@Dominic:
@MrInk: Was Du schreibst über Anatomie und Konstruktion vs. schöne Zeichnung hat mich dazu gebracht, darüber nachzudenken, wie ich in den bisher zwei Kursstunden vorgegangen bin.
Ich denke, ich übertrage zur Zeit noch vorrangig die gesehenen Konturen und Formen (pos/neg) auf das Papier, weil ich die Formen noch nicht so gut kenne, also noch nicht so gut weiß, wie ein Bein aussieht, wenn es z.B. angezogen ist und von vorne betrachtet wird. Dabei habe ich aber viele AHA-Erlebnisse. Zum Beispiel fallen mir eigene Probleme auf, mich auf die wichtigen Konturen zu konzentrieren. Daran merke ich dann, dass ich das Volumen an der Stelle noch nicht einschätzen kann und mich in weniger wichtigen Feinheiten flüchte. Ich merke aber auch, wie ich eigene Erwartungen an Formen überprüfe. Z.B. zeichne ich gerade einen Rücken, eine Partie, die ich erst ein paar male gezeichnet habe und erkenne Formen, Anordnungen, Muskelpartien wieder und fange an, mir diese Einzuprägen. Noch spannender wird es dann für mich, wenn ich die gleiche Rückenpartie wiederfinde, allerdings in einer ganz anderen Pose, und dann vergleichen kann, wie sich die Volumen mit der Pose verändern. Bei noch ungewohnten Perspektiven fällt es mir dementsprechend am schwersten, die richtige Kontur zu finden und sie dem bekannten zuzuordnen, also bereits bekannte Volumen wiederzuerkennen.
Mit der Zeit werde ich sicherer und kann die Figur gezielter abstrahieren und in einen Anatomiebaukasten verwandeln, der dann beim freien zeichnen zum Einsatz kommt.
Die Zeichnung hilft mir einfach zur Zeit, weil sie mich zwingt, genau hinzugucken, und nur dabei fällt mir auf, wo ich noch Verständnissprobleme habe.
Auf Helligkeitswerte verzichte ich zur Zeit komplett (meistens). Wenn ich schraffiere, dann ist die Schraffur eher als weiche Konturlinie zu verstehen.
Von dem linearen Zeichnen ohne abzusetzen bin ich ja ein ganzes Stück entfernt und mir geht es auch wie dir, MrInk, vorrangig ums verstehen. Ich sehe die Zeichnung einfach als Hilfsmittel. Das was ich dabei lerne, möchte ich mit vielen Materialien und Medien wiedergeben können, egal ob Stift oder Pinsel.
Ich könnte mir Vorstellen, dass Eure Proffesorin das Zeichnen mit dem Fineliner weniger als guten Stil betrachtet, sondern eher als gute Methode, den Zeichner zu klaren Linien und damit klaren Statements zu zwingen, in der Hoffnung, dass sie ihn damit auch zum genauen Hingucken und damit zum Verstehen zwingt.