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von JanSOLO » 18. Feb 2012, 11:29
Manöverkritik...
Mein Kommentar zu diesen thread...
Meiner Meinung nach gehört dieser thread nicht in das „best of daf“ sondern wohl eher in „best of Erleichterung“. Ich halte den thread inhaltlich nicht für so wertvoll, dass er als Vorbild für Anfänger dienen sollte. Das hat mehrere Gründe.
Zum Einen das Geeier beim Erstellen des Entwurfes. Es ist ja nicht verkehrt viele Entwürfe zu machen. Aber Gammarus_Pulex hat klare Vorstellungen am Anfang geäußert, was Inhalt des Bildes sein soll, aber am Ende kommt etwas völlig anderes raus. Drei Wochen lang hat sich das hingezogen, bis er überhaupt sicher sein konnte, dass er daran arbeiten kann. Und dann bestand dieser fertige Entwurf nur aus einen Standard-Motiv der Fantasy-Illustration, den er irgendwo schon einmal gesehen hat, aber der nichts mit seiner ursprünglichen Idee zu tun hat. Das ist ja nicht verkehrt so ein Motiv zu wählen, aber wenn dieser thread wirklich ins „best of daf“ gehören soll, dann sollte das fertige Konzept auch der Anfangsidee nahe kommen. Es ist ja auch kein vorbildlicher Gemüseeinkauf, wenn man statt mit Gemüse mit einen Auto nach Hause kommt.
An dieser Stelle lese ich dann auch die Erleichterung zum ersten Mal zwischen den Zeilen der Kommentatoren. Ich habe das Gefühl, da steht: „Nimm endlich das einfache Motive, bevor du dich mit deinen ganzen Ideen von Wasserfall, Sumpf, Dschungel und Stein mit Schrift verworschtelst!“.
Unter dem Zeitdruck mag das vielleicht richtig sein, aber es bleibt trotzdem nur eine Notlösung.
Diese Erleichterung kann ich auch nach den 6 Wochen herauslesen, nachdem das Bild endlich erwartungsvoll als fertig erklärt wurde. In den 3 Wochen in denen das Bild aber entstand, kann ich aber keine „Top Entwicklung“, wie Backslapper schrieb, feststellen. Das Bild ist vorangekommen, aber nur so, wie ich es Gammarus_Pulex von Anfang an zugetraut habe. Meiner Meinung nach, hat er seine malerischen Qualitäten nicht wirklich verbessern können. Ihn wurden vielleicht paar Effekte gezeigt, aber macht trotzdem noch entscheidende Fehler, die ich keinen beibringen würde, der Malen lernen will. Ich kann mir schon denken, dass es gut war diese Fehler nicht anzusprechen, denn es hätte ihn noch mehr in Zeitverzug gebracht. Aber die Malweise ist so ineffektiv, dass das aus meiner Sicht keine Empfehlung für das „best of daf“ ist.
Und nun zu den künstlerischen Aspekten...
Soweit ich das überblicken kann, war FastArt der Einzige, der versucht hat das Bild nach dem „Notlösungskonzept“ noch in eine bessere Richtung zu lenken. (Siehe das OP auf Seite 4)
Die bessere Richtung besteht ja darin, die Aufmerksamkeit von dem gemalten „Bilderrahmen“
wegzunehmen und der Tiefe des Bildes mehr Sinn zu geben. Das Endergebnis hat leider einen rahmenden Vordergrund, der viel zu viel Aufmerksamkeit bekommt und auch beim Malen bekommen hat. Und den Hintergrund hat man wieder nur mit einer Notlösung versucht zu kaschieren, in dem man den Tipp gab mit ein weiches Gegenlicht das Ganze zu überblenden. Diese Strategie hat man auch bei den ersten 3D-Grafikkarten eingesetzt. Diese hat man „Nebelwerfer“ genannt, weil diese mit Nebel die noch damals schlechten Darstellungsqualitäten der Entfernung überdeckt haben. Daniel sein Bild weist da viel mehr Erfahrung zum gleichen Bildmotiv auf. Ist ja auch logisch. Seine zwei Figuren haben etwas zum Gucken und der Bildbetrachter darf mit schauen.
Gut aber an dieser gelben Gegenlicht-Taktik bei Gammarus_Pulex ist, dass es das Bild in der Farbharmonie rettet. Es ist ja zweifellos ein gelbes Bild geworden. Bilder mit einer Färbung kommen immer gut an, weil die dekorative Wirkung dominant ist. Er hätte sich wohl auch verzettelt, wenn er so viele Farben eingesetzt hätte wie Daniel. Das ist eben eine einfache Lösung.
Aber nun zum Malerischen...
Auf keinen Fall zu Empfehlen finde ich die Vorgehensweise beim Malen.
Ich halte absolut nichts davon jede Ebene einzeln (zeitlich und räumlich) zu bearbeiten. Auch sollte man nicht mit dem Vordergrund anfangen. Ich halte zwar auch nichts davon mit dem Hintergrund zu beginnen (Das lernt man übrigens in der Schule so, weil man da überwiegend mit Wasserfarben malt), aber es ist nicht so schlimm als wenn man mit dem Vordergrund beginnt. Das Problem ist, wenn man mit dem Vordergrund beginnt, dass dieser zwangsläufig auch die Aufmerksamkeit im Bild später bekommt. Ideal ist es, wenn man ein Bild in allen Tiefen gleichzeitig plant und malt. Man malt überall gleichzeitig herum und vom Groben ins Detail. So kann man in der groben Phase Fehler feststellen und diese korrigieren. Grobe Gebilde lassen sich viel leichter und vor allem schmerzfreier korrigieren als fertig ausgerenderte detaillierte Objekte. Das ist z.B. nur ein Garant für ein erfolgreiches Bild. Des Weiteren hat diese Einzel-Ebenen-Malweise noch einen weiteren Nachteil besonders für Anfänger: Man malt von Tag zu Tag zu unterschiedlich als unerfahrener Künstler. Das kann man manchmal auch in den Bildern erkennen.
Noch ein Nachteil ist die Zeit, die man für diese Malweise braucht. Hat man eine Ebene detailiert anfangen, so muss man auch die anderen Eben gleichermaßen behandeln. Da kann man in Zeitschwierigkeiten kommen. (Wenn man dagegen von grob zu detailliert malt, dann kann man jederzeit aufhören und das Bild für fertig erklären oder bis ins kleinste Detail ausrendern.) Wenn man dagegen die Ebenen einzeln malt, ist man bei seiner ersten Ebenen noch hoch motiviert und gibt sich mit den Details enorm viel Mühe, aber mit der Zeit nervt es nur noch und die Details werden immer spartanischer. Ich glaube, das ist auch in Gammarus_Pulex Bild der Fall, aber nicht so extrem.
Noch ein Nachteil ist die optische Wirkung. Oft erkennt man, dass die Eben unabhängig voneinander gemalt wurden. Da fehlt oft die Verbindung des Vordergrund mit dem Hintergrund... farblich, stilistisch manchmal auch inhaltlich. Ebenen können auch flach statt räumlich wirken, wenn sie falsch bearbeitet wurden. Auf jeden Fall ist diese Malweise nicht zu empfehlen.
Was auch nicht optimal ist, ist erst eine übelst detaillierte Silhouette malen und diese später nochmals mit Details zu übermalen. Das ist Zeitverschwendung.
Die Details im Bild muss ich auch noch ansprechen: Auf Seite 4 des threads findet man eine Detailansicht der Bären. Rechts daneben sind Felsen des Hintergrunds. Zwischen diesen Felsen findet man zierliche kleine Pflänzchen, die nicht einmal so groß sind wie viele Pinselstriche des
Vordergrundes. Das finde ich furchtbar. Und da hat Gammarus_Pulex Zeit ohne Ende für diese Brimborium verschwendet. Es ist schon optisch ansprechender, wenn man für das gesamte Bild Pinselstriche mit in etwa gleicher Auflösung verwendet. Daher muss man auch jeden Anfänger empfehlen: „Finger Weg von Texturbrushes!“, denn die optische Auflösung der Texturen wird oft nicht der gemalten Details gerecht. Das sieht oft eher furchtbar aus. Und noch ein wichtiger Punkt ist die Silhouette. Das Auge liest mehr aus der Silhouette als aus den Texturen der Objekte. Deshalb wäre es sinnvoll, wenn die Details der Silhouette mindestens auch den Details der Textur entsprechen würden. Das ist bei Gammarus_Pulex Bild teilweise im Mittelgrund und teilweise im Vordergrund nicht der Fall. Gut sind z.B. die Silhouetten der Hängepflanzen. Schlecht sind eher manche Stellen der Wurzel, des Tales und manche Stellen von Fels. Das sind aber wirklich nur Kleinigkeiten in diesen Bild.
Gesamtbewertung: Das Bild entspricht in Etwa dem, was ich von Gammarus_Pulex erwartet habe.
Ich finde es gut, dass er dieses einfachere Motiv bearbeitet hat, auch wenn ich dieses als Notlösung bezeichnet habe. Für seine eigentlichen Ideen hätte er mehr Zeit oder Erfahrung gebraucht. Mit einigen Tips ist das Bild ansehnlich geworden. Den Bildsinn halte ich trotzdem für nicht ausgereift. Ich meine; Da haben wir zwei Bären die einen Ausblick genießen, den der Bildbetrachter nicht hat. Wir haben da eine eher unleserliche Strophe, die auf der Seite steht, so dass man den Kopf verdrehen muss. Und da fehlt auch der inhaltliche Zusammenhang zwischen den Bären und der Strophe. Keine Ahnung, was das Sixpack soll? Die türkis-glühende Pflanze ist auch irgendwie fehl am Platz. Den Tipp hätte er beherzigen sollen. Ich kann mich übrigens erinnern, dass ich auch mal in dieser Phase von Gammarus_Pulex war. Und ich habe auch mal solche selbstleuchtenden Pflanzen in der Ecke gemalt. Damals fand ich das cool, aber mir fehlte die Erfahrung, die ich heute habe. Ich hatte auch in solchen Ebenen gemalt und nun finde ich es nun ineffektiv. Und es ist auch so. Deshalb gibt es auch keine Empfehlung von mir diesen thread in „best of daf“ aufzunehmen. Gleichzeitig bestand der Krampf bei diesen Projekt darin, dass er fertig wird und nicht, dass er besser wird. Dass er besser geworden ist, dafür gibt es keine Beweise. Nachdem er die Vordergrund-Ebene angefangen hat, hat man schon gesehen, dass es nur noch darum geht, dass er das Bild fertig malt.
Im Grunde ist das erstmal ein Bild worauf er mächtig stolz sein kann, vor allem weil es fertig geworden ist. Aber das besser Malen-Lernen geht erst nach diesen Bild los. Er sollte vor allem begreifen, wie er das „Rumgeeier“ in der Planungsphase vermeiden kann und wie er effektiver malen kann. Wenn er das hat, kann er auch weit schwierigere Motive wählen z.B. mit anspruchsvollerer Perspektive, Anatomie, Licht und Farbkontrasten.