Künstlersozialkasse - WTF?

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Beitrag von Taros » 31. Jan 2008, 19:13

Und noch etwas zur Beruhigung:
So viel zahlen muss man auch nicht. Die KSK schätzt meistens einen Betrag, den sie "Ihren Erfahrungen" (woher sie auch sein mögen) entnehmen. Darauf hin wird man angewiesen der Zahlungsforderung nachzukommen oder zu widersprechen. Man sollte widersprechen, dann bekommt man die Möglichkeit nachzuweisen, wieviel man nun wirklich vergeben hat.

Derzeit ist der Anteil bei rund 5%. So viel ist das auch wieder nicht.

Beispiel: Nehmen wir an, man hätte im letzten Jahr Aufträge im Wert von rund 10.000 EUR vergeben. Dann ist das ein Anteil von 500 EUR. Ich bin inzwischen der Ansicht, wenn man Aufträge für 10.000 EUR vergeben kann, dann hat man auch 500 EUR um an die KSK zu zahlen.

Bei 1.000 EUR in diesem Jahr, sind das ja nur noch 50 EUR usw.

Also: Ganz ruhig.

Ich finde die KSK in ihrer derzeitigen Form auch fragwürdig, aber sie ist nun mal da. Und eine bessere Lösung für die Einforderung der Beträge habe ich auf Anhieb auch nicht.

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Beitrag von fxk » 31. Jan 2008, 19:28

Taros hat geschrieben:Übrigens: Zahlen muss ich nicht, wenn ich im Jahr "selten" beauftrage. "Selten" ist für die KSK maximal drei Mal im Jahr.
WTF, warum musste ich dann was abdrücken, obwohl ich selten beauftragt habe? Naja - auf die 50 € kommts mir zwar nicht an, da gehts mir dann eher um's Prinzip.

Ach, und gut dass du die übertriebenen Schätzungen ansprichst. Jabo, wenn deine genannten Zahlen auf den Werten im ersten Schreiben der KSK basieren, dann kann ich Taros zur zustimmen- immer mit der Ruhe, ist halb so schlimm. Von mir wollten sie auch Unsummen, da sie bei ihrer "auf bisherigen Erfahrungen" beruhenden Berechnungen von einem Jahresumsatz von 1 Mio Euro ausgingen, als 2 Mann Unternehmen im ersten Geschäftsjahr.
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Beitrag von Jabo » 31. Jan 2008, 19:52

Zur Kundenproblematik: Klar müsste der Kunde überall 5% bezahlen. Aber kein Mensch weiß, was die KSK ist. Der Kunde XYZ aus der Industriebranche weiß nicht, dass Kreative extra versichert sind. Nicht mal wir wussten es. Das Wort Künstlersozialkasse hing zwar immer in der Luft, aber da keine Forderung kam, hat man sich gar nicht damit beschäftigt. Wenn der Kunde dann erfährt, dass er dafür bezahlen muss, ist er geschockt. Dann ist der Kontakt weg und er guckt sich nach nem neuen Lieferanten um, den die KSK noch nicht entdeckt hat.

Taros: Vielen Dank. Hat sehr geholfen, wir sind jetzt ein bisschen entspannter. Mein Vater hat nie Freiberufler beschäftigt, hier waren immer alle Mitarbeiter angestellt. Jetzt hat er es allerdings gemacht. Die Befürchtung lag jetzt darin, dass der Freiberufler am Jahresende der KSK sagen muss, dass er für uns gearbeitet hat. Das muss er aber, so wie ich deine Ausführungen verstehe, nicht. Wenn ich mir jetzt alle Infos dazu ansehe, komme ich zu dem Ergebnis, dass mein Vater wohl nur seine eigene kreative Dienstleistung gegenüber der GmbH an die KSK in den letzten 5 Jahren abführen muss. Das Problem ist, dass wir vor einigen Jahren noch 60% des Umsatzes mit Filmbelichtung gemacht haben. Das hat mit Kunst nichts zu tun, fällt aber unter die KSK-Bedingungen. Wir reden hier also von etwas mehr Geld, da täglich Aufträge abgewickelt wurden, oft mehrere auf einmal, die alle aufgrund des Materials sehr teuer waren. Aber das bleibt abzuwarten.

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Beitrag von Taros » 31. Jan 2008, 20:08

@Jabo: Der Kunde XYZ aus der Industriebranche weiß nicht, dass Kreative extra versichert sind. Nicht mal wir wussten es. Das Wort Künstlersozialkasse hing zwar immer in der Luft, aber da keine Forderung kam, hat man sich gar nicht damit beschäftigt. Wenn der Kunde dann erfährt, dass er dafür bezahlen muss, ist er geschockt. Dann ist der Kontakt weg und er guckt sich nach nem neuen Lieferanten um, den die KSK noch nicht entdeckt hat.
Freut mich, das ich Dir helfen konnte.

Erst mal ein paar Dinge zur Aufklärung:
1. Kreative sind NICHT extra bei der KSK versichert. Sie sind nur versichert, wenn sie einen Antrag stellen und in der KSK aufgenommen werden. Alle anderen sind dort NICHT versichert.
Abgesehen davon ist die KSK KEINE Versicherung. Die KSK sorgt nur dafür, das ihre Mitglieder eine Hälfte Ihrer Sozialleistungen selbst tragen und die andere Hälfte anteilig vom Bund und der Gewerbetreibenden(Kunden) besteht. Wobei der Künstler immer noch das meiste zahlen muss, 50% zahlt der Künstler und 30% der Bund und 20% die Kunden/Gewerbetreibenden. Das Geld der Gewerbetreibenden zieht die KSK ein und verteilt es entsprechend an Eure Krankenkassen und an die Rentenversicherung, wo wir dann schon beim Zusammenhang mit der Deutschen Rentenversicherung wären.

2. Der Kunde muss nicht zwingend von Euch erfahren, das er für die KSK zahlen muss, das ist nicht Euer Job, erst recht nicht, wenn Ihr nicht Mitglied in KSK seid. Zwar dürft ihr den Kunden darüber aufklären, allerdings bleibt dem Kunden dann selbst überlassen ob er sich bei der KSK meldet und eine Prüfung vornehmen lässt.

Grundsätzlich sind aber ALLE verpflichtet zu zahlen, wenn sie einen Kreativen beauftragen, auch wenn dieser nicht in Deutschland tätig ist. Die KSK begründet das damit, das dann "Künstler in Deutschland benachteiligt werden".

3. Im Juni 2007 hat die Deutsche Rentenversicherung die Überprüfung der Firmen und aller Selbständigen in Deutschland übernommen und unterstützt damit die KSK. Geplant ist, das in den nächsten Jahren möglichst alle Unternehmer geprüft wurden. Das Ziel ist, das irgendwann niemand mehr sagen kann, er kenne die KSK nicht. Es gibt bisher eine Strafe von 5.000 EUR, wenn man nicht gezahlt hat. Diese wurde allerdings noch nie eingefordert, da die meisten das Problem hatten, die KSK nicht zu kennen. Wie gesagt, dies soll zukünftig verhindert werden.

Ich denke nicht, das die KSK so schnell "revolutioniert" wird. Das Einzige, das ich an der Sache gut finde, wenn alle zahlen: Die KSK-Beiträge sinken. Die Beiträge waren früher mal bei 3 %. Wenn also wirklich alle zahlen und die KSK zur Selbstverständlichkeit wird, dann sollte sich der Betrag noch weiter erniedrigen, vielleicht sogar unter 3% landen. Schauen wir mal. Und wie Art mal sagte: Die KSK ist eine soziale Einrichtung und sozial heisst: Entweder kommen alle dafür auf oder keiner.

Auf der anderen Seite gibt es genug Dinge die an dieser einseitig-"sozialen" Einrichtung die sicher unrund laufen...

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Beitrag von Jabo » 31. Jan 2008, 20:40

Klar, wenn alle zahlen. Es geht auch gar nicht um zukünftige Beiträge, sondern um die Rückzahlung von versäumten Beitragszahlungen, von denen man nichts weiß, bzw. die versäumte anteilige Zahlung unserer Kunden. Das ist nämlich GEZ-Eintreiberei. Wenn das langsam vonstatten gehen würde, und alle Unternehmen von der KSK angeschrieben würden, so dass es nicht wie Geldmachererei von der Seite der Kreativen wirkt, die die Kunden nicht glauben, habe ich gar nichts dagegen. Ich bin in einigen Jahren auch in der Situation, dass ich meine Sozialbeiträge bezahlen muss, und werde natürlich um 50% "Erlass" sehr froh sein, aber das plötzliche Aufkommen von Kontakt mit der KSK ist einfach gruselig (auch wenn es, wie du schon erwähnt hast, einen guten Grund dafür gibt).

Auf jeden Fall verstehe ich jetzt die Logik der Sache. Dass jeder zahlen muss, der einen Kreativen beauftragt, ist das Stichwort. Allerdings ist es, wie erwähnt, unfair verteilt. Freiberufliche Künstler mögen davon ja profitieren, aber für Werbeagenturen ist es einfach rausgeschmissenes Geld, weil mit den Beiträgen keiner der mit der Agentur verbundenen Leute soziale Absicherung erfährt, sondern eben diese freiberuflichen Künstler unterstützt werden. Dass die in manchen Fällen und aufgrund des Technologiewandels mittlerweile aber direkte Konkurrenz für die Leute sind, die ihnen das Geld in den Rachen werfen müssen, das gehört überdacht.

Versicherung <> Krankenkasse... Ich bin jung, für mich ist alles Geld, was nicht an mich direkt geht, dasselbe. Ahem. Danke für die Klarstellung :D

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Beitrag von fxk » 31. Jan 2008, 21:06

Jabo hat geschrieben:Klar, wenn alle zahlen. Es geht auch gar nicht um zukünftige Beiträge, sondern um die Rückzahlung von versäumten Beitragszahlungen, von denen man nichts weiß, bzw. die versäumte anteilige Zahlung unserer Kunden.
Scheinbar hast du es doch noch nicht ganz kapiert. Euere Kunden geht die Tatsache dass ihr jetzt KSK nachzahlen müsst überhaupt nichts an. Ihr müsst das den Kunden weder sagen, noch müsst ihr euere Kunden an die KSK "verpetzen". Das einzige was euere Kunden bemerken werden ist, dass dein Vater vermutlich die Preise um ca. 5% anhebt ;)
Die KSK schreibt nach und nach alle bisher nicht erfassten Firmen an und klärt diese auf, bzw. fordert vermutlich gleich beim ersten Schreiben schon mal unverschämt viel Geld dass man wie ihr auch erst mal in Panik verfällt und uberreagiert (ich habe auch überreagiert damals - daher auch dieser Topic :) ).
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Beitrag von Jabo » 31. Jan 2008, 21:11

Doch doch, das ist schon klar. Aber irgendwann werden sie es erfahren. Nicht durch uns, sondern durch die KSK. Ist ja egal von wem, auf jeden Fall wird es erstmal böses Karma geben, wen es um Werbemaßnahmen geht. Ob das "nur" 50 Euro sind oder 500, ist ja egal. Die wenigsten werden verstehen, warum sie es bezahlen. Immerhin ist das eine Sonderregelung. Mir fällt jetzt auf Anhieb keine andere Branche ein, die eine eigene Kasse hat, die 5% vom Kunden einzieht.

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Beitrag von Tobias-M » 31. Jan 2008, 21:19

Klar, aber das ist ja dann weder die Schuld Deines Vaters, noch kann sein Auftraggeber sich künftig dieser Pflicht entziehen. Dann knirschen die mit den Zähnen, verständlicherweise, ballen die Faust in der Tasche, wie man's halt so macht, und fügen sich verärgert in ihre Schicksal. Es werden einem in den meisten Branchen ja ohnehin dauernd irgendwelche Seltsamkeiten aufoktroyiert, da ist KSK-Abgabe nur eine von vielen.

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Beitrag von Taros » 1. Feb 2008, 09:35

@Jabo: Freiberufliche Künstler mögen davon ja profitieren, aber für Werbeagenturen ist es einfach rausgeschmissenes Geld,...
Du musst weiterhin differenzieren, wie gesagt. Ich bin auch freiberurlich, aber nicht bei der KSK. Bei mir ist es viel schlimmer: Ich muss an die KSK zahlen, weil ich den befreundeten Illustrator beauftrage und mein Kunde muss bei der KSK zahlen, weil ich selbst keine GmbH bin. Die gleiche Leistung doppelt. Toll was?!

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Zuletzt geändert von Taros am 1. Feb 2008, 10:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Jabo » 1. Feb 2008, 10:52

Ja, das ist das, was wir auch bei uns befürchtet hatten. Also ich würde verstehen, wenn du denen die Pest an den Hals wünschst! Denn das ist ne üble Wettbewerbsverzerrung.

Tobias: Ich habe von Kunden in den paar Jahren, die ich für meinen Vater arbeite, schon so viel Scheisse erlebt, mich würde es nicht wundern wenn du sich direkt nen neuen suchen, sobald irgendwas von zusätzlichen Zahlungen bekannt wird. Wollen wir hoffen, dass mich mein Gefühl diesmal irrt.

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Beitrag von Tobias-M » 1. Feb 2008, 11:08

Hm, das klingt natürlich doof…
Dennoch, da werden diese Kunden kein Glück haben. Denn die KSK mit ihren Zahlungsforderungen ist ja hinter ihnen her, nicht hinter den Künstlern. Selbst, wenn sich jetzt die Auftraggeber Deines Vaters andere Dienstleister suchen würden, würde ihnen das nichts nützen, siehe Taros' Punkt 2: KSK fällt auf sämtliche in Deutschland eingekauften Kreativleistungen an. Ein Dienstleisterwechsel würde denen nix bringen.
Könnte natürlich sein, dass die ärgerlich werden und meinen, Dein Vater hätte sie aufklären müssen, und dass sie aus kindischer Rache trotzdem den Dienstleister wechseln. Das könnte tatsächlich passieren.
Vielleicht könnt ihr ja, wenn ihr jetzt schon davon wisst, rechtzeitig positiv gegensteuern, bevor eure Auftraggeber durch die KSK davon erfahren und aus allen Wolken fallen?

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Beitrag von Jabo » 1. Feb 2008, 11:22

Wir halten uns da momentan bedeckt. Ich bin auch der Meinung, dass es besser ist, wenn sie von der KSK direkt erfahren, dass sie zahlen müssen. Denn alles, was von uns ausgeht, könnte als Eigeninitiative gewertet werden. Uns geht es vor allem um den letzten Großkunden, der uns nach einigen schlechten Jahren mit immer weniger Aufträgen geblieben ist. Wenn der abspringt, ist der Laden dicht. Das ist ja das Ironische. Wir mussten mit den Preisen immer weiter runtergehen, weil Freiberufler einfach günstiger angeboten haben. Dabei kalkuliert mein Vater sehr fair und weit unter dem (imo viel zu hohen) Durchschnitt der Branche. Wir haben in den letzten 3 Jahren 2 Großkunden verloren, weil die sich für einzelne Freie entschieden haben, oder selbst angestellt haben. Und die werden jetzt durch die Zahlung meines Vaters an die KSK gestärkt, wobei er und keiner hier davon einen direkten Vorteil hat. Wie immer ist es in Deutschland entgegen landläufiger Meinung nur mit Nachteilen verbunden, wenn man selbstständig ist.

Hier übrigens ein Zitat von der Seite kskforum.de dass den KSK-Skandal ganz gut beschreibt:
Die Künstlersozialkasse hat massive Finanzprobleme: und die Zahl der Versicherten steigt immer weiter. Die KSK versucht das Problem durch zwei Strategien in den Griff zu kriegen: a) Ablehnung von Mitgliedern durch Aberkennung des Künstlerstatus und b) verschärfte Eintreibung der in der Vergangenheit nachlässig gezahlten Künstlersozialabgabe durch verwertende Unternehmen."Quelle: Recht AG von Oliver Wrede vom 20.8.05

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Beitrag von fxk » 1. Feb 2008, 11:24

Tobias-M hat geschrieben:Selbst, wenn sich jetzt die Auftraggeber Deines Vaters andere Dienstleister suchen würden, würde ihnen das nichts nützen, siehe Taros' Punkt 2: KSK fällt auf sämtliche in Deutschland eingekauften Kreativleistungen an. Ein Dienstleisterwechsel würde denen nix bringen.
Das beschränkt sich nicht nur auf deutsche Künstler, sondern es betrifft deutsche Firmen die irgend eine künstlerische Leistung zukaufen - egal woher der Künstler kommt. Die Firmen/Kunden müssen also auch für einen Grafiker aus Namibia oder Alaska zahlen.
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Beitrag von Jabo » 1. Feb 2008, 11:39

Diese "künstlerische Leistung" wird von der KSK eben gebogen, wie's gerade (un)recht ist.

Sie verlangt zwar für alle möglichen "kreativen" Leistungen, die Unternehmen einkaufen, Beiträge. Andererseits erkennt sie beim Kreativdienstleister diese Tätigkeiten nicht als künstlerisch an und versagt ihnen die Mitgliedschaft. Auf der von mir oben geposteten Seite stehen einige sehr interessante Artikel. Wenn eine Firma eine neue Website bekommt, muss sie dafür die 5% an die KSK abdrücken. Der Webdesigner wird aber von der KSK abgewiesen, weil seine Arbeit laut deren Vorstellung nicht künstlerisch ist, und hat deshalb keine Ansprüche auf Sozialleistungen. Einfach absurd. Es werden die gestärkt, die schon drin sind, gespeist durch Beiträge aller. Aber neue Empfänger will man aufgrund leerer Kasse nicht aufnehmen.

http://www.gesellschaftsdesign.de/53-0- ... tml?wid=13

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Beitrag von schindermichel » 17. Mär 2008, 16:42

Es ist zum Verrückwerden – ich arbeite seit 5 Jahren als freiberuflicher Illustrator und Grafikdesigner, habe aber erst neulich realisiert dass ich, ohne Zweifel in die "Künstler" Kategorie fallend, PFLICHT- kranken und Rentenversichert bin.
Dummerweise habe ich, kurz vor Aufnahme der Selbständigkeit ein "vorläufiges Aktenzeichen" der KSK bekommen: Ich hatte die Unterlagen angefordert, diese aber nie ausgefüllt/abgeschickt. (Habe mich damals, in der irrigen Annahme diese richte sich primär an notleidende Künstler, einfach zu wenig um diese "Sozialkasse" gekümmert)
Laut einem Anwalt könnte nun aber die Rentenversicherung aufgrund dieser 5 Jahre zurückliegenden Meldung die Rentenbeiträge für diese Zeit einfordern – praktisch sollte das, laut selbigem Anwalt, ausgeschlossen sein da die DRV keine Informationen über meine Tätigkeiten bzw. dieses vorläufige Aktenzeichen hat, aber alleine die theoretische Möglichkeit treibt mir den Angstschweiss auf die Stirn.

Selbst wenn diese Forderung ausbleibt, ich habe die letzten Jahre meiner (scheinbaren) Selbständigkeit darauf verwendet allerlei Altersvorsorgemaßnahmen abzuschließen, diese kann ich, bei einer pflicht-Rentenversicherung kaum fortführen, ein Ausstieg würde mich recht teuer zu stehen kommen.

Ich finde mich nun also in der absurden Situation das ich, ohne es zu wollen, in die KSK muss, während 1000 andere die unbedingt wollen, nicht rein dürfen. Insgesamt halte ich die KSK, in ihrem ursprünglichen Sinne, Kunstschaffende abzusichern, für ein tolle Sache. Ich sehe mich aber, bei aller Liebe zur Kunst, eher als schnöden Dienstleister, und zudem einen der für sein Auskommen jetzt und in Zukunft alleine und ohne staatliche Unterstützung sorgen kann.
Ein unschönes Detail ist noch die Tatsache, dass ich bei einer offiziellen Meldung bei der KSK meine Auftraggeber angeben müsste, ich möchte aber ungern derjenige sein der diese freundlichen Leute ans Messer der KSA-Eintreiber liefert.
Ich geb mir noch ein paar Wochen Schonfrist um zu überlegen ob ich mich nun melde oder ob ich darauf vertraue dass die KSK Mitglieder wie mich eigentlich gar nicht haben will (und mich deswegen auch nicht suchen wird).

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Beitrag von Taros » 17. Mär 2008, 18:35

Sehr gut beraten wirst Du hier: www.kunstrecht.de
Habe schon sehr gute Erfahrungen mit dem Mann. Deine Fragen werden von ihm sicher auch beantwortet. Vielleicht musst Du Dich gar nicht bei KSK melden und sie ziehen auch nichts ein.
Investier die par Euro und frag lieber mal nach.

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Beitrag von schindermichel » 17. Mär 2008, 20:52

@Taros:
Danke, genau mit dem habe ich schon gesprochen... Im Prinzip muss ich mich melden, alles andere wäre, so wie ich es verstanden habe, eine Ordnungswidrigkeit, allerdings mit der Besonderheit dass ich keine Sanktionen befürchten muss...
Was bleibt ist allerdings diese im Raum stehende Forderung der Rentenversicherungsbeiträge, die angeblich nicht drohen mir aber trotzdem auf der Leber liegen...;

Naja, ich werde bevor ich mich zu irgendwas entschließen kann noch ein wenig recherchieren müssen.

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Beitrag von MartinH. » 17. Mär 2008, 23:12

Oh man, das ist ja ne ganz schöne Scheiße, wenn ich das mal so formulieren darf. :shock:
Was genau machst du denn, dass du in die KSK eintreten MUSST?
Nach allem was ich bissher weis ist das für mich nämlich auch eher nicht so interessant und ich würde lieber auf private Rentenvorsorge setzen.

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Beitrag von schindermichel » 18. Mär 2008, 02:35

Hallo Martin, ich mache nichts besonderes: Grafikdesign (FH studiert! :-) (Schwerpunkt print, Corporate Design) und Illustration (Buchcover, Scribble, Storyboard, etc...).
Tatsache ist aber das ich somit "Künstler" bin und als solches per KSVG verpflichtet bin mich bei der KSK zu melden und dort meine Pflicht Renten und Krankenversicherung anzutreten...
Die Frage ist nun ob ich dies, nun da ich es weiss, auch mache oder ob ich es einfach weiter ignoriere... (Einerseits bin ich ja nun schon recht gesetzestreu..., aber andererseits...?)

MartinH.
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Beitrag von MartinH. » 18. Mär 2008, 03:25

Das ist ja prinzipiell nichts anderes als das was ich mache (Brettspiel Illus und ab und zu mal Layout). Hmmm, da werd ich wohl auch mal meine Steuer- und Versicherungsberater fragen müssen. Warum muss das alles nur so kompliziert sein? :(

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Beitrag von Taros » 18. Mär 2008, 08:43

@MartinH: Du bist nicht verpflichtet in die KSK einzutreten, wenn Du nicht vorher bereits mit denen Kontakt hattest und ein Aktenzeichen hast, da reicht die Anforderung der Unterlagen. Das ist bei schindermichel anders, der hat sich dort "gemeldet".
Die Deutsche Rentenversicherung schreibt sinngemäß, das alle Grafiker pflichtversichert sind, wer in diese Regel fällt, bestimmt aber die KSK. - Die KSK schreibt: Solange Du Dich nicht bei denen meldest, bist Du auch nicht versichert... dann kriegst Du keine Leistungen von "vor" der Anmeldezeit und musst auch keine Beträge nachzahlen.

Ganz toll logisch...

Bei schindermichel sieht die Sache noch wackelig aus, da er sich zwar gemeldet aber die Unterlagen nicht ausgefüllt hat.
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Beitrag von schindermichel » 18. Mär 2008, 10:00

Hallo Taros, ich glaube ich muss dir da widersprechen: Zwar beginnt die Versicherungspflicht mit der Feststellung dieser, bzw. der Annahme des Antrages durch die KSK, laut Künstlersozialversicherungsgesetz sind aber alle "Künstler" perse versicherungspflichtig und als solches verpflichtet die Aufnahme einer selbst. künstlerischen Tätigkeit bei der KSK zu melden. Entgegen dem allgemeinen Tenor dass die KSK kaum jemand als KÜnstler anerkennt scheinen bestimmte Berufe, allen voran der Illustrator und der Grafikdesigner grundsätzlich "Künstlerisch" zu sein (Das liegt ausnahmsweise sogar nahe...).
Es bleibt aber immer noch die Tatsache im Raum das viele nichts von der KSK wissen und somit nur wenige, sagen wir mal Designer, bei der KSK gemeldet sind. Offensichtlich ist das zwar gegen das KSVG, allerdings ist die KSK nicht daran interessiert irgendetwas daran zu ändern, da Mitglieder die schmalen Reserven der KSK belasten. Die KSK sucht also nicht nach potentiellen Mitgliedern – der schwarze Peter liegt beim Designer der sich selbst aktiv melden muss, ob er das nun gerne tut oder nicht.... (In meinem Kollegenkreis sind etwa max. die Hälfte der Leute bei der KSK gemeldet, dies aber auch nur wegen der finanz. Vorteile, nicht weil sie wussten das diese verpflichtend ist....)

Mit dem "Wacklig" hast du allerdings recht – das bezieht sich aber lediglich :-(! auf die theoretische Möglichkeit Rentenversicherungsbeiträge nachzahlen zu müssen - wie schon erwähnt, der Anwalt sagt ich habe da nichts zu befürchten. Wie anscheinend üblich bei der KSK scheint aber vieles von der aktuellen Auslegung und Willkür der dort handelnden MA abzuhängen, wirklich wohl ist mir also nicht....

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Beitrag von Taros » 18. Mär 2008, 10:18

Kann ich verstehen.

Allerdings steht in der KSK-Verordnung tatsächlich, das sie nichts nachfordern solange ein "Künstler" sich nicht meldet. Da dieser auch nicht versichert ist, solange er sich nicht meldet und auch keine Nachzahlung zu befürchten hat, nachdem er sich nicht meldet... - solange ist diese sogenannte Versicherungs-Verpflichtung eine sehr wackelige Sache. Das ist mal wieder so ein politischer Satz, aus dem man sich schnell rauswinden kann, und den man so drehen kann wie man will.

Vergessen darf man nicht, das die KSK auch so einige "böse" Dinge mit langzeitlichen Mitgliedern macht. Die werden in der letzten Zeit auch vermehrt geprüft, allerdings auch hier nur halbherzig, da die KSK sich auch hier wieder in das eigene Knie schießen würde...

Denn: Einige langjährige KSK-Mitglieder sind inzwischen der Existenzminimum-Grenze weit entwachsen, das sei ihnen auch gegönnt. Allerdings haben die wenigsten auch Ihre Zahlungen angepasst, denn je mehr man verdient, umso mehr muss man auch an die KSK zahlen. Um hier zu sparen, gaben viele falsche Zahlen an. Bei einer Prüfung müsste jedoch nicht nur der Künstler seine Beiträge nachzahlen, nein, auch die KSK müsste wiederum ihren Anteil an an die Kassen ausgleichen... was die Börse aber derzeit nicht her gibt und damit nicht ganz im Interesse der KSK ist... Ein Teufelskreis.
Zuletzt geändert von Taros am 18. Mär 2008, 11:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von artvandeley » 18. Mär 2008, 11:01

Jepp, ich bin auch geprüft worden. Na und? Ich find´s richtig.
Die KSK schloss aus genannten Gründen zwar selbst in dem Schreiben eine Nachzahlung der Renten- und Pflegeversicherung aus, da viele gutverdienende Mitglieder auch privatversichert sind können die betreffenden Krankenkassen auf jeden Fall nachfordern und das , sorry, mMn mit Recht. Man kann sich ja wohl kaum über Steuerflüchtlinge aufregen und sich selber dem Solidarprinzip entziehen.

Schindermichel, ich würd´s machen wie der Anwalt sagt, fühlt sich zwar nicht gut an, aber ich hab noch von keinem Fall gehört in dem jemand rechtlich von der KSK reingezwungen wurde.

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Beitrag von Taros » 18. Mär 2008, 11:08

Ich finde eine Prüfung auch richtig und das Mitglieder ihre Zahlen verschweigen, ganz und garnicht gut. Nicht das meine Posts zu Mißverständnissen führen.

Mir geht nur das hin und her - Chaos der Behörden auf den Senkel. Die meisten fühlen sich überfordert und selbst bei den jeweiligen Behörden wird man nicht richtig oder überhaupt nicht beraten, weil dort zum großen Teil auch Unwissen herrscht. Alles schon selbst in diesem Zusammenhang schmerzlich erlebt.

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