Artdek hat geschrieben:Noch vor wenigen Jahren hat man Fernsehsendungen per VHS aufgezeichnet und an Freunde weitergegeben. Kein Hahn hat danach geschrien.
Hier sehe ich schon einen kleinen Unterschied: Die VHS-Kassette war irgendwann abgenudelt, und ab Kopie x war das Bild dann doch zu verschneit um noch wirklich Spaß daran zu haben.
Mit der digitalen Kopie können wesentlich mehr Instanzen in bester Qualität erzeugt und weitergegeben werden. Da liegt es eher am einzelnen, ob das wirklich nur im kleinen Rahmen im näheren Umfeld läuft, so wie es damals mit den Videokassetten war, oder ob da eine Download-Happy-Hour eingerichtet wird. Wobei letzteres wohl wieder eher von den Leuten (vorsätzlich und als Selbstzweck)praktiziert wird, die ihr "cracked by" rumzeigen wollen.
kazhad hat geschrieben:[...]aber wirklich jeder versucht doch heutzutage seine Kunden auszuspionieren wo es nur geht.
Leider. Und ich sehe ein Problem darin, das als "normal" hinzunehmen. Ähnlich die Sache mit dem Nokia-Werk in Bochum: Rein wirtschaftlich war das eine klare Entscheidung(wahrscheinlich sogar unter Einbeziehung des Verkaufsrückgangs durch Imageschaden) nach Kosten/Nutzen, absolut sinnvoll. Und fast jeder andere Konzern in gleicher Lage hätte es wohl genauso gemacht.
Nur sozial war es "nicht in Ordnung", aber da liegen eben nicht die Prioritäten.
Die illegalen Kopien sind ja das Dauerargument der Musik/Film/Spieleindustrie, weil es sich einfach verwenden lässt und einen klaren (anderen) Schuldigen zeigt. Aber so einheitlich ist es doch wirklich nicht.
-Es gibt die Downloadgeilen, die sich alles ziehen was geht, und vieles davon nichtmal installieren.
-Es gibt die Geiznocken, die sich die Produkte durchaus leisten könnten, aber kein Geld dafür ausgeben wollen, und sich deswegen Kopien besorgen.
-Es gibt die Gelegenheitsdownloader, die sich eine Kopie besorgen weil es eben möglich ist, sich aber aus Geldmangel oder nur halbherzigem Interesse nie das Original kaufen würden, auch wenn sie die Kopie nicht bekommen könnten.
-Auch reine Trägheit würde ich nicht ausschließen: Downloaden ist halt einfach, einfacher als sich durch Onlineshops zu wühlen, evtl. nachher Format-/DRMprobleme zu haben usw. - warum also für all das auch noch bezahlen, wenn ein Klick in einem Client reicht?
Nicht jeder Download ist da auch ein entgangener Verkauf.
Auf der anderen Seite sind mit dem Internet viele Informationen jetzt für viele verfügbar. Oft genug bin ich früher mit einer Platte nach Hause gekommen, nur um festzustellen, daß die drei Titel, die ich im Radio gehört hatte, und nach denen ich mich entschlossen hatte, die Platte zu kaufen, auch die einzigen drei guten Titel auf der Platte waren.
Heute gibt es viele Möglichkeiten, Stücke probezuhören, und viele Alben habe ich daraufhin ganz schnell von der Wunschliste gestrichen.
Mit PC-Spielen war es ähnlich - mehr als eines landete nach 30 Minuten Spielfrust in der Schublade und ich fragte mich, warum ich für diesen Mist 50-60DM gelöhnt hatte. Heute gibt es fast immer Demos, die mir neben Tests usw. einen direkteren Eindruck geben, ob das Spiel etwas für mich wäre.
Und wenn ich mich "freue", daß dank des Kopierschutzes(Starforce oder so wars glaube ich) ein Spiel im Schnitt bei vier Versuchen ein Mal erfolgreich startet(und ich meine das Original!), die CD im Autoradio nicht läuft und ich mir vor dem Hauptfilm auf der gekauften DVD nicht vorspulbare "Raubkopierer sind Verbrecher"-Spots u.ä. antun muß, dann kommt oft genug der Gedanken - was ist das "Original" wirklich wert?
Und letztlich der Preis: Viele Spiele hätte ich möglicherweise gekauft, wäre da nicht der Klebi mit 45,95€ drauf gewesen (knapp 90DM, ich rechne immer noch um...) - der Eindruck den sie mir vermittelten war mir das Geld einfach nicht wert, also habe ich dann gewartet bis sie irgendwann in der 9,99€-Reihe standen.
Ich denke, genau wie ich hätten viele einfach doch mal zugegriffen, wenn da statt 45,95€ nur 19,99€ ausgezeichnet gewesen wäre(Vielleicht sind das die "magischen" Grenzen, so wie auf den Geldscheinen... 10,20,50,100). Ob dann genug Leute gekauft hätten, um den geringeren Preis zu kompensieren, oder sogar ein Mehrumsatz entstanden wäre ist sicherlich Spekulationssache. Aber für viele wäre das sicherlich ein einladender Weg des geringsten Widerstands/Risikos und besten Gewissens gewesen.
(Nebenbei: Erinnert sich noch jemand an die Kopierschutzmechanismen bei PC-Spielen, wo man Koordinaten einer beigelegten Stoffkarte eintippen musste, oder mit einem Code-Rädchen ein Rätsel lösen musste? Aber das widerspricht ja dem Prinzip der Minimalausstattung...)
(Nebenbei2: Das Buch "American Gods" von Neil Gaiman steht für 4 Wochen kostenlos online zum Lesen bereit. Nach letzten Infos haben sich im Lauf der noch andauernden Aktion die Verkäufe des Buchs verdreifacht)