionistischen Kreationismus anschauen. Ihre Vertreter sehen in der elektromikroskopischen Aufnahme eines Bakteriums den Schoepfungsakt einer Intelligenz, die viele als Gott bezeichnen. Ein Bakterium bewegt sich dank der sog. Geissel. Naeher betratet ist es ein perfekt symetrischer Motor.
Die Geissel eines Bakteriums
Bild

Hier, sagen die Kreationisten, offenbart sich der Erfindungsreichtum Gottes. Kein Zufall, kein elektrischer Blitz der in eine Ursuppe zuendet, kein Glueck kann etwas so perfektes und symmetrisches Schaffen. Es muss demnach etwas geben, das dies gewollt hatte.
Eine Art Erstes - den ersten Beweger (nach Aristoteles: unbewegter Beweger oder spaeter auch z.B. Thomas von Aquin oder Descartes: http://de.wikipedia.org/wiki/Gottesbeweis

Warum also glauben Menschen lieber an einen Gott als an die rohe Materie? Aus Faulheit wohl kaum - es hat einfach nichts damit zu tun, dass einer keine Buecher lesen will. Es hat etwas damit zu tun, dass Menschen einen Ursprung brauchen, um Identitaet zu haben.
Ohne Identitaet ist man nichts, also sucht man nach Identitaet. Und dabei stoesst man unweigerlich auf die Frage nach dem "Warum sind wir hier?" und "Wie kamen wir hierher?".
Die ersten, die diese Frage im Leben beantworten sind die Eltern, die Erzieher, die Grosseltern. Ihre Antwort in unserer Kultur lautet traditionell: wegen Gott. Und wenn man wie Aristoteles, Aquin, Descartes uvm. darueber nachdenkt, dann ist es ploetzlich die einzige nachvollziehbare Erklaerung. Wegen eines Gottes. Vielleicht wegen mehrerer. Vor allem wegen etwas, das hoeher, weiter, groesser ist als man selbst.

Der Film "Zeitgeist" zitiert zu Beginn einen Auszug aus einem Kabarett. Hier macht sich jemand ueber den Glauben lustig. Zurecht. Es ist tatsaechlich so, dass es Menschen gibt, die glauben, Gott sei ein baertiger Mann. Das ist vor allem auch auf dieses Bild zurueck zu fuehren:
Bild
Der Irrglaube entstand zur Zeit der Ablassbriefe, gegen die Martin Luther so nachhaltig protestiert (Protestantismus). Denn wie wir alle wissen (seltsamer Weise, dabei sind wir doch Atheisten) heisst es in den Zehn Geboten:

Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.

Wenn sich der Typ in "Zeitgeist" in seinem Sarkasmus ueber irgendwas aufregt, dann ueber die falsche Kirche, die noch heute und vor allem in den USA politisch instrumentiert wird.
Es gibt also keinen Grund, Daniel, diesen Typen als falsch handelnd zu diffamieren.

Daniel schieb:
Ich bin halt der Meinung, dass man sich in einer Diskussion über Religion mit dem Standpunkt des Gegenübers kritisch auseinandersetzen sollte und nicht das Recht hat, ihn zu veralbern, wie es in dem FIlm getan wird.
Auch wenn du Recht hast mit deiner grundsaetzlichen Meinung, so stimmt es diesbezueglich nicht. Warst du es nicht, der sich in einem anderen Thread einmal ueber die Typen mit den Aluminiumhueten lustig machte? Das kann man doch auch als eine Art Religioese Kleidung bezeichnen, nur eben fuer einen Glauben, der weit weniger Anhaenger hat als die fundamentalistische Kirche der USA.
In meinen Augen hat es durchaus Sinn, Fundamentalismus zu veralbern und damit diejenigen zu gewinnen, die ueber einen weiteren Horizont hinaus denken koennen als den der vom Ortspriester gepredigt wird.
"Hundert Schafe, von einem Löwen geführt, sind gefährlicher als hundert Löwen, geführt von einem Schaf."

Thilo
Newbie
Beiträge: 1
Registriert: 30. Okt 2007, 20:14

Beitrag von Thilo » 30. Okt 2007, 21:16

Hallo zusammen!

Ich bin neu und nur deshalb hier weil ihr das einzige Forum seid welches ich auf meinen Suchen nach Auseinandersetzung mit dem Film "Zeitgeist" gefunden habe.
Hoffentlich bin ich nicht zu spät dran und finde jemanden, zum Beispiel Hjalmar, der nochmal wirklich über den Film reden will. Nicht der Vorspann und nicht Teil 2 und drei, sondern Teil 1.

1. Die Gürtelsterne des Orion zeigen auf Sirius. Sirius ist für mich der größte Schatz am Sternenhimmel. Sirius geht egal wo man sich auf der Welt befindet und egal zu welcher Zeit immer ziemlich genau da auf wo die Sonne zur Wintersonnwende aufgeht. Um das zu überprüfen muss man momentan bis weit nach Mitternacht warten oder eine Sternkarte zur Hilfe nehmen. Ich finde diese hier sehr gut: http://www.astroviewer.de/interaktive-sternenkarte.php .

Wer kann mir eine Quelle nennen, die die Gürtelsterne des Orion als "drei Könige" bezeichnet (Wie im Film behauptet)?

2. Das Kreuz des Südens steht nie und nirgends in der nähe der Sonne, wie es der Film behauptet - oder habe ich da etwas übersehen?

3. Als Ergänzung zum Film will ich anführen, daß Jesus das Lamm war das geschlachtet wurde und seine Nachfolger Fischer. Lamm = Widder Zeitalter; Fischer = Fische Zeitalter.

4. Von einer Jungfrau gebohren verstehe ich nicht den kosmischen zusammenhang. Wenn die Sonne Ende Dezember aufgeht steht die Jungfrau hoch im Süden. Ja und...?

5. A propos Dezember: Von Januar bis August ( Janus war ein römischer Gott und Augustus ein römischer Kaiser) fiel den Namensgebern der Monate noch was ein dann aber verliesen sie Ihn. September= siebter, Oktober = Achter, November= neunter und Dezember= Zehnter. Echt schwach und Zeit sich auf was Gehalt-und Sinnvolleres zu besinnen!

6. Dazu fällt mir noch was ein um wieder den Bogen zurück zur Sonne zu spannen: Das Jahr teilt sich in 8 Teile. An jedem dieser acht Punkte liegt ein Fest. 1. Weihnachten 2. Lichtmess (2. Febr.) 3. Frühlings Tag und Nachtgleiche (Nicht Ostern - Ostern ist ein Mondfest, da es sich nach dem Mond richtet - war nicht immer so!) 4. Maifest (1.Mai) 5. Sommersonnenwende 6. 1.August 7. Herbst Tag und Nachtgleiche 8. Allerheiligen (1.Nov).
Nach der Acht war ende! Acht - Nacht; Neun - Neu. Auf Französisch huit - nuit; neuf - neuf. Auf Englisch: eight- night; Auf italienisch: otto- notte.
Was uns die Sprache sagt ist, daß die achtteilung des Jahreskreises der Úrsprung der Zahlen ist. Oder liege ich da falsch, oder teilweise falsch, oder ist das nicht alles? Ich freue mich über alles neue hierzu. Danke

Thilo

Instinct
Newbie
Beiträge: 18
Registriert: 6. Jun 2006, 00:12

Beitrag von Instinct » 14. Nov 2007, 00:30

http://www.wallstreet-online.de/communi ... 152-1.html

Empfehle ich zu lesen, selbst für Nicht-Wirtschaftler anschaulich und detailliert erklärt.

Benutzeravatar
Artdek
Artguy
Beiträge: 2053
Registriert: 3. Jun 2006, 18:32
Kontaktdaten:

Beitrag von Artdek » 20. Nov 2007, 23:37

Das ist irre spannend und erschreckend!

Dazu habe ich auch einen coolen Link:

In 10 Schritten zum Faschismus

Die Journalistin Naomi Wolf zählt anhand historischer Beispiele und der USA auf, wie schleichend schnell sich eine Demokratie in Faschismus verwandelt.


Dazu fand ich noch dies:

http://www.youtube.com/watch?v=1dpzsyePM1w

Für kritische Betrachter wird vor allem der propangadistische Ton deutlich, der die "neuen EU-Gesetze" legitimiert. Dies sind im Übrigen Gesetze, für deren Zulassung nicht mal das Volk gefragt wurde. Sie wurden schlicht beschlossen von Leuten die hier keiner kennt. Darauf sicherte man sogenannte "Terrorzellen" a la Precrime - die haben zwar nichts getan, aber sie hätten tun können. Dann interviewed man einen beliebigen Jugendlichen auf ner Parkbank, der unentschlossen von Drohungen daherredet und stellt es als Beweis für den "globalen Terror" hin. Im Anschluss unterstreicht man selbstherrlich die EU-Gesetze (die keiner kennt, aber es sind doch EU-Gesetze; die müssen ja gut sein für alle, jaja) und stellt den bösen Web-Designer als Propagandist hin, der das Ende unserer Zivilisation einleiten will, weil unsere Soldaten in Afganisten einen Krieg führen, für den es keinen Grund gibt. Unsere Ohnmacht gegen diesen Bullshit macht mich krank.

Ich meine, was heißt hier denn "aufstacheln"? Das kann man auf alles anwenden, wenn das Gemüt nicht mitspielt. Und gegen was stachelt man denn auf? Gegen die EU? Gegen den Kapitalismus? Gegen Wolfgang Schäuble? Wenn ich mich öffentlich gegen den EU-Justizkommissar äußere und vielleicht auch noch gute Argumente gegen seine Entscheidungen habe, ist das dann auch schon "aufstacheln"? Werd ich dann unter Beobachtung gesetzt? Mein Name auf einer Liste "gefährlich Denkender"?
"Hundert Schafe, von einem Löwen geführt, sind gefährlicher als hundert Löwen, geführt von einem Schaf."

hamena314
Member
Beiträge: 56
Registriert: 11. Jul 2006, 20:47

Beitrag von hamena314 » 26. Nov 2007, 23:09

Ich habe den Film bereits vor einiger Zeit gesehen und fand spannend, wie komprimiert und kompakt vor allem die Religion behandelt wurde.
Viele Details waren mir tatsächlich neu.

Einige Ausschnitte in dem Film stammen übrigens aus "Network" von 1976.
Hier die zitierte Rede "I'm as mad as hell" http://www.youtube.com/watch?v=dib2-HBsF08
Für selbige gewann der Hauptdarsteller einen Oscar.
Bemerkenswert ist auch, dass der Ausschnitt für "Zeitgeist überarbeitet wurde, der Ton wird am Ende deutlich lauter und hat Hall. (:
Network an sich ist ebenfalls ein sehenswerter Film, da er bereits vor mehr als 31(!) Jahren die Medienlandschaft Amerika's und die Globalisierung der Welt vorhersagte, die nun mehr oder weniger eingetreten ist.

Dank' freier Medien wie des Internet's ändern sich die Abläufe der normalen Medien bereits dramatisch.

Als Beispiel:
Eva Herman. Als sie aus der Kerner-Show gegangen wurde, schrie die gesamte Presse, dass Johannes die Nazi-Braut zu recht entfernt hat.
In sämtlichen Internetforen wurde jedoch die journalistische Kompetenz des Senders in Frage gestellt, der einen unbequemen Gast einfach hinauswirft, wegen Worten wie "Autobahn".
Kurze Zeit später schwenkt die Presse um (allen vorran Bild) und schiessen sich auf die Massenmeinung ein.

Darum bin ich froh dass es Filme wie Zeitgeist gibt, auch wenn ich ihn immer noch sehr kritisch sehe.
Denn wenn ich Rolli-Schäuble aka Stasi 2.0 reden höre, wird mir teils Angst und Bange.
Vor kurzem habe ich eine interessante Diskusion auf Phoenix gesehen. Gäste waren u.a. Jörg Zierke, Präsident des BKA's (also quasi die Jungs, die die Online-Durchsuchungen durchführen :D ).
Dort wurden kritisch beide Seiten vorgestellt.
Am wichtigsten war für mich der Punkt, dem Normalbürger mal klarzumachen was "Überwachungsstaat" eigentlich bedeutet.
Siehe dazu auch http://www.youtube.com/watch?v=qUUzBsE3rz0

HAVE PHUN!

Benutzeravatar
ThomasVeil
Senior Member
Beiträge: 380
Registriert: 29. Mai 2006, 10:42
Wohnort: Amsterdam
Kontaktdaten:

Beitrag von ThomasVeil » 21. Dez 2007, 16:08

Also bin auch einer der hier spaet dran ist - hab mir den Film jetzt mal angetan, weils ja sehr interessant klang - aber musste nach 30 Minuten aufgeben. Nicht nur dass er mir allgemein schlecht recherchiert vorkam (waren schon einige Fehler drin, und ich bin nun wirklich kein Experte), er is auch absolut belanglos. Bitte was haben Zahlenspielereien und Astrologie mit "der Wahrheit" zu tun. Kan mir den Rest echt nich antun - wird wohl der altbekannte Verschwoerungskram sein.

Wenn es tatsaechle ne Verschwoerung gibt, dann kann es den Verschwoerern ja gar nichts besseres passieren als dass Menschen mit Sternendeuten ihre Zeit verschwenden, anstatt zu beobachten was wirklich passiert.
Ich halte mich da lieber an Chomsky der sich mit der echten Welt befasst - und er hat es gut ausgedrueckt, das echte Unterdrueckung meist unbemerkt geschieht ohne dass sie wirklich versteckt ist. Es scheint Menschen nur wirklich schwer zu fallen es zu sehen. Die Frauenbewegung ist ein Beispiel dafuer - die meisten Frauen war ueberhaupt nicht klar dass sie unterdrueckt waren, fuer sie war es normal dass der Mann alle Entscheidungen trifft und sie nix zu sagen haben.

"Manufacturing Consent" ist eine gute Doku ueber Chomsky - und ansonsten findet man im Netz relativ einfach Interviews und Reden von ihm. Sehr empfehlenswert.

Und wer wirklich glaubt Astrologie und Aberglaube waeren der Schluessel zur Wahrheit, dem kann ich nur die Dawkins Buecher und Dokus empfehlen (God delusion, Enemies of Reason, The Root of all Evil). War am Anfang sehr abgetan von seinem Aggresiven Stil, je mehr ich mich aber reinlese, desto mehr versteh ich worum es ihm wirklich geht. Er und Daniel Dennett haben besonders ueber Religion ein paar Dinge zu sagen die wirklich erklaeren worauf deren Macht beruht - und was uns so anfaellig dafuer macht.

hamena314
Member
Beiträge: 56
Registriert: 11. Jul 2006, 20:47

Beitrag von hamena314 » 21. Dez 2007, 18:09

ThomasVeil hat geschrieben:Also bin auch einer der hier spaet dran ist - hab mir den Film jetzt mal angetan, weils ja sehr interessant klang - aber musste nach 30 Minuten aufgeben. Nicht nur dass er mir allgemein schlecht recherchiert vorkam (waren schon einige Fehler drin, und ich bin nun wirklich kein Experte), er is auch absolut belanglos. Bitte was haben Zahlenspielereien und Astrologie mit "der Wahrheit" zu tun. Kan mir den Rest echt nich antun - wird wohl der altbekannte Verschwoerungskram sein.
Hm, einen Film nicht komplett anschaun und eine fundierte Meinung haben ist recht schwer vermittelbar, oder? :P
Welche Fehler hast du denn bemerkt?
Es kommt eigentlich mehr Astronomie als Astrologie vor, um zu verdeutlichen dass die Hintergründe der Bibel eben NICHT erfundene oder stattgefundene Geschichten sind, sondern Abbildungen der Umwelt und der Sternbewegungen in Parabeln und Mythen durch die Menschen.
ThomasVeil hat geschrieben:(...)Ich halte mich da lieber an Chomsky der sich mit der echten Welt befasst - und er hat es gut ausgedrueckt, das echte Unterdrueckung meist unbemerkt geschieht ohne dass sie wirklich versteckt ist. Es scheint Menschen nur wirklich schwer zu fallen es zu sehen. Die Frauenbewegung ist ein Beispiel dafuer - die meisten Frauen war ueberhaupt nicht klar dass sie unterdrueckt waren, fuer sie war es normal dass der Mann alle Entscheidungen trifft und sie nix zu sagen haben.
Hm, ich glaube die Frauen waren/sind sich voll bewusst, dass sie unterdrückt werden, ihnen fehlt aber die Möglichkeit sich dagegen zu wehren.
Denn wenn eine Macht erst gross genug geworden ist, hat sie allerlei Mittel und Wege um ihre Macht zu erhalten. So wird ja in Deutschland gerne verschwiegen, dass wir der 3. größte Exporteur von Waffen sind, Amerika u.a. so reich geworden ist weil es die Sklaven ausgebeutet hat und China die Umwelt rund 10x mehr verschmutzt als jede andere Indrustrienation, abgesehen von den USA.
Das wird in der internationalen Politik darum totgeschwiegen, weil sonst Konsequenzen drohen. Und wenn man den Film Network gesehen hat, kann man einschätzen welche:
Es gibt keinen Sozialismus mehr, keinen Kapitalismus, keine Großmächte. Kein USA, kein Afrika, keine globale Politik, sondern nur noch den Dollar.
Es gibt keine Afghanen, kein Öl, keinen Nationalstolz, sondern nur noch den Dollar.
Alles dreht sich nur um's Geld.
Die Unterdrückung findet also nicht heimlich, sondern öffentlich statt und das finde ich sogar noch ärmlicher...
ThomasVeil hat geschrieben:(...)Und wer wirklich glaubt Astrologie und Aberglaube waeren der Schluessel zur Wahrheit, dem kann ich nur die Dawkins Buecher und Dokus empfehlen (God delusion, Enemies of Reason, The Root of all Evil). War am Anfang sehr abgetan von seinem Aggresiven Stil, je mehr ich mich aber reinlese, desto mehr versteh ich worum es ihm wirklich geht. Er und Daniel Dennett haben besonders ueber Religion ein paar Dinge zu sagen die wirklich erklaeren worauf deren Macht beruht - und was uns so anfaellig dafuer macht.
Ich selbst bin überzeugter Atheist und in keiner Weise abergläubig oder habe astrologisches Interesse. "Zeitgeist" richtet sich vermutlich an genau die selbe Zielgruppe, weshalb ich den Film gerne weitergebe. Viele stoppen bereits nach wenigen Minuten und setzen sich inhaltlich nicht mit dem Film auseinander ... "der hat Fehler, ist blöd, Zahlenspielereien, Verschwörungskram, ..." taucht da öfters auf. ;)
Dawkins gilt als Führer einer neuen Form des Atheismus, dem sog. Anti-Theismus, einem aggressiv-offensiven Atheismus. Besonders in Amerika polarisiert er, weil 60-70% der Amerikaner als tiefreligiös gelten, wohingegen die Deutschen "nur" 20-30% tiefreligiös sind.
Auf YouTube kann man immer öfter die Auswüchse des Anti-Theismus' sehen:
http://www.youtube.com/profile?user=patcondell
Auf recht drastische (und dennoch lustige) Art wettert er gegen Religionen aller Art.
Noch sind die Intelektuellen gespalten, wie tolerant man seien sollte.

HAVE PHUN!

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder