Hehe - war ja nur eine frage der Zeit bis dieser Thread hier auftaucht.
Und wieder die selben Argumente, vorgetragen von
(angeblichen) Hard-Linern,
die selbst kein einziges Raubkopiertes Musikstück besitzen und auch sonst jeden Künstler/Entwickler für seine Arbeit fair entlohnen.
Was sich - unabhängig vom Wahrheitsgehalt - leicht entlarven lässt. Schließlich betrachtet jeder diese Seite mit einem Browser.
Entweder IE, Opera, Safari (Freeware) oder Firefox (Open Source).
Und obwohl niemand hier für seinen Browser auch nur einen Cent gezahlt hat, können alle diese Seite sehen.
Aber bevor wir jetzt der Frage nachgehen, wovon die armen Browser-Hersteller denn bitte leben sollen,
gehen wir doch einfach mal die ganzen Argumente durch, die bei diesen Diskussionen immer heruntergebetet werden:
Das gegenwärtige Urheberrecht ist Urheber-Freundlich!
Nein, es ist genauergesagt Verwerter-Freundlich. Es basiert auf einem Rechtssystem, das für die Industrie (mit physischen Produkten) entwickelt wurde.
Das Recht ist daher auch explizit auf (Vertiebs-)Konzerne ausgelegt.
Der Urheber(Arbeiter) behält nur einige Urheber-Persönlichkeitsrechte (UrhG §§12,13,14).
Das sind so Kunstwerk-Schutz Klausen, dass die eigenen Werke nicht jemand anderem Angedichtet werden, das sie nicht gegen den Willen des Künstlers verwendet werden oder entstellt werden dürfen.
Übrigens wird auch ständig versucht diese wenigen Rechte einzuschränken oder auszuhöhlen - siehe Drehbuchautoren und andere.
Der Urheber tritt - so sieht es dieses Modell vor - die Verwertungsrechte (§§15,16,17,18,19,19a,20,20a,20b,21,22,23 und 24) exklusiv an einen Verwerter ab.
Das sind nun die eigentlichen Rechte, mit denen Geld zu machen.
Es ist also nicht nur Gesellschaftlich verbreitet sondern durchaus auch Gesetzlich so vorbereitet, dass der Schöpfer seine Rechte verkauft.
Oft für einen festen Betrag, manchmal für eine Gewinnbeteiligung, und manchmal kann er sogar nachträglich auf ein höheres Honorar klagen, wenn das Werk unerwartet Erfolgreich ist.
Meistens sieht die Realität nicht ganz so rosig aus:
Die Musiker beschweren sich schon seit Jahren über die unfairen Verteilungsmethoden der GEMA.
Videospiele-Entwickler/Concept Artists arbeiten oft (inoffiziell) unbezahlte Überstunden um ein Projekt zu beenden, bekommen diese aber auch dann nicht erstattet wenn das Spiel erfolgreich ist.
Und die Künstler hier? Wir sind doch schon froh, wenn wir unsere Auftrags/Firmen-Arbeiten hier in den Job-Thread stellen können.
Auf jeden Fall hat wohl keiner noch Hoffnung, sein Gehalt positiv beeinflussen zu können, wenn er wie die Henne auf seinen Bildern sitzt.
Aber es zwingt doch niemand die Künstler ihre Verwertungsrechte zu verkaufen - Reformen sind nicht nötig!
Nur Teils Richtig - wer in einer Firma arbeitet wird es schwer haben, etwas von seiner Kreativen Leistung für sich selbst zu behalten.
Wenn ihr ein Projekt nebenher macht, dann müsst ihr Beweisen, dass ihr keine Firmen-Ressourcen (Arbeitszeit, Hardware, Weiterbildung) dazu verwendet habt. Das ist für gewöhnlich schwierig - meist verlieren die Schöpfer ihre Hobby-Projekte vor Gericht an ihren Arbeitgeber.
Und die Arbeit, die ihr in die Firmen-Projekte gesteckt habt, gehört sowieso nicht euch. Der Erfolg des Projekts auch nicht. Nehmt euer Gehalt, und seid froh um euren Job.
Aber auch die Freischaffenden haben es schwer - als Künstler ohne Vertrag kann man seine Musik zwar über die eigene Homepage vertreiben, aber ins Radio kommen wird sie wohl nie. Damit gibt's auch keine Werbung, keine GEMA-Ausschüttung, keine Weiterverkäufe der Lizenz.
Das ist jetzt der Zeitpunkt an dem man sich fragt, wie denn diese "Hits" zustande kommen. Lösung: Plattenfirmen und Radiosender entscheiden was ein Hit wird - und behypen es dann ausgiebig.
Das könnte man schon irgendwie als Monopolismus auffassen: der Markt wird mit den Mainstream-Produkten überschwemmt und Unabhängige Schöpfer werden aktiv ausgegrenzt.
Das Musik-Business ist da noch Harmlos. Microsoft versucht seit Jahren aktiv Linux vom Endkunden fern zu halten. Wann immer ein Hersteller versucht seine Rechner mit Linux zu verkaufen (siehe Netbooks) kommt Microsoft mit einem dumping Preis und mysteriösen Verhandlungen, und plötzlich ist wieder Windows drauf.
Und ernsthaft: habt ihr schon mal ein Bild von eurer Homepage aus verkauft?
Qualität kostet eben Geld - wenn nichts für Urheberrechte gezahlt wird, dann geht die Kultur/Qualität kaputt.
Das gilt eigentlich nur für materielle Produkte. Da bei Ideen/Informationen/Kulturgütern HERSTELLUNGSKOSTEN tendenziell unter 1€ betragen, wird das Argument dünn.
Das die ENTWICKLUNGSKOSTEN oft hoch sind geht nicht zwangsläufig mit der Qualität oder dem Urheberrecht einher.
Im Gegenteil: oft sind gerade die großen, teuren Projekte wenig innovativ und qualitativ Fragwürdig. Ich würde jetzt Beispiele nennen, aber erstens kennt ihr selbst genug, zweitens müsste ich mich dann mit den Fans herumprügeln
)
Mal unter uns: warum stellen hier so viele ihre Bilder kostenlos ins Forum? KOSTENLOS! Das müsste doch dann der Abschaum der Malerei sein, oder?
Aber die Sache sieht eben so aus, dass kein Künstler seinen Beruf ergreift, weil er möglichst viel verdienen möchte.
Und keiner kann von sich behaupten jetzt für das doppelte Gehalt plötzlich doppelt so gut malen zu können.
Jeder der von sich selbst behauptet Geschmack zu haben, will angeblich auch nur Independent Musik hören, Indie-Games viel besser finden und die kleinen Film-Produktionen für qualitativ hochwertiger halten als den Hollywood Rotz.
Mainstream ist doch mittlerweile schon zum synonym für schlechte Qualität geworden.
Entwicklung muss bezahlt werden, sonst entwickelt keiner weiter und wir kommen nicht voran.
Dass das Schützen und Verteidigen eigener Leistungen die Entwicklung anheizen soll ist schon ziemlich absurd.
JEDER Schöpfer baut auf TAUSENDEN und ABERTAUSENDEN Entwicklungen auf, die ihm Vorausgegangen sind. Müsste er für jede Bezahlen, dann könnte er sich gar keine Entwicklung leisten.
Bands erfinden ihre Instrumente nicht, sie erfinden Rock nicht, und auch die ganzen Akkorde gibt es schon. Im Gegenteil verwenden sie Samples und imitieren im Retro-Stil Bands der 80er. Sie schaffen etwas neues, in dem sie klauen.
Auch die ganzen Orks und Elfen und Monster in unseren Bildern erfinden wir nicht. Nein, wir klauen jede Inspiration, die wir kriegen können. Jede neue Idee wird sofort analysiert, kommentiert, weiterverarbeitet.
Und von der Softwareentwicklung will ich gar nicht erst reden - was Patente dieser Industrie antun ist jenseits von Gut und Böse. Da könnte ich mich Stundenlang auslassen.
OpenAccess ist ein Verbund der überhaupt erst deswegen Geschaffen wurde, weil das Urheberrecht die Forschung behindert. Ist nicht so toll wenn man alles zehnmal erfinden muss, weil irgendein Verlag auf den Publikationsrechten sitzt.
Die Wahrheit ist: mit einem liberaleren Urheberrecht ginge jedwede Entwicklung deutlich SCHNELLER, weil man auf die Arbeit anderer Aufbauen könnte.
Das dann nichts mehr in Forschung und Entwicklung investiert wird ist absurd: aus Angst nicht mehr schneller als die Anderen sein bleiben alle stehen? Glaub ich nicht.
Raubkopien sind schuld an steigenden Preisen.
Ich finde es Lustig, das dieser immer wieder auftaucht. Oder traurig. Zeigt ein schlechtes Bildungsniveau.
Jeder lernt in der Schule, das Preispolitik darauf abzielt ein Produkt an möglichst viele Kunden zu einem möglichst hohen Preis zu verkaufen. Wie hoch oder niedrig dieser optimale Preis ist hängt davon ab, wie viel die Leute bereit sind zu zahlen.
Würde jetzt ein Hersteller - sauer über die vielen Raubkopierer - seinen Preis erhöhen, würde er von seinem optimal-Preis heruntergehen... und damit noch weniger verdienen.
Deswegen tun sie's auch nicht. Sie verwenden das nur als Ausrede für steigende Preise.
Den Beweis liefern Länder in Süd-Ost-Asien, in denen wirklich viele Raubkopien existieren. Der Logik nach müssten sie hier ja dann unbezahlbar teuer sein (...weshalb sie dann auch keiner Kaufen würde.)
Das Gegenteil ist der Fall: die Preise sind sehr niedrig, um mit den billigen Raubkopien konkurrieren zu können.
Wir sehen also: Raubkopien machen die Produkte (wenn überhaupt) nur billiger.
Wieso sollte privates Herunterladen von MP3s überhaupt legal sein?
Die Hits von Heute werden mir jeden Tag durch mein Wohnzimmer gejagt. Ich bekomme die Radiowellen obwohl ich sie nicht bestellt habe.
Ich kann sie Empfangen. Ich kann die Lieder hören. Ich kann sie aufzeichnen und immer wieder hören.
Aber wenn ich sie aus dem Netz ziehe sind sie illegal? Obwohl mein Computer doch als "neuartiges Rundfunkgerät" als Radio anzumelden ist?
Find' ich merkwürdig.
Open Source ist schlechter als proprietäre Software! Daran sieht man: es funktioniert einfach nicht!
Meist heißt das Argument: "Photoshop ist toller als Gimp" oder "Linux ist scheiße".
Das hängt zum Teil mit Vorurteilen zusammen, zum Teil mit der Umgewöhnung.
(Überraschung: den Krieg "dein XYZ ist so scheiße" gibt's auch unter Proprietärer Software)
Den meisten Menschen ist einfach nicht klar, wie viel Open Source Software sie selbst verwenden und wo.
Es herrsch immer noch der Eindruck, dass das eben Hobby-Projekte seien, die keine Qualitätsansprüche hätten.
Und dann bricht den Mac-Nutzern der Boden unter den Füssen weg, wenn man ihnen aufzeigt, wie viel von MacOS eigentlich FreeBSD ist.
Jaa, auch die proprietären Entwickler können richtige Piraten sein - die haben einfach ein bestehendes OpenSource Betriebssystem genommen, eine eigene Oberfläche dafür geschrieben, ein paar Programme und schon hatten sie das ach so tolle MacOS.
Und welcher Internet-Verständige Mensch glaubt noch fest-fest-fest daran, dass der Firefox schlechter ist, als der Internet Explorer? (Outlook Express ist auch ein super Programm, oder?)
Das DigitalArtForum läuft auf SUSE-Linux und verwendet Apache. Muss ja Schrott sein.
Es ließen sich durchaus noch mehr beispiele finden, aber das geht auch langsam am Thema vorbei.
Der eigentliche Punkt ist:
Open Source hat bewiesen, dass auch alternative Konzepte erfolgreich sein können und eine gute Qualität liefern.
Wenn ihr persönlich Gimp und Blender nicht mögt ist das eure Sache - das hat nichts mit Open Source an sich zu tun. Macht solche Short Films wie Elephants Dream oder Big Buck Bunny und behauptet DANN, dass die Programme nicht gut genug für eure Fähigkeiten sind.
Im Gegenteil könnte man eigentlich viel besser behaupten, dass erst Open Source Software wie Firefox Mircosoft dazu gezwungen hat, einen besseren IE zu entwickeln.
Wenn ich einen Song/Film/Game kaufe, dann gehört es mir.
Ideologisch: ja. Nach geltendem Recht: nein.
Zwar darf man offiziell Privatkopien machen (eine CD fürs Auto, eine für die Stereo-Anlage, MP3s für den Rechner...) und diese beliebig oft und lange konsumieren, aber die Realität sieht anders aus.
DRM und Kopierschutz heißt das Zauberwort. Man muss die CD fürs Auto extra zahlen, und auch die MP3s einzeln kaufen.
Gut- bei Musik hat sich der Spuk erstmal gelegt. Bei Filmen und Games kommt er gerade erst so richtig in Fahrt.
Keine BluRay Disc und HD-DVD ohne Kopierschutz. Besonders bitter für die Leute, die auf HD-DVD gesetzt haben: schon in wenigen Jahren können sie die Filme alle wegschmeißen. Aber auch die BluRay-Disc wird's nicht ewig geben.
Und PC-Games sind gerade die absoluten Spitzenreiter: durch Online-Aktivierung bestimmen sie nicht nur auf wie vielen PCs die Spiele jemals laufen dürfen (egal ob sie alle euch gehören), sie verhindern auch den Weiterverkauf und Retro-Gaming in der Zukunft.
Wenn dir nicht passt, dann kauf halt nicht bei denen! Zwingt dich ja keiner!
Tja, dass ist immer die schwierige Situation, wenn man erklären muss, warum Kultur-Güter mehr sind als nur "ein Produkt".
Vielleicht sollte man einfach eine andere Betrachtungsweise für dieses Thema gewinnen als "den Markt"...
Eine ähnlich schwierig klare Argumentation hatten wir schon mal in der industriellen Revolution. Der Fabrikherr brauchte Arbeiter, die Arbeiter brauchten Arbeit. Die Arbeit war grauenhaft und schlecht Bezahlt.
"Wenns euch nicht passt, dann arbeitet halt nicht für uns", sagten die Industriellen. Und sie hatten recht.
Warum hätten sie mehr bezahlen sollen? Warum sollten sie einen kranken oder alten Arbeiter weiter bezahlen, wenn er nicht mehr arbeiten konnte. Sie kannten den Vertrag, sie haben zugestimmt.
Überhaupt: warum sollten die Arbeiter am Erfolg der Fabrik beteiligt werden? Sie haben doch ihr Gehalt bekommen!
Aber so einfach ist die Sache dann eben doch nicht - die Arbeiter haben die Fabrik aufgebaut, ihr zum Erfolg verholfen. Und sie haben ein Recht darauf-
Und auch heute habt ihr ein Recht auf eure Kultur.
EURE Kultur!
Das ist kein Industrie-Gut, keine Semmel die wir gegessen und ausgeschissen haben.
Das sind WIR! Diese Klassiker - Songs, Games, Bücher, Bilder, das ist unsere Jugend, unsere Identität!
Die sind überhaupt erst erfolgreich gewesen, weil wir sie so geliebt haben, von ihnen so inspiriert waren.
Und die ihrerseits waren doch inspiriert von genau derselben Kultur (oder anderen).
Die haben selbst geklaut. Die haben unser Lebensgefühl, unsere Kultur geklaut und in neue Werke gegossen. Und deswegen haben wir diese Werke auch so geliebt.
Das gehört keinem Unternehmen, das gehört alles uns! Selbst wenn wir wollten könnten wir unser Gehirn doch niemals dazu bringen, diese Dinge zu löschen.
Und wir HABEN ein Recht auf unsere Kultur.
Ich will jetzt nicht die "macht kaputt was euch kaputt macht" Ideologie heraus holen.
Aber ich fordere von keinem, dass er dieses Spiel weiter mitmacht.
Wir könnten alle sehr viel Glücklicher werden, wenn wir ein etwas faireres Urheberrecht hätten.