- F O T O R E A L I S T I C -

Stellt Eure in Arbeit befindlichen oder fertigen 2D-Artworks hier aus, um sie diskutieren zu lassen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Euer Artwork in klassischen Techniken oder digital entstanden ist.
MartinH.
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Beitrag von MartinH. » 11. Jun 2008, 17:23

Puterich hat geschrieben:aber hätte dann nicht einfach eine Foto Überarbeitung gereicht? Zeitlich doch viel weniger anspruchsvoll.

Ich persönlich komme ja von einer Werber Familie und ich denke dass es nicht mehr ausschliesslich diese: "Jetzt neu!! kauf dies kauf das" Werbungen gibt welche nur auf die Brieftaschen armer Eltern abzielen.

Die digitalen Sachen sind doch Foto-Manipulationen.

Welche Werbung meinst du? Die, die eher auf einen ADC Award, als auf höhere Verkaufszahlen abzielt? ;)

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Beitrag von itch » 14. Jun 2008, 15:43

Ich schieb einfach mal was hinterher. Photomanipulationen. Apple Wallpaper für einen Kumpel.

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Beitrag von aeyol » 14. Jun 2008, 16:01

*lol* die ersten beiden sind klasse :lol:
Wenn ich kein Frosch wär´, könnten Vögel fliegen.

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Beitrag von Ionflux » 15. Jun 2008, 02:11

@itch:
Wahaha, wo gibts die in Desktopgröße? :D

@Chinasky:
Ich habe mal selbst ein entsprechendes Bild gemalt, welches freilich nicht wirklich fotorealistisch geriet[…]
:o
Aber den „Trauben-Shader” hast du jedenfalls verinnerlicht… ;)
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Beitrag von itch » 15. Jun 2008, 12:29

Ich werd die bei Gelegenheit mal für verschiedene Auflösungen anpassen und dann posten.

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Beitrag von Duracel » 15. Jun 2008, 17:03

Ja, F3E und Chinasky fragen danach und ich würde das gerne weiterdenken wollen.

Wie wichtig ist eigentlich die "Seele" im Bild und wieviel besser wird Werbung eigentlich, wenn sie keine ideale sondern vielmehr eine glaubwürdige und authentische Welt zeigt?
Wie sensibel registriert eigentlich der Betrachter, dass ein Bild "echt" oder "manipuliert" ist und schwächt es ein Bild nicht auch, wenn man es nichtmehr ernst nehmen kann?

Und daraus folgernd dann die Frage - kann man Authentizität eigentlich faken?
Oder ist die effektivste Werbung nicht die, aus der eben garkein Profit geschlagen wird? Wenn wir uns hier im Forum gegenseitig ein Wacom-Tablet empfehlen, dann braucht es da kein Foto, bei dem um das Wacom herum süße Früchte herumdrapiert sind. Im Gegenteil, die nüchterne Ansage ohne viel Aufhebens lässt erst garkeine Zweifel aufkommen.
Wogegen bei aufdringlicher Werbung intuitiv nach einem Haken Ausschau gehalten wird.

Ich frage mich mittlerweile, ob außergewöhnlich gute Sachen nicht zwangsläufig ehrlich sein müssen.
Ziel ist, woran kein Weg vorbeiführt.

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Beitrag von Ionflux » 16. Jun 2008, 00:32

Ich frage mich mittlerweile, ob außergewöhnlich gute Sachen nicht zwangsläufig ehrlich sein müssen.
Um diese Frage sinnvoll stellen zu können, müsste man sich erstmal einigen, was denn überhaupt „außergewöhnlich gut” ist…
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Beitrag von krieger » 16. Jun 2008, 09:03

Chinasky hat geschrieben:Hallo!
Der Thread hier könnte interessant werden, die Diskussion entwickelt sich schon in diese Richtung mit dem, was digitaldecoy und F3E schrieben. Über das technische Niveau, also Dein handwerkliches Können, Krieger, braucht man nicht weiter zu diskutieren: Du beherrschst Deine Werkzeuge und wir alle, die das nicht so gut tun, können da nur den Hut ziehen.
Spannender ist allerding die Frage, wohin Du willst. Du schreibst:
Da mich die Jobanfragen permanent überholen, komme ich kaum noch dazu, meine eigenen Ideen zu visualisieren...
Dafür wüßte ich schon eine einfache Lösung: Werde einfach teurer! Dann gibt's weniger Aufträge (weil sich nicht mehr alle Deine Auftraggeber leisten können, Dich zu buchen), aber für diese Aufträge gleich viel Geld - die gesparte Zeit könntest Du dann in Deine eigenen Ideen stecken.

Wenn diese Ausrede (denn nichts anderes als eine Ausrede ist es ja bei guter Auftragslage sich zu beschweren, daß so wenig Zeit für die eigene Arbeit übrig bleibe ;) ) aus der Welt geschafft ist, kannst Du Dich daran setzen und Dir überlegen, ob Du diese von Dir perfekt beherrschte Ästhetik zukünftig weiter verfolgen willst. Die Reaktionen hier zeigen vielleicht, daß dies auf die Dauer eintönig werden könnte. Mir fällt bei Deinen Bildern ein Kollege ein, welcher mal - als Selbstversuch - zwei- oder dreihundert Bilder aus einem Bild-Katalog, wie sie von Bildagenturen früher (heute auch noch?) an potentielle Kunden wie Werbeagenturen versendet wurden, abmalte. Die Fotos in diesen Katalogen sind ja durch die Bank professionell und damit eigentlich gut gemacht. Komposition, Farbigkeit, Schärfe - alles stimmt bei ihnen. Aber da sie ja im Hinblick darauf geschossen wurden, eine möglichst breite Verwendungspalette abzudecken, sind sie auf eine nervenzerrende Weise inhaltslos. Das einzige, was sie transportieren, ist ein helles, gnadenlos optimistisches Weltbild, sie schreien einem schrill ihr "Jajajajaaaaa!" entgegen. Man guckt sich drei, vier, fünf dieser Bilder an und denkt sich: "Hhm - nicht schlecht, da könnte ich mir was abgucken, und dort auch, und diese Komposition hier muß ich mir merken..." Aber schon nach dem zwanzigsten Bild stellt sich eine gewisse Sättigung ein, und wenn man sich hundert dieser Dinger wirklich genau angeguckt hat, dann hat man eine richtig schlechte Laune...

Warum? Weil diese Bilder allesamt billige Nutten sind. Sie verkaufen nur ihren Schein - echtes Gefühl gibt's bei ihnen nicht. Als Betrachter von Bildern will man aber Gefühl und Authentizität haben. Man möchte spüren: derjenige, der dieses Bild gemacht hat, der will mir etwas schenken, will mich berühren, möchte mich belehren, warnen, ärgern, aufregen, provozieren, glücklich machen... Was man nicht spüren möchte: Der da meint nicht mich, der meint nur meinen Geldbeutel.

Werbung meint natürlich nur den Geldbeutel. Und daher ist es okay, wenn Job-Bilder so aussehen wie die von Dir gezeigten. Aber: Man stumpft ja ab. Wenn man sich jahrelang von Fast Food mit Unmengen an beigemischten Geschmacksverstärkern wie Glutamat ernährt, kann man irgendwann feine Nuancen zwischen verschiedenen französischen Weinen oder Käsesorten nicht mehr herausschmecken. Und wenn man sich so eine "Heile-Welt-Ästhetik" jahrelang einschleift, wie Du sie uns hier präsentierst, dann, so ahne ich, könnte es schwierig werden, in der "eigenen Arbeit" auf die Verwendung von Süßstoff und Glutamat zu verzichten.

Allerdings kann man, wenn man sich eine Sache bewußt macht, diese auch überspitzen und so dialektisch umkrempeln. Die schöne heile Werbewelt haben Künstler wie Jeff Koons ja entsprechend vorgeführt. Die Frage, was die brutale Süßigkeit der Werbeästhetik mit uns anstellt, halte ich für eine durchaus untersuchenswerte Frage, und die Untersuchung kann auch künstlerisch erfolgen.
Ich habe mal selbst ein entsprechendes Bild gemalt, welches freilich nicht wirklich fotorealistisch geriet (ich hab dafür auch keine Fotovorlagen verwendet), was sich aber mit der Thematik auseinandersetzte. Sein Titel "Fruchtzwerge" spielt auf die Krönung der Werbe-Perversionen an: Wo mit süßen Filmchen künstlich aromatisierte Süßigkeiten für unsere süßen Kleinen angepriesen werden. Ich habe die schönen Früchte auf einen Beton-Sockel platziert, weil sich meine Aversion gegen diese Werbung irgendwie betonhart anfühlte. Und weil die süßen kleinen Fruchtzwerge in Beton-Burgen fabriziert werden, nicht in "Gottes freier Natur"...
@ chinasky,

vielen Dank für deine Ausführung und meinen Respekt vor deiner Meinung.
Es ist schon sehr schwierig, wenn man wirklich keine Zeit hat, seine eigenen Ideen zu realisieren.
Ja, es tut sogar manchmal weh, nicht nur an den Zähnen, durch zu viel Süßstoff...bin aber resistent.
Jedoch konnte ich schon immer zweigleisig fahren mit dem Zug, der in die werbebotschaftlastige und auch künstlerische Richtung fährt.

Das ist zum Einen mein Joker und anderen mein Henker.
Das sollte man klar trennen.

Ich finde jedoch, daß die Werbung in der heutigen Zeit beim kritischen Betrachter so viel Nüchternheit voraussetzt, daß man quasi über den Dingen stehen sollte.

Werbung kann aber auch sehr fordernd, authentisch u. so direkt sein, daß es wirklich Spaß macht, sich in dieser Welt zu bewegen.
Ich rede hier nicht von kinderverachtenden oder hirnlosen animierten Werbepots zur primetime, die eine spare-Geld-nimm mehr-und-zahle-weniger-Mentalität verbreiten.
Bei adsoftheworld.com zum Beispiel kann sich jeder ein Bild davon machen.
Das war auch für mich früher der Grund, um von Wuppertal nach HH zu gehen, ins Freudenhaus der Werbung, wo die Nutten nicht immer so billig sind, wie in der Provinz.

Eine berühmte Modemarke hat es ja schon auf provozierende Weise und sehr blutig vorgemacht, daß Werbung auch anders funktionieren kann.

Ich werde in diesem Fred aber keine Jobs mehr posten, dafür aber im Job-Fred, okay habe ich verstanden.

Deshalb an dieser Stelle ein Beitrag aus der Acryl-Zeit und sogar aus der künstlerischen.
Teil einer Wanderausstellung mit dem WWF.
Wie jetzt ? Tiger ? Wow, der sieht aber toll aus!
Nee, eben nicht:der sieht nicht länger so toll aus, wenn man ihm nicht unerbittlich nachstellt und aus seinem besten Stück Medizin herstellt.
Sein Porträt sollte man sich hier als eine Art Ahnengalerie vorstellen, die leider fast täglich neuen Raum für sich beabsprucht.

Hat der Seele ???
Ja - die hat er und sogar eine Schönheit, wenn es ihn noch gibt!
Hat das Bild Seele ?
Nun, ich habe es mit Leidenschaft gemacht!

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Duracel
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Beitrag von Duracel » 19. Jun 2008, 00:56

warhole, ionflux

Ich meine das im allgemeinen - aber ausdrücklich einschließlich der Werbung.

Was außergewöhnlich gut ist ... nunja, ich habe durchaus absichtlich einen schwammigen Begriff gewählt, weil man da nicht scharf trennen kann und es auch imho unerheblich ist.
Ich beziehe mich hier auf Dinge die wir als überzeugend empfinden; denen wir unser Vertrauen schenken. Werbung selbst ist meist wohl eher ein 'überreden', was immer mit einer unschönen Aufdringlichkeit einhergeht und entsprechend sehr "kurzweilig" ist. Aber ich bezweifle mittlerweile sehr stark, dass das besonders effektiv ist.
Effektiv ist eben nicht "soviel wie möglich", sondern vielmehr "sowenig wie nötig".
Außergewöhnlich sind dann eben Dinge, die eine gewisse Zeitlosigkeit mitbringen; im Falle der Werbung wäre dies insbesondere logischerweise da zu finden, wo die Zeit die aufgestellte Behauptung nicht Lügen strafft; wo die Versprechen gehalten werden. Ähnliches gilt in Bezug auf Politik. Getreu dem Motto "ehrlich währt am längsten".
D.h., wenn man mehr anstrebt als den kurzfristigen Erfolg, wenn man also in der Hinsicht etwas Anspruchsvolles, etwas Außergewöhnliches anstrebt, etwas Nachhaltiges ...
... wenn man einfach richtig gute Sachen machen will, wenn man erfolgreich sein will, orientiert man sich daran "Tricks" zu lernen, oder sollte man sich besser an der Wahrheit orientieren und versuchen ehrlich zu sein und dementsprechend das zu machen, wovon man überzeugt ist?

Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten und deswegen trifft man oft auf Situationen, wo einem das eine Bild und das andere ganz unterschiedlich zusagen; meistens sind einfach ganz unterschiedliche Aspekte des Lebens in dem Werk verarbeitet. Das eine Bild besticht vielleicht durch seinen plastischen Eindruck auf Basis einer akkuraten Fluchtpunktperspektive - das andere durch seine gut erzählte Geschichte.
Aber bei all den Waffen die ein Künstler/Illustrator einsetzen kann, gibt es meiner derzeitigen Einschätzung nach einen Trumpf, der über alle Maßen entscheided, ob etwas den Betrachter überzeugt oder nicht: und dieser Trumpf ist die Absicht nicht mehr zu tun als das mitzuteilen, was man als wahr erlebt hat. Dieser Aspekt "wirkt" in Bildern ganz entscheidend.

Seit ich gezielt darauf achte, wird mir das mehr und mehr deutlich und ich kann einen Großteil der mir zuvor nicht logisch/bewußt nachvollziehbaren Entscheidungen mittlerweile darauf zurückführen. Ob etwas als "wahr" genommen wird ist eben eine sehr intuitive unbewußte Sache; die berühmt berüchtigte "Bauchentscheidung".


Um abschließend zurück zum Thema zu kommen: ich kaufe mir Tee der Nase nach; ich schnuppere also an den Packungen!
Wo das möglich ist, verlasse ich mich also lieber auf meine eigene Urteilskraft, weil die nicht die Absicht verfolgt mich an der Nase herumzuführen. ;)
Ziel ist, woran kein Weg vorbeiführt.

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Beitrag von minatron » 19. Jun 2008, 08:25

Krieger bedient eine bestimmte Sache, die verlangt wird ,also macht er sie ,in der Werbung ist man mehr Söldner als freier Artist ;) und technisch sind sie gut gemacht ,was man auch erst lernen und meistern muss ... is wie überall: Leute dies machen gibts viele ,Leute die es Beherrschen wenige . Gute Arbeit Krieger

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Beitrag von artvandeley » 24. Jun 2008, 00:23

Hi Tom,
finde Deine Sachen schon lange toll und kann´s Dir ja endlich jetzt auch mal sagen :-)

Es ist glaube ich fast unausweichlich, dass man zunächst Intention und Vorgabe nicht genau auseinanderhalten kann, wenn Du innerhalb Deiner Bilder zwischen Pflicht und Kür springst. Letztendlich fehlt den Aufträgen ganz naturgemäss ein Stück Seele, nicht nur weil viele von aussen kommende Schwingungen Interferenzen erzeugen, sondern vor allen Dingen auch weil man als Profi ein gewisses Mass an Abstand haben muss um auf die Dauer nicht kaputt zu gehen.

Es ist nur nicht ganz so wie es den oberflächlichen Anschein hat, automatisch die "Nutte" oder "Söldner" zu sein. Im Gegenteil, der langfristige Erfolg stellt sich letztendlich durch das Vertreten der eigenen Vision ein. Und ich finde, das spürt/sieht man in Deinen Bildern sehr gut.

Grüße
art

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Beitrag von Ambro » 24. Jun 2008, 21:34

artvandeley hat geschrieben:Es ist nur nicht ganz so wie es den oberflächlichen Anschein hat, automatisch die "Nutte" oder "Söldner" zu sein. Im Gegenteil, der langfristige Erfolg stellt sich letztendlich durch das Vertreten der eigenen Vision ein. Und ich finde, das spürt/sieht man in Deinen Bildern sehr gut.
true thing. Das ist so ähnlich wie mit anderen Menschen, man macht sein Ding und entweder es liegt ihnen oder es liegt denen nicht, aber wer nur Arsch kriecht wird verachtet und entsprechend behandelt. Das gilt für Beziehungen wie auch für die Arbeit.

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Beitrag von digitaldecoy » 25. Jun 2008, 09:13

Also, ich persönlich glaube ja, dass die Abhängigkeit vom Auftraggeber eines der zentralen Probleme ist, an deren Lösung man arbeiten muss. Ich selbst merke auf jeden Fall, dass ich in einem Auftragsverhältnis nie alles geben kann, entweder weil mir die notwendige Zeit nicht zugestanden wird oder weil die Vorstellungen des Auftraggebers von meinen abweichen. Die Frage ist, ob man diesem Gefüge überhaupt ausweichen kann. Ich meine, selbst als freischaffender Künstler kann man den Gedanken daran, was sich verkaufen könnte,sicher nicht völlig verdrängen. Und selbst Leute wie George Lucas, die ihre eigene Welt aufgebaut haben, müssen sich sich Geschreie der Fans anhören, wenn sie sich frei darin bewegen wollen. Ich denke, es ist eine große Herausforderung, sich den Raum für die eigene Verwirklichung zu schaffen und gleichzeitig noch seinen Unterhalt damit zu bestreiten.
Besuch mich doch Mal in meinem Personal Showroom! - http://www.digitalartforum.de/forum/vie ... php?t=1604

schindermichel
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Beitrag von schindermichel » 27. Jun 2008, 13:47

digitaldecoy hat geschrieben:Also, ich persönlich glaube ja, dass die Abhängigkeit vom Auftraggeber eines der zentralen Probleme ist, an deren Lösung man arbeiten muss. Ich selbst merke auf jeden Fall, dass ich in einem Auftragsverhältnis nie alles geben kann, entweder weil mir die notwendige Zeit nicht zugestanden wird oder weil die Vorstellungen des Auftraggebers von meinen abweichen.
Nu, wer zahlt schafft an, und da die Kosten oft an der aufgewendeten zeit hängen sind die Zwei Parameter "Kundenwunsch" und "Termindruck" bei professionellen Arbeiten schlichtweg nicht wegzudenken – ich persönlich komme damit eigentlich ganz gut klar, ich kann dem finanziellen Aspekt eine Menge abgewinnen und freue mich zudem wenn ich innerhalb der gegeben Parameter ein Ergebnis zustande bekomme das meinen Ansprüchen genügt – und da ich die Umstände kenne weiss ich ja immer wie ein Ergebnis zu werten ist...
digitaldecoy hat geschrieben:Die Frage ist, ob man diesem Gefüge überhaupt ausweichen kann. Ich meine, selbst als freischaffender Künstler kann man den Gedanken daran, was sich verkaufen könnte,sicher nicht völlig verdrängen.
Das wenige was ich von "echten" freischaffenden Künstlern weiss hat mir jeden respekt vor dieser Kunstszene ausgetrieben. Unter dem Deckmäntelchen von Inspiration, Geist und Extravaganz wird da ausschließlich für Geld gearbeitet, man traut es sich nur nicht zuzugeben. Idealerweise verdeckt besagter Mantel gleich noch jedes handwerkliche Defizit....
digitaldecoy hat geschrieben:Und selbst Leute wie George Lucas, die ihre eigene Welt aufgebaut haben, müssen sich sich Geschreie der Fans anhören, wenn sie sich frei darin bewegen wollen. Ich denke, es ist eine große Herausforderung, sich den Raum für die eigene Verwirklichung zu schaffen und gleichzeitig noch seinen Unterhalt damit zu bestreiten.

Die Zeichner von Lucas müssen sich aber auch dem Diktat ihrs Chefs beugen, ohne jede Chance auf "Selbstverwirklichung"  trotzdem, wer würde nicht gern auf der Skywalker Ranch den Bleistift schwingen?

Chinasky
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Beitrag von Chinasky » 27. Jun 2008, 15:04

schindermichel hat geschrieben:Das wenige was ich von "echten" freischaffenden Künstlern weiss hat mir jeden respekt vor dieser Kunstszene ausgetrieben. Unter dem Deckmäntelchen von Inspiration, Geist und Extravaganz wird da ausschließlich für Geld gearbeitet, man traut es sich nur nicht zuzugeben. Idealerweise verdeckt besagter Mantel gleich noch jedes handwerkliche Defizit....
:roll:
Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.

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Beitrag von Ambro » 27. Jun 2008, 15:54

@ Chinasky:

Nuja, ordentlich Polemik hat's ja schon in der Aussage vom Michel, aber ganz falsch ist das auch nicht. Gerade die organisierte Kultur- und Kunstszene, also die, die damit ihr Einkommen generiert, sei es nun über staatliche Förderung oder private Mäzenen ist in den vielen Fällen tatsächlich äußerst auf mehr oder weniger deutlich formulierte Kundenwünsche maßgeschneidert, die Beteiligten benehmen sich aber so als wären sie etwas Besseres als die Lohnsklaven, die es offensichtlich tun. Dabei entwickelt jeder Stil, jede Gruppierung ihren hauseigenen Tunnelblick, feiert und fördert sich inzestiös selbst, gibt sich aber den Anstrich der Freidenkenden. Erfreulicherweise ist das aber ein sehr meschliches Phänomen an Doppelmoral und tritt nicht nur bei Künstlern auf, sondern eigentlich bei allen sonstwie organisierten Gruppen.

@ daniel:

Gemessen an der Tatsache, dass jedes geschaffene Werk einen bestimmten Sinn und Zweck verfolgt, sei es nun minimalistische Telefonkritzelei, abgearbeitete Tutorials zum Erlernen bestimmter Dinge oder irgendeine Pixelarbeit für einen Kunden, der dafür bezahlt, sollte man sich imho überhaupt gar keinen Kopf darüber machen, ob man an dem Problem der Abhängigkeit zum Auftraggeber arbeiten muss. Schlicht einfach deshalb, weil man das Problem nicht lösen kann, da es immer einen Auftraggeber (im Zweifelsfall der Künstler selbst) und eine Zielsetzung gibt und die Frage falsch gestellt ist. Die Frage sollte nämlich lauten, ob die Aufgabe, der man sich stellt, wertvoll genug für einen selbst ist, um sie zu lösen. Und in diesen Bewertungsprozess spielen haufenweise Faktoren mit rein, wie z.B. Geld, Ideologien, Ideale, Emotionen. Ist sie das nicht und man macht es trotzdem, läuft irgendetwas falsch. Unerfreulicherweise gibt es aber auch wieder kein Schwarz und Weiss, sondern nur eine Nadel, die mal zur einen Seite Grau, mal zur anderen Seite Grau ausschlägt.

schindermichel
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Beitrag von schindermichel » 27. Jun 2008, 16:56

Hola, um mein drastisch formuliertes Urteil über die "Kunstszene" nochmal etwas zu entschärfen bzw. zu erläutern:

ich nehme diese "Szene" nicht ernst weil ich in den wenigsten zeitgenössischen Kunstwerken eine (für mich, ich urteile hier selbstverständlich ganz subjektiv) nennenswerte Auseinandersetzung mit einem thema erkennen kann – meist kann ich weder mit dem Konzept, noch mit der Theorie und am allerwenigsten mit der handwerklichen Umsetzung anfangen. Wie schon angedeutet stört mich besonders das die Individualität und schöpferische Kraft des Künstlers oft so im Vordergrund steht wobei in Wahrheit oft nur ein immer gleiches "Werk" nach dem anderen produziert wird (Beispiel: Es reicht, ein paar nackte Hintern auf einen öffentlichen Platz zu treiben und ein mittelschlechtes Foto davon zu machen um im Kulturteil des Spiegel erwähnt zu werden, und das nicht nur einmal, nein es funktioniert offensichtlich mehrmal hintereinander....)
Letztendlich geht es einzig und allein darum für die potentiellen Käufer und die Galeristen berechenbar zu bleiben oder dem Volk etwas Show zu bieten (Besagte Nackte)...

Vielleicht bin ich auch nur neidisch weil bei "Künstlern jeder die Hände auf den Rücken legt und nur noch ehrfurchtsvoll im Flüsterton spricht – ehrliche Illustratoren in der Öffentlichkiet aber so gut wie keine Wahrnehmung bekommen.

Das war jetzt aber schon reichlich OT... entschuldigung...

Chinasky
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Beitrag von Chinasky » 27. Jun 2008, 17:14

@Ambro: Ich kenne die "Kultur- und Kunstszene" ein Weilchen. Vielleicht nicht so gut wie Schindermichel, aber "das wenige, was ich von echten freischaffenden Künstlern weiß", ist eben anders als dieses saudämliche Stereotyp. Sorry, daß ich's so krass ausdrücke. Was ich kenne, daß sind die Vorurteile in der Kunstszene. Und daher bewege ich mich ja normalerweise auch gern hier in der Illustratoren-Szene, um jene Vorurteile nicht immer hören zu müssen. Und nun höre ich hier umgekehrt genausolche Vorurteile. Das ist für mich inzwischen eher ermüdend als nur traurig. Genau solche Stereotype sind es doch, die einen daran hindern, Neues zu sehen, mehr zu sehen, Sachen zu kapieren, die man vorher nicht kapierte.
Mir ging es bei einem meiner vorherigen Postings gar nicht vorrangig um den Geld-Aspekt, sondern um eine bestimmte Form der Ästhetik. Es ging mir um die Frage, inwieweit geleckt-saubere, handwerklich sicherlich meisterliche Hochglanz-Illustrationen eine Ästhetik haben, die einen auf Dauer glücklich machen können. Ich behaupte: Nein. Aber das ist eben nur eine Ableitung meines eigenen Erlebens: Ich kriege bei Werbezeugs häufig ganz einfach ein unangenehmes Gefühl im Bauch, weil die Ästehtik, in welcher es rübergebracht wird, mir Sodbrennen verursacht. Die Perfektion, der gnadenlose Optimismus, dieser ästhetisch transportierte krampfhafte Amüsierwille, das Diktat der glatten Oberfläche. Und inzwischen wird ja selbst das glatte Gegenteil hier einverleibt, wenn ich nur an die Benetton-Fotografien denke...

Ich meine - worüber wollen wir uns denn überhaupt in einem Thread über Fotorealismus unterhalten? Fotorealismus ist halt Fotorealismus. Die entsprechenden Techniken kann man lernen, und wenn man dann genügend Zeit und Mühe reinsteckt, dann kriegt man fotorealistische Bilder hin. Will man da jedesmal Ah und Oh! seufzen, wenn man sowas geboten kriegt? Der zuletzt gepostete Tiegerkopf hat bei mir instinktiv ein "Oh nee!" bewirkt. Nicht, weil er schlecht gemalt wäre, im Gegenteil: So hat ein fotorealistisches Hochglanz-Poster im Airbrush-Style von einem Tiegerkopf auszusehen.
Ja und?! Solche Poster habe ich als Dreinzehnjähriger auf dem Jahrmarkt gekauft, und zwar, um meine Eltern damit zu ärgern, die es natürlich kitschig fanden.

Nun hat Krieger allerdings davon geschrieben, daß es ihm auch um seine "eigenen" Projekte geht. Die können doch wohl nicht darin bestehen, Bilder herzustellen, die sich pubertierende Knaben über ihr Bett hängen, oder? Das man sowas für Geld macht, als Aufragsjob - damit hab ich überhaupt kein Problem. Solche Bilder wären dann im Job-Thread gut aufgehoben. Ich mache es doch niemandem zum Vorwurf, daß er oder sie für Geld arbeitet! Aber indem hier nun darauf herumgeritten wird, ob man sich als Illustrator als Nutte oder Söldner fühlen soll, lenkt man sich doch vom eigentlichen Punkt ab: nämlich der Frage, was wir als Künstler machen, wenn wir eben mal nicht nur ans Geld denken, sondern wenn wir Bilder malen, von denen wir glauben, daß sie gemalt werden müssen, weil sie wichtig sind, weil sie eine Botschaft enthalten, weil sie nicht nur ein Noppen auf dem Kunstfliesenbelag des medialen Kulturbetriebs sind, sondern weil sie uns am Herzen liegen!
Und daß es dieses Problem gibt, das denke ich mir doch nicht aus. Immerhin sagt selbst der Vollprofi und von vielen von uns hier wegen seiner Professionalität bewunderte digitaldecoy, daß er in einem Auftragsverhältnis nie alles geben kann. Warum sollte er das denn sagen, eigentlich ist das ja Antiwerbung für ihn, denn potentielle Auftraggeber könnten sich denken: "Der gibt also nie 100 Prozent?!"
Aber er schreibt es, wie's ist: er kann nie alles geben in solchen Verhältnissen. Das Auftragsverhältnis macht es unmöglich. Woran wird das wohl liegen? Ich wette, es liegt eben nicht an der notwendigen Zeit, die nicht zugestanden wird (auch wenn sie sicher ein Faktor sein wird). Sondern daran, daß Daniel nur dann 100 Prozent geben kann, wenn es für ihn notwendig ist, ein Bild zu malen, wenn ein Bild gemalt werden muß. Geld ist eben kein wirklich überzeugendes Motiv, hundert Prozent zu geben. Es ist nur ein Motiv, soviel zu geben, daß der Auftraggeber zufrieden ist. Und heimlich, so ganz ein klein wenig, in aller Stille, bei sich, in einem versteckten Kämmerlein seines Herzens... verachtet man dann den Auftraggeber, daß der damit schon zufrieden ist.

Es geht eben um Inspiration, Geist und ja, auch Extravaganz, bzw. das Extraordinäre: eben nicht das Altbekannte und von anderen so oder besser schon längst Geschaffene zu wiederholen, sondern etwas zu machen, was noch nicht zu sehen war, etwas zu sagen, was noch nicht gesagt wurde. Und damit geht es auch um Stil - und Fotorealismus ist das Gegenteil von Stil; es ist der vorsätzliche Verzicht auf Stil, auf Handschrift, auf Duktus, auf Expression und so weiter. Deswegen halte ich Fotorealismus nur dort für angebracht, wo das Motiv dermaßen in den Vordergrund gerückt werden soll, daß Handschrift etc. nur stören würden. Mir fallen da z.B. einige Werke von Helnwein ein, wie z.B. das hier:
Bild.
Oder, noch besser, das hier:
Bild Da wird dann der "Anspruch" des Fotos, die Realität abzubilden, verwendet, um das Irreale noch gruselig-realer zu machen.

Dieser Aspekt der Realität - er sollte m.M.n. bei fotorealistischen Arbeiten immer wichtig sein im inhaltlichen Sinne: die grausame Entstellung des Mädchens ist eine Entsprechung zur Realität solcher Grauen-Emotionen, die peinigende Genauigkeit, mit der hier die Details gezeigt werden, unterstreicht die Message. Wie schnell das in kitschiges Pathos umkippen kann, kann man hier, bei diesem (Plattencover-) Klassiker sehen:

Bild

Horror als Attitüde, gerahmt, in unterschiedlichen Größen im Postershop erhältlich.

Naja, das sind halt so die Fragestellungen, die mich, den von der Kunstszene Verdorbenen, interessieren, wenn sich das Gespräch um Fotorealismus dreht: welche ästhetischen Codes kommen hier zum Tragen, wie weitreichend ist das Diktat der Technik, inwieweit wurde die Technik durch ihre Verwendung als ästhetisches Mittel diskreditiert, kann man das irgendwie "umdrehen", ironisch brechen? Und so weiter und so fort.

Und dabei spreche ich eben nicht von Auftragsarbeiten - sondern von der jeweils eigenen (künstlerischen) Arbeit.

edit @Schindermichel: Das, was Du an der Kunstszene da kritisierst, ist das, was echt jeder Spiesser an der Kunstszene bemängelt. Es zeigt, daß Du eben nicht sehr viel von der Kunstszene weißt. Vor allem kennst Du wohl nicht jene vielen Künstler und Künstlerinnen, die nicht an diesem Medienrummel-Zirkus teilnehmen, sondern die ihre Kunst nur deswegen machen, weil sie es innerlich "müssen". Ich habe mehrere Bekannte oder sogar Freunde, die seit Jahren ohne finanziellen Erfolg ihre Kunst machen, die eben nicht wegen irgendwelchen nackten Ärschen in den SPIEGEL kommen, sondern ihr Geld mit Nebenjobs verdienen. Manche von ihnen machen Schrott und sind zurecht erfolglos. Andere machen ihre Kunst und scheren sich einen Dreck darum, ob die verkäuflich ist. Und von denen gibt es wieder einige, die machen richtig spannende Sachen, die haben Konzepte und Ideen, wo ich, wenn ich die erstmal kapiert habe, nur noch "Wow, wie geil!" sagen kann. Und ich würde Dir wünschen, Du kämest auch häufiger mal mit solchen Künstler, bzw. mit solcher Kunst in Berührung. Denn glaub mir: das hat was! :)
Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.

Ambro
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Beitrag von Ambro » 27. Jun 2008, 18:05

@ Chinasky:

:) Schöner Text!
Es ging mir um die Frage, inwieweit geleckt-saubere, handwerklich sicherlich meisterliche Hochglanz-Illustrationen eine Ästhetik haben, die einen auf Dauer glücklich machen können. Ich behaupte: Nein. (...) Diktat der glatten Oberfläche.
Och, das seh ich ganz ähnlich. Aber in unseren beiden Fällen sind es, wie du auch sagst, nun einmal subjektive Sichtweisen. Ich kenne einen Haufen Leute, die gerade mit Diktat der glatten Oberfläche sehr gut leben und glücklich sind. Für mich ist das eine falsche Abbildung der Realität, weswegen es mir wohl bisweilen ähnlich sauer aufstößt wie dir.
Ich meine - worüber wollen wir uns denn überhaupt in einem Thread über Fotorealismus unterhalten? Fotorealismus ist halt Fotorealismus. Die entsprechenden Techniken kann man lernen, und wenn man dann genügend Zeit und Mühe reinsteckt, dann kriegt man fotorealistische Bilder hin.
*hüstel* Ich frage mich ernsthaft, ob du jetzt sämtliche technikorientierten Threads verbannen willst. ;) Ernsthaft jetzt: Die Argumentation ist kritisch, nur weil es dir nichts gibt, heisst das noch lange nicht, dass es niemandem anderem was gibt. Für mich war der Tigerkopf auch nix, aber für Krieger anscheinend schon. Du hast zwar weiter unten ausgeführt, was du eigentlich mit der Argumentation meinst, aber nur weil dir eine Botschaft in einem Werk zu simpel ist, heisst das noch lange nicht, dass es dafür keine Daseinsberechtigung gäbe. Demnach sollte die Antwort auf deine Frage lauten, dass DU dich in einem Thread über Fotorealismus über gar nichts unterhalten willst.
Nun hat Krieger allerdings davon geschrieben, daß es ihm auch um seine "eigenen" Projekte geht. Die können doch wohl nicht darin bestehen, Bilder herzustellen, die sich pubertierende Knaben über ihr Bett hängen, oder?
Welch herrliche Arroganz. Ich zeichne gerne Frauen mit dicken Möpsen.
sondern wenn wir Bilder malen, von denen wir glauben, daß sie gemalt werden müssen, weil sie wichtig sind, weil sie eine Botschaft enthalten, weil sie nicht nur ein Noppen auf dem Kunstfliesenbelag des medialen Kulturbetriebs sind, sondern weil sie uns am Herzen liegen!
Natürlich sind die Werke unserer entsafteten Selbstüberzeugung die wichtigsten in der Welt, weshalb wir auch alles Mögliche an Ehrgeiz reinstecken sie rauszudrücken. Aber nochmal: Unterstellst du Krieger, dass ihm der Tiger nicht am Herzen liegt, auch wenn er so etwas ähnliches behauptet? Dass sein Werk erstaunlich hohe Ähnlichkeit mit dem Diktat der glatten Oberfläche hat ist eine andere Sache.
Immerhin sagt selbst der Vollprofi und von vielen von uns hier wegen seiner Professionalität bewunderte digitaldecoy, daß er in einem Auftragsverhältnis nie alles geben kann.
Holla, die Waldfee. Was war denn das für ein Ausrutscher. Daniel ist aus meiner Sicht definitiv ein großes Kaliber und einige Sachen, die ich an ihm mag sind seine Bestimmtheit und die meistens ziemlich sauber platzierte Bescheidenheit. Allerdings sehe ich seine Aussage von einer ganz anderen Sichtweise: Es gibt massig Faktoren, die die Motivation beeinflussen, die man entwickelt um ein Werk zu erschaffen. Bei einigen sinkt sie mit einem Auftraggeber, bei anderen steigt sie mit der Menge an Geld, bei mir geht sie regelmäßig in astronomische Höhen, wenn ich Frauen damit beeindrucken kann. Letztendlich aber alles keine Aussage über den objektiven Wert, nur über den persönlichen.
Und daß es dieses Problem gibt, das denke ich mir doch nicht aus.
Dass es dieses Problem gibt, sicher. Und es haben auch ganz sicherlich ne Menge Leute. Aber nicht alle.

schindermichel
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Beitrag von schindermichel » 27. Jun 2008, 18:09

@chinasky: so genau hab ich das Künstlerstereotyp doch gar nicht beschrieben?
Siehst du, du bestätigst ein wenig meine Abneigung gegen die "Szene": Die "Szene" bzw. das was ein Aussenstehender davon wahrnimmt, bedient Eitelkeiten und Gewinnstreben. Diejenigen die es vielleicht wert wären wahrgenommen zu werden arbeiten im Stillen, und sind auf diese Weise eher den Insidern vorbehalten – Ich finde das etwas traurig da es mir wie gesagt verborgen bleibt und zweitens weil ich der Meinung bin das unsere Gesellschaft ruhig mehr Kunst (von Wert und Inhalt) vertragen könnte. (Ausserdem scheine ich Pech zu haben, immer wenn ich mir mal die Mühe mache und mich auf "Kunst" einlasse bin ich von der Banalität des Gebotenen überrascht.)

Aber solche Diskussionen sind oft müssig, am Ende streitet man immer über die Definition des Begriffs "Kunst" – wie schonmal gesagt, meinerseits alles sehr subjektiv argumentiert.

Deine Äusserungen zum Fotorealismus finde ich sehr interessant, da muss ich aber noch etwas grübeln...

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krieger
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Beitrag von krieger » 30. Jun 2008, 21:29

sehr interessante Denkansätze auf verschiedenen Seiten - klasse.
Da schreibt jemand über die Kunstszene und die wirklichen Künstler, die leider nie entdeckt werden, weil sie so gut sind. Oder nur, weil sie mono und nicht stereo sind ?
Da schreibt man über den Tiger (nicht mit ie) fast schon so wie über eine Wichsvorlage.
Da wird über Ästhetik und Geld lamentiert...
U.S.W.

Zum Tiger will ich noch sagen, daß er Teil einer umfangreichen Ausstellung war, in der Tierporträts wie eine Ahnengalerie aufgelistet und präsentiert wurden.
Dabei handelt es sich um den sibirischen Tiger.
Dazu kommen dann weitere auf der Liste der bedrohten Tierarten, die es nicht mehr lange geben wird.
Meine Intention war lediglich mit meinen technischen Mitteln die reine Schönheit und Einzigartigkeit dieser Tiere dazustellen und in Form einer Ahnengalerie auf diese Tatsache und Problematik aufmerksam zu machen.
Irgendwie einfach und gar nicht künstlerisch denkend, oder ?
Für mich schon.
Ja, so ein Teeny könnte den auch auf der Jeansjacke tragen oder noch besser, ein Freak auf der Motorhaube oder auf einer Titelseite ?

Braucht die Welt diese Erklärungen um ihre Schubladen zu öffnen ???
Ich fürchte leider ja !

Ich für meinen Teil bin da ziemlich 2-geteilt :

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