Krise mit 20 ...

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Jabo
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Beitrag von Jabo » 28. Feb 2008, 11:38

Coro hat geschrieben:warum ihr das alles als vergeudete zeit seht versteh ich nicht, waren doch tolle geschichten die man aktiv oder passiv verfolgt hat.
Aber ist es nicht so, dass das echte Leben auch ein paar tolle Geschichten bereit hält, die man verpasst hat, weil man sich lieber die virtuellen angeschaut hat? Ich kann mich an nur wenige Sommer erinnern, während denen ich viel draußen war, mit Freunden zusammen hing und einfach Lebenserfahrung gesammelt habe. Stattdessen weiß ich, dass ich 1990 den alten Amiga meines Cousins bekommen habe und damit zwei Sommer zugebracht habe, weil eine riesige Spielesammlung dabei war. Ich habe oft das Gefühl, dass sich aus unserer Generation ganze Splittergruppen gebildet haben, eine mental und gefühlsmäßig eigene Rasse. Der Gedanke kam mir, als ich mir mal eine halbe Stunde lang die Cyanide & Happiness Webcomics angesehen habe. Menschenscheuer möchtegern Humor, der zur Vertuschung mit stumpfer Gewalt und Fremden-/Frauenfeindlichkeit versetzt wird. Man könnte diese Gruppe jetzt als Nerds oder Freaks bezeichnen, aber eigentlich sind wir immer noch Kinder und vollkommen unreif im Vergleich zu Generationen vor uns. Ich merke das oft, wenn ich meine Generation mit der meiner Schwestern vergleiche, die heute Mitte Dreißig sind. Der Jahrgang um 1970. Viel näher am Leben, viel ernsthafter, was die eigenen Ziele angeht. Es gab nie eine Generation mit mehr Besserwissern und Strebern als unsere.
Coro hat geschrieben:ausserdem sind wir doch alle noch jung und noch genug zeit was zu erleben. klar wenn man sich durch fernsehen und zocken seine karriere verbaut hat bzw. seine ausbildung dann ist das bitter aber gleich depressiv werden finde ich nicht richtig. positiv in die zukunft schauen und wissen dass man es schaffen wird.
Ich weiß nicht, wie alt du bist, aber ich habe jetzt mit Anfang Zwanzig das Gefühl, dass die kommenden zehn Jahre zwar interessant werden, aber dass der Grundstein schon gelegt ist. Und das hätte ich gern aktiv mitbekommen. Dass ich konstant unzufrieden mit meinem Leben bin, ist sicherlich ein Grund, sich über die Vegangenheit Gedanken zu machen.

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Kassandra
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Beitrag von Kassandra » 28. Feb 2008, 22:51

Jabo hat geschrieben:Dass ich konstant unzufrieden mit meinem Leben bin, ist sicherlich ein Grund, sich über die Vegangenheit Gedanken zu machen.
Um etwas provokant zu fragen: Was "bringt" dir das?

Die Vergangenheit lässt sich auch durch langes Hinterhergrübeln nicht ändern. Wenn du mit deinem Leben unzufrieden bist, wäre es zielführender in der Gegenwart nach Möglichkeiten der Verbesserung zu suchen.

Ich habe auch einen nicht zu vernachlässigenden Teil meiner Jugend damit verbracht, mich im Internet zu verlieren und bis spät in die Nacht hinein alle möglichen Computerspiele zu zocken. Heute löse ich mich mehr und mehr von der Online- und Technikwelt, zeichne mit traditionellen Medien, lese Sachbücher, verbringe Stunden damit mit anderen zu diskutieren. Klar denke ich mir, wenn ich vor 5 Jahren oder mehr schon damit angefangen hätte, wär ich heute um einiges weiter, wüsste mehr, könnte mehr, etc. Habe ich aber nicht. Meine Interessen lagen wo anders --- wird schon seinen Grund gehabt haben. Aus der Zeit nehme ich trotzdem einiges mit, was mir Freude bereitet hat. Nur weil's mich heute nicht mehr so erfüllen würde, heißt es nicht, dass es damals schlecht war.
Ob aus heutiger Sicht gut oder schlecht, die Vergangenheit ist Teil meines Lebens und ich nehme mir von ihr mit, was mir hilft, und den Rest akzeptiere ich als mein damaliges Ich. Es gibt keinen Grund zu bereuen, was einem in einer früheren Lebensphase Spaß gemacht hat.

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Beitrag von Jabo » 29. Feb 2008, 20:49

Die "Möglichkeiten der Verbesserung" findet man erst, wenn man weiß wonach man suchen soll. Einfach nur zu sagen "Ich fühl mich scheisse, das ändere ich jetzt!" ist Feng-Shui Scheisse und führt in 90% der Fälle dazu, dass man einen Monat lang so tut als ob das Leben ein Lebkuchen wäre und dann in eine tiefe Depression fällt, weil einen die Wirklichkeit wieder einholt. So einfach ist es nicht und wird es nie sein.

Nachdem mir klar wurde, wie schlecht meine Vergangenheit für mich abgelaufen ist, konnte ich sehr viel genauer nach Besserungen suchen. Das führt dann nach einiger Zeit zu einem "echten" Wohlgefühl, weil man tatsächlich Fortschritte macht, anstatt ständig nur zu simulieren, man sei glücklich. Ich habe kürzlich wieder mit dem Spielen/Entwickeln angefangen, ganz sachte und klar reglementiert. Trotzdem sehe ich die Sorgen in den Augen meiner Eltern und meiner Freunde, und mir ist klar, dass ich wie früher nicht merke, wenn jemand im Zimmer steht. Für mich ist das Beweis genug, dass es eben nicht "einfach nur ein bisschen anders" lief wie bei anderen. Das ist eine andere Preisklasse und ich merke, dass es vielen hier genauso ergangen ist. Man kann als Kind jemand sein, der viel liest und etwas introvertiert ist. Damit hat das hier nichts gemein. Es ist Weltflucht auf aller höchstem Niveau, und sowas ist ungesund.

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Kassandra
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Beitrag von Kassandra » 29. Feb 2008, 21:22

Jabo hat geschrieben:Einfach nur zu sagen "Ich fühl mich scheisse, das ändere ich jetzt!" ist Feng-Shui Scheisse und führt in 90% der Fälle dazu, dass man einen Monat lang so tut als ob das Leben ein Lebkuchen wäre und dann in eine tiefe Depression fällt, weil einen die Wirklichkeit wieder einholt. So einfach ist es nicht und wird es nie sein.
Öh, nein. Ich weiß zwar nicht, welche Esoterik-Schule du meinst, aber mit Feng Shui hat das nichts zu tun.


Mir geht's nicht darum zu simulieren, dass alles toll ist. Was ich meine, und auch geschrieben habe, ist, dass ich es für sinnlos halte, durch das ganze Nachdenken über "Das habe ich in der Vergangenheit schlecht gemacht" in genau die von dir angesprochene Depression zu verfallen.

Aaaber gut, ich glaub, wir haben zu verschiedene Ausgangspositionen und Schwerpunkte in der Thematik, um nicht aneinander vorbei zu reden.

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Beitrag von Jabo » 29. Feb 2008, 22:46

Das Gefühl habe ich auch, ja. Klar ist kein Mensch gleich und funktioniert anders, deshalb ist es schwer, eine allgemein gültige Lösung zu finden.

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Beitrag von Coro » 3. Mär 2008, 21:11

Zurück zu schauen und über die vergebenen Chancen zu fluchen habe ich mittlerweile aufgegeben. Hab teilweise Dinger in den Sand gesetzt die eigentlich super gelaufen sind und mir heute ein sorgenfreieres Leben ermöglichen würden vorallem finanziell (Hab ne Ausbildung abgebrochen die ich von meinen Fähigkeiten locker geschafft hätte, aufgrund einer damaligen Laune abgebrochen habe) Wenn ich zurück könnte ich würd mir so eine in die Fresse hauen für soviel Dummheit. Aber andererseits hab ich Sachen erlebt die ich vielleicht so nicht erlebt hätte mit Menschen die ich niemals kennengelernt hätte. Heute bin ich an einem Punkt wo ich viele Fehler aus der Vergangenheit mit viel Schweiß und Mühe korrigieren muss, aber ich habe ein Ziel vor Augen, eines von dem ich überzeugt bin dass ich es erreichen kann und es für mich in Zukunft gut weiter gehen kann wenn ich es diesmal nicht wieder aus ner Laune heraus vergeige und mich anstrenge (so leicht wie die erste Chance wird es nicht, aber das Ergebnis könnte ähnlich gut sein wenn nicht sogar besser, aber wie gesagt es erfordert viel mehr Mühe)

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Beitrag von stier » 6. Mär 2008, 11:30

Wovon ihr hier sprecht ist das Erwachsenwerden. Ich habe in den letzten 3 Jahren geschätzte €5000.- in Gesprächstherapie investiert um diesen grausamsten aller Entwicklungsprozesse hinter mich zu bringen und komme so langsam zum Abschluss.

Meine Eltern haben dafür gesorgt dass ich auf die Welt komme und sich um mein Wohl bestens bemüht, aus mir einen fertigen Menschen zu machen kam ihnen nie in den Sinn.

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Ionflux
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Beitrag von Ionflux » 10. Mär 2008, 17:09

@stier:
Meine Eltern haben dafür gesorgt dass ich auf die Welt komme und sich um mein Wohl bestens bemüht, aus mir einen fertigen Menschen zu machen kam ihnen nie in den Sinn.
Naja, da hast du vielleicht auch ein bisschen viel von denen erwartet. Wie „macht” man denn einen fertigen Menschen? :?
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Patchopfer
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Beitrag von Patchopfer » 10. Mär 2008, 19:02

Hm, ich werde das Gefühl nicht los, dass manch einer nicht genau versteht was ich persönlich mit meinem Eingangspost aussagen wollte.

Es geht mir nicht darum, Computerspiele zu verurteilen.
Ich will niemandem erzählen, dass Spiele Zeitverschwendung sind.

Letztlich bin ich einfach aus einer ganz persönlichen Traumwelt aufgewacht und wurde mir darüber klar, dass dies nicht mein weiterer Weg sein kann! So persönlich wie dieses Erlebniss ist, so individuell ist es auch. Nicht jeder muss auf die Fresse fallen um zu begreifen, dass der eingeschlagene Weg nicht der richtige ist.

Mein Problem ist/war eine innere Leere und Unzufriedenheit, die mich mit einem Mal bis an den Rand der Verzweiflung getrieben hat. Ich saß tatsächlich mehrere Stunden auf meinem Sofa und habe geweint, ohne genau zu wissen warum. Im Moment kommt langsam, sehr langsam, immer mehr der lange nichtmehr gefühlten Zufriedenheit und Freude zurück. Ich habe endlich wieder Spass an vielen Dingen und kann mich aufraffen meine Ziele zu erreichen. Es bereitet mir immer wieder große Mühe, aber es geht und geht auch immer besser.

Letztendlich kann eine solche Situation durch viele Begenheiten entstehen, ich bin eben in einer Generation aufgewachsen, in der viel PC gespielt wird. Verteufeln möchte ich trotz dem nichts und stier hat sicherlich recht, wenn er das Erwachsenwerden anspricht.
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Beitrag von stier » 11. Mär 2008, 14:35

Fertig mit meiner Werdung bin ich dann wenn ich selbstbestimmt und unabhängig durchs Leben gehen kann.

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Beitrag von Jabo » 12. Mär 2008, 11:42

Also wenn du den letzten Atemzug tust und dich aus dem Leben verabschiedest.

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Beitrag von Jabo » 12. Mär 2008, 15:04

Hehe, ist aber tatsächlich so. Das Training läuft ewig. Nur die Phasen, in denen man ohne nennenswerte Steigerungen trainiert, werden mit der Zeit länger.

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Beitrag von stier » 13. Mär 2008, 11:07

Ich meinte eigentlich das 'auf den eigenen, beiden (2) Beinen stehen, allein'. Ich bin soweit, und ich fühle mich gut.
Und wenn mich das Glück erst in der Stunde meines Todes ereilt werde ich dennoch froh sein danach gesucht zu haben.

MartinH.
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Beitrag von MartinH. » 20. Mär 2008, 13:42

Ich merke immer stärker wie viel Zeit ich im Internet verschwende und wie sehr mich das gerade bei meiner Arbeit behindert. Hat jemand einen Tipp für mich wie ich das in den Griff kriege? Ich kann leider nicht einfach den Stecker ziehen, weil ich das Internet ja auch für meine Arbeit brauche, aber sobald ich z.B. mein Mailprogramm öffne hab ich nen Hinweis auf eine Nachricht bei einer Community Seite, schau nach, antworte, bin auf der Seite, schreib wieder was, schau "noch schnell" in ein Forum, und schon häng ich wieder im Teufelskreis.

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Beitrag von schorsch » 20. Mär 2008, 13:59

Patchopfer hat geschrieben:Kurz zum Einstieg:

Nun stehe ich also da und plane eine Art Neubeginn.


Warum ich das hier poste, hat den Grund, weil ich gerne wissen möchte, ob ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt. Viellleicht kennt ihr ja auch jemanden, der soetwas erlebt hat?
Die Erkentiss ist schon mal der erste Schritt. Wenn du wirklich dein Leben ändern möchtest, dann wird alles andere ganz von alleine kommen. du brauchst nicht zu suchen. Ja, ja ich weiss, jetzt denke viele schon wieder so ein esoterik-quatsch oder feng-schui schei...

Nun mir ist das vor 2,5 jahren passiert. Ich war damals nicht 20 sondern 43. Und viele Dinge kamen einfach auf mich zu die ich vorher nie gemachth habe geschweige denn daran gedacht habe dass ich das kann.

Ich bin z.B. dadurch zum Zeichnen gekommen und es macht mir sehr viel Spaß nach meiner Arbeit beim Zeichnen zu entspannen.

Wichtig ist: Du musst diese Chancen die sich dir bieten erkennen und auch angehen.

das ist meine meinung dazu
gruß schorsch

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Beitrag von Kassandra » 20. Mär 2008, 15:21

@MartinH: Mail Programm einfach nicht öffnen ;)
Mir hat's sehr geholfen, die einzelnen Arbeitsbereiche strikt zu trennen. Dazu braucht man aber genug Platz und Geld. Ich hab ein Atelier, wo kein einziges technisches Gerät drin ist, in dem ich die "Handarbeit" mache - traditionelles Malen, skizzieren und ein bisschen Handwerksarbeit. In meinem Büro hab ich einen Laptop für die Uni-Arbeit und alles, was ich im Internet brauche, und digital zeichne ich auf einem Desktop PC ohne Internetzugang. Wenn ich Sachen aus dem Internet brauche, kann ich zwar schnell zum Laptop rüberrutschen, aber durch die räumliche 2m-Entfernung (verglichen mit dem einen Klick, den ich früher brauchte) werde ich gut vom Internet abgehalten, wenn ich's nicht gerade wirklich brauche.

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Beitrag von aeyol » 20. Mär 2008, 19:12

@MartinH.
Ich nehme an, Du kannst das Mailprogramm nicht einfach abstellen, weil sicher auch geschäftliche Mails eintrudeln... kannst natürlich darauf verzichten, den Privatmailaccount während der Arbeit überhaupt abzurufen... und eben solche Benachrichtigungen deaktivieren.
Wenn ich kein Frosch wär´, könnten Vögel fliegen.

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Beitrag von Duracel » 20. Mär 2008, 20:57

Es ist doch gerade das spannende mit Problemen(welcher Art auch immer) konfrontiert zu sein, es zu erkennen, dagegen vorzugegehen(Lösungen zu suchen), und mal zu scheitern und mal zu triumphieren.

Das schöne an Problemen ist, dass sie einem Ziele geben. Sie setzen einen in Bewegung, hauchen einem Leben ein, schenken einem Liebe. :)


Ich denke auch, dass das stier im Grunde sagen will. Wohlbehütet aufzuwachsen, vor jedwedem Problem bewahrt zu werden - das bringt einen nicht weiter.
Das ist auch häufig das Dilemma am Schulsystem ... man bekommt schon Lösungen präsentiert für Probleme, die man für sich noch garnicht realisiert hat.
Wichtig ist, dass man immer nur soviel an Problemen zu bewältigen hat, dass man nicht komplett darin versinkt oder gravierende, bleibende Schäden davonträgt; aber wenn man ein schwerwiegendes Problem in den Griff kriegt oder gar in Luft auflösen lässt, dann ist diese Erfahrung samt den Glücksgefühl kaum zu überbieten.
Wer schonmal von hinten ein Feld aufgerollt hat, der verliert nicht so leicht das Vertrauen in den Sieg wenn er mal ein paar Plätze verlieren sollte, als jemand, der immer nur vornweggezogen ist.
Ziel ist, woran kein Weg vorbeiführt.

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Beitrag von Artdek » 21. Mär 2008, 05:45

Seltsam, ich hab die gleiche Problemsucht :D
Wenn es nichts zu lösen gibt, dann werd ich richtig depressiv.
Das muss an unserem Zeitgeist liegen. Wer mit Geschichtenflut und Spielvielfalt aufwächst, der kann wohl nicht anders, als Probleme suchen, finden, lösen, suchen, finden, lösen.

Dabei gilt die Formel: Je gewagter oder extravaganter das Problem, desto mehr spannende Unterprobleme.
Für den Sportler gilt: No Risk, no Fun.
Für den Denker gilt: No Problem, no Fun.
Für den Polizisten gilt jedoch: No Fun, no Problem.

Keine Ahnung, warum ich das schreibe. Ist eben schon spät.
"Hundert Schafe, von einem Löwen geführt, sind gefährlicher als hundert Löwen, geführt von einem Schaf."

MartinH.
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Beitrag von MartinH. » 23. Mär 2008, 02:36

Danke für die Ratschläge. PC ausmachen oder auch nur Mailprogramm und Browser ausmachen ist schwierig, da ich beides zum arbeiten brauche. Wenn ich mir ein eigenes Atelier einrichten könnte beim Arbeits-Computer alle potentiellen Zeit-stehl-Webseiten blocken und einen eigenen Mail Account für Geschäftsmails nutzen würde, würde das vielleicht helfen, aber diese Lösung kann ich nicht realisieren. Ich hab sogar mal einige Zeit versucht an einem anderen Tisch mit dem MacBookPro zu arbeiten. Aber so perfekt hat mich das dann auch nicht vom Netz abgehalten. Irgendwann hab ich doch wieder alles an einem Rechner gemacht.
Ich suche nach einer Lösung die über den Willen funktioniert. Aber das ist gar nicht so leicht.

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Beitrag von Ionflux » 23. Mär 2008, 04:33

Ich suche nach einer Lösung die über den Willen funktioniert. Aber das ist gar nicht so leicht.
Nein, sicher nicht, aber es ist einfach die beste Lösung für dieses Problem. ;)

Ich schmeisse die ablenkenden Programme auf einen anderen Desktop und frage mich jedesmal, wenn ich den Reflex verspüre, den Desktop zu wechseln um nach neuen Forenposts oder Mails zu schauen: Ist es das, was ich gerade tun sollte?

Man kann es auch damit kombinieren, dass man sich sagt: Ich arbeite jetzt X Minuten, und dann schaue ich nach. Im besten Fall vergisst man es dann und es fällt einem erst nach 3h wieder ein. ;)

Funktioniert mittlerweile bei mir eigentlich ganz gut (obwohl ich immer noch zu viel Zeit in Foren verbrate :roll:).
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Beitrag von Jabo » 23. Mär 2008, 17:01

Ich verschwende meine Zeit größtenteils dann mit Surfen und "Checken" von Sachen, wenn mir der Job nicht gefällt. Wenn ich an etwas arbeite, was mir Spaß macht, vergesse ich oft den ganzen Tag, die Mails zu checken. Es liegt also nicht nur an den verführenden Mechanismen, sondern daran, was man stattdessen nicht tut. Solltest du vielleicht mal drüber nachdenken.

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Beitrag von Duracel » 23. Mär 2008, 17:42

Ganz genau!

Deswegen würde ich Ironflux Zitat abwandeln wollen:

Ist es das, was ich gerade tun will?


Wenn du das Problem über deine Willenskraft lösen willst, dann muß Du dir zuerst einmal darüber im Klaren werden, was Du überhaupt genau willst.

Wenn du zu dem Schluß kommst, dass du die Arbeit natürlich nur halbwegs gerne machst, dann wirst du nicht darum herumkommen einzusehen, dass es keinen Grund gibt sich über die Ablenkung zu ärgern - im Gegenteil, mach dann solange wie nur irgend möglich genau das, was Du in dem Moment wirklich tuen willst.
Das ist ja meistens das ärgerliche, man lenkt sich ab, aber meist nur mit den Dingen die "Griffbereit" liegen ... selten entscheidet man sich dafür jetzt "ein/zwei Stunden gemütlich in den Park zu setzen und die Vögel zu füttern" während der Job auf einen wartet; selbst wenn man da gerade in Wirklichkeiten am meisten Lust drauf hat.

Zumindest habe ich mich meist über diese schlechten Kompromisse geärgert, wenn ich ein Treffen mit Freunden abgesagt habe "wiel ich noch soviel arbeiten muß", und stattdessen dann den ganzen Abend im Forum abgehangen habe. Mittlerweile sage ich mir dann eher mal "ach was solls; bevor du zu garnichts kommst, geh lieber raus!".

Einmal habe ich mich um 5 Uhr morgens nach der Disko noch zu 2 Stunden Arbeit gequält um etwas fertig zu kriegen; aber es war eine gute Entscheidung das Leben vorher nicht verpasst zu haben.
Ziel ist, woran kein Weg vorbeiführt.

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Beitrag von Artdek » 23. Mär 2008, 17:55

@duracel
du malst eben leidenschaftlich gern.

Hier ist ein schönes Zitat zum Thema "Wille", von Schopenhauer:

"Man kann zwar tun, was man will. Aber man kann nicht wollen, was man will."
"Hundert Schafe, von einem Löwen geführt, sind gefährlicher als hundert Löwen, geführt von einem Schaf."

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