Eigentlich war ich mit Kaktuswassers Antwort ja schon zufrieden und dann BÄÄM, sone geile ausführliche Zusammenfassung. Vielen Dank nochmal dafür, freu mich auch auf noch mehr Entwürfe von dirSchuck hat geschrieben:Womit wir zu meiner kleinen Siebdruckwerkstatt kommen, die ich mir gerade eingerichtet habe.
Hab schon länger mit der Idee gespielt sowas zu machen um endlich unabhängig von der Textil- und Modemafia zu werden und mir günstig meine eigenen Motive zu drucken.
Bin dann auf diese sehr gute Anleitung gestoßen und hab kurz später auch recht günstig zwei Siebe bei eBay erstanden.
Baustrahler, Glasplatte, Hochdruckreiniger und einen geeigneten Raum hatte ich zum Glück auch, ideale Vorraussetzungen also für eine eigene kleine Siebdruckwerkstatt.
Gekauft werden musste insgesamt:
2 Siebe 40x60cm, 34T (Fäden/cm)=2x15=30€ von ebay
Entfetter, Entschichter, Siebreiniger und Textildruckfarbe von Siebdruck Gröner, gesamt 100€
Rotlichlampe ~8€ vom Obi
Sperrholzplatten und ein Stück Rohr, auch Obi 15€ (optional)
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Macht unterm Strich etwa 150€, eine nicht ganz billige Investition, die sich aber lohnt, vor allem da nur die Anfangskosten so hoch sind.
Als allererstes braucht man zu den Sieben einen Rakel, da ich es nicht einsehe für ein Stück Gummi mit Holzgriff teures Geld auszugeben hab ich mir zwei Rakel aus einem Kantholz, etwas dünnem Pressholz, ein paar Schrauben und einem Rest PVC Fußboden selbstgebaut.
Wenn das erledigt ist geht es daran, den Sieb vorzubereiten. D.h. die alte Beschichtung muss runter. Erst den Entschichter einwirken lassen, dann den Sieb ordentlich abkärchern. Anschließend das ganze nochmal mit Siebreiniger um auch die letzten Reste Farbe und Kopierschicht zu entfernen.
Danach sollte der Sieb aussehen wie neu, d.h. es sollte keine alte Kopierschicht und auch kein Geisterbild des alten Motivs mehr zu sehen sein.
Danach den Sieb getrockneten Sieb mit Entfetter einreiben, einwirken lassen und mit einem Schwamm unter fließendem Wasser auswaschen. Ich hab erst überlegt mir das Geld für die Entfettungslösung zu sparen, aber angeblich braucht man diesen Schritt, dass die neue Kopierschicht perfekt hält.
Den so vorbereiteten Sieb lässt man dann trocknen und mischt schonmal die neue Kopierschicht an, die aus einer Emulsion (zähflüßig) und einem Aktivierstoff (Pulver) besteht. Da die Kopierschicht lichtempfindlich ist muss dieser Schritt und Rotlicht geschehen.
Nachdem der Sieb getrocknet ist und die Emulsion ein paar Stunden geruht hat, verteilt man diese mit dem Rakel beidseitig (nicht zu dünn und nicht zu dück) auf dem Sieb, wie in der verlinkten Anleitung beschrieben. Danach darf der Sieb mit Kopierschicht über Nacht ruhen und antrocknen.
Am nächsten Tag geht es ans Belichten des Siebes. Hierzu druckt man das Motiv zweimal mit dem Tintenstrahldrucker auf Folie und klebt beide Folien deckungsgleich übereinander.
Die Folie kommt dann seitenrichtig auf eine Glasplatte, darauf der Sieb und auf den Sieb eine Holzplatte, die man großzügig beschwert, dass der Sieb möglichst gut auf dem Glas aufliegt und von oben kein Streulicht an die Beschichtung kommt.
Belichtet wird der Sieb von unten mit Hilfe des Baustrahlers (min. 500Watt) im Abstand von etwa einem halben Meter. Hierzu reicht mir eine einfache Vorrichtung aus zwei Holzböcken und der Glasplatte eines Bilderrahmens.
Auf dem gestellten Foto fehlt natürlich die Holzplatte und Beschwerung auf dem Sieb.
Wenn der Sieb lange genug (ich hab mit 45min gute Erfahrungen gemacht) belichtet ist wird er unter Rotlicht vorsichtig mit dem Kärcher gereinigt. Vorsichtig deshalb, weil man nicht aus zu kurzer Distanz auf den Sieb draufhalten darf, da sonst die Kopierschicht aufreißen kann. Um feine Details freizulegen kann man diese auch vorsichtig mit einem Schwämmchen abreiben.
Am Ende sollte er in etwa so aussehen:
Also eine schöne durchgehende Schicht haben, wobei das Motiv sauber ausgewaschen wurde ohne dass die Ränder aufreißen usw. Motive die gerade nicht gedruckt werden sowieso Löcher in der Kopierschichten werden von oben und unten mit Klebeband maskiert.
Wenn der Sieb fertig vorbereitet ist geht es an den eigentlichen Druckvorgang.
Hierfür hab ich mir aus Sperrholz eine Unterdruckkiste in der gleichen Größe wie die beiden Siebe gebaut. So eine Kiste braucht man vielleicht nicht umbedingt, aber sie ist sicher nützlich um das Shirt unter dem Sieb plan zu halten, bzw. um zu verhindern, dass der Stoff beim Anheben des Siebes daran hängen bleibt.
Die Kiste ist aus Sperrholz zusammengeschraubt, wobei die Kanten mit Fugensilikon und Panzertape abgedichtet wurden. Auf der Oberseite sind im Abstand von 3cm kleine Löcher gebohrt durch die das T-Shirt dann angesaugt wird.
An die Kiste wird über ein kurzes Stück Rohr ein Industriestaubsauger angeschlossen, der einen Unterdruck erzeugt um das Shirt anzusaugen.
Ins Innere des T-Shirts kommt ein Stück Pappe, dass der Stoff besser angesaugt wird und es die Farbe beim Druck nicht auf die Rückseite durchdrückt.
Danach wird der Sieb auf dem Shirt fixiert und das Motiv (ohne Druck!) mit Farbe bestrichen, d.h. der durchlässige Teil des Siebs wird mit Farbe gefüllt. In der verlinkten Anleitung machen sie das nicht, aber ich hab die Erfahrung gemacht, dass es sich so besser druckt.
Im Idealfall hat man einen Helfer, der den Sieb festhält, wenn man alleine ist tut es auch eine Schraubzwinge.
Nachdem das Motiv gefüllt ist gibt man zusätzlich noch etwas Farbe darauf und zieht einmal fest und schnell mit dem Rakel darüber.
Die Betonung liegt auf einmal und fest. Dies ist der schwierigste Schritt, da sowohl zu viel wie zu wenig Druck und Farbe zu ungewünschten Ergebnissen führen.
Hier war zu wenig Farbe/Druck im Spiel, das Motiv wurde nicht vollständig gedruckt.
Hier war, wie man sieht, das Gegenteil der Farbe. Zu viel Druck, viel zu viel Farbe und auch noch mehrmals mit dem Rakel drüber gezogen. Naja als Putzlumpen taugt es noch.
Danach Vorsichtig den Sieb anheben und hoffen, dass der Druck etwas geworden ist.
So wie der hier:
Dann gleich den Sieb mit dem Schwamm und viel Wasser auswaschen, da sonst die Farbe im Gewebe eintrocknet.
Anschließen darf das Shirt noch für ein paar Minuten bei 160°C in den Ofen, da ich heißfixierende Farbe verwende.
Vor dem ersten Waschen trotzdem, wie in der Anleitung beschrieben, nochmal drüberbügeln, dass das Motiv auch gut auf dem Stoff bleibt.
Hier noch ein Bild von meinem kleinen Siebdruckraum und einem fertigen Shirt mit Front- und Backprint und Nahaufname.
Fazit:
An sich ist es kein Ding der Unmöglichkeit auch mit einfachen Mitteln T-Shirts qualitativ ordentlich zu bedrucken. Allerdings braucht man etwas Erfahrung und Fingerspitzengefühl bei den einzelnen Schritten.
Ich hab am Anfang auch einige Fehlschläge hinnehmen müssen, bis die Drucke einigermaßen was wurden.
Auch darf man vor den Recht hohen Anfangsinvestitionen nicht zurückschrecken, die Chemikalien und Farbe für die 100€ reicht bestimmt für 20 Shirts, wenn nicht sogar mehr.
Wenn man bedenkt, dass man einfarbige T-Shirts für 5€ oder weniger bekommt spart man auf Dauer noch mehr als genug Geld. Und man hat Shirts die sonst niemand hat mit eigenen Motiven.
Alles in allem ne Super Sache, wenn man Bereit ist ein bisschen was an Zeit, Geld und Geduld zu investieren.
mfg,
Schuck
edit: Die muss natürlich auch auf Seite 3 : P